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MELDUNG/351: NABU wehrt sich gegen den Ausbau von Waldwegen (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 16. Februar 2018

NABU wehrt sich gegen den Ausbau von Waldwegen

Massiver Waldwegebau geht weiter / Wieder werden natürliche Waldwege in Schotterpisten verwandelt / Schutz- und Erholungsgebiet Königswald betroffen


Schon wieder will der Landesbetrieb Forst Brandenburg in einem Erholungsgebiet in Potsdam einen Waldweg mit Schotter ausbauen. Der natürliche Wander- und Spazierweg verliert vollständig seine natürliche Gestalt. "Wir bedauern sehr, dass der Forstbetrieb so wenig Sensibilität für die Funktion des Waldes und für die Erholung der Menschen aufbringt. Wir erwarten von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Potsdam, dass sie endlich diesen unnötigen naturwidrigen Ausbau der Waldwege verhindert. Wie die Ergebnisse dieser Art des Waldwegebaus aussehen, lässt sich gut im historischen Wildpark betrachten." sagt Friedhelm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des NABU Brandenburg.

Der Ausbau erfolgt gemäß der forstlichen Betriebsanweisung 'Waldwegebaumaßnahmen im Landeswald', was einen immensen Materialeintrag in die Wälder bedeutet. So wird auf die natürlichen Waldwege bis zu 3 Tonnen Schotter pro laufendem Meter aufgebracht und befestigt. Ziel ist es, dass 44 Tonnen schwere LKW mit 40 Kilometer pro Stunde bei jeder Witterung im Wald fahren können. Durch diese vollständige Versiegelung verliert der Boden komplett seine ursprüngliche Gestalt und im Wesentlichen auch seine wertvollen Funktionen.

Darüber hinaus werden die natürlichen Waldwege auf 4,50 m verbreitert. Um das Abtrocknen der Wege zu beschleunigen, werden am Rande stehende Gehölze entfernt. So werden Schotterpisten geschaffen, die gerade für Amphibien eine erhebliche Barriere darstellen und auf Erholungssuchende wohl eher eine abschreckende Wirkung haben.

Diese Auswirkungen potenzieren sich sogar noch, wenn wie beabsichtigt alle im Waldbrandwegeplan der Landesforst ausgewiesenen Waldwege in diesem Ausmaß ausgebaut werden.

Jüngste Planungen der Landesforst sehen nun auch im Naturschutzgebiet 'Sacrower See und Königswald' den Waldwegeausbau auf rund 1,5 Kilometer vor. Dieses Gebiet von europäischem Rang wurde bereits 1941 unter Schutz gestellt und ist mit seinen naturnahen Buchen- und Eichenbeständen somit das älteste Schutzgebiet der Stadt Potsdam. Ein Gebiet, das auch für die naturnahe Erholung im Einzugsbereich des Großraums Berlin-Potsdam eine hohe Bedeutung hat.

Der NABU Brandenburg wehrt sich entschieden gegen diesen unnötigen und mit Steuermitteln finanzierten Ausbau. "Die Unterschutzstellung als NSG als höchster nationaler Schutzstatus, verstärkt durch die Ausweisung als FFH-Gebiet dient ja gerade dazu, Natur zu erhalten oder wiederherzustellen und negative Einflüsse durch menschliches Agieren zurückzudrängen. Insbesondere in Schutzgebieten ist eine Rücksichtnahme auf naturschutzfachliche Belange sowie auf Bedürfnisse der Bevölkerung zu erwarten, erst recht von einem öffentlichen Träger", verdeutlicht Friedhelm Schmitz-Jersch das Anliegen des NABU.

Auch dem Argument, dass der Ausbau dem vorbeugenden Waldbrandschutz und der Waldbrandbekämpfung diene, kann nicht gefolgt werden. "Sämtliche Feuerwehrfahrzeuge in Brandenburg sind mit Allradantrieb ausgerüstet. Somit ist die Befahrbarkeit der Waldwege schon jetzt jederzeit möglich", so Schmitz-Jersch weiter.

Zudem handelt es sich bei dem betreffenden Waldstück überwiegend um naturnahe Laubwälder, bzw. Laub-Nadel-Mischwälder, mit dem entsprechenden geringen Waldbrandrisiko. "Unsere wertvollen Buchen- und Eichenwälder sind wichtige und schützenswerte Bestandteile des NATURA 2000 Netzes. Das Land Brandenburg trägt eine besondere Verantwortung für ihren Erhalt. Die dafür notwendige angepasste und extensive Waldbewirtschaftung bedarf keiner ausgebauten Waldwege."


Hintergrund:
https://brandenburg.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/forstwirtschaft/forststra%C3%9Fen/16898.html

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Quelle:
Pressedienst, 16.02.2018
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2018

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