Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 02.04.2025
Trockenheit in Sicht?
Forschende warnen
Offenbach, 02. April 2025 - Die aktuellen Modellberechnungen für Osteuropa zeigen eine seltene Entwicklung. Der Klimadienst Clim4Cast weist auf eine außergewöhnlich starke Anomalie der Bodenfeuchte im Vergleich zu den vieljährigen Verhältnissen in weiten Teilen Osteuropas hin. Jetzt warnen die Forschenden des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF): Ein extrem trockener Winter konnte die bereits ausgetrockneten Böden des letzten Sommers nicht regenerieren. Besonders betroffen sind Regionen in Polen, Belarus und der Ukraine. Die Wahrscheinlichkeit für ein Dürrejahr in diesen Regionen ist hoch. Die Landwirtschaft muss die Entwicklung intensiv beobachten und Aussaattermine entsprechend anpassen.
Wer derzeit die Webseiten der europäischen Klimadienste besucht, bemerkt auf den Karten der Dürrebeobachtung im mittleren und östlichen Europa ein hohes Niederschlags- bzw. Bodenfeuchtedefizit. Ein extrem trockener Winter hat dazu geführt, dass die über den vergangenen Sommer ausgetrockneten Böden nicht wieder mit Niederschlagswasser aufgefüllt wurden, so wie es üblicherweise geschieht. Während in Österreich und Ungarn ausreichende Regenmengen für eine gute Ausgangslage für die Landwirtschaft gesorgt haben, ist die Lage in Polen, Belarus und in der Ukraine angespannt. "Die derzeit von extrem geringen Bodenfeuchtevorräten betroffenen Gebiete gehören zu den weltweit produktivsten Getreidestandorten. Sie werden deshalb auch als Kornkammer Europas bezeichnet. Eine mögliche schlechte Getreidesaison als Folge einer intensiven Dürre kann sich erheblich auf den globalen Getreidemarkt auswirken," erklärt Prof. Dr. Claas Nendel. Er forscht am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg, an der Universität Potsdam und am Global Change Research Institute (CzechGlobe) in Brno, Tschechien.
Der März 2025 ist mit einem Deutschlandmittel von nur 21% des Niederschlages im Vergleich zur Periode 1991-2020, der sechsttrockenste März seit 1881. Vor allem im Norden gibt es größere Gebiete in denen nur wenige Liter pro Quadratmeter gefallen sind. Das starke Niederschlagsdefizit hat, vor allem in Teilen des norddeutschen Binnenlands, die Feuchte der oberen Bodenschichten markant unter die für die Jahreszeit üblichen Werte sinken lassen. Für den März liegen die Bodenfeuchte-Werte regional deutlich unter denen des Jahres 2018. Bei weiter andauernder Trockenheit kann es stellenweise zu Verzögerungen beim Auflaufen der ausgesäten Sommerkulturen und zu Trockenstress bei den jungen Pflänzchen kommen. Wegen der geringen Niederschläge wurde erst kürzlich in Bayern und Brandenburg die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) blickt mit Witterungs- und saisonalen
Klimavorhersagen in die kommenden Wochen und Monate in Deutschland:
Bis Mitte April wird eine starke Tendenz für trockenere
Bodenfeuchte-Bedingungen in fast ganz Deutschland vorhergesagt, außer
im südlichen Bayern. Bis Ende April / Anfang Mai wird sich diese
voraussichtlich etwas abschwächen und auf Nord- und Westdeutschland
fokussieren und die Vorhersagequalität in einigen Regionen etwas
abnehmen. Nach dem saisonalen DWD-Modell, das Anfang März gestartet
wurde, wird für den Zeitraum Juni-August 2025 eine moderate
Wahrscheinlichkeit für wärmere Bedingungen erwartet (Pressekonferenz
des DWD am 01.04.25). Nur in Schleswig-Holstein und
Nordwestdeutschland sind die Wahrscheinlichkeit und Vorhersagequalität
etwas geringer. Bei der Bodenfeuchte geht der DWD im kommenden Sommer
mit Schwerpunkt im Thüringer Becken, Sachsen-Anhalt, Brandenburg,
Vorpommern und Nord-Sachsen von einer moderaten Wahrscheinlichkeit für
trockenere Verhältnisse aus. Für andere Regionen sind die Signale
deutlich schwächer oder es ist keine Vorhersagequalität erkennbar. Die
Witterungsvorhersage wird wöchentlich und die saisonale
Klimavorhersage monatlich auf www.dwd.de/klimavorhersagen
aktualisiert.
Für Landwirtinnen und Landwirte heißt es jetzt, den
Bodenfeuchteverlauf zu beobachten (www.dwd.de/bodenfeuchteviewer), um
den günstigsten Aussaattermin für die Sommerungen nicht zu verpassen.
Bleiben weiterhin die Niederschläge in weiten Teilen Deutschlands aus,
sind Auswirkungen auf die Entwicklung der Kulturpflanzen zu
erwarten.
Projektpartner
- Leibnitz-Zentrum für Agrarlanschaftsforschung
- Global Change Research Institute (CzechGlobe)
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
• Bodenfeuchte-Simulation (0-100 cm Bodentiefe) für den 2. April 2025 unter Nutzung der Integrierten Wettervorhersage (IFS) des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF). (Quelle Clim4Cast)
• Abbildung 1: Weite Teile Mitteleuropas und Osteuropas zeigen eine ungewöhnlich hohe Anomalie der Bodenfeuchte. Besonders stark ausgeprägt ist die Abweichung von den vieljährigen Verhältnissen in der Ukraine, Belarus und Polen, aber auch Deutschland sind regional hohe Abweichung zu erkennen. Grundlage des Bildes ist eine Bodenfeuchte-Simulation (0-100 cm Bodentiefe) für den 2. April 2025 unter Nutzung der Integrierten Wettervorhersage (IFS) des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF). © Clim4Cast
• Vergleich der Bodenfeuchteverhältnisse unter Winterweizen im März vieljähriges Mittel (1991-2020), 2018 und 2025 (Quelle: DWD, Modell AMBAV, durchwurzelte Bodenschicht, Böden: BÜK1000N) (Quelle DWD)
• Abbildung 2: Vergleich der Bodenfeuchteverhältnisse unter Winterweizen im März vieljähriges Mittel (1991-2020), 2018 und 2025 (Quelle: DWD, Modell AMBAV, durchwurzelte Bodenschicht, Böden: BÜK1000N)
Weitere Informationen
Clim4Cast: https://clim4cast.czechglobe.cz
Copernicus: https://climate.copernicus.eu/charts/packages/c3s_seasonal/products/c3s_seasonal_spatial_mm_2mtm_3m?area=area01&base_time=202503010000&type=tsum&valid_time=202504010000
URL der Pressemitteilung mit Bildern:
https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2025/20250402_pm_trockenheit_news.html;jsessionid=098EA3BED22324C998EF8C6D6A7D8C72.live21061?nn=495078
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Quelle:
Pressemitteilung, 02.04.2025
Deutscher Wetterdienst
Frankfurter Straße 135, 63067 Offenbach
E-Mail: info@dwd.de
Internet: www.dwd.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 4. April 2025
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