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GENTECHNIK/978: Neues Gutachten - Glyphosat im Doppelpack mit anderen Herbiziden giftiger (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 4. Januar 2016
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Toxische Wirkung von Herbizidmischungen in gentechnisch veränderten Sojabohnen

Neues Gutachten bewertet Gesundheitsrisiken von Glyphosat in Kombination mit anderen Spritzmitteln


4. Januar 2016 / Ein heute veröffentlichtes toxikologisches Gutachten zu Unkrautvernichtungsmitteln, die beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gespritzt werden, zeigt alarmierende Ergebnisse: Rückstände, die aus den kombinierten Anwendungen von Glyphosat mit Dicamba oder Isoxaflutol stammen, weisen ein höheres Risiko auf, das Erbgut zu verändern und Vergiftungen der Leber sowie Tumore auszulösen, als die einzelnen Ausgangsstoffe. Kombinationen dieser Spritzmittel werden regelmäßig bei neuen gentechnischen Sojabohnen eingesetzt, die von den Firmen Monsanto und Bayer hergestellt werden. Sowohl Verbraucher als auch Nutztiere können der Kombination dieser giftigen Rückstände ausgesetzt sein, weil man annehmen muss, dass diese auch in der Ernte vorhanden sind.

Die EU-Kommission will jetzt den Import dieser Sojabohnen und ihre Verwendung in Lebens- und Futtermitteln erlauben und behauptet, dass alle relevanten Risiken ausreichend untersucht worden seien. Aber das neue Gutachten zeigt, dass die Kombinationswirkungen dieser Herbizide von den Zulassungsbehörden nicht geprüft wurden.

"Die EU-Kommission hat uns mehrfach schriftlich versichert, dass die Herbizide, die bei den Sojabohnen eingesetzt werden, auf alle relevanten Risiken geprüft wurden. Wir sind daher nicht nur über das Ergebnis des toxikologischen Gutachtens besorgt, sondern auch schockiert von der Art und Weise, wie die EU-Kommission mit diesen Gesundheitsrisiken umgeht. Es sieht so aus, als ob die Stellungnahmen der EU-Kommission der gezielten Desinformation dienen sollten", sagt Christoph Then von Testbiotech, der Institution, die das Gutachten in Auftrag gegeben hatte. "Die Zulassung der Soja muss gestoppt werden."

Die EU-Kommission hat für den 11. Januar eine Abstimmung der Experten der Mitgliedsländer über den Import der Gentechnik-Soja angesetzt. Eine erste Abstimmung im November war ohne konkrete Ergebnisse geblieben, die deutsche Bundesregierung hatte sich dabei lediglich enthalten. Sollte sich dieses Ergebnis jetzt wiederholen, kann die EU-Kommission den Import der Soja erlauben.

Die Kritik an den Entscheidungen der EU-Kommission nimmt inzwischen deutlich zu: Im Dezember 2015 stimmte das EU-Parlament für einen Stopp der Importzulassungen, weil das gegenwärtige Zulassungssystem nicht ausreichend funktioniert. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments plant jetzt einen Tag nach der Abstimmung der Mitgliedsländer eine Debatte über die Zulassung der neuen Gentechnik-Soja.



weitere Informationen

Das toxikologische Gutachten:
www.testbiotech.org/node/1485

Ein früherer Brief an die Kommission:
www.testbiotech.org/node/1439

Technischer Hintergrund zur Gentechnik-Soja:
www.testbiotech.org/node/1440

Das Treffen des Ausschusses in Brüssel:
http://ec.europa.eu/dgs/health_food-safety/dgs_consultations/gm_food_feed_env_risks_en.htm

Die Resolution des Europäischen Parlaments:
www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-%2f%2fEP%2f%2fTEXT%2bMOTION%2bB8-2015-1365%2b0%2bDOC%2bXML%2bV0%2f%2fEN&language=EN

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Quelle:
Testbiotech e. V., 04.01.2016
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2016

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