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LAIRE/175: Milliardär Bill Gates hält wenig von dezentraler Energiegewinnung (SB)


"Niedliche" Photovoltaik ...


Der Milliardär Bill Gates behauptet, daß der wachsende Energiebedarf der Entwicklungsländer nicht durch Photovoltaik und andere "niedliche" (engl.: cute) Technologien gestillt werden könne. Man müsse viel mehr Geld in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien stecken. Als positives Beispiel nannte er dagegen solarthermische Kraftwerke, die in der Wüste aufgestellt werden [1]. Microgeneration [2] und Energieeffizienz, wie sie von den Industrieländern bevorzugt würden, verringerten den globalen Energiebedarf nur unbedeutend, behauptete der Microsoft-Gründer kürzlich auf der Wired Business Conference 2011 in New York.

Mit dieser Einschätzung dürfte Gates stellvertretend für viele Geschäftsleute stehen, die einen Taschenrechner nehmen und anfangen, Hochrechnungen aufzustellen. Tatsächlich genügte es nicht, das Problem des Klimawandels, der wissenschaftlicher Einschätzung zufolge eine CO2-Verringerung in den Industriestaaten von mehr als 90 Prozent erfordert, allein mit individuellen Maßnahmen in Angriff nehmen zu wollen. Um ein solches Ziel zu erreichen, müßte das menschliche Zusammenleben so organisiert sein, daß es keine Firmen wie beispielsweise Microsoft gibt, die energieverschlingende Gadgets für den Massenmarkt herstellen, der dem Unternehmen massenhaft Profite beschert ...

An so einer Stelle versagt plötzlich der Taschenrechner von milliardenschweren Systemprofiteuren, die ihr notorisches Geldanlageproblem womöglich auch noch dadurch lösen, daß sie in die Forschung und Entwicklung "grüner" Technologien investieren. Bill Gates zum Beispiel setzt auf die Atomkraft und läßt dem in Seattle ansässigen Nuklearunternehmen TerraPower Millionen Dollar zukommen. Das Unternehmen will aus abgereichertem Uran Energie gewinnen und hofft, es könne ein Atomkraftwerk bauen, das nur ein Tausendstel an Abfall herkömmlicher Akws produziert und dessen Brennstoff fünfzig Jahre lang nicht nachgefüllt werden muß. Auch "bekämpft" Gates mit seinen überschüssigen Millionen den Hunger in Afrika, indem er in Forschungen investiert, die auf die Verbreitung der umstrittenen Grünen Gentechnik hinauslaufen.

Nur unter der Voraussetzung, daß die Vergesellschaftung des Menschen mit all ihren destruktiven, soziale Widersprüche vertiefenden Folgen unhinterfragt bleibt und die Produktionsverhältnisse weiterhin auf Wirtschaftswachstum sowie Abschöpfen und Privatisieren des akkumulierten Mehrwerts orientiert sind, erscheint eine kleinmaßstäbliche Energieproduktion als "niedlich". Sicherlich, Milliardär wird man damit nicht so einfach, dazu eignen sich Großprojekte wie solarthermische Kraftwerke in der Wüste oder "grüne" Atomreaktoren, in denen der Nuklearabfall konventioneller Atommeiler nochmals ausgequetscht werden soll, besser.


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Quellen:
[1] "Gates warns 'cute' green technology will not solve global energy
crisis", BusinessGreen, 4. Mai 2011

http://www.businessgreen.com/bg/news/2047375/gates-warns-cute-green-technology-solve-global-energy-crisis

[2] Microgenerating - Oberbegriff für individuelles Produzieren und Einspeisen von sogenannten erneuerbaren Energien ins Netz.

24. Mai 2011