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MOOR/044: Das Blumentopfmoor - Erfolgreiche Renaturierung im Nationalpark Harz (Nationalpark Harz)


Nationalpark Harz - Presse-Information, 4. Dezember 2013

Das Blumentopfmoor - Erfolgreiche Renaturierung im Nationalpark Harz



Wernigerode. Deutschlandweit sind die intakten Moorflächen durch Nutzungsdruck auf etwa 1% ihrer ehemaligen Ausdehnung zurückgedrängt worden. Moore gehören daher zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Intakte Moore können Wasser- und Kohlenstoff speichern und sind deshalb wichtig für die natürlichen Stoffkreisläufe auf der Erde. Außerdem sind Moore Lebensraum für hoch spezialisierte und seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Nationalpark Harz besitzt noch einen hohen Anteil an vom Menschen wenig beeinflussten Mittelgebirgsmooren, was in dieser Ausdehnung europaweit einzigartig ist. Allerdings wurde in der Vergangenheit auch im Harz eine Reihe von Mooren durch Torfgewinnung und forstwirtschaftlich bedingte Entwässerungsmaßnahmen stark beeinträchtigt.

Die Voraussetzungen für Torf- und damit Moorbildung sind sauerstoffarme Bedingungen, die insbesondere durch oberflächennahe Wasserstände erzeugt werden. Unter Sauerstoffarmut finden Umsetzungs- und Mineralisierungsprozesse stark verlangsamt und unvollständig statt. Abgestorbene pflanzliche Biomasse wird daher akkumuliert und Torf entsteht.

Die wichtigste Artengruppe für die Torfbildung in Mooren sind Torfmoose, die durch ihre spezielle Wuchsart und ihr herausragendes Wasserspeichervermögen perfekt an die Lebensbedingungen in Mooren angepasst sind. Durch Wasserabsenkung infolge von Entwässerung wird dem Torfkörper vermehrt Sauerstoff zugeführt. Es kommt zu einer rasanten Beschleunigung von Mineralisationsprozessen - der Torfkörper schrumpft. Kohlenstoff und andere Nährstoffe, die in Jahrtausenden im Torfkörper akkumuliert wurden, werden nun in wesentlich kürzeren Zeiträumen wieder freigesetzt und tragen in Form von Kohlendioxid und Lachgas potenziell nicht unwesentlich zur Klimaerwärmung bei.

Deshalb ist der Nationalpark seit seinem Bestehen bemüht, in den vom Menschen stark beeinträchtigten Moorflächen der Naturentwicklungszone durch Wiedervernässung weitere Torfverluste zu stoppen und die Bedingungen für die Ansiedlung und Ausbreitung moortypischer Pflanzenarten als Voraussetzung für eine erneute Torfbildung und damit für die Stoffspeicherung zu verbessern.

Das im Quellgebiet der Holtemme gelegene "Blumentopfmoor" östlich des Brockens ist solch ein Moor, das seit dem Jahr 2005 durch Wiedervernässungsmaßnahmen renaturiert wird. Durch umfangreiche Maßnahmen konnte der Grundwasserspiegel in den letzten Jahren angehoben werden, so dass bereits erste Zeichen auf eine Moorregeneration hindeuten. Torfmoose und Wollgras erobern nach und nach die ehemals forstlich genutzten Flächen. Auch typische Libellen wie die Alpen-Smaragdlibelle und die Arktische Smaragdlibelle, die auf intakte Moore angewiesen sind, nehmen im Bestand wieder zu.

Im September 2013 konnte mit Hilfe der Wernigeröder Firma "Walter Abwassertechnik" die letzte durchlässige Stelle im Moor geschlossen werden. Einmalig ist wohl auch, dass die Moorregeneration seit Beginn der ersten Maßnahmen durch Forschungsvorhaben der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg wissenschaftlich begleitet und dokumentiert wird.

Finanziert werden die Untersuchungen seit 2009 durch Mittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Durch diese Maßnahmen ziehen wieder naturnahe Verhältnisse im Oberlauf der Holtemme ein, die Ausgangspunkt einer Moorregeneration sein werden. Doch Geduld ist angesagt - bis zur Wiederentstehung eines intakten Moores werden mehrere hundert Jahre ins Land gehen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 04.12.2013
Nationalpark Harz
Abt. Presse, Marketing & Regionalentwicklung
Lindenallee 35, 38855 Wernigerode
Tel. 03943/5502-32
E-Mail: info@nationalpark-harz.de
Internet: www.nationalpark-harz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2013