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EUROPA/413: Österreich braucht eine nachhaltige Landwirtschafts-Politik! (Global 2000)


GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Wien, 6. September 2018

EU-Agrarpolitik und Soforthilfe: Österreich braucht eine nachhaltige Landwirtschafts-Politik!

GLOBAL 2000 zu den heute beschlossenen Finanzhilfen für Landwirte mit dürrebedingten Ernteausfällen


Heute wurde bekannt gegeben, dass für die dürregeschädigten Landwirte in Österreich rund 60 Millionen Euro als Sofortunterstützung bereit gestellt werden.

Helmut Burtscher-Schaden,Umweltchemiker von GLOBAL 2000, kommentiert die Situation: "Grundsätzlich sind Finanzhilfen für von Katastrophen getroffene Landwirtschaften zu begrüßen. Es ist ein wichtiges Zeichen und Gebot der gesellschaftlichen Solidarität. Diese Sofortbeihilfen im Nachhinein müssen aber von gezielten Investitionen in eine zukünftige Landwirtschaft begleitet werden, die die Notwendigkeit solcher Hilfen reduziert. Die Landwirtschaft zählt zu den ersten Opfern der Erderwärmung und zugleich zählt Energie- und Rohstoff-intensive Produktion auch zu den größten Verursachern der Kimakrise. Dieser unsägliche Kreislauf muss unterbrochen werden. Um die LandwirtInnen vor zukünftigen Schäden zu bewahren, müssen die Finanzmittel der öffentlichen Hand für den Aufbau resilienter Systeme genutzt werden. Eine Politik, die die Agrargelder der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU dazu nutzt, wetteranfällige Hochleistungssysteme am Tropf der Im-Nachhinein-Hilfen zu halten, begibt sich allerdings in einen verhängnisvollen Teufelskreis."

GLOBAL 2000 fordert, dass den notwendigen Sofortbeihilfen dürregeschädigter LandwirtInnen eine Resilienz-Reform der EU-Agrarpolitik folgt

Die Reform der EU-Agrarpolitik, die jetzt gerade verhandelt wird, muss mehr können als Versicherungsleistungen und Bewässerung - sie muss umweltfreundliche, resiliente, klimaschonende und klimafeste Landwirtschaft fördern. Dass, wie auch verlautbart, beim Wiederaufforstungsprogramm die Aufforstung klimafitter Mischwälder gefordert wird, ist für GLOBAL 2000 ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Art der Unterstützung müsse aber von allen relevanten Bereichen Hand in Hand gehend ausgebaut werden. Burtscher weiter: "Neben mittlerweile üblichen, jährlichen Hilfen in Not braucht es ganz grundsätzlich eine Politik, die Landwirtschaft krisenfest macht".

Nur ein Teil der Agrargelder aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU ist an konkrete und das Ziel erreichende Leistungen in den Bereichen Klimaschutz, Klimaanpassung, Umwelt und Artenvielfalt gebunden. Das schadet dem Wiederaufbau eines insgesamt widerstandsfähigen, anpassungsfähigem Umweltgleichgewicht und es schadet unseren Betrieben, die in der Zeit der Anpassung an den Klimawandel nicht nur mit Entschädigungen, sondern auch mit Unterstützung für einen Wandel unterstützt werden sollen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum nachhaltige Bewirtschaftungssysteme einen Wettbewerbsnachteil gegenüber geförderten, nicht-nachhaltigen Bewirtschaftungssystemen haben - und das bezahlt von den SteuerzahlerInnen.

Burtscher abschließend: "Schutz nicht nur bei Grenzen, sondern auch Schutz der mannigfaltigen Leistungen, die eine nachhaltige Landwirtschaft für unsere Gesellschaft erbringt. Und auch Schutz für diejenigen LandwirtInnen, die den Weg einer nachhaltige Landwirtschaft gerne gehen würden. Ministerin Köstinger sollte für eine Abschaffung pauschaler Flächenprämien und starke, sinnvolle Auflagen für eine resiliente, die Wasserqualität, Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit fördernde Landwirtschaft kämpfen. Die neue Agrarpolitik wird mit vielen Milliarden die Jahre von 2021 an bis 2028 prägen. Agrarökologische Anbaumethoden bieten den Bäuerinnen und Bauern eine Zukunft und sichern unsere Ernährung. Sie sollen nicht länger wirtschaftlich mit einer Agrarproduktion konkurrieren müssen, die Fördergelder bekommt und dabei öffentliche Güter verschmutzt."

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Quelle:
Presseinformation, 06.09.2018
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2018

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