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OFFENER BRIEF/033: Politiker im Norden müssen Aal-Rettung unterstützen (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 20. September 2017

Offener Brief: Politiker im Norden müssen Aal-Rettung unterstützen


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Schleswig-Holstein hat in einem offenen Brief Umweltminister Habeck aufgefordert, das geplante Aal-Fangverbot in der Ostsee weiter tatkräftig zu unterstützen. Die EU-Kommission hatte auf langjährige wissenschaftliche Empfehlungen reagiert und Ende August endlich ein Fangverbot vorgeschlagen. Trotz der klaren Faktenlage wird dieser Vorschlag von Fischern und Anglern massiv angegriffen. Der BUND unterstützt die Rettung des Aals und ruft die Öffentlichkeit ab sofort auf, mit einer Online-Kampagne aktiv zu werden.

"Seit 2007 sind Managementpläne für den Aal in der EU verpflichtend. Jedes Jahr werden große Summen von Steuergeldern in Besatzmaßnahmen zur scheinbaren Rettung des Aals investiert, während an anderer Stelle kräftig weitergefischt wird. Eine absurde Verschwendung von Steuergeldern, die dem Aal bisher in keinster Weise geholfen hat, da ein Großteil der Jungtiere bei dieser Maßnahme stirbt", erläutert Claudia Bielfeldt, BUND-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein. "Es ist wirklich kurz vor zwölf. Wenn wir den Aal retten wollen, dann müssen wir drastische Maßnahmen ergreifen."

Wissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Aal-Nachwuchs im Vergleich zum Zeitraum 1960 bis 1979 inzwischen um bis zu 99 Prozent abgenommen hätte. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hatte daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass bis zur Erholung der Bestände alle Todesursachen für den Aal soweit auf null reduziert werden müssten, wie menschlich möglich. Dies beträfe vor allem die Fischerei. Dem folgte die EU-Kommission am 29. August mit dem Vorschlag ab 2018 jeglichen Aal-Fang in der Ostsee zu verbieten. Die endgültige Entscheidung soll Anfang Oktober im EU-Fischereirat fallen.

In einem offenen Brief hat der BUND nun Schleswig-Holsteins Umweltminister Habeck um Unterstützung für den Vorschlag der EU-Kommission geworben. Gleichzeitig können sich Bürgerinnen und Bürger mit einer Online-Aktion an Bundesfischereiminister Schmidt und Landesumweltminister Habeck wenden, um ihre Unterstützung für die Rettung des Aals zu signalisieren.

"Unsere Politiker im echten Norden müssen sich in Brüssel für den Aal stark machen. Wenn wir jetzt auf die kurzfristigen Interessen der Nutzer hören, wird es bald keinen Aal mehr geben. Der Aal ist kein Fisch wieder jeder andere: Er lässt sich nicht in Gefangenschaft vermehren. Die sogenannten jungen Glasaale zu fangen, um sie dann an anderer Stelle wieder freizulassen hilft also nicht, denn jeder ausgesetzte Aal ist ein Wildfisch", erklärt Stefanie Sudhaus, BUND-Meeresschutzexpertin in Schleswig-Holstein. "Es bleibt deshalb nur eine Maßnahme: Wir müssen den Fang einstellen: In den Meeren, aber auch an den Küsten und in den Flüssen und Seen. Wenn wir jetzt nicht handeln, ist es zu spät", appelliert Sudhaus abschließend.

BUND-Online-Aktion "Rettet den Aal":
www.bund-sh.de/rettet-den-aal/

Raute


Offener Brief: Aal-Fangverbot in der Ostsee

An Umweltminister Robert Habeck
Mercatorstraße 3
24106 Kiel
vorab per E-Mail

BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Friends of the Earth Germany
Landesverband Schleswig-Holstein e.V.
BUND Schleswig-Holstein, Lorentzendamm 16, 24103 Kiel
Fon 0431 66060-0, Fax 0431 66060-33
info@bund-sh.de, www.bund-sh.de

Dr. Claudia Bielfeldt
Landesvorsitzende
claudia.bielfeldt@bund-sh.de
Fon 0431 66060-0



19. September 2017



Sehr geehrter Herr Minister Dr. Habeck,

wie Ihnen sicherlich bekannt ist, ist die Situation des Europäischen Aals katastrophal. Der Bestand schrumpft seit Jahren - im Vergleich zu den 1960ern geht man von einer Reduktion des Bestandzuwaches von bis zu 99 Prozent aus. Das heißt, der Europäische Aal ist fast komplett ausgestorben!

Seit 2007 sind EU-weit Managementpläne verpflichtend vorgeschrieben. In Schleswig-Holstein etwa regelt die Aalverordnung die Aalfischerei. Bisher bleiben die EU-weiten Bemühungen jedoch ohne Erfolg. Der Aal-Bestand hat sich trotz enormer Investitionen, die aus Steuermitteln finanziert werden, nicht erholt.

Die EU-Kommission hat nun am 29. August 2017 vorgeschlagen, den Fang juveniler und adulter Aale in der Ostsee zu verbieten. Angesichts des seit Jahren bekannten Zustandes des Aal-Bestandes ist dies weder überraschend noch überzogen, sondern vielmehr der einzig richtige Schritt. Der wissenschaftliche Rat ist eindeutig: Die Mortalität der Aale muss möglichst auf null reduziert werden. Dies ist nur mit einer Einstellung der Fischerei möglich. Es ist dringend geboten, den Aal-Fang zunächst in den marinen Gebieten, in letzter Konsequenz aber auch im Binnenland zu verbieten. Eine Erholung des Bestandes ist sonst nicht möglich. Insbesondere die adulten Tiere müssen geschützt werden, denn solange die Vermehrung von Aalen in Gefangenschaft unmöglich ist, müssen gerade die Eltern-Tiere geschützt werden.

Argumente, der Fang von Glasaalen sei zum Bestandsaufbau notwendig, ignorieren, dass es sich aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate bei Fang und Aufzucht der Jungtiere um ein Verlustgeschäft handelt - alle Aale in Gefangenschaft sind Wildtiere. Die Entnahme aus der freien Natur führt nur zur Bestandsverschiebungen zugunsten einzelner Fischereien, aber nicht zur Erholung des Bestandes.

Auch Schleswig-Holstein muss aktiv werden: Bis eine deutliche und stabile Bestandserholung feststellbar ist, muss eine ganzjährige Schonzeit im gesamten Küsten- und Binnenbereich erlassen werden, um den Aal zu retten.

Sehr geehrter Herr Habeck, bitte setzen Sie Sich weiter in Brüssel und Berlin mit aller Kraft dafür ein, dass der Vorschlag der EU-Kommission erfolgreich umgesetzt wird. Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Der Fang auf alle Altersklassen von Aalen muss grundsätzlich eingestellt werden, wenn noch Hoffnung bestehen soll, dass auch zukünftige Generationen dieses faszinierende Lebewesen kennen lernen können.

Mit umweltfreundlichen Grüßen

Dr. Claudia Bielfeldt
BUND-Landesvorsitzende

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Quelle:
Presseinformation, 20.09.2017
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lorentzendamm Nr. 16, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2017

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