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BIENEN/081: Bienentod im Mais - Ursache Guttationswasser? (DBIB)


DBIB - Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V.

Pressemitteilung, 2. Februar 2009

Bienentod im Mais - Ursache Guttationswasser ?


Bisher wurden hochgiftige Insektizide im Ackerbau zugelassen, wenn davon ausgegangen wurde, dass Bienen nicht mit diesen Mitteln in Berührung kommen, z. B. Beizmittel. Neueste Untersuchungen nach den europaweiten massiven Bienenschäden nach der Maisaussaat 2008 haben Erschreckendes zu Tage gebracht. Neben dem giftigen Beizstaub, der bei der Aussaat in die Umwelt gelangt, stellen die jungen Maispflanzen, die sich aus den gebeizten Körnern entwickeln, über Wochen eine Giftquelle für alle Insekten dar, die das Guttationswasser und den Tau auf diesen Pflanzen als Wasserquelle nutzen. Guttation ist ein Vorgang der Abgabe von Wasser bei Pflanzen. Dabei wird bei extrem reichlicher Wasserversorgung und höherer Luftfeuchte, die eine vollständige Transpiration behindert, Wasser über Öffnungen an den Blattspitzen in Tropfenform abgegeben. Guttationen treten besonders auf, wenn der Boden sehr feucht und wärmer als die Luft ist und zudem noch eine hohe Luftfeuchtigkeit besteht. Für die Pflanzen ist es dann unmöglich, Wasser zu verdunsten. Sie drücken dann überschüssiges Wasser durch die Spaltöffnungen nach außen. Aktuelle Untersuchungen von Prof. Vincenzo Girolami, Universität von Padua, belegen die Abgabe der Neonicotinoiden aus dem Beizmittel durch das Guttationswasser. In den ersten Tropfen, die die junge Maispflanze auf diese Art absondert, werden Insektizid-Konzentrationen von 10 - 100 ppm gemessen - absolut tödlich für jedes Insekt, das dieses Wasser aufnimmt. Die mittlere letale Dosis für eine Biene bei oraler Aufnahme liegt bei ca. 150 ppb (=0,15 ppm. Einen Videoclip zu den Auswirkungen können Sie hier ansehen: http://dl.getdropbox.com/u/521609/provaapi.wmv

Gebeizte Maispflanzen stellen über mehrere Wochen eine Gefahr für Bienen dar. Erst ab einer Pflanzengröße von ca. 40 cm scheint das Guttationswasser für Insekten weniger gefährlich zu sein. Sowohl Freiland-Untersuchungen aus 2008 als auch Laborversuche zeigen, dass Bienen, die Guttationswasser mit entsprechenden Neonicotinoid- Konzentrationen aufgenommen haben, nach 2 - 5 min verenden. Der Deutsche Berufs- und Erwerbs-Imker-Bund sieht in den neonicotinoiden Saatgutbeizen eine Verletzung des Bienenschutzes laut BienSchV 1992 und fordert neben einer unabhängigen Untersuchung dieses Expositionsweges einen sofortigen Ausbringungsstop aller neonicotinoider Saatgutbeizen im Mais und Sommergetreide.

Utting, 02. Februar 2009

http://neu.berufsimker.de/files/DBIB_Guttation_PM.pdf


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DBIB Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund

Bienentod im Mais - Ursache Guttationswasser ?
Zusätzliche Fakten

Moderne Beizmittel sind giftige Insektizide, mit denen das Saatgut getränkt wird, damit es die schützenden Wirkstoffe aufnimmt. Nach der Saat gibt der junge Keimling den gebeizten Stoff an die unmittelbare Umgebung ab. Es entsteht der Beizhof, also ein mit dem Stoff gesättigter Raum, welcher die Schädlinge fern der Pflanze hält. Zusätzlich kommt es durch den Saftstrom zur Verteilung des Wirkstoffes im Gewebe der Pflanze. Guttation ist ein Vorgang der Abgabe von Wasser bei Pflanzen. Dabei wird bei extrem reichlicher Wasserversorgung und höherer Luftfeuchte, die eine vollständige Transpiration behindert, Wasser über Öffnungen an den Blattspitzen in Tropfenform abgegeben. Guttationen treten besonders auf, wenn der Boden sehr feucht und wärmer als die Luft ist und zudem noch eine hohe Luftfeuchtigkeit besteht. Für die Pflanzen ist es dann unmöglich, Wasser zu verdunsten. Sie drücken dann überschüssiges Wasser, das u. a. die Insektizide aus dem Beizhof enthält, durch die Spaltöffnungen nach außen. Nach den Bienenverlusten im Frühjahr 2008 während der Maisaussaat hat Prof. Vincenzo Girolami, Institute of Agricultural Entomology, Padua University, begonnen, Guttationswasser am Mais zu untersuchen. Untersucht wurden Pflanzen, die mit Imidachloprid, Clothianidin und Thiometoxam gebeizt wurden, sowohl kommerzielles Saatgut als auch eigene Beizungen mit equivalenten Aufwandmengen je Saatkorn. Die Guttationswasserproben wurden sowohl im April 2008 an Pflanzen genommen, die im regulären Feldanbau standen, als auch an getopften Pflanzen in Gewächshäusern, um die Forschung auch während der Herbst- und Wintermonate fortsetzen zu können.

Unter entsprechenden klimatischen Bedingungen produzieren die Maispflanzen ständig Guttationstropfen. In den ersten Ausscheidungen einer mit 1,25 mg Imidachloprid gebeizten Maispflanze werden Konzentrationen von 10 - 100 ppm des Insektizids gefunden. Diese Konzentration nimmt im Laufe der folgenden 4 Wochen stetig ab. Ab einer Pflanzengröße von ca. 40 cm scheint die Wirkstoffkonzentration für die Bienen nicht mehr gefährlich zu sein. Bienen, die das hochkonzentrierte Guttationswasser aufnehmen, leben noch 2-5 min; wenn sie nur kurz am Tropfen probieren, verenden sie nach ca. 20 min. Den Versuchsaufbau, den Prof. Girolami verwendet, können Sie sich hier ansehen: http://dl.getdropbox.com/u/521609/provaapi.wmv. Prof. Girolami bereitet derzeit eine ausführliche Veröffentlichung der bisherigen Untersuchungsergebnisse vor, sie soll in ca. 1 Monat erfolgen.

Utting, 02. Februar 2009

http://neu.berufsimker.de/files/DBIB_Guttation_Facts.pdf

Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V.
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Quelle:
Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V. (DBIB)
Pressemitteilung, 2. Februar 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2009