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VIELFALT/097: SAVE eNews 1/2010 - Sicherung der Artenvielfalt (SAVE)


SAVE eNews 1/2010 - Freitag, 12. März 2010

Ein vierteljährlicher Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation (Safeguard for Agricultural Varieties in Europe)


Rettung der Büffel in Transkarpatien

Die Karpatenbüffel gehören seit über tausend Jahren zum landwirtschaftlichen Bild des Donauraumes und der Süd-Karpaten. Sie sind die nördlichsten Vertreter ihrer Art. Feste, an den steinigen Untergrund angepasste Klauen, langes Fell für den Winter und ein gedrungener, massiger Körper machen den Karpatenbüffel zu einem robusten Überlebenskünstler. Damit unterscheidet er sich klar von seinen weiter südlich lebenden Artgenossen. Seine Arbeitskraft ist enorm, Milch und Fleisch sind schmackhafte Delikatessen. Da es seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Transkarpatien (Karpato-Ukraine) keine koordinierte Zucht für diese Tiere mehr gibt, drohte der Bestand zusammenzubrechen und vollends zu verschwinden. Hauptprobleme sind die Überalterung der Züchter und Schwierigkeiten, geeignete Deckbullen für die Belegung zu finden. Vertreter von SAVE Foundation haben den Restbestand in Transkarpatien seit 1998 in den Augen. Damals gab es in vier Zuchten noch 65 Tiere, 10 Jahre später waren es noch 38 Tiere an drei Plätzen. Zusammen mit dem neuen ukrainischen Verein "Erhalt der Agro-Biodiversität der Karpaten (Förderverein in Deutschland: www.karpaten-bueffel.eu) gelang es im Jahr 2009 - angeregt nicht zuletzt durch das ELBARN-Projekt - in Transkarpatien in einer leerstehenden ehemaligen Kolchose eine Ark and Rescue Station aufzubauen und ein Büffel-Erhaltungsprojekt an die Hand zu nehmen.

Dass das Projekt einem Bedürfnis entsprach, zeigt die stürmische Entwicklung:
- In einer 1. Phase wurden vier ausgewählte Zuchtbullen angekauft und interessierten Züchtern jeweils zur Besamung zur Verfügung gestellt.
- In der 2. Phase wurden weibliche Tiere aufgenommen, die sonst nach ausserhalb des Zuchtgebietes verkauft oder geschlachtet worden wären.
- In einer 3. Phase konnten Tiere zurück geholt werden, die vor Jahren an einen Zoo in der übrigen Ukraine verkauft worden waren.

Die Tiere und deren Nachzucht stellen eine wertvolle Ausweitung der genetischen Grundlage der jetzigen Zucht dar. Bis Ende 2009 waren in der Rescue Farm Saldobosch in Steblivka die ansehnliche Zahl von 19 Büffeln vorhanden, ohne dass die übrige Zucht darunter gelitten hätte. Die Population wird im Gegenteil durch diese Genreserve langfristig gestützt.

Die Einrichtung der Ark & Rescue Sation Saldobosch ist ein Paradebeispiel für die Rettung von gefährdeten Rassen. Das Projekt gelang, weil einige stark motivierte Personen und Organisationen zusammen spannten, alle Kräfte mobilisierten und rechtzeitig genügend Geldmittel für das Vorhaben fanden. SAVE Foundation dankt insbesondere der STAB Stiftung, Zürich, und den vielen Gönnern, die im Herbst 2009 zur Rettung beitrugen. SAVE wünscht dem engagierten Team in Saldobosch auch für die Zukunft viel Erfolg! ("Saldobosh" im europ. Arche-Netzwerk: www.arca-net.info). → zur Spendensammlung: www.save-foundation.net/deutsch/spenden.htm


Balkan Netzwerk für gefährdete autochthone Nutztierrassen

Internationale Züchtertreffen und Rare Breed Atlas Situation, Vorkommen und Handlungsbedarf zur Lebenderhaltung der autochthonen Nutztierrassen des Balkans wurden 2004-2006 durch SAVE Foundation erfaßt und bewertet (vgl. SAVE eNews 1/2007). Suchtouren, Notfallmaßnahmen, Vernetzung der aktiven Halter vor Ort auf horizontaler und vertikaler Ebene, sowie grenzüberschreitend waren, neben Aktionen zu einzelnen Rassen und Beständen, die Schwerpunkte des Projektes. Trotz der Kriege und teilweise massiver wirtschaftlicher und struktureller Probleme haben viele autochthone Nutztierrassen auf dem Balkan zumindest in kleinen Populationen überlebt. Neben dringlichen Maßnahmen für einzelne Rassen, wurden erste Schritte für eine umfassende Vernetzung der Akteure eingeleitet.

Balkan-Netzwerk 2007-2009

Im Folgeprojekt "Balkan Netzwerk für gefährdete autochthone Nutztierrassen; Internationale Züchtertreffen und Rare Breed Atlas" wurde großer Wert auf Strategien der Lebenderhaltung, Information und Know-how-Austausch der Akteure auf horizontaler und vertikaler Ebene gelegt. Als Referenzrasse diente das ursprünglich in allen Ländern des Balkans verbreitete, aber heute überall im Bestand gefährdete Kurzhornrind (Busha, Rhodopi, Brachyceros, Illyrisches Zwergrind). Unter Organisation von SAVE Foundation tauschten die Vertreter aller drei Ebenen der Erhaltungsarbeit - Universitäten, staatliche Stellen, Private - grenzüberschreitend ihre Kenntnisse und Standpunkte aus.

Wichtige Ergebnisse und Massnahmen sind:
- Molekulargenetische Untersuchung der Busha Populationen
- Entwicklung eines Zuchtstandards
- Zuchtregister und Herdebuchführung als Grundvoraussetzungen zur Subventionierung
- Bildung von Zuchtorganisationen
- Wissensaustausch, Förderung der Lebenderhaltung und Produktvermarktung
- Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Ländern und grenzüberschreitend

Im Webportal "Balkan Network for Agrobiodiversity" sind mehr als 70 Akteure erfaßt. Die "Topic Networks" Shorthornrinder und Büffel führen zu artspezifischen Artikeln und Informationen. (siehe http://www.agrobiodiversity.net/balkan/). Die Vernetzung wurde auch über die Grenzen der Balkanregion hinaus wirksam: Im Rahmen der paneuropäischen konzertierten Aktion ELBARN European Livestock Breeds Arc and Rescue Net, www.elbarn.net) führten Synergien zu einer differenzierten Betrachtung der gesamten Region. Im Arca-Net, dem europäischen Netzwerk öffentlich zugänglicher Einrichtungen, die gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen zeigen (http://www.arca-net.info/), wurden 17 Einrichtungen der Balkanregion erfasst und im weltweiten Netz bekannt gemacht.

Atlas der Nutztierrassen

Die Datenbank "Rare Breeds and Varieties of the Balkan; Atlas 2009" bietet einen Überblick über die 139 aufgefundenen Rassen und Varietäten der Balkanländer. (siehe http://www.agrobiodiversity.net/balkan/) Eine Version in pdf-Format kann ebenfalls heruntergeladen werden.

Coaching Tour

Neben einer aktiven Vernetzung durch Treffen und Workshops wurde auch die Situation vor Ort, wo immer möglich, beurteilt und diskutiert. Besonderheiten im Zusammenhang mit der Erhaltung in kleinen Beständen finden immer noch zu wenig Beachtung. Auch staatlichen Stellen und Universitäten ist oft nicht bewußt, daß der Bestand einer Rasse auf verschiedene Standorte verteilt und genetisch breit abgestützt sein sollte, um die Lebenderhaltung langfristig zu sichern.

Ausblick

Das "Balkan Netzwerk für gefährdete autochthone Nutztierrassen" (unterstützt von der Heidehof-Stiftung, Stuttgart) hat sich zu einem tragfähigen Netz von Akteuren entwickelt, die bereit sind, nicht nur über politische, sondern auch über ethnische und religiöse Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Durch die bewußte Vernetzung aller drei wichtigen Bereiche der Erhaltungsarbeit, Staat, Universitäten und Private, wurde auch innerhalb der einzelstaatlichen Strukturen mehr Vertrauen aufgebaut. Die Lebenderhaltung autochthoner Rassen spielt in den Balkanländern vielerorts eine vitale Rolle für die Bauern, denn die an die örtlichen Verhältnisse angepaßten Tiere können auch unter marginalen Bedingungen überleben und einen Ertrag liefern. Westliche Staaten unterstützen diese Regionen durch den Einsatz von Hochleistungsrassen, ohne die Situation vor Ort zu hinterfragen. Damit werden nicht nur die Bauern in eine Spirale wirtschaftlicher Abhängigkeit gebracht, sondern auch die über Generationen geschaffene genetische Vielfalt geht verloren. Das Bedürfnis nach regelmäßigen Treffen und Workshops zum Know-how-Austausch mit einer Moderation von außen ist angesichts der oft sehr fragilen politischen Situation ausgeprägt.

Eigentliche Rettungsstationen, "Rescue Centres", sind in den Balkanländern kaum vorhanden. Im Fall von Seuchenzügen oder bei Naturkatastrophen - oder einfach weil der alte Bauer stirbt - können die Tiere nicht schnell an einen anderen sicheren Ort gebracht werden. Es ist daher dringend notwendig, ein System von Rettungs- und Erhaltungsstationen zu etablieren.

Der vollständige Bericht kann heruntergeladen werden unter:
http://www.save-foundation.net/deutsch/PDF/Balkan_Schlussbericht_09.pdf.


DAGENE - eine regionale NGO der Donauländer

Die regionale NGO DAGENE

(Donau-Länder-Allianz für die Erhaltung der Genetischen Vielfalt von Nutztierrassen) wurde bereits 1989 in Bugacpuszta Ungarn gegründet. Schwerpunkt der Aktivitäten sind der Austausch von "Know-how" und "Best Practice" zwischen den Donau-Anrainerstaaten wie Ungarn, Österreich, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Serbien, Bulgarien. Ein reger Austausch findet auch mit anderen Nachbarländern statt.

Die Aktivitäten der DAGENE sind:

Konferenzen und Workshops anlässlich der alle zwei Jahre stattfindenden Generalversammlung mit Exkursionen zu lokalen Zuchtgruppen autochthoner Rassen wie podolische Rinder in Kroatien, Tzigai Schafe in Ungarn, Mangalitsa in Rumänien usw.
Diskussionen über aktuelle Fragen wie Erhaltung seltener Rassen in kleinen Beständen, Zuchtziele, Auswahlkriterien, grenzüberschreitende Herdbuch-Systeme, rechtliche Aspekte und Zuständigkeiten, Datenerhebung und Datenbanken, auch im Hinblick auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, werden rege diskutiert.
Publikationen zu autochthonen Rassen in den einzelnen Ländern werden durch Wissensaustausch angeregt und unterstützt. In den Jahrzehnten der Zusammenarbeit stieg die Zahl der Länderpublikationen deutlich an.
Projekte: Vor kurzem begann ein grenzüberschreitendes Projekt zur Murinsulaner Pferderasse mit Unterstützung des ERFP (European Regional Focal Point). Daten von 92 Stuten und 11 Hengsten wurden innerhalb der vier beteiligten Länder Österreich, Kroatien, Ungarn und Slowenien gesammelt und in ein internationales Register aufgenommen. Der Vergleich der nationalen Kaltblut Pferderassen ist ein wichtiger Aspekt dieses Projekts. Schwerpunkt ist die Differenzierung von Noriker, Posavina, Haflinger, Freiberger und anderen Kaltblutrassen.

Die Aktivitäten der DAGENE wirken sich auch auf die Subventionspraxis der Staaten aus, die die Erhaltung der wertvollen, gefährdeten tiergenetischen Ressourcen als Teil des nationalen Erbes zunehmend subventionieren. Aber es gibt immer noch viele offene Fragen in Zusammenhang mit der Erhaltung der gefährdeten autochthonen Nutztierrassen in den Donau-Ländern. DAGENE wird hierbei aktiv bleiben. Die nächste DAGENE Generalversammlung findet am 15.-17. April 2010 in Brazi (Transsylvanien), Rumänien, statt. In Anlehnung an das UN-Jahr der Biodiversität ist das Hauptthema: "Biologische Vielfalt ist Leben - Agrobiodiversität ist unser Leben"


Öffentliche Konsultation der Stakeholder über Ansätze für ein neues EU Tiergesundheitsgesetz

Für die neue Tiergesundheitsstrategie der EU 2007-2013 und deren Aktionsplan ist es von zentraler Bedeutung, einen klaren, einfachen Rechtsrahmen für die Tiergesundheit zu schaffen.

Dafür müssen wichtige Schlüsselthemen bearbeitet werden:

Zuweisung der Verantwortung an die verschiedenen Akteure und Schaffung von Anreizen für die Prävention
Prioritäten für EU-Interventionen und Kategorisierung von Krankheiten
Krankheitsprävention und "Biosicherheit"
Verknüpfung der Tiergesundheit mit anderen relevanten Gemeinschaftspolitiken, insbesondere Tierernährung, Tierschutz, Tierzucht, Lebensmittelsicherheit und öffentliche Gesundheit
Konvergenz zu internationalen Standards (OIE)

Verschiedene Probleme mit dem geltenden Recht wurden bereits identifiziert und müssen behandelt werden. Ein stärker an Prävention ausgerichteter Ansatz der Gemeinschaftlichen Tiergesundheitspolitik (CAHP) und die Komplexität der Rechtsvorschriften stehen im Vordergrund. Im Fragebogen der Konsultation waren bereits mögliche Antworten zu einigen Problemen enthalten.

SAVE Foundation hat die Konsultation Ende 2009 beantwortet. Die Antwort basiert auf den ELBARN (European Livestock Breeds Ark and Rescue Net)-Leitlinien zur Rettung autochthoner Nutztierrassen im Seuchenfall (siehe www.elbarn.net):

Die Situation in Europa ist sehr divers. Autochthone Nutztierrassen werden aus sehr unterschiedlichen Gründen gehalten. Daher ist es sinnvoll, einen Rahmen von Mindestanforderungen als Basis für die einzelstaatliche Politik vorzugeben.
Viele Hobbyhalter und Kleinbauern lehnen eine Registrierung ab. Neben Verständnisschwierigkeiten besteht besonders in entlegenen Gebieten Europas eine Abwehrhaltung gegen jegliche behördliche Einmischung. Prävention von Krankheiten ist aber nur wirksam, wenn alle Tiere und ihre Standorte erfasst sind. Dies erfordert die aktive Einbeziehung aller Interessengruppen. Aus den Rechtsvorschriften sollte klar hervorgehen, dass eine Registrierung Vorteile bringt und die Tiere im Seuchenfall nicht automatisch verloren gehen.
Möglichkeiten und Anreize zur Weiterbildung von Veterinären inklusive der Bereitstellung von Leitlinien sind notwendig, insbesondere für die neuen Mitgliedsstaaten.
Die autochthonen Nutztierrassen in Europa sind im Rahmen internationaler Abkommen geschützt. In den OIE Standards gibt es jedoch keinen besonderen Status für diese Tiere. In einer Seuchensituation besteht ein hohes Risiko, dass genetisch wichtige Tiere verloren gehen. Jeder amtlich designierte Veterinär mit Entscheidungskompetenzen sollte daher den Status der Nutztierrassen des Mitgliedstaats kennen und u.a. in Bezug auf präventive Keulung die entsprechenden Ausnahmeregelungen anwenden. Der Informationsfluss kann durch enge Zusammenarbeit mit den nationalen Akteuren gesichert werden. Parallel dazu sollte die EU ihre Lobbying-Position im Rahmen der OIE verwenden, um einen besonderen Status für genetisch bedeutende Nutztierrassen zu erreichen. Der Schutz seltener Rassen ("Nukleusbestand von Tieren empfänglicher Arten unerlässlich für das Überleben einer Rasse") ist bereits in verschiedenen Verordnungen enthalten z. B. EG 2003/85 zur Maul- und Klauenseuche. Dies muß auch bekannt sein, damit entsprechend gehandelt werden kann.
In der professionellen tierärztlichen Weiterbildung sollte ein Modul über traditionelle Nutztierrassen, deren Gefährdungsstatus und Handlungsmöglichkeiten während Seuchenzügen enthalten sein. Die erforderlichen Informationen dafür sind bei den relevanten nationalen Stakeholdern vorhanden.
Biosicherheitspläne sollten für große Betriebe, für die der Handel wichtig ist, verpflichtend sein. Für Klein- und Hobbybauern ist es sehr schwierig, die Anforderungen der OIE-Normen zu erfüllen. Für solche Betriebe, die nicht im internationalen Handel involviert sind, sollten Ausnahmeregelungen geschaffen werden, um lokale Märkte und kleine Unternehmen vor unnötigen Kosten und Verwaltungsaufwand zu schützen. Zur Seuchenprävention sind Biosicherheitspläne unerlässlich. Im Falle genetisch wichtiger Tierbestände ist ein besonderer Schutzstatus notwendig, der z.B. Impfungen ohne Auswirkungen auf den (lokalen) Handel zulässt. Daher sollte die EU ihre wertvolle Lobbyarbeit innerhalb der OIE nutzen, um für einen besonderen Status für genetisch wichtige Bestände autochthoner Nutztierrassen einzutreten.
Halter genetisch wichtiger Bestände sollten registriert und an Überwachungsprogrammen beteiligt werden. Es ist allerdings davon auszugehen, dass es Widerstand geben wird. Überwachungsprogramme sollten daher in bereits vorhandene und bekannte Strukturen eingebunden werden, um mehr Vertrauen zu schaffen. Überwachungsnetze für gefährdete Nutztierrassen können von nationalen Organisationen oder z.B. der übergeordnet tätigen SAVE Foundation im offiziellen Auftrag eingerichtet werden.
Die Notwendigkeit von "Rescue Centres" für einheimische Rassen, mit einem besonderen Status nach Tierseuchenrecht, wurde von SAVE Foundation bereits vor Jahren postuliert. Ohne ein systematisches "Emergency Response System" besteht ein erhöhtes Risiko, dass Nutztierrassen, die im Rahmen internationaler Abkommen geschützt sind, im Seuchenfall verloren gehen. Ein solches System ist ferner Grundvoraussetzung für die Erfüllung des "Global Plan of Action" (FAO 2007). Durch das Projekt ELBARN wurde dieser Ansatz mit den Akteuren in ganz Europa diskutiert. Es besteht ein allgemeiner Konsens, dass die autochthonen Nutztierrassen einem besonderen Status im Falle von Seuchenzügen unterstellt werden müssen. Ferner müssen auch einige Betriebe einen besonderen Status erhalten. Wie viele Betriebe so eingebunden sein müssen, hängt von der Anzahl und dem Gefährdungsstatus der Rassen im Land, der geographischen Verteilung und dem Bestehen einer Zucht- bzw. Erhaltungsorganisation ab. Einige geeignete Betriebe wurden bereits ermittelt und kontaktiert. Die genaue Art dieses Status wird derzeit noch abgeklärt. Das OIE Konzept der "Compartmentalisation" scheint hier das wichtigste Prinzip zu sein.
Die EU Standards sind hoch und sollten auch so bleiben. Allerdings ist es unmöglich, eine kohärente Strategie basierend auf eine inkonsistente Terminologie aufzubauen.

Q-Fieber in den Niederlanden

Das Q-Fieber (Q = query= fraglich) wurde erstmals 1937 bei Schlachthausarbeitern als Erkrankung unbekannter Ursache in Australien wissenschaftlich beschieben. Q-Fieber ist eine akute, fieberhafte Erkrankung, die durch das Bakterium Coxiella Brunetii ausgelöst wird. Natürliches Reservoir der Bakterien sind Rinder, Schafe, Ziegen, Katzen, einige Wildtiere und Zecken. Infizierte Nutztiere zeigen oft keine Symptome, scheiden die Erreger aber vor allem bei Geburten und spontanen Fehlgeburten in grossen Mengen aus. Zur Infektion beim Menschen kommt es durch Einatmen von mit Bakterien verseuchtem Staub und direktem Kontakt mit infizierten Tieren bzw. Tierprodukten. In jüngster Zeit traten in den südlichen Niederlanden vermehrt Fälle von Q-Fieber auf. Die Behörden reagierten teilweise sehr strikt und ordneten die Tötung tragender Ziegen und Schafe in den betroffenen Regionen an. Diese Tötungsaktionen erfolgten ohne Rücksichtnahme auf Bestände gefährdeter autochthoner Nutztierrassen. Am 25. Februar 2010 fand in Breda, Südniederlande, eine Konferenz zum Q-Fieber statt, organisiert durch das Niederländische Ministerium für Landwirtschaft, die Universität Wageningen und dem nationalen Tiergesundheitsdienst.

Generelle Ergebnisse dieser Konferenz waren:

Q-Fieber wird weltweit unterschätzt und entsprechend wenig diagnostiziert.
Q-Fieber kommt in Tieren und im Menschen vor und kann durch Zecken verbreitet werden. Die meisten Humaninfektionen treten in Zusammenhang mit Schafen, Ziegen, Rindern und Katzen (Kanada) auf.

Eine Harmonisierung des Monitorings und des Berichtwesens ist in Europa notwendig. EFSA (European Food Safety Authority) bereitet eine wissenschaftliche Stellungnahme zu Signifikanz, Risikofaktoren und Kontrollmöglichkeiten des Q-Fiebers in Tierpopulationen vor. Die Impfung von Wiederkäuern mit COXEVAC (CEVA) ist sehr effizient. Die Zahl der Fehlgeburten in einer Herde wird reduziert und das Lammen vereinfacht. Hygienemassnahmen wie der sorgfältige Umgang mit Geburtsmaterialien, Geburten auf abgegrenzten Flächen, deren Desinfektion nach der Geburt und Behandlung mit gelöschtem Kalk bei möglichst windstillen Konditionen werden bereits durchgeführt. Risikogruppen wie Landwirte, Schlachthofpersonal Veterinäre und ländliche Bevölkerung können durch Impfung geschützt werden (in Australien bereits durchgeführt). Ausschliesslich in den Niederlanden wurden bisher Keulungen als Mittel zur Prävention einer Verbreitung von Coxiella Brunetii durchgeführt. Es bleibt zu hoffen, daß das niederländische Landwirtschaftsministerium aufgrund dieser Informationslage auf die Motionen und Appelle der Tierhalter eingeht und andere Wege als bisher zur Prävention dieser Zoonose sucht.

Coxiella Brunetii


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Kurznachrichten

4. Europ. Seminar zur AgroBiodiversität und SAVE Jahrestreffen 2010:

Das Jahrestreffen des SAVE Netzwerkes wird dieses Jahr vom 3.-5. September auf Schloss Criewen nordöstlich von Berlin stattfinden. Es ist verbunden mit dem 4. Seminar zur AgroBiodiversität (Thema: "AgroBiodiversität - ein entscheidender Teil der Biodiversität") und wird in Zusammenarbeit mit dem Partner VERN e.V. und der Deutsch-Polnischen Akademie Schloss Criewen im Nationalpark Unteres Odertal, Brandenburg, organisiert (Anmeldeunterlagen in den nächsten SAVE eNews). Exkursionen werden zum bekannten Schaugarten von VERN in Greiffenberg und zum grossen Arche-Hof Liebenthal führen, der auch verwilderte Nutztierrassen erhält, so das Liebenthaler Wildpferd (http://www.wildpferdgehege-liebenthal.de).

UN Jahr der Biodiversität

Die Vereinten Nationen erklärten 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität. Das Leben auf der Erde und der Wert der Biodiversität für unser Leben soll der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden. Alle sind in diesem Jahr eingeladen, zur Erhaltung der Vielfalt der Lebensformen, der Biodiversität, aktiv zu werden. Im Bereich Agrobiodiversität werden ebenfalls in vielen Ländern Europas Aktionen stattfinden. Weitere Informationen: http://www.cbd.int/2010/welcome/.

Der Film "DIVERSEEDS: Plant genetic resources for food and agriculture"

Wurde bereits im Mai 2009 veröffentlicht. Er zeigt die Bedeutung der landwirtschaftlichen Vielfalt an Kulturpflanzen für die weltweite Ernährungssicherheit. Die DVD enthält einen Dokumentarfilm von 50 Minuten Dauer sowie 15 Kurzfilme zu diversen Themen (z. B. Landsorten, ex-situ Erhaltung, Svalbard Global Seed Vault, den fruchtbaren Halbmond). Weitere Informationen und Bestellung unter: http://www.diverseeds.eu/DVD . Die DVDs sind in PAL und NTSC Format erhältlich.

ELBARN Umfrage zur Identifikation von Rescue Centers:

Zwischen Dezember 2008 und Mai 2009 wurde der ELBARN Fragebogen an die Europäischen Stakeholder versandt. Zweck dieser Umfrage war es, potentielle Arche- und Rescue Stationen in ganz Europa zu identifizieren. Ferner sollte ein Überblick über die Situation der Agrobiodiversität in Europa gewonnen werden. Die in den Antworten genannten Archestationen werden derzeit online oder durch direkte Kontakte verifiziert. Wenn die Konditionen stimmen, werden sie in einer Datenbank erfasst. Informationen sind erhältlich sowohl unter www.elbarn.net als auch unter www.arca-net.info. Die potentiellen Rescue Center werden durch direkten Kontakt verifiziert. Wenn Konditionen stimmen und die Betreiber sich einverstanden erklären, werden diese Stationen aufgelistet. Die Liste der Rescue Center wird dann den Verantwortlichen, die in einer Rettungsaktion aktiv werden müssen, zur Verfügung gestellt. Es ist weiter möglich, potentielle Arche oder Rescue Stationen zu melden! Informationen sind erbeten an elli@elbarn.net. Die Ergebnisse der Umfrage sind ersichtlich unter: http://tinyurl.com/yhya5cl

Neues EU Logo für Bio-Produkte

Das "Euro Blatt"-Design zeigt die Sterne der EU auf einem grünen Hintergrund. Mit diesem unkomplizierten Entwurf sollen zwei klare Botschaften vermittelt werden, so die EU-Kommission in ihrer Presseerklärung: Natur und Europa. Das neue EU Bio-Label soll am 1. Juli 2010 in Kraft treten.Quelle: http://ec.europa.eu/agriculture/organic/logo/index_de.htm


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Veranstaltungen (Auszug):

16. März: Forum für die Zukunft der Landwirtschaft: "Den Ernährungs- und Umwelt-Herausforderungen begegnen", Brüssel, Belgien. Web: www.forumforagriculture.com 19. März: Streuobst Forschungstagung an Uni Hohenheim, Stuttgart, Deutschland. Kontakt: schmieder@uni-hohenheim.de

19.-21. März: Jahresversammlung der Europäischen Föderation der City Farms, Bristol, Grossbritannien. Kontakt: efcf@vgc.be, Web: http://www.cityfarms.org

25.-27. März: Vielfalt säen - Vielfalt ernten! 5. Treffen der europäischen Saatgutinitiativen in Graz, Österreich. Web: http://www.liberate-diversity-graz2010.org/

25.-28. März: Europäische Woche über Fell und Wolle; Santuario di Oropa, Biella, Italien. Kontakt: info@biellathewoolcompany.it, Web: http://www.biellathewoolcompany.it

27.-29. März: 5. Europäisches Saatguttreffen "Zukunft säen - Vielfalt ernten", in Graz, Österreich. Web: http://www.arche-noah.at/etomite/index.php?id=137#zukunftsaen

13.-15. April: 5. Internationale Ausstellung zu Floristik, Gartenbau, Baumschulen und Landschaftsgestaltung. Kiev, Ukraine. Web: http://www.flowers-hortech.com/en/exhibition-next_general.aspx

15.-17. April: Internationales Dagene Meeting "Biodiversity is life - AgroBiodiversity is our life" in Brazi (Retezat Region), Rumänien. Kontakt: ipate.iudith@gmail.com

22.-23. April: 11. Internationaler Wissenschaftskongress "Wirtschaftswissenschaften für ländliche Entwicklung 2010", Jelgava, Lettland. Kontakt: zane.bulderberga@llu.lv, Web: http://www.ef.llu.lv/index.htm?p=2

26.-29. April: 13. IAALD Weltkongress: "Wissenschaftliche und technische Information und Entwicklung des ländlichen Raums", Montpellier, France. http://iaald2010.agropolis.fr 30. April - 1. Mai: SAVE Workshop zur Zucht gefährdeter Kleinviehrassen in Schimatari, Griechenland. Kontakt: info@monitoring.eu.com oder: amaltheia.zoagr@gmail.com

1.-6. Mai: 4. "Markt für Wollprodukte und Textil-Kunst", Bergerie Nationale de Rambuillet, Paris, Frankreich. Atelier5@orange.fr, Web: http://pagesperso-orange.fr/atelier.laine

6.-7. Mai: 5. Organic Forum "Verarbeitung und Handel mit biologischen Nahrungsmitteln, Non Food und organischem Rohmaterial", Warschau, Polen. Web: http://www.organic-marketing-forum.org

8. Mai: Internationaler Tag des Esels: "Mobilisierung und Promotion für die Sache der Esel". Kontakt: asstute@lantic.net, Web: http://www.donkecology.com

12. Juni: GEO-Tag der Artenvielfalt 2010: "Wert der Natur: Warum sich Vielfalt rechnet". Kontakt geo-tag@geo.de, Web: http://wwwgeo.de/artenvielfalt

13.-18. Juni: BGCI 4. Weltkongress der Botanischen Gärten, Dublin, Irland. Web: http://www.4GBGC.com

28. Juni - 1. Juli: Internat. Symposium "Erneuerung & Nachhaltige Entwicklung in Ernährung und Landwirtschaft - ISDA 2010"; Montpellier, Frankreich, http://www.isda2010.net

4.-7. Juli: Workshop "Bergprodukte in der Ernährung: Ein spezielles Förderungssystem", Wien, Österreich. Contact: markus.schermer@uibk.ac.at

22.-27. August: 28. Internationaler Gartenbau-Kongress "Wissenschaft und Gartenbau für die Allgemeinheit", Lissabon, Portugal. Web: http://www.ihc2010.org

23.-27. August: 61. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Tierzucht, Heraklion auf Kreta, Griechenland. Kontakt: info@eaap2010.org, Web: http://www.eaap2010.org

29. August - 2. September: 23. Jahrestagung der Europäischen Föderation für Weidewirtschaft, Kiel, Deutschland. egf2010@email.uni- kiel.de, Web: http://www.egf2010.de

1. September: Bettag für den Umweltschutz der Orthodoxen Kirche (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel). Web: http://patriarchate.org/environment

3.-5. Sept.: 4. Europ. Seminar zur Agrobiodiversität: "AgroBiodiversität - ein entscheidender Teil der Biodiversität"; Jahrestagung von SAVE Foundation und SAVE-Netzwerk (zusammen mit VERN e.V.) auf Schloss Criewen, Brandenburg, Deutschland. Kontakt: office@save-foundation.net

13.-16. September: ECP/GR Meeting "On-farm Erhaltung und Management Workshop" Madeira, Portugal. Kontakt: bioversity-ecpgr@cgiar.org

15.-17. September: Forum Carpaticum "Zusammenführung von Natur und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit", in Krakau, Polen. Kontakt: office@forumcarpaticum.org, Web: http://www.forumcarpaticum.org → Weitere Daten siehe: http://www.save-foundation.net/deutsch/aktuell.htm


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Sie können die SAVE eNews auch von folgender URL als PDF herunterladen:
http://www.save-foundation.net/deutsch/PDF/news/SAVE_eNews_09_3de.pdf

Den Inhalt des Newsletters finden Sie zudem auf der Aktualitätenseite unseres Webauftrittes:
http://www.save-foundation.net/deutsch/aktuell.htm

Arche-Netzwerk: http://www.arca-net.info
ELBARN Net: http://www.elbarn.net
Agrobiodiversity.Net: http://www.agrobiodiversity.net


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Quelle:
SAVE eNews 1/2010, 12.03.2010
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Head Office
Joseph-Belli-Weg 5, D-78467 Konstanz, Deutschland
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: http://www.save-foundation.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2010