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STIMMEN/003: Kleine Inselstaaten fordern eigenes Nachhaltigkeitsziel für Meere (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. November 2013

Klima: Kleine Inselstaaten fordern UN-Schutz - Meere sollen eigenes Nachhaltigkeitsziel erhalten

von Thalif Deen


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Der Anstieg der Meere bedroht die Raolo-Insel auf den Salomonen
Bild: © Catherine Wilson/IPS

New York, 13. November (IPS) - Viele kleine Inselentwicklungsstaaten (SIDS) wie Papua-Neuguinea, Samoa, die Malediven, Tonga, Nauru und Kiribati werden durch den Anstieg der Meere infolge des Klimawandels in ihrer Existenz bedroht. Angesichts der Gefahr fordern sie, dem Schutz der Ozeane und der Meeresressourcen ein eigenes UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG) zu widmen. Die derzeit diskutierten SDGs werden die Millenniumsentwicklungsziele ablösen, die Ende 2015 auslaufen.

Wie Hassan Hussain Shihab, erster Sekretär der diplomatischen Mission der Malediven bei den Vereinten Nationen, gegenüber IPS erklärte, genießen die Meere für den 339.000 Einwohner zählenden Inselstaat im Indischen Ozean oberste Priorität. "Ein Meeres-SDG kann über unsere Existenz, Lebensgrundlage und Identität entscheiden."

Die Bedeutung der Ozeane, die 70 Prozent der Oberfläche des Planeten ausmachen, darf nicht hoch genug geschätzt werden, wie Shihab meint. "Sie regulieren unser Klima, versorgen uns mit natürlichen Ressourcen und sind wichtig für den internationalen Handel, Erholung und kulturelle Aktivitäten. Aus diesem Grund fordern wir ein Nachhaltigkeitsziel, dass sich allein den Ozeanen einschließlich der Küstengebiete, der exklusiven Wirtschaftszonen und der Tiefsee widmet.

Mark Neo, ständiger Vizevertreter Singapurs, umschreibt die Ozeane als die Lebensadern der Wirtschaft seines Landes. "Als Warenumschlagplatz hängen wir vom Seehandel ab. Und unsere Ozeane sind reich an kostbaren Ressourcen." Neo zufolge sollte die UN-Seerechtskonvention den rechtlichen Rahmen für jedes Nachhaltigkeitsziel vorgeben. Der König von Tonga, Tupou VI., erklärte vor Delegierten der UN-Vollversammlung, dass er sich den Forderungen der anderen SIDS nach einem eigenen Meeresnachhaltigkeitsziel anschließen werde.


Schuldlos am Abgrund

Winston Baldwin Spencer, Ministerpräsident von Antigua und Barbuda, vermisst einen starken internationalen Rückhalt für die SDGs. "Die allgemein anerkannte Tatsache kann nicht oft genug wiederholt werden: die SIDS sind die letzten, die für den Klimawandel verantwortlich gemacht werden können, doch leiden sie am stärksten an den Folgen", erklärte er auf einer Sitzung der UN-Vollversammlung im September. "Wir kleinen Inselstaaten sind enttäuscht über den Mangel an internationalem Engagement."

Der derzeitige Präsident der 193 Länder zählenden Vollversammlung, Botschafter John Ashe aus Antigua und Barbuda, hat den Nachhaltigkeitszielen seine Unterstützung zugesagt. Seine Sprecherin Afaf Konja versicherte, dass die Meere an oberster Stelle der Agenda der offenen Arbeitsgruppe (OWG) stünden. Erwartet wird, dass die OWG Mitte 2014 ihren Abschlussbericht mit Vorschlägen für ein neues Set an SDGs vorgelegt haben wird. Im September 2015 werden sich dann die Staats- und Regierungschefs in New York treffen.


"Ohne gesunde Meere keine nachhaltige Entwicklung"

Cyrie Sendashonga von Weltnaturschutzbund IUCN erklärte am Rande eines UN-Seminars im letzten Monat, dass gesunde Meere Voraussetzung für jede nachhaltige Entwicklung seien. "Sie liefern Nahrung, Sauerstoff, speichern CO2 und leisten der Menschheit wertvolle Dienste." Auch sie ist der Meinung, dass die Meere ihr eigenes Nachhaltigkeitsziel erhalten sollten.

Der letzte Bericht des Weltklimarats hat offenbart, dass seit 1971 90 Prozent der durch den Klimawandel verursachten Energie in die Meere abgeleitet werden und diese erwärmen. Überfischung, Verschmutzung und eine Zunahme der Nährstoffe in den Meeren würden weiter zulegen und die Nahrungsmittelnetzwerke und Integrität des Ökosystems schwächen.

Der 100.800 Einwohner zählende Inselstaat Kiribati ist einer von insgesamt 52 SIDS, die befürchten, in Anbetracht steigender Meere von der Landkarte zu verschwinden. "Unser Inselstaat muss mit Blick auf den Klimawandel ins Zentrum der Forschung und Medienberichterstattung rücken", erklärte die ständige Vertreterin Kiribatis bei den Vereinten Nationen, Makurita Baaro, auf einem Treffen mit Vertretern des UN-Sozial- und Wirtschaftsausschusses. "Die Meeresspiegel steigen, die Küstenregionen erodieren und extreme Wetterphänomene nehmen zu." (Ende/IPS/kb/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/11/small-islands-demand-u-n-protection/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. November 2013