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MASSNAHMEN/168: Fischtreppe Geesthacht - Etikettenschwindel à la Vattenfall (BUND HH)


BUND-Landesverband Hamburg e. V. - 22. September 2010

Fischtreppe Geesthacht: Etikettenschwindel à la Vattenfall


Vor dem Hintergrund der heutigen Eröffnung der neuen Fischtreppe am Wehr Geesthacht weist der BUND Hamburg darauf hin, dass die Verbesserung der Durchgängigkeit der Elbe an dieser Stelle ohnehin hätte vorgenommen werden müssen.

Sowohl die Flussgebietsgemeinschaft Elbe [1] (FGG) als auch die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe [2] (IKSE) haben die fachliche Notwendigkeit (Durchgängigkeit) und die Umsetzungsverpflichtung eines solchen Projekts aufgrund der EG-Wasserrahmen-Richtlinie mehrfach herausgestellt. Auch das jüngste Projekt des Bundesamts für Naturschutz (BfN) zur Wiederansiedlung des Atlantischen Störs, der mehrere Meter groß werden kann, macht eine solche Maßnahme notwendig.

"Vattenfall vollzieht in unheilvoller Allianz mit den zuständigen Behörden einen heftigen Etikettenschwindel. Der Staat spart das Geld für den Bau einer ohnehin notwendigen Fischtreppe und der Energiekonzern kann eine angebliche Ausgleichsmaßnahme für den Klimakiller Moorburg in der Öffentlichkeit präsentieren", kritisiert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Unstrittig ist, dass eine Fischtreppe am Wehr Geesthacht aus fachlicher Sicht notwendig ist. Damit sollen speziell die wandernden Fischarten in der Elbe gefördert und die Laichgebiete oberhalb des Wehrs Geesthacht wieder besser erreichbar werden. Allerdings profitieren gerade bestimmte Fischarten, die durch den Kraftwerksbetrieb geschädigt werden, nur sehr unzulänglich von der Maßnahme. Meer- und Flussneunaugen nutzen beispielsweise die Elbe-Nebenflüsse Seeve, Luhe und Ilmenau als Laichgebiete, diese liegen aber vor der neuen Fischtreppe und würden daher von dieser gar nicht profitieren. Auch der Stint wird saisonal aufgrund der geplanten Kühlwasserentnahme durch das Kraftwerk Moorburg geschädigt, auch hier bringt die Fischtreppe keine Verbesserung.

Der BUND Hamburg fordert daher, den geplanten Hybridkühlturm am Standort Moorburg ganzjährig zu betreiben und auf die Entnahme von Kühlwasser aus der Elbe komplett zu verzichten. "Dies wäre ein konsequenter Gewässerschutz, der auch der Fischfauna in der Elbe zu gute kommt", so Manfred Braasch.


[1] FGG Elbe (2008): Die Notwendigkeit der Erhöhung der Fischwechselkapazität am Wehr Geesthacht; FGG Elbe (2008): Überregionale Bewirtschaftungsziele für Oberflächengewässer im deutschen Teil der Flussgebietsgemeinschaft.

[2] IKZE (2008): Die Fischfauna des Elbstroms - Bewertung nach Wasserrahmenrichtlinie


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Quelle:
Presseinformation Nr. 65, 22.09.2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND-Landesverband Hamburg
Lange Reihe 29, 20099 Hamburg
Tel.: 040/600 387-0, Fax: 040/600 387-20
E-Mail: bund.hamburg@bund.net
Internet: www.bund.net/hamburg


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2010