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ENERGIE/120: Wie der Biogasboom den Gewässerschutz in die Enge treibt (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1005, vom 21. Dez. 2012, 32. Jahrgang

Wie der Biogasboom den Gewässerschutz in die Enge treibt ...



... erläutert REINHARD FOHRMANN in seinem Tagungsbericht "Biogaserzeugung und Wasserwirtschaft" in der ENERGIE-WASSER-PRAXIS 12/2012, S. 68-70. Da der Methanertrag bei Mais den Biogasgewinn aus Gülle sowie aus anderen Energiepflanzen in den Schatten stellt, hätten sich die Maisanbauflächen in den letzten Jahren derart ausgeweitet, dass sich die landwirtschaftliche Flächennutzungsstruktur in den Biogasboomregionen deutlich zu Lasten des Gewässerschutzes verändert habe: Zu registrieren seien u.a. eine Erhöhung des Nährstoffdruckes durch Wirtschaftsdünger auf eine reduzierte Aufbringungsfläche, zunehmender Grünlandumbruch, Gewässergefährdungen durch Gärrestausbringung, Schadstoffimporte in die Biogasboomregionen durch die Mitvergärung von Kofermenten industrieller und kommunaler Herkunft sowie daraus resultierende hygienische und mikrobiologische Gewässerbeeinträchtigungen. Zwar könne man diese Auswüchse durch geeignete Techniken deutlich abmindern. In der Praxis sei jedoch erkennbar, dass es bei einer Massierung von Biogasanlagen zu einem Dammbruch für den Gewässerschutz kommt. Als Beispiel wird das Verbandsgebiet des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) genannt. Im dortigen Verbandsgebiet, in dem der OOWV eine Million Menschen mit Trinkwasser versorgt, hätten sich 310 Biogasanlagen mit einem durchschnittlichen Flächenbedarf von jeweils 200 ha angesiedelt.

"Gleichzeitig handelt es sich um eine landwirtschaftliche Intensivregion mit den höchsten Viehbesatzdichten Niedersachsens. In der Folge der Flächennutzungsintensivierung, u.a. durch den Ausbau der Biogasproduktion besteht die Gefahr, dass die Erfolge jahrelanger Anstrengungen in Grundwasserschutzprogrammen innerhalb kürzester Zeit wieder zunichte gemacht, gegebenenfalls sogar überkompensiert werden. In Teilbereichen des Verbandsgebietes ist ein Wiederanstieg der Nitratkonzentration im Grundwasser bereits nachzuweisen."

Um die Biogaserzeugung, den Maisanbau und die Ausbringung der Gärreste auf ein grundwasserverträgliches Niveau zu begrenzen, werden in dem Tagungsbericht "wasserwirtschaftliche Kernforderungen an eine Gewässer schützende Biogaserzeugung" formuliert. Die Situationsanalyse sowie die Forderungen werden u.a. mit elf Literaturnachweisen begründet.

Weitere Auskunft zu den wasserwirtschaftlichen Risiken des Biogasbooms bei
Dr. Reinhard Fohrmann
IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser
Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
Moritzstraße 26
45476 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 0208/40303-250; Fax: -409303-80
E-Mail: r.fohrmann[at]iww-online.de
Internet: www.iww-online.de

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1010
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2013