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INITIATIVE/237: Wiesenbrüterschutz durch extensive Beweidung in Stressenhausen (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 11. Mai 2017

Weidetiere bringen Artenvielfalt zurück

Exkursionstagung zum Thema Wiesenbrüterschutz durch extensive Beweidung


Jena - "Seit 1990 geht der Bestand der Feldvögel rapide bergab. Bei einigen der wiesenbrütenden Vögel ist der Bestand sogar um bis zu 80 Prozent zurückgegangen", erklärt René Sollmann vom NABU Thüringen und Mitarbeiter der Natura 2000-Station "Auen, Moore, Feuchtgebiete" im Rahmen seines Eingangsvortrags zur Exkursionstagung am 09. Mai 2017 in Stressenhausen. 70 Vertreter aus den Bereichen des Naturschutzes, Landwirtschaft, Behörden und des Forstes trafen sich, um sich über das Thema Wiesenbrüterschutz durch extensive Beweidung auszutauschen.

René Sollmann ist sich sicher, wenn wir in der Fläche keine artenfördernden Nutzungskonzepte entwickeln, können wir den Artenschwund nicht aufhalten. "Extensive, ganzjährige Weidelandschaften können uns dabei helfen, den Rückgang vieler Arten zumindest auf diesen Flächen aufzuhalten. Bekassine, Kiebitz und Schafstelze finden auf diesen Weiden die nötige Ruhe und Strukturen, um ihre Jungen großzuziehen. Insekten und Amphibien werden nicht beim nächsten Mähgang zerkleinert", sagt der Experte.

Um diese Art der Beweidung mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu richten, veranstaltete die thüringenweit agierende Natura 2000-Station "Auen, Moore, Feuchtgebiete" mit Unterstützung des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen eine Exkursionstagung zu dem Thema. Unter dem Titel "Wiesenbrüter - all you can watch" wurden von namhaften Referenten verschiedene Beweidungskonzepte sowie Untersuchungsergebnisse vorgestellt. Anhand von "best practice"-Beispielen wurde aufgezeigt, welche Vorteile ganzjährige extensive Weidelandschaften für die Artenvielfalt haben. Dies konnte man gut am Projekt der Teichwiesen aufzeigen. Zukunftsweisend war in diesem Zusammenhang auch die Vorstellung des länderübergreifenden Projektes in der Bischofsaue am Grünen Band. Bayern und Thüringen möchten hier gemeinsam eine großangelegte extensive Weidelandschaft etablieren. "Um derartige Flächen bewirtschaften zu können, kommen unter anderem Heckrinder, Wasserbüffel und Wildpferde wie Koniks zum Einsatz. Die Tiere helfen uns, einen günstigen Erhaltungszustand in unseren Schutz- und Natura 2000-Gebieten zu gewährleisten", erläutert René Sollmann.

Die großen Pflanzenfresser bieten eine gute Lösung, um die Verbuschung im Offenland aufzuhalten und die Artenvielfalt zu erhöhen. Dabei ist es wichtig, das Nahrungsangebot und die Anzahl der Tiere genau aufeinander abzustimmen. Nur so können die gewünschten Strukturen und Biotope auf den Flächen entstehen und dann erhalten werden. Im Sommer fressen die Weidetiere nur das, was ihnen auch schmeckt. In den Wintermonaten werden dann beispielswiese auch Brombeersträucher, Ginster, Schilf und Baumtriebe gefressen. "Das ist eigentlich wie bei uns Menschen, wir greifen auch lieber zu Leckereien", so der NABU-Mann.

Hintergrund:

Die Natura 2000-Station "Auen, Moore, Feuchtgebiete" gehört zum Netzwerk der Natura-2000 Stationen und agiert thüringenweit. Als Träger fungiert die Naturforschende Gesellschaft Altenburg in Kooperation mit dem Amphibien- und Reptilienschutz Thüringen (ART) e. V. und dem NABU Thüringen. Um den Naturreichtum Thüringens zu sichern, wurden 11 Natura 2000-Stationen mit Unterstützung der Landesregierung eingerichtet. Hilfe erhalten die Stationen ebenfalls durch das Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen in Erfurt. Natura 2000-Stationen tragen aktiv dazu bei, Maßnahmen für den Erhalt der europäisch geschützten Arten und Lebensräume zu planen und umzusetzen. Die Natura 2000-Station "Auen, Moore, Feuchtgebiete" widmet sich den Aufgabenbereichen der Auen, Moore und Feuchtgebiete.

Die Exkursionstagung wurde gefördert durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz.

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Quelle:
Pressemitteilung, 11.05.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2017

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