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WALD/633: Waldfriedhof - Warum wir die Torfmoorwälder retten müssen (WWF Magazin)


WWF Magazin 4/2009
WWF Deutschland - World Wide Fund For Nature

Waldfriedhof
Warum wir die Torfmoorwälder retten müssen

Von Guénola Kahlert


Schlimm genug, dass mit den Regenwäldern unsere biologische Vielfalt rapide schrumpft. Die Zerstörung der tropischen Torfmoorwälder jedoch könnte so viel Treibhausgase freisetzen wie die weltweite Verbrennung fossiler Brennstoffe in den vergangenen 70 Jahren. Noch können wir diese Katastrophe aufhalten. WWF-Expertin Guénola Kahlert berichtet, wie der WWF die tickenden Kohlenstoffzeitbomben entschärfen will.

Wie sieht ein Torfmoorwald wohl aus? Voller Spannung bin ich unterwegs ins erste WWF-Klimaschutzprojekt nach Sebangau im Dschungel Indonesiens. Wie Puzzleteile fügten Wissenschaftler in den vergangenen Jahren viele Forschungsergebnisse und Beobachtungen zu einem aktuellen Bild zusammen. Entdeckt wurde ein Regenwaldtyp, der offenbar das Weltklima noch erheblich mehr beeinflussen könnte als andere Regenwälder. Denn ein Torfmoorwald ist ein tropischer Tiefland-Regenwald, der auf bis zu 30 Meter dicken Moorschichten wächst. Sie bestehen hauptsächlich aus abgestorbenem und zersetztem Pflanzenmaterial und sind gewaltige Kohlenstoffspeicher: Torfmoorwälder bergen geschätzte 3000 bis 6000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar - das sind bis zu 50-mal so viel wie in gleichgroßen Regenwäldern ohne Torfboden.

Entsprechend mehr Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre, wenn Torfmoorwälder zerstört werden: Zurzeit sind es mehr als drei Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr. Davon zwei Milliarden Tonnen allein in Südostasien, 90 Prozent davon wiederum in Indonesien. Tendenz seit 1985: stark ansteigend. Noch bedecken Torfmoorwälder fast zehn Prozent der Fläche Indonesiens, meist in küstennahen Gebieten auf den großen Inseln Sumatra, Borneo und Neuguinea (West-Papua). Ihre Gesamtfläche beläuft sich auf rund 22 Millionen Hektar, das entspricht fast der Fläche Großbritanniens.

Diese Lebensräume besitzen eine reiche Artenvielfalt. Allein unser Projektgebiet, der Sebangau-Nationalpark auf Borneo, beherbergt 35 Arten von Säugetieren, 106 Vogel- und 166 Pflanzenarten. Torfmoorwälder sind auch bevorzugter Lebensraum der Orang-Utans: Sebangau ist eines ihrer letzten zusammenhängenden Refugien - mit der größten Einzelpopulation an Orang-Utans in ganz Indonesien.


Eine Insel in der Ödnis

Ich nähere mich der Provinzhauptstadt Palangka Raya - Ausgangspunkt für meine Exkursion in den Sebangau-Nationalpark. Hier ist der WWF seit dem Jahr 2000 tätig, hat maßgeblich zu dessen Einrichtung 2004 beigetragen, führt Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung durch und arbeitet zum Schutz der Orang-Utans sowie der gesamten dortigen Artenvielfalt. Jetzt soll ein völlig neues Konzept hinzukommen und den Erhalt des 580.000 Hektar großen Parks unterstützen. Als eines von mehreren Pilotprojekten weltweit will der WWF die Leistung des Waldes von Sebangau als Kohlenstoffspeicher bewerten und damit seine Bedeutung für den weltweiten Klimaschutz genauer untersuchen. Das soll auch dazu beitragen, dass diese Wälder in Zukunft durch den Verkauf von Emissionsreduktions-Zertifikaten (ERU) auf dem Weltmarkt langfristig finanziell gesichert werden.

Im Landeanflug auf Palangka Raya sehe ich den Nationalpark Sebangau wie einen großen grünen Teppich in umgekehrter Herzform unter mir - ein letztes grünes Paradies inmitten kahl geschlagenen Ödlands. Verwüstet ist vor allem das Land östlich von Sebangau. Dort wurden in den 1990er Jahren mehr als eine Million Hektar Torfmoorwälder gerodet und trockengelegt, um großflächig Reis anzubauen. Ein mehr als 4000 Kilometer langes Netz von Drainagekanälen entwässerte das Gebiet großräumig. Das Riesenprojekt gilt mittlerweile als Umweltkatastrophe ersten Ranges, denn die entwässerten Flächen verkümmerten zu kargen, feueranfälligen Brachen. Verstärkt durch das Wetterphänomen El Niño, das zu großer Trockenheit führte, brannten 1997 insgesamt 6,8 Millionen Hektar Torfböden in Zentral-Kalimantan - eine Fläche von fast der Größe Bayerns. Deren Rauchschwaden trübten selbst im über 2000 Kilometer entfernten Singapur den Himmel. Heute versuchen Siedler dort zum Teil, Reis und Ölpalmen großzuziehen. Doch der ohnehin karge Boden gibt nicht mehr viel her.


Mit dem Kanu durch den Torfmoorwald

Am nächsten Tag machen meine indonesischen Kollegen und ich uns auf den Weg in den Nationalpark Sebangau. Mit dem Auto geht es zu einem kleinen Fischerdorf, wo wir in ein motorbetriebenes Kanu umsteigen. Damit fahren wir den Fluss hinauf, der hier die östliche Grenze des Nationalparks bildet. Schilf, Palmen und Sumpfvegetation ziehen an uns vorbei. Der Fluss ist verzweigt und wir umfahren viele kleine Inseln aus undurchdringlichem Dickicht Ab und an passieren wir ein

Fischerboot und von Dorfbewohnern ausgelegte Fischreusen. Wir begegnen auch einem Kanu, das mit Baumstämmen so vollgeladen ist, dass es nur knapp über der Wasserlinie liegt. Obgleich verboten, wird noch immer illegal Holz geschlagen.

Insgesamt 41 Siedlungen indigener Dayaks, von der Regierung angesiedelter Javanesen und verbliebener Arbeiter der inzwischen stillliegenden Holzindustrie, umringen den Nationalpark. Sie alle sind auf die vielfältigen Leistungen des Regenwaldes angewiesen. Die meisten Bewohner sind Fischer. Andere sammeln Heilpflanzen, Früchte und Wurzeln, zapfen Naturkautschuk oder schneiden Rattan als Baumaterial. Immer noch kurven wir durch dichtes Schilf. Inzwischen ist das Wasser durch Huminsäuren aus dem Torfboden glasig und schwarz. Die einheimische Bevölkerung nennt es "Wasser aus tausend Wurzeln".


Friedhof der Bäume

Plötzlich folgt eine Abzweigung zu einem Kanal. Wir biegen ein und alles ändert sich. Wasserpflanzen werden von hüfthohem Gestrüpp abgelöst, das immer spärlicher wird und schließlich in verbrannte Erde übergeht. Eine riesige verkohlte Fläche erstreckt sich bis zum Horizont, wo eine dunkle Silhouette noch intakten Regenwald erahnen lässt. Einsam ragen einige übriggebliebene Stämme in den Himmel, riesige verkohlte Baumwurzeln ziehen an uns vorbei. Es ist erschreckend still hier, kein Vogelgezwitscher, keine Affenrufe, nicht mal ein Insekt zirpt.

Vor zwei Jahren hatte ein Brand den ohnehin bereits geschwächten Wald verwüstet. Denn der nach oben gewölbte so genannte Torfdom, auf dem der Wald des Sebangau-Nationalparks wächst, wird über Hunderte von Kanälen entwässert, die den Park spinnennetzartig durchziehen - wie der, auf dem wir uns gerade befinden.

Die Kanäle wurden ab den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts von Holzfirmen angelegt, als der Wald noch nicht geschützt und Sebangau in verschiedene Konzessionsgebiete aufgeteilt war. So konnten die teuren Tropenhölzer aus dem Inneren des Waldes besser abtransportiert werden.

Wie der Torfdom kontinuierlich austrocknet, sehen wir, als wir in den Boden bohren: Der Grundwasserspiegel ist von etwa zehn Zentimeter auf bereits einen Meter unter der Erdoberfläche abgesunken. Darüber ist der Torf durch die fast 40 Jahre andauernde Entwässerung mittlerweile so trocken und bröckelig, dass er sich durch den Luftsauerstoff zersetzt und dabei große Mengen an Kohlendioxid freisetzt. Das erhöht die Feuergefahr im Wald, was vor allem in der Trockenzeit immer wieder zu verheerenden Bränden führt, auch im Nationalpark. Erst nach schier endloser Bootsfahrt durch diesen Friedhof der Bäume erreichen wir den intakten Waldrand und folgen einem kleinen Kanal, der tief in den Regenwald führt. Langsam umschließt uns saftiges Grün. Wir hören das laute Konzert der vielen Tierstimmen und die Welt scheint wieder in Ordnung. Wir sehen sogar das Schlafnest eines Orang-Utans hoch oben im Baum, wo er vor kurzem noch ein Nickerchen gehalten haben könnte - ein Hoffnungsschimmer.

Der dritte Tag führt uns durch weitere schrecklich zerstörte Gebiete zur Feldstation des WWF an der Mündung eines größeren Kanals. Hier wird auf verbrannten Flächen fleißig aufgeforstet. Außerdem wurden bereits 105 Dämme an hydrologisch wichtigen Stellen angelegt, um die Entwässerung des Torfdoms maßgeblich zu bremsen. Der Damm am großen Kanal ist bereits recht imposant. Weiter im Wald reichen kleinere und einfachere Wassersperren aus, die aus einem quer gelegten und mehreren senkrechten Holzstämmen bestehen.


Entwässerung stoppen

Einige Dämme werden mit einem Durchlass gebaut, so dass die Bewohner der umliegenden Dörfer ihre Kanus hindurchziehen, so weiterhin in den Wald gelangen und dessen Naturprodukte nutzen können. Überall wird die Bevölkerung in die Planung, den Bau und die Instandhaltung der Dämme einbezogen. Damit wird sichergestellt, dass sich die Menschen mit dem Projekt identifizieren und es unterstützen. Mit dem Bau der bisherigen Dämme ist es aber noch lange nicht getan: Der WWF schätzt, dass für das bisher bestehende Projektgebiet von 50.000 Hektar im Sebangau-Nationalpark etwa 255 Dämme gebaut werden müssen. Um den gesamten Nationalpark mit einer Räche von rund 580.000 Hektar langfristig vor der Austrocknung zu schützen, werden noch viele Hundert weitere Dämme notwendig sein. Vor allem an den Mündungen in die großen Flüsse müssen noch größere Bauwerke errichtet werden. Sie alle sollen dazu führen, dass mit der Zeit die meisten eingedämmten Kanäle durch den gestoppten Wasserabfluss verschlammen und anwachsen. Erst dann wird das Ökosystem wieder intakt sein.

Um die Dämme so effektiv wie möglich zu bauen, führt der WWF umfangreiche hydrologische Untersuchungen sowie Geländemodellierungen durch und wertet Fernerkundungsdaten aus. Auf den degradierten und verbrannten Flächen wird zusätzlich aufgeforstet. Das geschieht hier vor allem mit lokalen und feuerresistenten Baumarten, Futterpflanzen für Orang-Utans sowie standorttypischen, kommerziell nutzbaren Arten wie Kautschukbäumen. Die Neuanpflanzungen tragen dazu bei, dass die Torfmoorgebiete nicht weiter erodieren und wieder möglichst rasch zu natürlichen Kohlenstoffspeichern werden. Auch die Feuergefahr wird dadurch drastisch reduziert.

Auf dem Rückweg von einer Dammbesichtigung tief im Wald huscht vor uns etwas Rotes über den Weg. Bevor wir richtig hinschauen können, ist es laut raschelnd im Gebüsch verschwunden. Wir nähern uns vorsichtig. Im Jahr 1995 gab es in diesem Wald noch 13.000 Orang-Utans, heute sind es höchstens noch die Hälfte. Immerhin: Seitdem das Gebiet 2004 unter Naturschutz gestellt wurde, konnte der WWF die Zahl der Tiere weitgehend stabil halten. Die WWF-Kollegen hier sind sogar wieder optimistisch: Der Bau der Dämme zusammen mit der Anpflanzung von Orang-Utan-Futterbäumen werden diesen Lebensraum erhalten und zu einer Stabilisierung der Population beitragen. Unser Orang-Utan sitzt in einiger Entfernung des Weges still im Unterholz. Wir beäugen uns gegenseitig eine Weile neugierig, bis wir Eindringlinge uns respektvoll zurückziehen.


Eine Zeitbombe aus Kohlenstoff

Spätestens seit der jüngsten UN-Klimakonferenz 2007 ist es auch politisch unumstritten: Tropische Regenwälder sind von großer Bedeutung für den Klimaschutz (siehe Seite 14)[s.u.]. Das gilt insbesondere für Wälder, die auf Torfmoorboden wachsen. Allein in den Torfmoorwäldern Indonesiens sind unvorstellbare 55 Gigatonnen Kohlenstoff gespeichert, viele davon befinden sich in der Provinz Kalimantan auf Borneo.

Zugleich sind gerade hier die Probleme durch drohende Entwaldung groß. Deshalb ist der WWF hier besonders aktiv.


Wald als Klimaschützer sichern

Doch es ist organisatorisch und finanziell nicht einfach, ein solches "waldbezogenes Pilotprojekt zum Klimaschutz" durchzuführen, zu überwachen und schließlich zertifizieren zu lassen. Immerhin sagt man uns seitens der indonesischen Behörden, dass solche Pilotprojekte ausdrücklich erwünscht sind. Weil unser Vorhaben zugleich auch Einkommensquellen schafft, hat es bereits eine starke Akzeptanz bei der lokalen Bevölkerung. Zudem erfahren die Menschen in Indonesien, dass ihre Tropenwälder nicht nur für sie, sondern für die ganze Welt bedeutend sind und sorgsamer behandelt werden müssen als bisher. Vielleicht können noch mehr von ihnen in Zukunft durch den Schutz ihrer Torfmoorwälder Geld verdienen: Der WWF will schon bald in Sebangau Möglichkeiten testen, wie der Wert des Waldes als Kohlenstoffspeicher angerechnet, in Kohlenstoffzertifikate umgesetzt und durch deren Verkauf auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt zum Naturschutz und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung beitragen kann.

Zunächst aber gilt es, den Wert der Regenwälder und insbesondere der Torfmoorwälder für den weltweiten Klimaschutz rasch publik zu machen - vor allem bei Politikern und Entscheidungsträgern, die auf der UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen über unser aller Wohl in Zukunft entscheiden werden.

Deshalb hat der WWF eine Kampagne zum Thema gestartet Die Botschaft: Wenn wir die Erderwärmung noch auf maximal zwei Grad Celsius abbremsen wollen, müssen wir auch die Torfmoorwälder - neben Kohlenstoffspeicher zugleich Zuflucht vieler bedrohter Arten wie der Orang-Utans - verbindlich vor der Zerstörung schützen. Der Vorteil: Wir bräuchten dafür keinen großen Aufwand zu betreiben und wir könnten sofort mit den Rettungsmaßnahmen beginnen. Das allein sollte Politiker eigentlich schon überzeugen und zum sofortigen Handeln motivieren.

Mehr zum Thema unter www.wwf.de/orang-utan im Internet.

Raute

Waldschutz ist Klimaschutz

Die Zerstörung von Wäldern trägt rund ein Fünftel zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Jährlich werden 13 Millionen Hektar entwaldet, schätzt die Welternährungsorganisation FAO. Dabei gelangen ungefähr sechs Gigatonnen CO2 in die Erdatmosphäre. Durch die Rodung ihrer Regenwälder haben Brasilien und Indonesien die dritthöchsten beziehungsweise vierthöchsten Kohlendioxidemissionen weltweit. Der WWF und viele andere Nicht-Regierungs-Organisationen setzen sich deshalb dafür ein, dass der Schutz bestehender Wälder als Klimaschutzmaßnahme honoriert wird.

Erster Erfolg: Auf der UN-Klimakonferenz Ende 2007 in Bali wurde beschlossen, die Einführung eines Mechanismus zur Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern (REDD - Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) in den Nachfolgevertrag des Kioto-Protokolls aufzunehmen. Wie dieser Mechanismus genau aussehen soll, darüber wird auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 diskutiert werden. Bis 2012 sollen Details festgelegt und der neue Klimarahmenvertrag ratifiziert sein. Damit die kommenden drei Jahre aber nicht ungenutzt verstreichen, setzt sich der WWF dafür ein, dass bereits heute von Regierungen der Industrienationen genügend finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um für REDD die notwendigen Voraussetzungen in den Entwicklungsländern zu schaffen - damit auch andernorts Pilotprojekte wie Sebangau begonnen werden. GK


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Waldmenschen bald ohne Wald?

Orang-Utans leben vorwiegend auf Bäumen. Deshalb trifft sie die zunehmende Zerstörung und Zerstückelung des tropischen Regenwaldes in besonderem Maße. Zwischen 1930 und 2007 sind die "Waldmenschen", so die Bedeutung ihres malaiischen Namens, aus zwei Dritteln ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets auf Borneo verschwunden. Das ist das alarmierende Ergebnis einer aktuellen WWF-Studie.

Auf der drittgrößten Insel der Welt wurde in den vergangenen 20 Jahren mehr als die Hälfte ihres Lebensraumes vernichtet - vor allem um Holz zu gewinnen oder Ölpalmen anzubauen. Und die Zerstörung geht weiter: Aktuell verschwinden auf Borneo rund 600.000 Hektar Orang-Utan-Wald pro Jahr - das ist mehr als die doppelte Fläche des Saarlandes.

Wollen wir den aktuellen Trend stoppen und dem Orang-Utan eine Zukunft in Borneos Wäldern sichern, müssen wir mit allen Mitteln Indonesiens Regierung überzeugen, ihre Forstpolitik zu ändern und zudem die Palmölindustrie zum Verzicht auf weitere Regenwaldflächen bewegen. Darüber hinaus ist es notwendig, die Wilderei von Orang-Utans endlich zu unterbinden, indem Landesgesetze konsequent angewendet und bei Vergehen empfindliche Strafen ausgesprochen werden. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet der WWF in zahlreichen Projekten sowohl vor Ort als auch in internationalen Gremien. Darüber hinaus renaturiert die Umweltstiftung in Sabah und im Sebangau-Nationalpark Zentral-Kalimantans die Lebensräume von Orang-Utans und forstet sie unter anderem mit Nahrungsbäumen der Menschenaffen wieder auf. Alle Projekte haben ein gemeinsames Ziel: die Waldvernichtung zu stoppen. Gelingt uns das nicht, wird der Lebensraum der Menschenaffen bis 2025 größtenteils zerstört sein. SZ


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Wohin wird der Raubbau in den indonesischen Torfwäldern führen? Sicher ist, dass er eine ungeahnte Menge an Treibhausgasen freisetzt, die bislang im Morast gebunden waren. Das wird den Klimawandel stark beschleunigen. Der WWF ist deshalb vor Ort und tut alles, um diesen besonderen Regenwald und die Vielzahl seiner Arten zu retten.
Beeindruckende Blüte: Die Rafflesia ist die Größte im Pflanzenreich. Auch ihr Überleben ist durch Rodungen gefährdet.
Grün in Grenzen: Die Torfmoorwälder des Sebangu-Nationalparks inmitten abgeholzten Ödlands sind noch ein einzigeartiges Refugium für seltene Arten wie Orang-Utans, Kannenpflanzen und Borneo- Zwergelefanten.
Der WWF vor Ort: Unsere Autorin und ihre Kollegen nehmen Bodenproben, um den Wassergehalt des Moorbodens festzustellen. Das Ergebnis ist alarmierend: Der Grundwasserspiegel sinkt aufgrund des Raubbaus, das Moor trocknet langsam, aber sicher aus - mit granvierenden Folgen.
Begehrtes Opfer: Die Gallenblase des Malaienbären gilt in Asien als Heilmittel.
Verbrannte Erde: Die Zerstörung der Torfmoorwälder ist schon weit fortgeschritten, viele Tierarten sind bereits vertrieben. Deshalb forste der WWF wieder auf und baut Staudämme, um die Entwässerung des Moors zu stoppen. Das hilft auch der indigenen Bevölkerung, denn es schafft neue Einkommensquellen.
Flächenfraß: Maschinen fressen sich für die Holz- und Palmölindustrie durch einen für die Menschen überlebenswichtigen Lebensraum.

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Quelle:
WWF Magazin 4/2009, Seite 11-17
Herausgeber:
WWF Deutschland
Rebstöcker Str. 55, 60326 Frankfurt am Main
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Internet: http://www.wwf.de

Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der
Umweltstiftung WWF Deutschland erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2010