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LAIRE/090: Weniger Konsum ist mehr Leben! (SB)


Schnurstracks in die Ökodiktatur


Die weiter unten erzählte Geschichte könnte sich so oder so ähnlich in keiner allzu fernen Zukunft ereignen. Wie in anderen Bereichen sozialtechnokratischer Innovationen zur Überwachung der Bevölkerung treibt Großbritannien diese Entwicklung auch in Richtung ökorepressive Maßnahmen unter Hochdruck voran. In dem Land stehen über vier Millionen Überwachungskameras (CCTV) und rund 8000 automatische Geschwindigkeitsmeßgeräte. Inzwischen hat der unter Geldmangel leidende Broadland District Council in Norfolk eine Spionagedrohne im Wert von 30.000 brit. Pfund erworben, die mit einer Wärmebildkamera bestückt ist, Häuser abfliegt und dahingehend abscannt, wie gut bzw. schlecht sie isoliert sind. Ursprünglich dazu gedacht, etwa 6.000 Unternehmen zu überwachen, wird die Methode noch auch auf Privathäuser angewandt. [1] Weitere Städte und Bezirke wollen dem Beispiel folgen.

Sir Jonathan Porritt, führender Umweltberater der britischen Regierung und Vorsitzender der im Jahr 2000 eingerichteten Kommission für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Commission) erklärte im Juni in einem Interview mit der britischen Zeitung "The Telegraph" [2], daß "Fett ein Thema des Klimawandels" ist. Übergewichtige Menschen äßen mehr eiweißhaltige Speisen wie Rindfleisch oder Lamm, wodurch größere Mengen des Treibhausgases Methan emittiert würden. Porritt, Gründer der britischen Umweltschutzorganisation Friends of the Earth und ehemaliges Mitglied der Green Party, behauptete außerdem, daß fettleibige Menschen mehr mit dem Auto fahren und somit mehr Treibhausgase produzieren.

Die Autoren Phil Edwards und Ian Roberts von der London School of Hygiene and Tropical Medicine haben im April im International Journal of Epidemiology [3] die Rechnung aufgemacht, daß Menschen mit einem deutlich über dem Durchschnitt liegenden Gewicht dem Klima "schaden". Die Forscher hatten Menschen nach Kalorienverbrauch, Größe und Kilogramm taxiert und dafür den Maßstab MET, der metabolischen Rate, die in kcal/kg/h gemessen wird, eingeführt.


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Sehr geehrter Herr W.

Wir möchten Sie an Ihre Pflicht erinnern, sich verantwortungsbewußt gegenüber ihrer Um- und Mitwelt zu verhalten. Es sollte doch innigster Wunsch eines jeden Bürgers sein, den ihm zugewiesenen, großzügig bemessenen ökologischen Fußabdruck (EFP - Ecological Foot Print) eher noch zu unterbieten als ihn auszunutzen oder gar zu übertreffen. Leider mußten wir feststellen, daß Sie sich der globalen Problemlage aus welchen Gründen auch immer nicht gewahr zu sein scheinen. Im Laufe des letzten Jahres wurden uns einige Auffälligkeiten gemeldet, hier nur die wichtigsten:

- Trotz mehrfacher Aufforderung der Behörden vom 3.9., 14.10 und 2. 11. dieses Jahres haben Sie die thermischen Verluste Ihres Hauses, wie es bei den regelmäßigen Vorbeiflügen durch THERMIE, unserer Wärmestrahlung-UAV, registriert wurde, in keiner Weise verringert.

- Ihrer elektronischen Gesundheitskarte zufolge wiegen sie 93,5 kg, was bei Ihrer Körpergröße einen BMI (Body Mass Index) von 29,3 ergibt. Wie Sie selber wissen, weisen sie keine genetische Disposition für diese Normabweichung auf. Daraus folgt, daß sie sich falsch ernähren und/oder zu wenig bewegen. Ihren Einkaufsabrechnungen entnehmen wir, daß Sie ungesunde und besonders klimaschädliche fleischliche Nahrung erwerben. Wir fordern Sie deshalb auf, in Zukunft ihren Cholesterinspiegel um drei Einheiten zu senken und den Kalorienverbrauch auf ein vernünftiges Maß (1950 bis 2100 kcal) zu beschränken.

- Bei einem Hausbesuch hat ein Mitarbeiter der Behörde für Gesundheitsschutz der Bevölkerung (BfGB) überdurchschnittlich hohe Feinstaubwerte in der Raumluft ihrer Wohnung registriert. Sie wissen doch, daß Rauchen oder Räucherwerk Ihnen schaden.

- Ihr Müll, der übrigens nicht sauber getrennt ist (Wir empfehlen Ihnen unser neues zwanzigseitiges Faltblatt "Mülltrennung leicht gemacht" zur Lektüre) weist einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Einwegplastikverpackungen auf. Nach der Einwegplastikverpackungsverordnung sollten Sie den Verbrauch auf 315 Gramm/Monat Einwegplastikverpackungsmüll beschränken.

Spätestens drei Tage nach Erhalt dieser Aufforderung sollten sie sich in freiwillige Behandlung durch das örtliche BMI/EFP-Inspektorat begeben, in der Regel genügt ein Aufenthalt von vier bis sechs Wochen, um ihre Physis auf für Sie und alle Beteiligten optimalen Gewichtswerte einzustellen und sie von der unbedingten Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen durch jeden einzelnen zu überzeugen. Bitte nehmen sie während dieser Zeit auch an unseren freiwilligen Aufklärungskursen "Wie lebe ich richtig" und "Wie sorge ich dafür, daß mein Nachbar richtig lebt" teil.

Sollten Sie unserer Aufforderung nicht nachkommen, sehen wir uns gezwungen, nach Paragraph 4, Absatz 2.1 der EFP- Durchführungsverordnung Sie in Schutzhaft zu nehmen und ihren ökologischen Fußabdruck neu zu justieren. Selbstverständlich ist dann die Teilnahme an den oben genannten Kursen obligatorisch. Sollten Sie sich in dieser Zeit nicht kooperativ zeigen, fordern Sie dadurch nur unnötig weitere Schutzmaßnahmen heraus, die wir in Ihrem und unser aller Interesse ergreifen müssen. Deshalb seien Sie einsichtig und denken Sie daran: Weniger Konsum ist mehr Leben! Ich freue mich über unsere Zusammenarbeit

Ihr automatischer Sachbearbeiter 08/15.


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Anmerkungen:

[1] "Council uses spy plane with thermal imaging camera to snoop on homes wasting energy", Daily Mail, 24. März 2009
www.dailymail.co.uk/news/article-1164091/Council-uses-spy-plane- thermal-imaging-camera-snoop-homes-wasting-energy.html

[2] "Fat people causing climate change, says Sir Jonathan Porritt", The Telegraph, 3. Juni 2009
http://www.telegraph.co.uk/earth/environment/climatechange/5436335/ Fat-people-causing-climate-change-says-Sir-Jonathan-Porritt.html

[3] "Population adiposity and climate change", Phil Edwards, Ian Roberts, 19. April 2009
International Journal of Epidemiology, doi:10.1093/ije/dyp172

7. Juli 2009