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SCHUTZGEBIET/584: Neues zum Nationalpark Siebengebirge (Rhein-Sieg-Kreis)


Rhein-Sieg-Kreis - Pressemitteilung von Montag, 7. September 2009

Ministerium stellt überarbeitete Unterlagen zum Nationalpark Siebengebirge vor

Änderungen am Entwurf des Wegeplans bringen Verbesserungen für Natur und Erholungssuchende


Rhein-Sieg-Kreis (kl) - Am Samstag hat der Staatssekretär im Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen, Dr. Alexander Schink, gemeinsam mit Landrat Frithjof Kühn und einem Vertreter der Bezirksregierung Köln bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Aula des CJD in Königswinter interessierten Bürgerinnen und Bürgern den aktuellen Stand über die geplante Organisation des Nationalparks vorgestellt. Dabei wurden Entwürfe für ein Gesetz, eine Rahmenvereinbarung und die Nationalparkverordnung mit Wegeplan erläutert. Mit der Veranstaltung wollte das Land mit seinen Partnern die intensive Beteiligung und Information der Bürgerinnen und Bürger in der Region fortsetzen.

Staatssekretär Dr. Schink betonte, dass es bei einer möglichen Nationalparkausweisung bis zum Bürgerentscheid in Bad Honnef keine administrativen Schritte geben werde. Das Ergebnis habe Einfluss darauf, ob der Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess fortgeführt werden könne. "Es gibt keine Festlegung durch die Landesregierung. Sofern der Bürgerentscheid eine weitere Beteiligung der Stadt Bad Honnef am Nationalparkprozess zulässt, wird das offizielle Beteiligungsverfahren Mitte Oktober 2009 eingeleitet", kündigte Dr. Schink an. "Selbstverständlich steht dann allen Partnern ausreichend Beratungszeit für ihre Stellungnahmen zur Verfügung. Denn auch bei positivem Ausgang des Bürgerentscheids in Bad Honnef gilt für das Land, dass ein Nationalpark nur mit Zustimmung aller Kommunen ausgewiesen wird", so der Staatssekretär weiter.

Dr. Schink stellte den Entwurf für ein Gesetzes über den Verband Bürgernationalpark Siebengebirge vor, das notwendig ist, weil die Konstruktion eines Nationalparks in Form eines partnerschaftlichen Verbandes zwischen Behörde und ehrenamtlichen Vereinen anstelle einer reinen Landesbehörde sonst nicht möglich wäre - hier will das Land echtes Neuland betreten.

Anschließend stellte Landrat Frithjof Kühn den Entwurf der Rahmenvereinbarung vor, in der verbindliche Absprachen zwischen allen Beteiligten festgehalten werden. Vor allem schaffe die Rahmenvereinbarung finanzielle Planungssicherheit, da sich das Land NRW am Schutz und Pflege des Nationalparks durch die Nationalparkverwaltung in Höhe von 3 Millionen Euro jährlich beteiligt. Einen weiteren wichtigen Beitrag leistet die NRW-Stiftung, die als Partner der Rahmenvereinbarung 3,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt und damit weiteren Grunderwerb von verkaufswilligen privaten Eigentümern im Nationalpark ermöglicht. Der Rhein-Sieg-Kreis wird sich im Falle der Gründung eines Nationalparks ebenfalls finanziell engagieren; für eine Nationalparkstiftung hat er 4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die Rahmenvereinbarung sagt weiterhin etwas zum Thema Freizeitverkehr. "Das Siebengebirge ist jetzt schon extrem belastet. Der Nationalpark ist die große Chance, die Probleme von heute anzugehen und zusätzliche Belastungen erst gar nicht aufkommen zu lassen", sagte Landrat Kühn hierzu. "Entscheidend für den Erfolg des Freizeitverkehrskonzeptes ist die Bereitschaft des Landes, auch hier Fördermittel gezielt zu bündeln und mit hoher Priorität einzusetzen."

Einen Schwerpunkt der Informationsveranstaltung bildete dann die überarbeitete Fassung des Wegeplans für das Siebengebirge. Mit großem Aufwand war im August des vergangenen Jahres der erste Entwurf des Wegeplans, unter anderem bei zahlreichen Ortsbegehungen, vorgestellt worden. Circa 450 Bürgerinnen und Bürger sowie Träger öffentlicher Belange nutzten damals die Gelegenheit, ihre rund 2.470 Anmerkungen und Bedenken schriftlich zu äußern. Alle Einwände wurden zwischenzeitlich sorgfältig geprüft und der Wegeplan überarbeitet.

Harald Brandt von der Bezirksregierung erläuterte hierzu: "Die meisten Anregungen waren sehr qualifiziert und sehr detailliert, so dass wir wertvolle Erkenntnisse aus der Anhörung gewinnen konnten. In vielen Fällen wurden daher Änderungen und Ergänzungen des Entwurfs des Wegeplans vorgenommen. Die Überarbeitung des Wegeplanes hat bei den absoluten Längen des Wegenetzes allerdings keine großen Veränderungen gebracht."

Viele Anmerkungen aus der Bevölkerung gab es beispielsweise zum Erhalt des Lausbergweges auf Bonner Stadtgebiet, des Stüsserweges als Teilstück des Ölbergrundweges in Königswinter sowie des oberen Weges am Sonnhang in Rhöndorf, berichtete Brandt weiter. Daher wurden diese Wege wieder aufgenommen.

Insgesamt sieht der Entwurf des Wegeplans im Nationalpark Siebengebirge jetzt ca. 229 Kilometer Wanderwege vor. Dies sind circa 56 Kilometer weniger als der derzeitige Bestand. Allerdings werden von den entfallenden Wegen rund 20 Kilometer zunächst noch benötigt, um den nötigen Waldumbau von Fichte zu Buche betreiben zu können. Erst im Laufe von 10 bis 20 Jahren wird der Wald dann so sein, dass eine weitere forstwirtschaftliche Nutzung und damit auch eine Wegeerschließung dort wegfallen können. Die Wanderer können diese temporären Wirtschaftswege bis auf weiteres nutzen, müssen also zunächst lediglich auf etwa 12 Prozent der Wege verzichten, später sind es dann rund 20 Prozent.

Für Radfahrer wird es im Siebengebirge circa 140 Kilometer ausgewiesenen Wege geben. Gegenüber der derzeit geltenden, jedoch in der Örtlichkeit oft schwer vollziehbaren Regelung, wird es durch die Ausweisung der Wege mehr Klarheit für diese Gruppe der Nutzer geben. Dies wird gleichzeitig zur Lösung der oft beklagten Konflikte mit den Wanderern beitragen.

Berücksichtigt werden auch die Reiter im Siebengebirge. Ihr Wegenetz wird um rund 19 Kilometer von bisher 64 Kilometer auf circa 83 Kilometer ausgewiesenen Reitwege erweitert.

"Das Siebengebirge verfügt über eine äußerst schützenswerte Natur mit zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig ist es durch seine Lage am Rande des Ballungsraums Köln / Bonn ein beliebtes und wichtiges Naherholungsgebiet. Im Wegeplan für das Siebengebirge werden beide berechtigten Belange berücksichtigt. Wichtig und ausschlaggebend für Natur und Nutzer sind dabei die Qualität und das Gleichgewicht im gesamten Naturraum Siebengebirge. Dabei ist es für die Natur besonders wichtig, dass möglichst große ungestörte Bereiche entstehen, in denen sie sich frei entwickeln kann. Für die Nutzer ist es wichtig, dass es ein gutes Wegenetz mit Anbindungen an alle Ortslagen gibt, dass alle Arten von Lebensräumen im Siebengebirge erlebbar macht, allerdings vielleicht nicht an jeder Stelle", sagte Thomas Neiss zum Abschluss.

Landrat Frithjof Kühn dankte allen Beteiligten und vor allem der Bezirksregierung, für die aufwändige Arbeit, alle Anregungen aus der Bevölkerung zu sichten und zu prüfen, für die geduldige und ausführliche Diskussion mit den Interessierten vor Ort bei den diversen Terminen und Ortsbegehungen und für die ausführliche Information am heutigen Tage. "Allen beteiligten Akteuren gemeinsam ist ein guter Entwurf im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger und zum Schutz unseres Siebengebirges gelungen."

Die öffentliche Auslage der Nationalparkverordnung mit Wegeplan wird, in Abhängigkeit vom Ergebnis des Bürgerentscheids in Bad Honnef, im Oktober beginnen. Alle Unterlagen sind auf der Internetseite www.buergernationalpark-siebengebirge.de einsehbar.

Alle Interessierten haben zudem in den kommenden Wochen die Möglichkeit, an verschiedenen Informationsständen mit Fachleuten des Kreises, des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) und der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Die Termine und Standorte gibt es ebenfalls auf der Internetseite.


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Quelle:
Pressemitteilung von Montag, 7. September 2009
Rhein-Sieg-Kreis
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2009