Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → KLIMA


FORSCHUNG/815: Nordpol im Sommer bald ohne Eis (idw)


Universität Hamburg - 21.04.2020

Nordpol im Sommer bald ohne Eis


Der Arktische Ozean wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor 2050 in manchen Sommern eisfrei sein, mit schwerwiegenden Folgen für die Natur. In wie vielen Jahren dies passiert, hängt entscheidend vom Klimaschutz ab. Das zeigt eine internationale Studie, die Prof. Dr. Dirk Notz von der Universität Hamburg koordinierte und an der 21 Institute beteiligt waren.


Zwei Eisbären auf arktischem Meereis - Foto: © Dirk Notz

Foto: © Dirk Notz

Das Forschungsteam hat aktuelle Ergebnisse von 40 verschiedenen Klimamodellen analysiert. Mit diesen Modellen wurden Simulationen durchgeführt, die von wenig Klimaschutz und ungebremsten Kohlendioxid-Emissionen in der Zukunft ausgehen. Wie erwartet, zeigen diese Simulationen einen beschleunigten Verlust von Meereis im Sommer. Doch laut Studie verschwindet das Meereis auch, wenn der CO2-Ausstoß in Zukunft rasch reduziert wird.


Zwei Personen, umgeben von Eis - Foto: © Dirk Notz

Forschung im Arktiseis
Foto: © Dirk Notz

"Wenn wir die Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer wieder einmal weitestgehend abschmelzen. Das hat uns überrascht", sagt Leitautor Prof. Dr. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg.


Weltkarte, Arktisregion im Zentrum - Grafik: © Dirk Notz

Meereisfläche zum Ende des Arktischen Sommers im September 1979
Grafik: © Dirk Notz

Zurzeit ist der Nordpol das ganze Jahr über von Meereis bedeckt. Jeden Sommer schrumpft die Eisfläche, im Winter wächst sie wieder an. Im Zuge der globalen Erderwärmung hat das Meereis in den letzten Jahrzehnten bereits rapide an Fläche verloren. Für die Natur sind die Folgen problematisch: Die Meereisdecke ist Jagdrevier und unverzichtbarer Lebensraum zum Beispiel für Eisbären und Robben. Gleichzeitig spielt das Meereis eine wichtige Rolle im Klimasystem, weil seine helle Oberfläche das Sonnenlicht reflektiert und so die Arktis kühlt.


Weltkarte, Arktisregion im Zentrum - Grafik: © Dirk Notz

Meereisfläche zum Ende des Arktischen Sommers im September 2019
Grafik: © Dirk Notz

Wie viele Sommer in Zukunft eisfrei sein werden, hängt wesentlich von der Höhe der künftigen CO2-Emissionen ab, dies zeigt die Studie ebenfalls. Während bei starkem Klimaschutz eisfreie Jahre nur gelegentlich auftreten, werden sie bei höheren Emissionen normal sein. Der Mensch hat also in der Hand, wie oft das Meereis am Nordpol im arktischen Sommer komplett verloren geht.

Technische Daten: Den Modellläufen der Studie liegen die so genannten SSP-Szenarien (Shared Socioeconomic Pathways) zugrunde, die auch im kommenden sechsten Bericht des Weltklimarats IPCC verwendet werden. Starker Klimaschutz mit geringen Emissionen entspricht dabei den Szenarien SSP1-1.9 und SSP1-2.6, schwacher Klimaschutz entspricht dem Szenario SSP5-8.5. Verwendet wurde die jüngste Generation von Klimamodellen CMIP6 (Coupled Model Intercomparison Project Phase 6).


Originalpublikation:
https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1029/2019GL086749
Fachartikel: SIMIP Community, Arctic Sea Ice in CMIP6, Geophysical Research Letters, 2020.

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news745040
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution109

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hamburg - 21.04.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang