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WALD/648: "Wald im Wandel" - Umweltverbände lehnen forstpolitisches Positionspapier ab (BUND TH)


BUND Landesverband Thüringen e.V. - Pressemitteilung, 10. August 2010

Wald im Wandel - keine Chance für Thüringen!

Umweltverbände lehnen forstpolitisches Positionspapier ab


Erfurt. Die Thüringer Umweltverbände BUND Thüringen, GRÜNE LIGA Thüringen und NABU Thüringen lehnen das forstpolitische Positionspapier "Wald im Wandel - eine Chance für Thüringen" ab. Die Vertreter von BUND Thüringen, GRÜNE LIGA Thüringen und NABU Thüringen gaben heute in Erfurt bekannt, dass sie sich an der geplanten Unterzeichnung des Positionspapiers nicht beteiligen werden. "Ohne die Ausweisung zusammenhängender nutzungsfreier Flächen auf mindestens 25.000 ha lassen sich die Lebensgemeinschaften der Wälder nicht dauerhaft schützen", erklärte Mike Jessat, Landesvorsitzender des NABU Thüringen. "Die Weigerung des Thüringer Forstministeriums, ein entsprechendes Ziel im Positionspapier fest zu schreiben, offenbart, dass in Zukunft die restlose Ausbeutung der Wälder Vorrang vor dem Schutz der Lebensgemeinschaften haben soll." "Offenbar hält Minister Reinholz die klare Vereinbarung im Koalitionsvertrag, 25.000 ha Wald aus der Nutzung zu nehmen, für eine Extremposition.", sagte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. "Wenn sein Ressort diese Vereinbarung ignoriert, wäre das ein Bruch des Koalitionsvertrages."

Aus Sicht der Umweltverbände ist der Verzicht auf forstliche Nutzung auf mindestens 5% der Waldfläche alternativlos. "Mit dieser Forderung stehen wir nicht alleine, so Grit Tetzel von der GRÜNEN LIGA Thüringen, selbst die Bundesregierung hat sich mit ihrer Biodiversitätsstrategie zu diesem Ziel verpflichtet." Auch nachhaltige Forstwirtschaft sei ein schwerwiegender Eingriff in Waldökosysteme. Zwar sei gewährleistet, dass nur so viel Holz geerntet werde, wie nachwachse. Eine natürliche Waldentwicklung werde aber durch die Holzernte unterbunden. Viele Waldarten seien auf eine vom Menschen unbeeinflusste Waldentwicklung angewiesen, in der alle Waldstadien repräsentiert sind. Im Wirtschaftswald fehle in der Regel ein ausreichendes Angebot an Totholz. Außerdem fehle das spezifische Flächenmosaik aus dynamisch wechselnden Waldstadien, welches vor allem für sog. Urwaldarten die Nischen zum Überleben bietet. Arten wie Wildkatze, Bechsteinfledermaus oder Hohltaube sowie Todholz bewohnende Insekten oder Pilzarten seien auf entsprechende Waldgebiete angewiesen. Thüringen verfüge zwar bereits über ein Netz von Naturwaldparzellen inklusive der Kernzonen in den Biosphärenreservaten, welches die unterschiedlichen Waldstandorte Thüringens repräsentiere. Die durchschnittliche Flächengröße dieser Parzellen liege aber unter 100 ha. Die größte, zusammenhängende nutzungsfreie Waldfläche bildet zur Zeit der Nationalpark Hainich. Aber auch die Flächengröße des Nationalpark Hainich liege an der unteren Grenze des Raumbedarfs, der erforderlich ist, damit sich die für natürliche Waldökosysteme spezifische Sukzessionsdynamik ausprägen kann. Übereinstimmend forderten die Umweltverbände die Ausweisung eines weiteren Buchenwald-Nationalparks mit einer Mindestgröße von 10.000 ha in Thüringen.


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Quelle:
Presseinformation, 10.08.2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Thüringen / Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstr. 5, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/555 03 10, Fax: 0361/555 03 19
Internet: www.bund-thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2010