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POLITIK/394: Heimisches Eiweißfutter für mehr Klima- und Umweltschutz (NMELV)


Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 29. Juli 2014

Agrarminister Meyer: Heimisches Eiweißfutter für mehr Klima- und Umweltschutz

Neues Projekt wird mit 520.000 Euro gefördert - "Juwelen für den Ackerbau"



HANNOVER. Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen: Das sind nur einige Eiweißfutterpflanzen, die eigentlich sehr gut und in größerem Umfang auch in Niedersachsen angebaut werden könnten, um die Nachfrage der hiesigen Tierhaltungsbetriebe zu bedienen. Doch seit Jahren geht der Anbau kontinuierlich zurück. Niedersachsen will diesen Trend stoppen. Landwirtschaftsminister Christian Meyer hat deshalb heute (Dienstag) vor Journalisten in Hannover ein neues Eiweißfutter-Projekt vorgestellt. Es ist Teil einer Eiweiß-Strategie, die die rot-grüne Landesregierung im Koalitionsvertrag als Ziel vereinbart hat.

Die Maßnahme "Etablierung heimischer Eiweißfuttermittel in Niedersachsen" steht unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und wird von Eberhard Prunzel-Ulrich geleitet. Als Verbundpartner fungiert das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN). Für das insgesamt drei Jahre bis zum Herbst 2017 laufende Projekt stellt das Land rund 520.000 Euro zur Verfügung. Mit verschiedenen Ansatzpunkten soll erreicht werden, den Anteil von heimisch erzeugten Eiweißfuttermitteln in der Fütterung zu erhöhen. Demonstrationsbetriebe sollen die Praxistauglichkeit belegen, Infoveranstaltungen und Workshops für das wichtige Thema sensibilisieren.

"Denn wir müssen die gegenwärtige Entwicklung umkehren", so Agrarminister Meyer. "Regionale Futtermittel für regionale Produkte", müsse die Devise lauten. Das ist nicht nur in Niedersachsen eine Herausforderung, sondern in ganz Deutschland, wo nur noch auf rund einem Prozent der Ackerfläche Körnerleguminosen angepflanzt werden. "Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium erarbeitet deshalb derzeit eine Eiweißpflanzenstrategie, um den Anbau heimischer Eiweißpflanzen gezielt zu fördern", erläuterte der Minister. Besonders Leguminosen, also Hülsenfrüchte, sind wichtige Eiweißfutterpflanzen. Dazu zählen neben Erbsen, Bohnen und Lupinen auch Feinleguminosen wie Klee und Luzerne.

"Das Besondere an den Leguminosen ist, dass sie nicht nur die Fruchtfolge bereichern und die Biodiversität erhöhen, sondern sich auch positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken", sagte Meyer. Es führe "kein Weg" daran vorbei, "dass wir mittel- und langfristig die Abhängigkeit von problematischen Soja-Importen verringern. Umwelt- und entwicklungspolitisch ist es dafür höchste Zeit." Datenerhebungen auf Bundesebene zeigen, dass die deutschen Nettoimporte pro Jahr etwa drei bis vier Millionen Tonnen Sojabohnen und rund zwei Millionen Tonnen Sojaextraktionsschrot betragen. Soja wird vor allem aus Brasilien, den USA und Argentinien importiert. Dazu muss man wissen: Auf fast 80 Prozent der weltweiten Soja-Anbauflächen stehen gentechnisch veränderte Sorten. "Vom Ertrag her könnte ein Hektar Ackerbohnen in Niedersachsen einen Hektar Sojabohnen in Südamerika ersetzen", sagte Landwirtschaftsminister Meyer.

Wegen ihrer Eigenschaften bezeichnete er die Leguminosen als "Juwelen für den Ackerbau": Tatsächlich können Leguminosen mit Hilfe von Bakterien Stickstoff aus der Luft im Boden fixieren. Die Folge: Sie leisten einen überaus wertvollen Beitrag zur Stickstoffversorgung der Pflanzen, fungieren gewissermaßen als natürlicher Dünger. Welche Dimension sich dahinter verbergen, verdeutlichte Meyer mit einem Beispiel: "Jeder Hektar einheimisch angebauter Leguminosen spart jedes Jahr zwischen 200 und 500 Liter Erdöl, weil auf Stickstoffdünger verzichtet werden kann, zu dessen Herstellung bekanntlich Öl oder andere fossile Brennstoffe benötigt werden."

AbL-Projektleiter Prunzel-Ulrich zeigte sich hocherfreut über die Zuwendung: "Das Projekt ist zukunftsweisend. Denn es bietet bäuerlichen Betrieben neue Möglichkeiten und trägt zugleich in großem Maß zum Klimaschutz bei." Das gesamte Projekt setzt sich aus acht Modulen zusammen. Dazu gehören unter anderem eine intensive Zusammenarbeit mit Akteuren in anderen Bundesländern, Behörden und Futtermittelfirmen sowie die Vernetzung von Demonstrationsbetrieben. Überdies sollen neue Möglichkeiten geprüft werden, wie Leguminosen aufbereitet, getrocknet und gelagert werden können. Schließlich wird es auch darum gehen, die Marktakteure im Biofuttermittel- und konventionellen Bereich zusammenzubringen. "Wir wollen ganz klar sowohl den konventionellen als auch den ökologischen Landbau einbeziehen", sagte Meyer. Der Minister machte seine Erwartung an das Projekt deutlich: "Es soll eine tragfähige Basis für eine langfristig angelegte Umkehr der bisherigen Entwicklung schaffen. Nur so kann eines Tages der immer geringere Anbau von Eiweißfutterpflanzen gestoppt werden."

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 64/14, 29.07.2014
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2014