Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LANDWIRTSCHAFT


VIELFALT/141: SAVE eNews 4/2016 - Sicherung der Artenvielfalt (SAVE)


SAVE e-News 4/2016 - 9. Dezember 2016

Safeguard for Agricultural Varieties in Europe
Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation


Die europäische SAVE Foundation (Sicherung der landwirtschaftlichen ArtenVielfalt in Europa) informiert Sie über aktuelle Informationen und Entwicklungen im Bereich Agrobiodiversität in Europa. Hier die Themen der aktuellen Ausgabe:

  • Autochthone Rassen und Tiergestützte Therapie: ein neues Konzept für die Erhaltung
  • Arche Noah - Ein Herz für die Vielfalt
  • Agro Biodiversität der Maltesischen Inseln
  • TREASURE ein H2020 Forschungs- und Innovationsprojekt zu lokalen Schweinerassen
  • Europäische Interventionen in den peripheren Regionen: Die autochthonen Rassen Kalabriens
  • Fakten über Hülsenfrüchte
  • 40 Jahre SZH
  • Vielfalt von Nutztierrassen hilft bei der Bewältigung des Klimawandels
  • Kein Patent auf Saatgut - kein Patent auf Bier!
  • Alpine Nature 2030
  • Mason's World Encyclopedia of Livestock Breeds and Breeding
  • Der Weihnachtsapfel

Autochthone Rassen und Tiergestützte Therapie: ein neues Konzept für die Erhaltung

Antonio Pizzuti, Natura per Tutti Onlus, Italien

In Europa sind viele autochthone Nutztierrassen gefährdet. Die EU fördert Erhaltungsmassnahmen und unterstützt auch die Entwicklung von multifunktionalen Aktivitäten in der Landwirtschaft. Damit sind solche Aktivitäten gemeint, die die soziale Bedeutung der Landwirtschaft stärken.

"Educational Farms" sind die jüngsten Ergebnisse in der multifunktionellen Entwicklung der Betriebe in Italien, vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten. Didaktische Bauernhöfe sind Betriebe, auf denen Besucher etwas über die Nutztierrassen und deren Zuchtzyklen lernen können, aber auch mit der ländlichen Welt in Kontakt kommen, die heute weit weg von den täglichen Aktivitäten vieler Menschen ist. Neben den "Educational Farms" wurden in den letzten Jahren die Erfahrungen aus den USA und in den nordischen Ländern Europas genutzt, um auch in Italien "Social Farms" aufzubauen. Eine der wichtigsten Aktivitäten in diesen Betrieben, wenn auch nicht in allen, sind auf die therapeutische Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet. Häufig werden behinderte Menschen auch in den Produktionsprozess einbezogen.

Haustiere als therapeutische Mittler in der Rehabilitation sind heutzutage von der internationalen medizinischen Gemeinschaft anerkannt, insbesondere tiergestützte Aktivitäten (Animal Assisted Activities, AAA) und tiergestützte Therapie (Animal-Assisted-Therapy, AAT)

In Italien sind "Social Farms" noch in der Pionierphase. Es gibt keine festgelegten Modelle. Daher wurden aus den unterschiedlichen Gegebenheiten der "Social Farms" Erfahrung und "best practices" zusammengestellt, um damit einen Erfahrungshorizont zu schaffen anstelle codierter Modelle.

Der Ansatz

Die "Social Farm" Ladispoli nahe Rom [1]
(Arca Net: www.arca-net.info/pages/detail.asp?id=304926&sprache=en&organisation=FATTORIA%20DEGLI%20ANIMALI )
ist ein landwirtschaftliches Zentrum mit 2 ha Fläche, in dem gefährdete Nutztierrassen gehalten werden. Insbesondere werden dort Rassen wie Sardischer Esel, Ragusano Esel, Sopravissana Schafe, Girgentana Ziegen, Kleine Widder Kaninchen, Leprino Kaninchen von Viterbo sowie verschiedene Geflügelrassen wie das Ancona Huhn, das Paduaner Huhn, Sicilian Buttercup Huhn, Leghorn Huhn und Tauben wie die Florentine Taube, Modenas Triganino-Taube und Reggianino-Taube gehalten und gezüchtet. Neben Landwirtschaft und Zucht werden Umwelterziehung für Schulen und Rehabilitations-Workshops für Menschen mit Behinderungen (Tiergestützte Aktivitäten) angeboten.

Auf dem Bauernhof Ladispoli wurde ein funktionelles Modell entwickelt, in dem die Reproduktion gefährdeter Rassen sowie pädagogische und soziale landwirtschaftliche Aktivitäten ineinandergreifen. Die innovative Idee besteht darin, gefährdete Rassen zur Rehabilitation einzusetzen und damit ihre Verbreitung und Erhaltung zu fördern.

Mit der Verwendung gefährdeter Rassen in AAT und AAA-Aktivitäten wird ein Beitrag zu ihrer Erhaltung und Verbreitung geleistet. Eine der Hauptursachen für das Verdrängen der heimischen Nutztierrassen ist, dass sie kaum in Wert gesetzt werden (können). Viele Rassen haben keinen produktiven Wert mehr (z. B. das Sopravissana Schaf) und werden nicht mehr für die Arbeit verwendet (z. B. der Ragusano Esel). Daraus folgt, dass die Bestandeszahlen sinken oder die Rasse gänzlich verschwindet. Ihre Inwertsetzung durch Rehabilitationstherapien und -aktivitäten kann zur Steigerung der Populationszahlen dieser Rassen und damit zu ihrem Überleben beitragen. Diese Inwertsetzung kommt der Gesellschaft zugute.

Auf dem Bauernhof werden Animal-Assisted-Activities (AAA) durchgeführt. Dazu gehören alle Massnahmen im Zusammenhang mit der Interaktion zwischen Mensch und Tier, insbesondere die tägliche Tierpflege (Fütterung, Reinigung der Ställe usw.), aber auch besondere Übungen in Workshops (Arbeit mit Eseln und anderen Tieren).

Die Workshops werden von Mitarbeitern (Agronomen, Psychotherapeuten, Ethologen, Bauern) geplant und organisiert. Die täglichen Aktivitäten richten sich insbesondere an Personen mit mittleren bis schweren geistigen Behinderungen.

Die Workshops sind in zwei Tätigkeitsstufen gegliedert: Routinearbeiten (bei denen Pflege und Umgang mit Nutztieren enthalten sind) und kreative Arbeiten (Errichtung von Anlagen für den Betrieb: Zäune, Gewächshäuser, Versorgungsleitungen usw.)

Ergebnisse

Am Ende der Brutsaison werden dank der Arbeit in den AAAs die überschüssigen Nachkommen der Rassen an Personen vergeben, die kleine Zuchtgruppen für Familienbetriebe aufbauen. Auf diese Weise fördert der Hof neben der Tierzucht und den therapeutischen Programmen die Erhaltung gefährdeter Rassen durch die Übergabe von Nachkommen an die Familienbetriebe.

In 14 Jahren Tätigkeit (2001-2015) hat der Hof Ladispoli Umweltbildungsaktivitäten mit gefährdeten heimischen Nutztierrassen für mindestens 30.000 Personen durchgeführt (davon etwa 70% Schulkinder). Durchschnittlich nehmen jährlich rund 60 Behinderte an den Workshops der tiergestützten Aktivitäten teil. Mehr als 3.000 Tiere wurden gezüchtet und im ganzen Land verteilt (78% davon sind Nutzgeflügel, die übrigen Säugetiere).

Die Ladispoli Farm hat sich über die Jahre als "good practice" Modell für andere Betriebe in ländlichen Gebieten etabliert.

Antonio Pizzuti Piccoli
Natura per Tutti Onlus Organization,
Ladispoli (Rome), Italy
info[at]fattoriapertutti.it


Arche Noah - Ein Herz für die Vielfalt

Marion Schwarz, Arche Noah, Österreich

Arche Noah, Partner im SAVE Netzwerk seit 2016, stellt sich und seine Arbeit für die Erhaltung der Vielfalt der Nutzpflanzen in Österreich in diesem Artikel vor:

Die Vielfalt der landwirtschaftlichen Arten wurde über Generationen hinweg entwickelt. Menschen haben Tausende von Jahren kultiviert und gezüchtet, was zu einer unglaublichen Vielfalt von lokal genutzten und angepassten Kulturen führte. Es gab - und gibt an vielen Stellen immer noch - eine enge Beziehung zwischen Menschen und ihren Pflanzen. Aber die Pflanzenvielfalt ist stark gefährdet: Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind 75% aller Getreidesorten ausgestorben. Einer der Hauptgründe ist die Industrialisierung der Landwirtschaft, die nur wenige Hochleistungsarten und -sorten nutzt. Global bilden nur ca.100 Arten (von mehr als 4.800 bekannten) 90% der geernteten Nahrungspflanzen. Gesetze, Unternehmensinteressen, Verbraucherverhalten, Umweltkatastrophen, bewaffnete Konflikte, das Verschwinden der bäuerlichen Kleinlandwirtschaft und andere Faktoren verstärken die Gefahr für die Saatgutvielfalt auf globaler Ebene.

Erhaltung der Vielfalt für eine lebenswerte Zukunft

Aus heutiger Sicht ist es unmöglich zu sagen, welche Pflanzenarten oder Sorten oder "genetischen Ressourcen" eines Tages "wichtig" sein werden. Daher ist es unverantwortlich, diese kostbaren seltenen Kulturen aufzugeben. Wir müssen die Saatgutvielfalt und das Wissen um deren Kultivierung bewahren, weiterentwickeln und zur Verfügung stellen. Damit schützen wir die Grundlage der Landwirtschaft, aber auch den Reichtum an Aromen und Geschmäckern, die unsere Lebensqualität ausmachen.

Saatgut Archiv

Im ARCHE NOAH Saatgut Archiv lagern rund 5.500 Kulturpflanzen. Mit den ersten Sammlungen der frühen ARCHE NOAH-Pioniere wie Nancy Arrowsmith und Reinhild Frech-Emmelmann entwickelte sich ab den 1990er Jahren eine der grössten privaten Saatgutbanken in Europa durch aktiven Austausch zwischen Mitgliedern und anderen Sammlungen sowie durch lokale Sammelaktionen. Im ARCHE NOAH Saatgutarchiv werden Samen und vegetatives Pflanzenmaterial von ca. 6`000 gefährdeten Gemüsesorten, Getreide und anderen Kulturpflanzen gelagert. Ausserdem gibt es etwa 300 Feld-Sammlungen. In den ARCHE NOAH zertifizierten Bio-Gärten werden diese gesät, gepflegt und das Saatgut unter Berücksichtigung der typischen Pflanzenmerkmale selektioniert und geerntet. Um die Pflanzenvielfalt langfristig zu erhalten, muss der Saatgutbestand regelmässig geprüft und erneuert werden. Frische gesunde Samen und ein fundiertes Wissen über die Pflanzen sind dafür unabdingbare Grundlage. Und wir freuen uns, dieses Wissen auch weiterzugeben!

Obst Sammlung

Obstbäume sind zwar langlebig, aber sie leben nicht ewig. Sammeltouren, sorgfältige Charakterisierung, Erhaltung an mehreren Orten und Weitergabe von Wissen können sehr seltene lokale Sorten vor dem Aussterben bewahren. Durch ihre lange Lebensdauer haben viele lokale Obstsorten überlebt, auch wenn ihnen wenig Bedutung zugemessen wurde. Allerdings sind die meisten dieser Bäume heute alt und müssen dringend durch Propfreiser vermehrt werden. ARCHE NOAH Pomologen forschen, dokumentieren, beraten und pfropfen, um den drohenden Verlust alter Sorten zu stoppen. Die ARCHE NOAH Obstkollektion umfasst derzeit mehrere Obsterhaltungsbetriebe mit Hunderten von Bäumen und Beerensträuchern in ganz Österreich sowie eine Obstdatenbank mit über 900 Sorten auf 3.200 kartierten Bäumen.

Ein umfangreiches Netzwerk

Alle Gurkensorten, von Armenischen Gurken zu Znojmo Gurken, an einem Ort zusammenfassen? Das ist nicht genug für uns. ARCHE NOAH arbeitet hin zu einer dezentralisierten Erhaltung seltener Kulturen. ARCHE NOAH arbeitet eng mit dezentralen Pflanzenerhaltern zusammen, die Mitglieder des Vereins sind. Sie vermehren die traditionellen Sorten aus dem ARCHE NOAH-Saatgutarchiv sowie Pflanzen, die sie in ihrem Umfeld, den Hausgärten oder auf Feldern gesammelt haben. Der Grund für die Kultivierung traditioneller Sorten ist meist idealistisch - "damit die Vielfalt nicht verloren geht". Allerdings können auch politisches Engagement für Ernährungssouveränität, Genuss, Begeisterung für Vielfalt und Leidenschaft für das Sammeln Motive sein. Die Gärtner selbst bestimmen ihr eigenes Engagement - Anfänger, Erhalter oder Pflanzenpaten. Einige erhalten Saatgut für ihren eigenen persönlichen Gebrauch, während andere mit dem Saatgutarchiv zusammenarbeiten oder ihre Expertise im Sorten Handbuch einbringen. Ein Netzwerk von aktiven Gärtnern sorgt so dafür, dass die Vielfalt durch den Anbau bewahrt wird.

Eine Stimme für die Vielfalt

Pflanzenvielfalt hat viel mit Politik zu tun! Parlamente und Regierungen legen die Regeln für das, was auf unseren Feldern, in unseren Gärten und auf den Märkten geschieht, fest. Sollte Caesar Friedrich abdanken? Diese Bohnensorte ist eine der unzähligen Raritäten im Archiv der ARCHE NOAH. Gemäss der vorgeschlagenen EU-Saatgutvermarktungsgesetzgebung ist sie für den Verkauf nicht ausreichend standardisiert und muss ein "Nischenprodukt" bleiben. Allerdings ist die Verbreitung solcher seltenen Kulturen sehr wichtig: Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat die Standardisierung von Obst, Gemüse und Getreide verankert und führte zu einem riesigen Verlust an Vielfalt. Neben der Saatgutmarktgesetzgebung bedrohen Patente und neue Züchtungstechniken ebenfalls die Vielfalt. Deshalb müssen wir in Österreich und Brüssel kämpfen. Die Saatgutpolitik muss die Vielfalt bewahren, die gesunde Ernährung und die Rechte der Kleinbauern fördern.

Unser Netzwerk ist international

Durch Kooperation können wir einfach mehr erreichen. "In varietate concordia" oder "Vereint in Vielfalt" - das Motto der Europäischen Union gilt auch für das internationale Netzwerk der ARCHE NOAH. Die Saatgutinitiativen in Europa arbeiten unterschiedlich, bearbeiten viele verschiedene Kulturen und stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Dennoch haben wir dasselbe Ziel: Die Vielfalt in die Gärten und auf die Felder zurückzubringen und dort zu erhalten, wo sie noch existiert. "Alte Sorten" erleben eine Renaissance, vor allem in den von der Wirtschaftskrise betroffenen Ländern. Dutzende Organisationen kooperieren und lernen voneinander in den Bereichen Erhaltungsarbeit, Dokumentation, Bildung und Politik. Gleichzeitig beteiligt sich ARCHE NOAH an mehreren EU-Diversity-Projekten

Forschung und Züchtung

Pflanzen ändern sich in ihrem Lebensraum. Neben der Erhaltung seltener Kulturen und traditioneller Sorten, möchte ARCHE NOAH zur Entwicklung der Vielfalt beitragen. Um das langfristige Überleben von Nutzpflanzen zu gewährleisten, ist die Anpassung der Pflanzen notwendig. Wir können unser Ziel - Konservierung durch Nutzung - nur erreichen, wenn diese alten Sorten wieder kultiviert, produziert und in unseren Gärten und auf unseren Feldern verwendet werden. Möchten Sie eine Tomatensorte aus dem vorigen Jahrhundert anbauen? Eine traditionelle Sorte ist möglicherweise nicht ganz den heutigen Wachstumsbedingungen (Klima, Boden, verschiedene Krankheiten) oder Anbauanforderungen (wie Geschmack) angepasst. Um solche Sorten zu fördern, widmet sich ARCHE NOAH partizipativen Zuchtaktivitäten: Selektion, nutzerorientierte Beschreibung und enge Zusammenarbeit mit Gärtnern und Landwirten tragen zur Entwicklung geeigneter und marktfähiger Kulturen bei.

Kontakt:
ARCHE NOAH:
Obere Strasse 40, 3553 Schiltern
info[at]arche-noah.at
www.arche-noah.at


Agro Biodiversität der Maltesischen Inseln

Darryl Grech, Breeds of Origin, Malta

Über Generationen wurde eine grosse Vielfalt optimal angepasster Rassen und Varietäten auf den Maltesischen Inseln gezüchtet. Auch wenn die Republik Malta nur gerade 316 km2 Festland umfasst, besitzt sie doch eine reiche Biodiversität. Hinsichtlich der landwirtschaftlichen Vielfalt kann Malta mit einigen autochthonen Rassen von Ziegen, Schafen, Rindern, Geflügel und Bienen sowie diversen Nutzpflanzensorten und Bäumen aufwarten.

Heute sind autochthone Rassen und Sorten zunehmend durch die kommerzielle Landwirtschaft und Konsumgewohnheiten gefährdet. Es gibt zum Beispiel nur noch weniger als 50 Malteser Rinder. "Breeds of Origin" wurde im März 2016 mit dem Ziel gegründet, die einheimischen Rassen und Sorten der maltesischen Inseln zu schützen und zu bewahren. Diese Rassen und Sorten bilden einen integralen Bestandteil des kulturellen Erbes Maltas Aufgrund beschränkter Mittel konzentrieren wir uns zurzeit vor allem auf Erhaltungsprojekte für die Malteser-Ziege, das Maltesisische Schwarze Huhn und unsere einheimische Honigbienen-Unterart, Apis mellifera ruttneri.

Die Malteser Ziege

Die Malteser Ziege zählt zu den nahöstlichen Rassen. Sie wurde vor tausenden von Jahren auf den Inseln zur Frischmilcherzeugung eingeführt. Die Ziege wurde gegenüber anderen Wiederkäuern bevorzugt weil sie sich gut an verschiedene Lebensräume anpasst und gute Milch liefert. Kennzeichen der Rasse waren ursprünglich die hohe Milchleistung und die hohen Fruchtbarkeitsraten.

In Malta fokussiert sich die Ziegenzucht überwiegend auf die Milchproduktion zur Käseherstellung. Ziegenfleisch wird heute hauptsächlich von ethnischen Minderheiten auf Malta konsumiert.

Früher dominierten die grasenden Malteser Ziegen die Landschaft und Hügel. Vor dem 2. Weltkrieg war Malta ein Land der Ziegenzucht mit bis zu 70.000 Ziegen.

Bis in die frühen 1950er Jahre führte der Ziegenhirte seine Herde in die Stadt- oder Dorfstrassen und molk die Ziegen direkt vor der Haustüre der Kunden. Jeden Tag kauften die Familien ihre Tagesration, denn die Verkaufsrunde fand jeden Tag, auch sonntags, statt.

Obwohl die Ziegenzucht eine lange und reiche Tradition in Malta hat, steht die maltesische Ziegenpopulation kurz vor dem Aussterben. Zurzeit gibt es noch etwa 400 Malteser Ziegen in 20 Herden verteilt auf ganz Malta und Gozo. Durch die jahrelange Isolation der einzelnen Gruppen besteht eine hohe Inzucht. Darüber hinaus führte die Einführung kommerzieller Rassen wie der Saanen-oder Alpenziege zu Kreuzungen und Hybriden des bereits kleinen Genpools. Die Malteser Ziegen werden hauptsächlich von Bauern gehalten, denen diese besondere Rasse am Herzen liegt. Aufgrund fehlender Selektion und durch Einkreuzungen fremder Rassen wurde das eigentliche Potenzial dieser Rasse unterminiert. Ihr zukünftiges wirtschaftliches Potential bleibt abzuwarten.

Die Ziegenpopulation sinkt kontinuierlich und wird durch die Subventionspolitik weiter herabgesetzt: Seit 2016 können malteser Bauern für die Schafhaltung EU Subventionen beantragen, während für Ziegen keine Unterstützung vorgesehen ist. Lediglich 12 Betriebe mit mehr als 50 Ziegen bei einer Gesamtpopulation von etwa 5.000 Tieren gibt es noch in Malta. Die meisten Bauern mit Malteser Ziegen wurden inzwischen identifiziert. Nun wird ein Zuchtprogramm gestartet, um die aktuelle Population der autochthonen Ziegen zu steigern und um die Inzucht zu minimieren.

Das maltesische Schwarze Huhn

Das maltesische Schwarze Huhn (Foto) ist ein Zweinutzungshuhn zur Produktion von Eiern und Fleisch in den ländlichen Gebieten. Es ist mit anderen mediterranen Hühnerrassen. nahe verwandt.

Die Rasse entstand 1934 durch die Selektion von rein schwarzen Hühnern einheimischer Bestände, die die Malteser Landwirtschaftsabteilung des Ministeriums durchführte. Einige Hühner legten mehr als 200 Eier pro Jahr.

1938 wurde die Fruchtbarkeit dieser speziellen Rasse gegenüber anderen importierten Rassen vom "Commonwealth Bureau of Animal Breeding and Genetics" erkannt und dokumentiert. Ein Rassestandard wurde 1950 lokal und international präsentiert.

In den 1960er Jahren wurde das maltesische Schwarze Huhn zunehmend durch kommerzielle Rassen ersetzt und seine Population auf kleine Bestände beschränkt. Ein erster Versuch, eine in situ-Erhaltung aufzubauen begann 1998 mit ca. 400 Hühnern, die später in das landwirtschaftliche Forschungs- und Entwicklungszentrum verlegt wurden, um einen Nucleusbestand als Referenz für eine spätere ex-situ Langzeit Erhaltungsstrategie aufzubauen. Mangels geeigneter Ressourcen und Know-how, wie so eine Nucleuszucht zu handhaben ist, waren die erzielten Fortschritte sehr begrenzt. Der Bestand diente im Laufe der Jahre vor allem als Quelle zur Beschaffung von genetischem Material für Hobbyzüchter. Das Fehlen eines definierten Rassestandards hat jeden Versuch einer objektiven Züchtung, Vermehrung und Selektion zusätzlich behindert.

Mit nur 96 Zuchthühnern ist diese Rasse stark gefährdet. Ferner hat sich das maltesische Schwarze Huhn von seinem früheren Standard weit entfernt und hat damit auch seinen rustikalen Charakter verloren.

Kürzlich wurde erneut ein umfassender Standard für diese Rasse entwickelt, der als Vergleichsmassstab für zukünftigen Zucht- und Selektionsprogramme dient.

Ein Erhaltungsprogramm für das maltesische Schwarzhuhn konzentriert sich auf die Erholung dieses kleinen genetischen Pools mit entsprechenden Anpaarungsplänen, um zum Standard zurückzukehren und die Inzucht durch den Aufbau eines Herdbuches zu minimieren. Sobald der Zweinutzungstyp dieser Rasse wieder etabliert ist, wird sie ihre Nische im maltesischen Agro-Ökosystem wieder besetzen und das nationale landwirtschaftliche Erbe ergänzen.

Maltesische Honigbiene Apis mellifera ruttneri

Maltas einheimische Honigbiene ist Apis mellifera ruttneri, benannt nach Professor Friedrich Ruttner. Diese dunkle Bienenunterart ist enger mit der nordafrikanischen Biene (Apis mellifera intermissa) verwandt als mit der europäischen Biene. Die Apis mellifera ruttneri hat sich hervorragend an die Umwelt und die rauen klimatischen Bedingungen der Maltesischen Inseln angepasst. Sie verteidigt sich auch sehr gut gegen Wespen und Hornissen. Ferner haben allein durch natürliche Selektion einige Völker bis zu einem gewissen Grad eine Resistenz gegen die Varroa-Milbe entwickelt. Trotz dieser unvergleichlichen und nützlichen Eigenschaften importieren einige Imker immer noch nicht-einheimische Honigbienen und gefährden somit die Erhaltung dieser einzigartigen Biene.

Im vergangenen Jahr hat ein ausländischer Imker eine grosse Anzahl ausländischer Zuchtvölker auf die Inseln gebracht, um Bienenköniginnen für den Export zu züchten. Eine solche intensive Bienenzucht führt letztendlich zur totalen Hybridisierung des bereits kleinen einheimischen genetischen Pools, abgesehen von der Steigerung des Risikos für die Ausbreitung von Krankheiten und dem Konkurrenzkampf um die begrenzten Futterreserven.

Die Bienenzucht in Malta ist eine der ältesten landwirtschaftlichen Traditionen. Die Griechen nannten die Insel "Melite", abstammend vom griechischen Wort Mel (Honig). Wenn nicht bald etwas zur Erhaltung dieser Tradition getan wird, geht mit dem Verlust der einheimischen Biene ein wichtiger Teil unseres apikulturellen Erbes verloren. Thomas Galea, ein besorgter und begeisterter maltesischer Bienenzüchter und einer der Mitstreiter von "Breeds of Origin", trat mit "SmartBees" einem europäischen Forschungsprojekt in Kontakt. Dr. Aleksandar Uzunov von "SmartBees" hat sich als grosser Verbündeter erwiesen. In Zusammenarbeit mit der Universität Malta und der maltesischen Bienenzuchtvereinigung wird nun ein strategischer Plan zum Schutz der Apis mellifera ruttneri entwickelt. Hauptziel ist es, diese einzigartige aber gefährdete Bienenart zu schützen und letztlich die Erhaltung unserer bereits begrenzten Biodiversität zu sichern.

Apis mellifera ruttneri ist mehr als eine Biene, sie ist UNSERE Biene!

Darryl Grech
Breeds of Origin, Malta
breedsoforigin.malta[at]gmail.com


TREASURE ein H2020 Forschungs- und Innovationsprojekt zu lokalen Schweinerassen

Marjeta Candek-Potokar, KIS, Slovenia

Lokale Schweine-Rassen in den europäischen Regionen repräsentieren ein biologisches Erbe in Europa. Ihre Erhaltung wird heute oft durch politische Massnahmen (Subventionen) und über Genbanken sichergestellt. Um die Nachhaltigkeit der Erhaltung sicherzustellen, sollten die sozioökonomischen Vorteile der landwirtschaftlichen Nutzung dieser Rassen gefördert werden. Das Innovationspotential von TREASURE ist, dass nachhaltige Schweineproduktionssysteme auf lokalen Schweinerassen aufgebaut werden können. Dies mit lokal verfügbaren Futterressourcen und traditionellen Produkten, die den gesellschaftlichen Anforderungen an die Biodiversität, den Umweltschutz, die lokalen Nahrungsmittelketten, den Tierschutz und der Verbrauchernachfrage nach Qualität und gesundheitlichem Nutzen der Produkte entsprechen.

Der Zweck von TREASURE

Nach dem 2. Weltkrieg führten die Agrarsysteme des Westens eine "industrielle Strategie" der Intensivierung, Spezialisierung und Grossproduktion ein. Viele autochthone Schweinerassen waren nicht mehr rentabel und waren dadurch gefährdet. Im Rahmen der international verbindlichen Erhaltung der biologischen Vielfalt wurde das Interesse an autochthonen Rassen wiederbelebt. Diese Rassen werden meist durch EU-politische Mechanismen unterstützt. Die beste Erhaltungsstrategie ist aber diejenige, die die Rasse unabhängig von externen Subventionen macht. Theoretisch sollte die lokale Schweinezucht durch den Verkauf ihrer Produkte (gekennzeichnet durch zusätzliche Wertschöpfung) selbsttragend sein und dafür sorgen, dass eine ausreichende Anzahl von Tieren eine ausreichende genetische Vielfalt gewährleistet. Diese Bedingung ist bei den lokalen Schweinerassen in Europa jedoch selten.

Eine nachhaltige Nutzung von lokalen Rassen mit einer besseren Ausnutzung ihres Images sowie Qualitätsmerkmalen im Zusammenhang mit ihren Produkten ist aber möglich. Daher sind die Aktivitäten zur Steigerung des Marktpotentials und des Wertes der Produkte eine Schlüsselstrategie zur Unterstützung der in situ-Erhaltung der Rassen. Traditionelle Schweinefleischprodukte repräsentieren das kulinarische Erbe der Regionen und haben ein exzellentes Image bei den Konsumenten auf grund der spezifischen Qualität, die mit Schweinen aus der konventionellen Intensivhaltung nicht erreicht werden kann. Die Nutzung lokaler Schweinerassen in ihren spezifischen Produktionssystemen, die von den Verbrauchern geschätzt werden, ist die Basis für nachhaltige Wertschöpfungsketten.

Eckdaten
Projektbeginn: 01/04/2015
Dauer: 48 Monate
25 Partner aus 9 Ländern
Koordinator:
Agricult. Institute of Slovenia (KIS)
Web: http://treasure.kis.si/

Die Herausforderung von TREASURE

Das wirtschaftliche Potenzial lokaler traditioneller Rassen und deren Produktionssysteme sind weit davon entfernt, optimal genutzt zu werden, und stellen in Zukunft eine Herausforderung und Chance für die Schweinebranche dar. Dies ist auch die zentrale Herausforderung für das Projekt: Nämlich die Verbesserung der Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen, um bestehende Vermarktungswege weiter zu entwickeln und neue nachhaltige Wertschöpfungsketten auf der Grundlage europäischer lokaler genetischer Ressourcen (lokale Rassen) zu schaffen. Ziel ist es, den Anforderungen der Verbraucher an Qualität und Gesundheit von Schweinefleischprodukten und den gesellschaftlichen Anforderungen dem Tier- und Umweltschutz entsprechen und die ländliche Entwicklung fördern. Um das Marktpotenzial qualitativ hochwertiger Produkte lokaler Schweinerassen zu verbessern, ist es unerlässlich, wissenschaftliche Nachweise ihrer Einzigartigkeit, Produktivität und Produktqualität zu erhalten und Instrumente für die Rückverfolgbarkeit/Authentifizierung zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Nährstoffbedürfnisse und lokalen Futtermittelressourcen zu bewerten. Die Managementpraktiken, Auswirkungen auf die Umwelt und die Akzeptanz der Verbraucher sowie Marketingstrategien, die an regionale Gegebenheiten angepasst sind, werden in diesem Projekt abgeschätzt werden.

Marjeta Candek-Potokar, Koordinator von TREASURE.
meta.candek-potokar[at]kis.si


Europäische Interventionen in den peripheren Regionen: Die autochthonen Rassen Kalabriens

Floro de Nardo, R.A.R.E. - ARA Calabria

Kalabrien ist der Zeh am Ende von Italiens geographischem Stiefel. Es grenzt an Basilicata im Norden und ist vom Mittelmeer umgeben. Wegen seiner strategischen Positionierung zwischen dem Tyrrhenischen und Ionischen Meer wurde die Region von diversen Eroberern im Lauf der Geschichte besetzt. Griechen, Römer, Germanen, Goten, Langobarden, Franken, Sizilianer, Sarazenen, Franzosen und Spanier haben in der Region ihre Spuren hinterlassen und beeinflussten die Sprache, die Landwirtschaft und die Küche. Die Erhaltung der seltenen Rassen in Kalabrien unterliegt den strengen Regeln der Regionalregierung und den EU-Vorschriften. Dieses System der Unterstützung und Kontrolle ist ein Beispiel, wie die Zusammenarbeit zwischen Staat und Bauern funktionieren kann, und wird im folgenden Artikel unseres italienischen Partners R.A.R.E beschrieben:

Ethnographisch sind die Rinderrasse Podolica, die Ziegenrassen Rustica di Calabria, Nicastrese (Bild) und Capra dell'Aspromonte am wichtigsten. Die Ziegenrassen sind vom Ministerium anerkannt. Der Name der Schweinerasse Apulo-Calabrese wurde durch ein Dekret des Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten in "Nero Calabrese" oder "Calabrese" geändert. Die Schafrassen Gentile di Calabria (stammt aus Gentile in Apulien) und die Sciara Rasse sind mit relativ kleinen Zahlen vertreten (Tabelle 1).

Gemäss dem Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums 2014-2020 hat die Region Kalabrien eine Intervention zum Schutz autochthoner Rassen in der Region in Aussicht gestellt.


Tabelle 1 - SAVE e-News 4/2016

Tabelle 1
SAVE e-News 4/2016

Für die Erhaltung ausgesprochen wichtig ist eine Gesetzgebung zum Schutz autochthoner Rassen in extensiven Zuchtsystemen. Die Rassen sollen durch höhere Reproduktionsleistungen und grössere Bekanntheit langfristig erhalten werden. Dafür hat die Region Kalabrien die folgenden Rassen identifiziert: Podolica Rind, Nicastrese-Ziege, Rustica di Calabria Ziege, Dell'Aspromonte Ziege, Apulo-Kalabrese Schwein, Ragusana und Martina Franca Esel sowie das Gentile di Apulien Schaf. Auf der Grundlage von Artikel 7.3 der EU-Verordnung 807/2014 müssen autochthone gefährdete Rassen in einem nationalen Zensus einschliesslich der Anzahl der männlichen und der weiblichen Zuchttiere erfasst werden. Die Erfassung der kalabrischen Rassen ist in Tabelle 2 (aus "Consorzio per la Sperimentazione, Divulgazione e Applicazione di Biotecniche Innovative" (Con.S.D.A.B.I.), FAO National Focal Point) dargestellt.

Der Gefährdungsgrad wird anhand der Kriterien der FAO (The State of the Worlds Animal Genetic Resources for Food and Agriculture (2007, p 344 ff)) festgelegt wie folgt:


SAVE e-News 4/2016

SAVE e-News 4/2016

Um staatliche Subventionen zu erhalten, muss der Landwirt in der Region Kalabrien folgende Bedingungen erfüllen:

  • Unterzeichnung einer Verpflichtung, die Rasse für mindestens 7 Jahre zu halten und die die Publikation in der "Rangfolge der Gefährdung" in der Agrarstatistik.
  • Nur Reinzucht, keine Kreuzung
  • Extensive Haltung
  • Eine im Genealogischen Register identifizierte erwachsene reproduktive Rindereinheit (ABU) muss mindestens 7 Jahre lang erhalten werden.
  • Registrierung der Nachkommen der Nachzucht im Genealogischen Register

Die finanzielle Unterstützung beträgt 200 Euro je ABU und Jahr. Die ABU ist in der EU-Verordnung 1305/2013 und der Verordnung (EG) 808/2014 (Art. 9), Absatz 2, unter Verwendung der Umwandlungstabelle der Grossvieheinheiten (Anhang II EU-Reg. Nr. 808/2014) definiert.


Tabelle 2: Status der gefährdeten kalabrischen Rassen - SAVE e-News 4/2016

Tabelle 2: Status der gefährdeten kalabrischen Rassen
SAVE e-News 4/2016

Fakten über Hülsenfrüchte

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte 2016 zum Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte (siehe SAVE eNews 3/2015). Das "Jahr der Hülsenfüchte" endet Anfang 2017. Am 18. Januar 2017 findet der zweite "Globale Tag der Leguminosen" statt (siehe Kasten). Hülsenfrüchte, auch als Körnerleguminosen bekannt, sind nicht nur für die Entwicklungsländer von Interesse. Auch in trockenen Gebieten Europas am Mittelmeer und in den inneralpinen Tälern spielten und spielen Hülsenfrüchte noch heute eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft. Für die biologische Landwirtschaft in Mischkulturen mit beispielsweise Hafer sind Hülsenfrüchte wie Ackerbohnen von zunehmendem Interesse. Hier sind einige Fakten rund um diese interessanten Feldfrüchte aufgelistet:

Gemäss Definition der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) sind Hülsenfrüchte einjährige Pflanzen, die zwischen einem und 12 Körner variabler Grösse in einer Hülse hervorbringen und sowohl als Lebensmittel als auch als Futtermittel verwendet werden. Dazu gehören Trockenbohnen, Erbsen, Kichererbsen und Linsen. Aber auch Erdnüsse gehören zu den Hülsenfrüchten. Der Begriff "Hülsenfrüchte" ist nur auf Leguminosen beschränkt, die ausschliesslich wegen ihrer Körner geerntet werden. Hülsenfrüchte, die grün zum Frischverzehr geerntet werden, werden als Gemüsekulturen eingestuft (grüne Bohnen etc.). Ebenso ausgeschlossen aus der Definition sind Leguminosen, die hauptsächlich zur Ölgewinnung oder als Gründüngung verwendet werden.

Hülsenfrüchte sind über den ganzen Erdball verteilt: Linsendahl ist bis heute ein wichtiges Grundnahrungsmittel in Südasien. Kichererbsen wurden in neolithischen Töpferwaren in Südostanatolien gefunden. In der Jungsteinzeit waren Hülsenfrüchte bereits über die Alpen gekommen und dehnten sich weiter gen Norden aus. Die Nutzung der Hülsenfrüchte ist so alt wie die des Getreides. Hülsenfrüchte sind eine ideale Ergänzung zum Getreide für die menschliche Ernährung.

Als lebenswichtige Quelle von Proteinen und Aminosäuren sind Hülsenfrüchte ein entscheidender Teil des allgemeinen Nahrungsmittelkorbes. Als Protein- und Faserstofflieferant der Menschen rund um den Globus sollten sie als Teil einer gesunden Diät genossen werden, um Übergewicht und chronische Krankheiten wie Diabetes, koronare Herzkrankheiten und sogar Krebs zu verhindern. Auch für Tiere sind sie eine wichtige Quelle für pflanzliches Protein. Darüber hinaus besitzen Hülsenfrüchte Stickstoff-fixierende Eigenschaften, die zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit beitragen und einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. In Symbiose mit Knöllchenbakterien binden sie Stickstoff aus der Luft. Sie reichern damit sogar noch zusätzlich den Boden an, was auch nachfolgenden Pflanzen zu Gute kommt.

Der ökologische Fussabdruck der Hülsenfrüchte ist sehr klein. Sowohl der Kohlendioxidausstoss als auch der Wasserbedarf sind im Vergleich zu tierischen Eiweisslieferanten erheblich niedriger. Für die Produktion von 1 kg Rindfleisch, Schweinefleisch oder Huhn braucht man bis zu 18 Mal mehr Wasser als für 1 kg Hülsenfrucht. So werden dafür lediglich ca. 0,5 kg CO2, für 1 kg Rindfleisch etwa 17 kg CO2 erzeugt.

Bis zu 25% der Hülsenfrüchte werden als Futtermittel verwendet, insbesondere für Schweine und Geflügel. Als stetige Quelle für Ernährung, Tierfutter und Bodenverträglichkeit spielen Hülsenfruchtkulturen eine wichtige Rolle in der Ernährungssicherheit, eine Rolle, die in Zukunft noch wachsen wird.

Bei zukünftigen Zuchtprogrammen steht die Verbesserung der Qualität der Samen durch Erhöhung des Anteils an essentiellen Aminosäuren, die Reduktion oder Eliminierung von schädlichen oder toxischen Substanzen sowie die Toleranz oder Resistenz gegenüber Parasiten im Vordergrund. Auch die Anpassung an unterschiedliche klimatische Bedingungen sowie die Verbesserung der leistungssteigernden Eigenschaften wie Stabilität, Widerstandsfähigkeit, frühe Reife etc. sind von Bedeutung.

Global Pulse Day

18. Januar 2017

Der zweite globale Tag der Hülsenfrüchte, ein globales Ereignis, um Körnerleguminosen zu feiern und weiterhin die Dynamik des Internationalen Jahres der Hülsenfrüchte zu fördern. Ermutigen Sie die Menschen, am 18. Januar Hülsenfrüchte zu essen. Fördern Sie das Bewusstsein über den mehrfachen Nutzen der Hülsenfrüchte für die Menschen und den Planeten!
http://iyp2016.org/

Raute


Kurznachrichten
40 Jahre SZH (Stichting zeldzame Huisdierrassen)

Vor 40 Jahren beobachtete eine kleine Gruppe von Menschen in den Niederlanden, dass die einheimischen Nutztierrassen zusehends zugunsten von internationalen Leistungsrassen verschwanden. So wurde 1976 die SZH (Stichting zeldzame Huisdierrassen) in den Niederlanden gegründet. Eine der ersten Aktionen der jungen SZH war die Rettung des letzten Hengstes mit Groninger Blut, Baldewijn, vor dem Schlachthof. Er wurde zum Landgut Nienoord gebracht und eine neue Zucht aufgebaut. Inzwischen ist viel geschehen. Die SZH setzt sich in den Niederlanden noch immer unermüdlich und professionell für die Erhaltung der traditionellen Nutztierrassen als lebendiges kulturelles Erbe und integralen Bestandteil der Gesellschaft ein.

Die SZH war ferner ein Partner der ersten Stunde der SAVE Foundation. Inzwischen betreibt die SZH in Zusammenarbeit mit der niederländischen Organisation zur Erhaltung der Nutzpflanzen, De Oerakker, das SAVE Netzwerkbüro in Wageningen. Wir gratulieren und freuen uns auf weitere Jahre des Engagements und gemeinsamen Schulterschlusses für die Erhaltung der Agro-Biodiversität in den Niederlanden und in ganz Europa!

Vielfalt von Nutztierrassen hilft bei der Bewältigung des Klimawandels

Die von der FAO veröffentlichte Infografik, zeigt, wie Nutztierrassen eine Anpassung an eine wärmere und rauere Welt fördern und die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen die Gefahren des Klimawandels machen können.

Aktuell werden mehr als 8.800 Rassen aus 38 Arten für die Ernährung und Landwirtschaft verwendet [2]:
http://www.fao.org/documents/card/en/c/e98de5ad-9760-4d2b-892b-a5ec5067b3a7/

Kein Patent auf Saatgut - kein Patent auf Bier!

"No Patents on Seeds", eine Koalition diverser NGOs, hat drei neue Patentanträge gemeldet: Die Carlsberg Gruppe hat Patente auf Gerstensorten aus konventioneller Züchtung zur Bierherstellung, deren Verwendung in der Brauerei sowie das Bier als Endprodukt angemeldet. Zwei der drei vom Europäiaschen Patentamt gewährten Patente basieren auf zufälligen Mutationen der Gerste. Jedes dieser Patente umfasst die gesamte Pflanze, den Brauprozess, Malz und Würze und alle durch diese Methode hergestellten Getränke. Die Patente sind eine grobe Verletzung der europäischen Gesetze, die Patente für Pflanzensorten und konventionelle Züchtungen verbieten.

Den offenen Brief an die Carlsberg-Konzerngesellschaft finden Sie hier:
http://no-patents-on-seeds.org/en/information/background/no-patents-beer

Alpine Nature 2030

Das Buch "Alpine Nature 2030 - Schaffung von [ökologischer] Konnektivität für kommende Generationen" wird vom Deutschen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit (BMUB) herausgegeben. Die Schaffung eines ökologischen Netzwerks in Europa ist entscheidend für die Verwirklichung eines globalen Netzes von Schutzgebieten, wie es im Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) vorgesehen ist. Die räumliche Vernetzung von Schutzgebieten und grenzüberschreitenden Schutzgebieten spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Artikel 12 des Naturschutz- und Landschaftsschutzprotokolls der Alpenkonvention. [3]

http://www.naturwissenschaften.ch/uuid/9b106aa5-97db-5635-8941-a4197cf06b08?r=20161005181841_1477037180_8161a95e-8648-5ac5-9ec8-830a0b4a09e4

Mason's World Encyclopedia of Livestock Breeds and Breeding

Mason's World Encyclopedia of Livestock Breeds and Breeding describes breeds of livestock worldwide as well as a range of breed-related subjects such as husbandry, health and behaviour. This definitive and prestigious reference work presents easily accessible information on domestication (including wild ancestors and related species), genetics and breeding, livestock produce and markets, as well as breed conservation and the cultural and social aspects of livestock farming. Written by renowned livestock authorities, these volumes draw on the authors' lifelong interest and involvement in livestock breeds of the world, presenting a unique, comprehensive and fully cross-referenced guide to cattle, buffalo, horses, pigs, sheep, asses, goats, camelids, yak and other domesticants

March 2016 / Hardback / 1200 Pages / ISBN: 9781845934668
Kindle Edition: £ 546.25; Hardcover: £ 575.00

Der Weihnachtsapfel

Bevor es Christbaumkugeln gab, wurde der Weihnachtsbaum mit kleinen roten Äpfeln geschmückt. Die Früchte wurden dünn mit Fett eingerieben, damit sie kräftig rot glänzten, ihre pralle Form bewahrten und die warme trockene Zimmerluft gut überstanden.

Wer Platz in seinem Garten hatte, pflanzte einen Weihnachtsapfel-Baum. Der lieferte in den meisten Jahren so viele Früchte, dass auch Verwandte, Freunde und Nachbarn davon profitierten. Weihnachtsäpfel sind Sorten, die möglichst vollkommen rot sind und mindestens bis Neujahr haltbar sind. Ferner sollten diese Äpfel einen langen Stiel besitzen, damit man entsprechend gut Bänder als Aufhängung anbringen konnte. Weihnachtsäpfel sind oft auch sehr gute Bratäpfel!

Siehe: http://fundus-agricultura.wiki/

Das SAVE team wünscht
Erholsame Festtage
Und ein fruchtbares 2017



www.save-foundation.net
www.agrobiodiversity.net


[1] (Arca Net: www.arca-net.info/pages/detail.asp?id=304926&sprache=en&organisation=FATTORIA%20DEGLI%20ANIMALI

[2] http://www.fao.org/documents/card/en/c/e98de5ad-9760-4d2b-892b-a5ec5067b3a7/

[3] http://www.naturwissenschaften.ch/uuid/9b106aa5-97db-5635-8941-a4197cf06b08?r=20161005181841_1477037180_8161a95e-8648-5ac5-9ec8-830a0b4a09e4

*

Quelle:
SAVE e-News 4/2016 - 9. Dezember 2016
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Projektbüro
Neugasse 30. CH-9000 St. Gallen, Schweiz
Tel.: +41-71/222 74 10, Fax: +41-71/222 74 40
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: http://www.save-foundation.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Januar 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang