Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LANDWIRTSCHAFT


VIELFALT/148: SAVE eNews 1/2018 - Das Saltasassi Schaf, Kleinpferde auf Lesbos, Pflaumenvielfalt in Luxemburg (SAVE)


SAVE e-News 4/2018 - März 2018
Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

Der vierteljährliche Informationsdienst der europäischen SAVE Foundation


die Themen der aktuellen Ausgabe:
  • Das Saltasassi Schaf
  • Biodiversität in Lebensmitteln
  • Eine erstaunliche Entdeckung: Kleinpferde auf Lesbos
  • Erhaltung der Pflaumenvielfalt in Luxemburg
  • SAVE Jahrestreffen in Ungarn 25-27 Juni 2018
  • DYNAVERSITY
  • Natürliche Parasitenbekämpfung bei Ziegen
  • Neue Gentechnik-Verfahren: Rechtsexperte kritisiert Stellungnahme des Generalanwalts des EuGH
  • Öklogisierung der GAP: Nicht wirklich ökologisch wirksam
  • Neuerscheinung: Das Posavina Pferd
  • Schützenswerte Vielfalt: Das Busha-Rind
  • ERFP Arbeitsgruppe "In situ Conservation"
  • Und das noch: Die Super-Kuh für Afrika

Das Saltasassi Schaf

Einige Schafrassen in Italien sind im Laufe der Jahre systematisch verschwunden.

Schafe haben sich im Laufe der Jahrhunderte an jedes Gelände angepasst: Hügel, Alpweiden, Inseln, Küstengebiete, ganz zu schweigen von Klimafaktoren wie Kälte und Hitze. Schafe haben Generationen von Menschen genährt und gekleidet. Sie haben über die Wanderschäferei Weidewege geschaffen, die noch heute "Tratturi" genannt werden, und Weiden und Landschaften sowie ganze Regionen durch die Beweidung geprägt.

Die Bestandeszahlen der Schafrassen sind heute weltweit rückläufig. Schaffleisch und Milchprodukte sind keine Grundnahrungsmittel mehr, Wolle ist zu einem Abfallprodukt geworden und die Umweltveränderung ist immens, da die Bergregionen im Laufe der Jahre verbuschen, das ehemalige Weideland im Süden vertrocknet.

Anfang 2000 wurde auch die norditalienische Schafrasse Saltasassi für ausgestorben erklärt. Die Rasse kommt aus der nördlich gelegenen Region Val d'Ossola im Piemont, im Flussgebiet des Flusses Toce, mit der Schweiz an der Nordgrenze und Monte Rosa mit 4.634 m Höhe und dem Mont Blanc, dem höchsten Berg der Alpen (4.810 m), im Osten. Die Saltasassi Schafe wurden in dieser hochgelegenen Bergregion gezüchtet. Sie sind mittelgroß bis kleinwüchsig, wendig und rustikal, passen sich perfekt der Weide an, können leicht springen und hüpfen, sie fühlen sich an überhängenden Kanten und Steinhaufen rundum wohl. Ihr Dialektname lautet: "sauta-sesc", der Steinspringer (salta = springen & sassi = Stein). Saltasassi wurden hauptsächlich als Fleischschafe gezüchtet, aber damals wurde nichts verschwendet: die Wolle wurde roh verarbeitet und für Kleidung versponnen.

1983 ("Atlante delle razze autoctone" D. Bigi und A. Zanon, EdAgricole) wurde ein Zensus durch die CNR in Val d'Ossola durchgeführt, bei dem 2.500 Tiere registriert wurden. Wie bereits erwähnt, gab es im Jahr 2000 keine Nachweise der Rasse Saltasassi mehr.

Chiara Motta, eine Tierärztin und Schafliebhaberin, hat im Laufe der Jahre den Niedergang der Schafzucht in ganz Italien und anderswo beobachtet. Sie wurde bei der Associazione RARE, die sich um die autochthonen Rassen in Italien kümmert und SAVE-Partner ist (www.associazionerare.it), aktiv. Sie fand und kaufte die wahrscheinlich letzten Saltasassi Schafe, die für den Schlachthof bestimmt waren, und sie züchtet sie heute mit Liebe und Respekt in der Nähe des Lago d'Orta, nicht weit vom Val d'Ossola entfernt. In einem Interview erzählte Chiara Motta ihre Geschichte:

Chiara kannst du uns erzählen, wie du zum ersten Mal von den seltenen Saltasassi Schafen gehört hast?

Da ich an Schafrassen interessiert war, besuchte ich Viehmärkte. Dort traf ich auf den Verein RARE und wurde auf ihren Aufruf aufmerksam, die letzten Saltasassi-Schafe, die für den Schlachthof bestimmt waren, zu retten. So konnte ich meine eigene kleine Herde von Saltasassi retten.

Wie würdest du die Saltasassi-Rasse beschreiben?

Saltasassi sind mittelgroß bis klein, sie wiegen ca. 50-60 kg, sind kompakt, kleinköpfig und mit gerader Nase. Beide Geschlechter sind hornlos mit kleinen Ohren, die nicht schlaff, sondern spitz und horizontal sind. Ihr Fell ist dicht und weiß, manchmal mit schwarz-bräunlichen Flecken um den Kopf oder an den Gliedmaßen.

Neben der Rettung und Zucht dieser Schafe bist Du auch eine geschickte Spinnerin. Wie würdest Du die Saltasassi-Wolle beschreiben?

Ihre Wolle ist überwiegend weiß, hat einen weichen bis mittleren Griff, ist leicht gekräuselt, die Stapellänge ist 10-12 cm und die Feinheit beträgt 27-30 Mikron. Sie ist leicht zu verspinnen und mit der Wolle vom Jacobschaf vergleichbar.

Kannst Du uns eine Geschichte über deine Schafe erzählen?

Die Schafe sind sehr scheue Tiere. Sie neigen dazu, beim geringsten Anzeichen von Gefahr davonzulaufen, und so war es nicht einfach, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber als dies nach und nach mit viel Zeit und Geduld geschah, erfüllte mich das mit Freude und Befriedigung. Vor allem, als sie anfingen, auf ihre Namen zu reagieren.

Und wie nennst Du sie?

Ariel, Candy, kleine Doris, Nalle und Ombretta. Und die Böcke Macchianera und Moscato.

Hast du einen bestimmten Favoriten?

Jeder von ihnen hat natürlich seine eigene Persönlichkeit, was offensichtlich wird, wenn man Zeit mit ihnen verbringt, aber vielleicht wäre mein Liebling Nalle, die gerne gestreichelt wird und sich dann auf meinem Schoß niederlässt.

Gibt es in Deiner Herde "das" schwarze Schaf?

Ja, schwarz ist keine dominierende Farbe; aber sie erscheint von Zeit zu Zeit. Ombretta ist fast vollständig schwarz und sehr zurückhaltend und scheu. Aber mit der Zeit konnte ich zunächst nur den Körper streicheln und dann auch ihre Nase kraulen. Das ist ein großes Zeichen von Zuneigung und Wärme.

Wer unterstützt Dich bei diesem doch stark bindenden Leben?

Wenn ich als Tierarzt arbeite, hilft mir mein Freund, der Bauer ist, dass sie immer frisches Heu und Wasser haben und dass sie glücklich sind und alles unter Kontrolle ist.

Gibt es in Italien noch andere Rassen, die vom Aussterben bedroht sind?

Italien ist ein Land mit einer enormen Vielfalt von Nutztierrassen. Leider verschwinden viele Rassen, die die Geschichte und Kultur vieler italienischer Regionen geprägt haben. Die Rassen Savoiarda und Garessina stehen kurz vor dem Aussterben, während bei den Sambucana- und Brogan-Rassen die Zucht wieder aufgenommen wurde

Gibt es staatliche Subventionen für die Erhaltung einer Rasse?

Sehr wenig. Die Finanzierung ist nicht ausreichend, um die Züchter davon zu überzeugen, die Saltasassi und andere potentiell gefährdete Rassen zu schützen. Da ich kein Züchter bin, konnte ich überhaupt keine Mittel beantragen! Hier in Italien ist der Schutz von gefährdeten Schafen praktisch in den Händen einzelner privater Enthusiasten und leider gibt es wirtschaftlich keine Nachfrage, die es rechtfertigen würde, diese großartigen und außergewöhnlichen Tiere aufzuziehen und zu erhalten.

Was denkst du, wird die Zukunft Deiner kleinen Herde Saltasassi Schafe bringen?

Es wird sicherlich weiterhin bergauf gehen, aber solange ich meine Liebe und Leidenschaft für sie mit meiner Arbeit als Tierarzt vereinbaren kann, werden meine Schafe sicher und glücklich sein.

Wie informierst Du die Menschen über die Schafe und ihre Wolle?

Leider gibt es in Italien keine Woll-Festivals wie in Großbritannien und anderswo. Aber wir haben Handwerksmessen, bei denen Wollprodukte eine kleine, aber wichtige Rolle spielen. Und es ist wichtig, dass ich teilnehme. Denn auf diese Weise trage ich dazu bei, das Bewusstsein für Wolle, wo sie herkommt, und die einzigartige Schönheit von handgesponnener Wolle zu fördern und zu verbreiten.

Kontakt Chiara Motta:
dott.chiaramotta@libero.it
Interview: Manu (RARE): melamaglia@yahoo.com


Biodiversität in Lebensmitteln

Im Rahmen des LIFE Projektes "Biodiversität in den Standards und Labels der Lebensmittelbranche", einer EU-weiten Initiative von Global Nature Fund, Agentur AUF!, Bodensee-Stiftung, Fundación Global Nature (Spanien), Solagro und agoodforgood (Frankreich) und Instituto Superior Técnico (Portugal) wurden Empfehlungen für wirkungsvolle Kriterien zum Schutz der Biodiversität in Standards für die Lebensmittelbranche und Beschaffungsrichtlinien von Lebensmittelunternehmen herausgegeben.

Ziel ist es, Grosshändlern und Supermarktketten bewusst zu machen, wieviel sie für eine intakte Natur machen können. Die Analysen und Empfehlungen geben Standadorganisationen aber auch ein zusätzliches Arbeitsinstrument in die Hand. Die Empfehlungen sind als Orientierung für eine biodiversitätsverträgliche landwirtschaftliche Produktion gedacht. Denn durch menschliche Hand sterben 1000 mal mehr Arten aus, als dies natürlich der Fall wäre, wie es in der Einleitung heisst. Einerseits erhalten Verantwortliche für Produkte und Qualität Richtlinien für die Beschaffung, andererseits soll ein "Biodiversity Performance Tool" die Landwirte dabei unterstützen, das Potential für die Biodiversität auf dem eigenen Betrieb zu erkennen. Auf 50 zertifizierten Pilotbetrieben in Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal wird die Kompatibilität mit anderen existierenden Nachhaltigkeits- und Lenkungsinstrumenten getestet. Während des Prozesses auf Seiten der Vertreiber wurden 54 Standards und Beschaffungsrichtlinien auf ihre Relevanz für den Biodiversitätsschutz untersucht. Die Degradierung und Zerstörung von Ökosystemen, die Übernutzung natürlicher Ressourcen, Artenverlust und die Ausbreitung invasiver, gebietsfremder Arten gehören zu den wesentlichen Problemen, welche die intensive Lebensmittelproduktion verursacht. Als Massnahme gegen den Verlust von Arten empfehlen die Autoren denn auch Beitragsleistungen an Betriebe, die regionaltypische Strukturen pflegen. Grundsätzlich enthalten die Empfehlungen den Verzicht auf genetisch veränderte Organismen und die Förderung der Kulturpflanzenvielfalt. "Samenfeste Nutzpflanzen sind besser an die Standorte angepasst, wodurch sie weniger anfällig für Schädlingsbefall und Krankheiten sind und damit oft auch weniger mit Pestiziden behandelt werden müssen" heisst es dort wörtlich. Auf der anderen Seite führe die Standardisierung der Anbausysteme und die Konzentration auf wenige Hochleistungssorten zum Artenverlust. Alte Sorten seien oftmals nicht geschützt und damit nicht mehr handelbar, wodurch der Austausch des Saatguts und die züchterische Weiterbearbeitung wesentlich eingeschränkt seien. Zudem hätten Produktions- und Qualitätsstandards ebenfalls zur Vereinheitlichung der angebauten Sorten beigesteuert. Hier müsse Gegensteuer gegeben werden. Zum Schutz der Agrobiodiversität empfehlen die Autoren regelmässig mit anderen Marktakteuren die Einführung von Produkten aus traditionellen Sorten und Nutztierrassen zu überprüfen. Gleichzeitig sollten lokale und regionale Initiativen zum Schutz der Agro-Biodiversität gefördert werden. Die gelte auch für biodiversitätsfreundlichere Produktionsweisen wie beispielsweise Agro-Forstsysteme, Permakultur und Bio-Landbau. Ausserdem sollte sich die Branche dafür einsetzen, dass die EU die Saatgutvielfalt mit gesetzlichen Vorgaben schützt und fördert. Konkret müssten die Zulassungs- und Handelsbedingungen für traditionelles Saatgut erleichtert werden. Ausserdem verdienten Initiativen zur Weiterentwicklung traditioneller Sorten ihre Unterstützung. Um dies alles zu erreichen, bräuchten die landwirtschaftlichen Betriebe ein Biodiversitätsmanagement. Mit anderen Worten, ein Bauer sollte über die vorhandene Biodiversität auf seinem Boden Bescheid wissen, er sollte die gefährdeten Arten seiner Region kennen und Ziele zur Verbesserung der Artenvielfalt formulieren. Diese Ziele hängen natürlich individuell vom Ist-Zustand ab. Dabei sollten die Landwirte von den entsprechenden Institutionen und Organisationen unterstützt werden. Ferner verdienten vor allem Projekte Unterstützung, die eine Verbesserung des Marktzugangs für traditionelle Kultursorten und Nutztierrassen schaffen. Betriebe und Lieferanten sollten animiert werden, alte Kultursorten anzubauen und traditionelle Nutztierrassen zu züchten. Das gleiche gelte für die Erhaltung lokaler Samenbanken. Ein erweiterter Genpool erhöht die Widerstandsfähigkeit des gesamten Agrarsystems.

http://www.business-biodiversity.eu/de


Eine erstaunliche Entdeckung: Kleinpferde auf Lesbos

Auf der Insel Lesbos wurde mit grösster Wahrscheinlichkeit eine alte, heute halbwild oder wild lebende Pferderasse wiederentdeckt. In den bergigen Regionen der Insel Lesbos gibt es - wie in vielen Regionen Griechenlands - frei lebende Pferde. Berichte über das Vorkommen der kleinen Pferderasse, der Mindilli Pferde, liessen die SAVE Partnerorganisation Amaltheia aufhorchen und genauere Beobachtungen veranlassen. Ziel war es, herauszufinden, ob die Pferde ethologisch und phänotypisch dem Lesbos Pony entsprechen, das seit dem 1. Weltkrieg als verschollen gilt. Das Mindilli Kleinpferd war bekannt für seine Trittsicherheit und Robustheit. Es wurde als Lasttier und für diverse landwirtschaftliche Aktivitäten genutzt. Mindilli Pferde wurden in den östlichen Mittelmeerraum exportiert. Nachdem das Original Mindilli Pferd als ausgestorben galt, wurde der Name auf die grössere Pacerrasse auf Lesbos übertragen.

Die weniger als 110 Zentimeter kleinen Pferde wurden nun in vier Gebieten auf Lesbos wiederentdeckt. Sie leben in kleinen wildlebenden Populationen und zählen zusammen etwa 30 Individuen. Die SAVE Partnerorganisation Amalthia stellte fest, dass die gesichteten Tiere nicht mit anderen Rassen verkreuzt zu sein scheinen. Doch die Anzahl der Individuen ist zu klein, um ohne Zuchtmassnahmen längerfristig überleben zu können - eine schwierige Aufgabe in Zeiten leerer Kassen. Das Mindili ist ein starkes und robustes Pferd, das gut an die harten geoklimatischen Bedingungen von Lesbos angepasst ist. Dank seines arbeitsamen, genügsamen Charakters war es im Mittelmeerraum beliebt und wurde auch exportiert. Die Vermessung eines Hengstes ergab eine Widerristhöhe von 108 Zentimetern. Die Schneidezahnplatten haben eine dreieckige Form, mit einem spitzen Winkel zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen. Die Fellfarbe ist braun und die Haut ist dunkel. Es hat einen Stern auf der Stirn, ist aber ansonsten einfarbig. Proportional zum Körper hat das Pferd schmale Wangenknochen. Der Körper ist quadratisch, der Widerrist ist gut geformt und der Schwanz relativ hoch angesetzt. Die vorderen Gliedmaßen sind zwar dünn, aber stark. Die Hufen sind klein und oval. Mähne und Schwanz sind im Verglich zum Körper lang. Es hat eine ruhige Natur und ist kein Pacer, im Gegensatz zu den allgemein als Mindilli bezeichneten Pferden auf Lesbos. Das Kleinpferd wurde im Jahr 2000 in der bergigen Region von Plomari im Süden von Lesbos zusammen mit anderen Wildpferden von einem Händler gefangen, um nach Italien als Fleischlieferant transportiert und verkauft zu werden. Aufgrund seiner geringen Größe war das Mindilli Pferd für den Transport unrentabel und sollte auf der Insel verkauft werden. Der neue Besitzer schliesslich suchte nach weiteren derartigen Kleinpferden auf der Insel, wurde jedoch zunächst nicht fündig. Allerdings wurde von Einheimischen auf mindestens vier Orte verwiesen, wo noch wildlebende Pferde zu finden sind. Zwei dieser Orte konnten genauer untersucht werden. Nach längerer Suche wurden zwei Gruppen mit jeweils vier Tieren identifiziert.

Die Suche musste konzentriert und koordiniert durchgeführt werden. Einige Versuche waren erfolglos, doch dann fanden die Beteiligten auf einer Hochebene auf verschiedenen Pfaden sowohl Fussabdrücke als auch Kot. Die Fussabdrücke hatten einen Durchmesser von weniger als sieben Zentimetern, was auf einen kleinen Köperwuchs schliessen liess. Dann entdeckten sie zwei Gruppen mit je vier Pferden. Die erste Herde bestand aus drei braunen und einem grauen Tier, die zweite aus vier braunen Tieren. Sie wurden allerdings nur auf eine gewisse Entfernung beobachtet. Die Funde auf Lesbos lassen darauf schliessen, dass es sich tatsächlich um die als ausgestorben angesehenen Mindilli Pferde handelt: Sie haben keinerlei Ähnlichkeit mit der Mainstream Rasse auf Lesbos.

Auch Importe von den sehr ähnlichen Skyros Ponys können ausgeschlossen werden, da die Skyros Ponys streng kontrolliert werden und markiert sind. Ferner fehlen die kaudalen Haken in der Zahnstellung, die bei Skyros Ponys üblich sind. Ebenso kann ein Import von Rhodos Ponys ausgeschlossen werden.

Heute lebt auf Lesbos offensichtlich ein Kleinpferdevertreter der ägäischen Familie, wahrscheinlich Mindili Pferde. Obwohl bisher weitere Tiere nicht eindeutig bewertet werden konnten, ist es wahrscheinlich, dass noch Mindili Pferde in einem oder mehreren Gebieten als wildlebende Gruppen leben. Die bisherigen Funde sind ermutigend. Es ist notwendig, die wild lebenden Populationen zu untersuchen, um die Tiere genauer zu identifizieren. Die Mindili Pferde sind Teil der griechischen Geschichte und Teil des griechischen biologischen und kulturellen Erbes. Ob es noch weitere Gruppen auf Lesbos gibt, müssten deshalb weitere Nachforschungen ergeben.

Dieses Beispiel zeigt, dass in verwilderten Nutztierpopulationen noch ein grosser genetischer Schatz verborgen ist und die griechischen Inseln immer wieder Überraschungen im Hinblick auf die Agrobiodiversität bieten. Die Bemühungen der Erhaltung der landwirtschaftlichen Diversität und der natürlichen Lebensräume in Griechenland braucht daher Unterstützung.


Erhaltung der Pflaumenvielfalt in Luxemburg

Durch ein vom luxemburgischen Umweltministerium unterstütztes Projekt und das LEADER-Projekt "Uebstkultur" konnte "Natur&ëmwelt Fondation Hëllef fir d'Natur" in den letzten Jahren traditionelle Pflaumensorten in Luxemburg erfassen. Überraschend und bemerkenswert besonders in der Gemeinde Wintger und Umgebung im Nordosten des Landes ist die Vielfalt der hier aufgefundenen Pflaumensorten. Diese Vielfalt macht deutlich, dass die Pflaumen in der Region Ösling früher eine bedeutende Rolle bei der Selbstversorgung spielten. Sie lieferten die Grundlage für Mus, Dörrpflaumen und Brand. Von den insgesamt aufgefundenen neunzehn Pflaumensorten sind über zwei Drittel Seltenheiten, bei denen zu vermuten ist, dass sie begrenzt verbreitete Regionalsorten darstellen.

Eine weitere Besonderheit der Pflaumenkultur in der Gemeinde ist die "Wurzelechtheit" der Sorten. Das bedeutet, dass viele der hier traditionellen Pflaumensorten Wurzelausläufer bilden, die genetisch mit der Mutterpflanze identisch sind. Die Kultivierung der Sorten erfolgte nicht durch Veredlung auf eine Wurzelunterlage, wie es heute üblich ist, sondern durch Ausgraben und Verpflanzen dieser Wurzelschösslinge. Das hat den Vorteil, dass dazu keine Veredlungskenntnisse notwendig sind, die Sorten also von jedermann "über den Gartenzaun" weitergegeben werden können. Außerdem sind wurzelechte Pflaumensorten langlebiger als veredelte Sorten, da sie selbst nach Rodung des Mutterbaumes durch ihre Wurzelschosser weiterleben. Bei einem veredelten Baum ist mit dessen Absterben auch die Sorte verschwunden.

Um die traditionellen und regionaltypischen Pflaumensorten zu erhalten, werden sie im Auftrag von natur&ëmwelt Fondation Hëllef fir d'Natur in einer Baumschule vermehrt und anschließend in eigens dafür eingerichtete Sortengärten ausgepflanzt. Einer dieser Sortengärten befindet sich nun in der Emeschbaach. Er wurde im November 2014 begonnen und im Januar 2016 vervollständigt. Angepflanzt wurden 112 Bäumen mit 56 Sorten, ein Großteil davon aus der Gemeinde Wincrange.

Mehr Informationen:
Hellef fir'd'Natur
www.naturemwelt.lu/natur-an-emwelt_ShowNews_News.110-1-520-0.html,
Richard Dahlem secretariat[at]naturemwelt.lu.

Raute


Kurznachrichten
SAVE Jahrestreffen in Ungarn 25-27 Juni 2018

Unter dem Titel "Ecossystems, Products, Conservation" findet das SAVE Jahrestreffen am 25. Bis 27. Juni 2018 in Ungarn statt. Ausgerichtet wird die Veranstaltung von DAGENE, die gleichzeitig ihre Jahreskonferenz abhalten wird, in Zusammenarbeit mit Pro Vertes. Pro Vertes ist eine Naturschutzorganisation und SAVE Partner, die im Naturpark Vértesi auch traditionelle Rassen zur Landschaftspflege einsetzt und deren Produkte verkauft.

Der Sitz von Pro Vertes ist das Geszner Haus (Bild) in der Gemeinde Csákvár am Südhang des Vértes-Gebirges ca 60 km westlich von Budapest. Nach genau 10 Jahren findet das SAVE Jahrestreffen wieder zusammen mit DAGENE in Ungarn statt. DAGENE und Pro Vertes werden für ein abwechslungsreiches Exkursionsprogramm sorgen und die Präsentationen am Seminar werden wieder viele anregende Diskussionen auslösen.

Neben diesen Highlights begeht das SAVE Netzwerk 2018 sein 25-jähriges Jubiläum. Es gibt also viele Gründe dabei zu sein.

Kontakt und Registrierung:
gaspard.andras@aotk.szie.hu
Oder: Nonja Remijn, SAVE Network Office:
office[at]save-network.com

DYNAVERSITY

Dynaversity (DYNAmic seed networks for managing European diVERSITY) ist ein Projekt, das im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 (Grant Agreement 773814) unterstützt wird. Im Januar 2018 fand in Leuven, Belgien, ein Kick-Off-Meeting mit 10 Partnerorganisationen und 12 Teilnehmern der sogenannten SKEP (Sharing Knowledge and Experience Platform), einer Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb des Projekts, statt.

DYNAVERSITY analysiert und beschreibt die Akteure in der Erhaltungszene der pflanzengenetischen Ressourcen für die Landwirtschaft, um Management- und Steuerungsmodelle sowie neue Formen der Vernetzung zu entwickeln. DYNAVERSITY erleichtert die Zusammenarbeit zwischen Akteuren wie Landwirten, Gärtnern, Naturparks und Saatgutbanken, Forschern, ex-situ-und in-situ-Akteuren und Verbrauchern. Neue Formen der Saatgutvernetzung sowie der sozio- ökologischen Kenntnisse und Praktiken sollen etabliert werden. Das Projekt wird den Austausch und die Integration von wissenschaftlichem und praktischem Wissen über den bestmöglichen Umgang mit der Vielfalt in der Landwirtschaft und in der gesamten Nahrungskette sowie von Evolutions-und Anpassungsprozessen ermöglichen.

Die "Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustausch" (SKEP) ist ein neues Konzept, um möglichst viele Akteure in diesem Bereich zu integrieren und die Ergebnisse des Projekts einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die SKEP unterstützt das Projektkonsortium bei der Analyse von Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Best Practices für die In-situ- und On-farm-Erhaltung. Durch die Integration der Plattform von Projektbeginn an sowie durch die Durchführung mehrerer Meetings soll die "SKEP" nach der Beendigung des Projektes DYNAVERSITY selbsttragend werden.

Weitere
Informationen auf der neu eingerichteten Website:
www.dynaversity.eu.

Als SKEP-Mitglied dieses
Projektes wird SAVE über die weitere Entwicklung
kontinuierlich infornieren.

Natürliche Parasitenbekämpfung bei Ziegen

Emanuele La Barbera und Alessandra Rabittiis, Biobauern in Umbrien, Italien, haben einen natürlichen Weg gefunden, die Zahl der Parasiten zu reduzieren, die ihre Ziegen befallen. Emanuele und Alessandra züchten 70 Ziegen und produzieren Milch und Milchprodukte. Emanuele sagt: "Wir haben schwarze Legehennen mitgebracht, die helfen, die Parasiten in Schach zu halten, indem sie die Insektenlarven fressen." Parasiten bei Ziegen sind häufig. Auf der Suche nach einer Alternative zu chemischen Behandlungen griff Emanuele auf seine Tierarztstudien zurück, in denen er sich auf die Tierhaltung spezialisiert hatte: "Ich entschloss mich, mit unterschiedlichen Tierarten zu arbeiten, die sich ergänzen und gleichzeitig eine weitere Einnahmequelle für den Hof liefern und die Ziegenhaltung unterstützen." Er wählte das italienische schwarze Huhn, eine robuste Rasse, die ein natürlicher Räuber der Ziegenparasiten ist.

Nachdem Emanuele die Hühner in das Gehege der Ziegen gebracht hatte, konnte er schon bald einen positiven Effekt feststellen: "Die Küken fressen die Larven der Parasiten und auch die Fliegen, die sie auf dem Stallboden finden." Emanuele verbrachte einige Zeit damit, die optimale Bestandeszahl von Hühnern und Ziegen zu ermitteln. Er musste auch die Reinigungsroutine der Ställe anpassen und die optimale Einstellung für die Versorgung der Ziegen mit Futter finden. Die Arbeit von Emanuele und Alessandra ist nicht unbemerkt geblieben. Ende 2016 wurde ihr Betrieb als "Bandiera Verde Agricoltura" in Italien ausgezeichnet, eine Auszeichnung für landwirtschaftliche Betriebe, die innovative landwirtschaftliche Methoden anwenden.

Quelle: https://ec.europa.eu/eip/agriculture/sites/agri-eip/files/2017-press-201801-goats_final.pdf

Neue Gentechnik-Verfahren: Rechtsexperte kritisiert Stellungnahme des Generalanwalts des EuGH

Am 18. Januar nahm der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) Stellung zu der Frage, ob das sogenannte Genom-Editing unter die Gentechnikgesetzgebung der EU fällt. Im Auftrag von Testbiotech befasste sich jetzt der renommierte EU-Rechtsexperte Professor Dr. Ludwig Krämer mit der Einschätzung des Generalanwaltes. Ludwig Krämer war bis 2004 Beamter der EU-Kommission (Generaldirektion Umwelt) und war an der Formulierung der EU-Gentechnikgesetze beteiligt. In seinem Gutachten äussert Krämer deutliche Kritik an der Position des Generalanwaltes.

Demnach fallen die neuen Gentechnik-Verfahren eindeutig unter den Geltungsbereich der EU-Richtlinie 2001/18. Züchtungsverfahren sind nur dann von der Gentechnikregulierung ausgenommen, wenn diese bereits bei Inkrafttreten der EU-Richtlinie "seit langem als sicher" angesehen wurden. Bei den neuen Gentechnik-Verfahren, bei denen u.a. die Gen-Schere CRISPR/Cas zum Einsatz kommt, ist das aber nicht der Fall. Deswegen müssen Pflanzen und Tiere, die in ihrem Erbgut mithilfe von Genom-Editing verändert wurden, in einem Zulassungsverfahren auf ihre Risiken untersucht werden, bevor sie freigesetzt oder importiert werden könnten. Der Generalanwalt unterscheidet in seiner Stellungnahme dagegen nicht klar zwischen Gentechnik und konventioneller Züchtung.

Auch die Interpretation des Vorsorgeprinzips wird unzutreffend eingeschätzt: Wenn es Unsicherheiten in der Einschätzung der Risiken von neuen Gentechnik-Verfahren gibt, muss der Gesetzgeber auf Nummer sicher gehen und die Risiken untersuchen lassen. Entsprechende Regelungen müssen EU-weit angewendet und dürfen - anders als der Generalanwalt dies formuliert - nicht den einzelnen EU-Mitgliedsländern überlassen bleiben.

Falls der EU-Gerichtshof der Meinung des Generalanwaltes folgt, könnten sich in der EU erhebliche Lücken in der Gentechnikregulierung ergeben.

Testbiotech betont, dass es in der Bewertung der neuen Gentechnik-Verfahren keineswegs nur um rechtliche Fragen geht. Vielmehr sind die Methoden des Genom-Editing in ihren Verfahren und Risiken auch dann von denen der konventionellen Züchtung unterscheidbar, wenn keine Gene über die Artgrenzen übertragen werden. Um diese Unterschiede möglichst einfach und verständlich zu erklären, veröffentlicht Testbiotech heute auch zwei kurze Texte zu den Unterschieden zwischen CRISPR/Cas und der bisherigen Mutationszüchtung.

Weitere Informationen:
Gutachten Professor Dr. Ludwig Krämer
https://www.testbiotech.org/node/2161
CRISPR/Cas und Mutationszüchtung
https://www.testbiotech.org/gentechnik-grenzen/was-ist-gentechnik
Stellungnahme des Generalanwalts (deutsch)
http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=198532&pageIndex=0&doclang=DE&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=779174

Öklogisierung der GAP: Nicht wirklich ökologisch wirksam

Die Zahlungen, mit denen Landwirte dazu veranlasst werden sollen, umweltfreundlichere Bewirtschaftungsmethoden anzuwenden, werden wohl kaum zur Verbesserung der Umwelt- und Klimaleistung der Gemeinsamen Agrarpolitik beitragen. Zu diesem Ergebnis gelangt der Europäische Rechnungshof in einem neuen Bericht. Wie die Prüfer feststellten, wurde das System durch die neuen Zahlungen noch komplexer, eine Veränderung der Bewirtschaftungsmethoden wurde jedoch nur auf etwa 5% der landwirtschaftlichen Flächen der EU bewirkt.

Die Ökologisierung ist eine neue Art der Direktzahlung, die 2013 mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eingeführt wurde. Sie wurde eingeführt, um Landwirte für einen positiven Einfluss auf die Umwelt, der sonst durch den Markt nicht honoriert würde, zu belohnen. Es handelt sich um die einzige Direktzahlung, deren erklärtes wichtigstes Ziel ökologischer Natur ist.

Die Prüfer untersuchten, ob durch die Ökologisierung die Umwelt- und Klimaleistung der GAP in Übereinstimmung mit den EU-Zielen verbessert werden konnte. Sie führten in fünf Mitgliedstaaten - Griechenland, Spanien (Kastilien und Leon), Frankreich (Aquitanien und Nord-Pas-de-Calais), Niederlande und Polen - Prüfungsgespräche mit den Mitarbeitern von Behörden.

Die Prüfer stellten fest, dass die Europäische Kommission keine vollständige Interventionslogik für die Ökologisierungszahlungen entwickelt hatte. Ebenso wenig legte sie klare, ausreichend ehrgeizige Umweltziele fest, die durch die Ökologisierung erreicht werden sollten. Zudem beruht die Mittelzuweisung für die Ökologisierung nicht darauf, dass mit dieser Politik umwelt- und klimaschutzbezogene Ziele erreicht werden. Die Prüfer stellten außerdem fest, dass ein signifikanter Nutzen für Umwelt und Klima durch die Ökologisierung unwahrscheinlich ist, was hauptsächlich daran liegt, dass ein erheblicher Teil der geförderten Bewirtschaftungsmethoden auch ohne die Zahlung angewandt worden wäre. Nach Schätzung der Prüfer hat die Ökologisierung nur auf ungefähr 5% der landwirtschaftlichen Fläche in der EU zu Änderungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden geführt.

Schließlich stellten die Prüfer fest, dass die Ergebnisse der Politik wohl kaum rechtfertigen, in welchem Ausmaß die Ökologisierung die Komplexität der GAP erhöht. Ein Teil dieser Komplexität rührt von Überschneidungen zwischen der Ökologisierung und anderen Umweltanforderungen im Rahmen der GAP her.

Die Prüfer empfehlen der Kommission, bei der nächsten Reform der GAP eine vollständige Interventionslogik für den Beitrag der GAP zu den Umwelt- und Klimazielen der EU zu entwickeln. Bei ihren Reformvorschlägen sollte sich die Kommission von folgenden Grundsätzen leiten lassen:

  • Landwirte sollten nur dann Zugang zu GAP-Zahlungen erhalten, wenn sie eine Reihe grundlegender Umweltnormen erfüllen. Die Sanktionen für Verstöße sollten hart genug sein, um abschreckend zu wirken.
  • Für landwirtschaftliche Programme, mit denen auf einen umwelt- und klimabezogenen Bedarf eingegangen wird, sollten Leistungszielefestgelegt werden. Außerdem sollte ihre Mittelausstattung den Aufwendungen und Einkommensverlusten aufgrund von Tätigkeiten, die über die Mindest-Umweltstandards hinausgehen, Rechnung tragen.
  • Wenn die Mitgliedstaaten für die Umsetzung der GAP zwischen verschiedenen Optionen wählen dürfen, sollten sie nachweisen müssen, dass mit den von ihnen gewählten Optionen die Politikziele auf wirksame und wirtschaftliche Weise erreicht werden können.

Der Sonderbericht Nr. 21/2017 "Die Ökologisierung: eine komplexere Regelung zur Einkommensstützung, die noch nicht ökologisch wirksam ist" ist in 23 EU-Sprachen auf der Website des Hofes (eca.europa.eu) abrufbar

Neuerscheinung: Das Posavina Pferd

Das Posavina Pferd, die ursprünglichste kroatische Pferderasse ist selbst unter Hippologen kaum bekannt. Benannt nach den Saveauen südlich der Stadt Zagreb, zählt das Posavina Pferd zu den kleinsten Kaltblutpferden Mitteleuropas und seine Existenz ist bis heute aufs Engste mit der Kulturlandschaft verbunden. Das kroatische Posavina Pferd ist ein Beispiel für eine gelungene Synthese zwischen einer tradionellen, extensiven Landwirtschaft und einem zeitgemäßen Naturschutzkonzept. Das Ziel des vorliegenden Buches ist es, das Posavina Pferd einem breiteren Publikum bekannt zu machen und die Lebensbedingungen zu schildern, welche dieses einzigartige Kaltblutpferd hervorgebracht haben. Ein eigenes Kapitel ist der Posavinazucht in Slowenien gewidmet, wo sich diese Pferderasse wachsender Beliebheit erfreut. Neben der Zuchtgeschichte und den Zuchtprogrammen werden auch die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur genetischen Diversität bei dieser Rasse vorgestellt.

Das Buch ist erhältlich:
Vehling Verlag
http://www.vehling.at/kontakt.html
SBN: 978-385333-300-6, 97 Seiten mit zahlreichen
Abbildungen
Gertrud Grilz-Seger & Thomas Druml Hg. mit einem
Beitrag zur slowenischen Posavinazucht von Matjaz
Mesaric.

Schützenswerte Vielfalt: Das Busha-Rind

Das Busha-Rind gehört zu den bedrohten autochthonen Rinderrassen in Südosteuropa. Es gibt nur noch kleine Herden, die isoliert in den Ländern des Balkans leben. Im Rahmen des von der FAO unterstützten länderübergreifenden Projektes BushaLive der SAVE Foundation haben Forscher um Dr. Ivica Medugorac, Leiter der Arbeitsgruppe Populationsgenomik am Veterinärwissenschaftichen Department der Ludwig Maximilian Universität München, nun erstmals die genetische Vielfalt dieser Population erfasst und mit anderen europäischen Rinderrassen verglichen. Ihre Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Molecular Ecology veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit Kollegen in Südosteuropa hat der LMU-Forscher DNA-Proben von 1828 Tieren aus 60 verschiedenen Rinderrassen und Schlägen analysiert. 350 genom-weit genotypisierte Busha-Rinder aus sieben Balkan-Ländern sind in 14 Schläge unterteilt, zählen jedoch zu einer gemeinsamen Metapopulation. Die genetischen Analysen zeigen, dass Busha-Rinder wesentlich zur genetischen Diversität der weltweiten Rinderpopulation beitragen. "Die Busha-Rinder sind einmalig, kaum künstlich selektiert und daher für eine nachhaltige Tierzucht wertvoll. Ihr Erhalt ist für die genetische und funktionelle Vielfalt der Rinder weltweit von großer Bedeutung", sagt Ivica Medugorac.

Busa-Rinder zählen zu den kleinsten Rindern und gelten als widerstandsfähig. Sie werden in Südosteuropa extensiv als Milch- und Fleischlieferanten gehalten. In der Studie haben die Autoren ein Modell für ein grenzübergreifendes Erhaltungsprogramm des Busha-Rinds entwickelt, das auch auf andere domestizierte Tiere sowie in Gefangenheit gehaltene Populationen (Zoo) übertragbar ist.

Ivica Medugorac, J. Ramljak et al.: Conservation of a domestic metapopulation structured into related and partly admixed strains. In: Molecular Ecology 2018

ERFP Arbeitsgruppe "In situ Conservation"

Der "European Regional Focal Point for Animal Genetic Resources" hat eine Arbeitsgruppe zur in-situ Erhaltung ins Leben gerufen. Oberstes Ziel ist die Verbesserung der In-situ-Erhaltung und Valorisierung der AnGR, um die Grundlage für ihre nachhaltige Nutzung zu schaffen. Erfahrungen mit verschiedenen Initiativen zum Austausch von Informationen zwischen den Ländern über durchgeführte und geplante Aktivitäten im Zusammenhang mit der on farm Erhaltung, Erfolgsgeschichten und Projekte sollen ausgetauscht werden. Die Gruppe wird rechtliche Bedingungen und finanzielle Unterstützungsmaßnahmen überprüfen, um ihre Umsetzung in on-farm-Erhaltungsstrategien zu optimieren. Die AG unterstützt die Bemühungen zur on-farm Erhaltung grenzüberschreitender Rassen sowie die Förderung der Nutzung von seltenen Rassen und entsprechenden F&E-Aktivitäten, für Wertschöpfungsketten, Landschaftsmanagement und die Identifizierung von "Mehrwert" Argumenten (wie kulturelles Erbe, traditionelles Wissen, Ökosystemleistungen, lokales Marketing, ökologische Landwirtschaft). Ansätze für eine bessere Integration von In-situ- und Ex-situ-Erhaltungsmaßnahmen in Europa werden zusammen mit der Arbeitsgruppe "Ex-situ-Erhaltung" erarbeitet und gefördert. https://www.rfp-europe.org/working-groups/

Und das noch: Die Super-Kuh für Afrika

Bill Gates hat Geld gespendet, um eine "Super" Kuh zu schaffen, die extreme Temperaturen ertragen kann und verglichen mit einer normalen Kuh hohe Milchmengen produziert. Die in Edinburgh ansässige Non-Profit- Organisation Global Alliance for Livestock Veterinary Medicines (GALVmed) erhielt 40 Millionen US-Dollar vom Microsoft-Gründer Bill Gates, um die Forschung zur Herstellung einer gentechnisch veränderten Kuh durchzuführen. Im Gespräch mit der Times sagte Gates: "Wir möchten eine Kuh haben, die bei gleicher Überlebensfähigkeit viermal so produktiv ist."

Genetiker wollen diese Kuh durch die Kombination von Merkmalen aus europäischer und afrikanischer Rinderzucht herstellen und Gates möchte dazu beitragen, diese perfekte Kuh zu schaffen, die so viel Milch produzieren kann wie eine europäische Kuh, aber in der Lage ist, der Hitze wie eine afrikanische Kuh zu widerstehen. Es ist jedoch immer noch nicht klar, wie diese Kühe erschaffen werden sollen. Gates schlug vor, sie durch künstliche Befruchtung zu schaffen.

Klimaforscher warnen davor, dass Kühe und Milchprodukte zu einer weiteren Umweltzerstörung führen könnten, aber Gates glaubt im Gegenteil, dass sie dazu beitragen können, die weltweite Armut und den Hunger zu verringern.

Quelle: http://www.brecorder.com/2018/01/30/396135/bill-gates-donates-40m-to-make-a-super-cow/

Die SAVE eNews können auch als pdf-Version auf unserer Webseite unter "Medien" www.save-foundation.net heruntergeladen werden.

*

Quelle:
SAVE e-News 1/2018 - März 2018
Elektronischer Infodienst der SAVE Foundation
Herausgeber:
SAVE Foundation, Projektbüro
Neugasse 30. CH-9000 St. Gallen, Schweiz
Tel.: +41-71/222 74 10, Fax: +41-71/222 74 40
E-Mail: office@save-foundation.net
Internet: www.save-foundation.net, www.agrobiodiversity.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang