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STANDPUNKT/009: Die Energiedebatte wird von Ideologie statt Fakten bestimmt (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 25. August 2010

Pressemitteilung des Bundesvorsitzenden der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller vom 25. August 2010:

Die Energiedebatte wird von Ideologie statt Fakten bestimmt


Berlin, 25. August 2010 - Die energiepolitische Debatte werde bestimmt von ideologischen Interessen und Vorurteilen, nur selten aber von echten Fakten, erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium a. D. Im Zentrum der aktuellen Debatte stehen Begriffe wie Brückentechnologie, Versorgungssicherheit, Klimaverträglichkeit oder Preisgünstigkeit, die alle bei einem näheren Hinsehen nicht haltbar sind. Tatsächlich wollen die Blockierer - ob sie nun Mappus, Merkel oder Röttgen heißen - nur eins: auf jeden Fall die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern.

• Brückentechnologie: Die Atomkraft ist keine Brückentechnologie, sondern eine ineffiziente Form der Stromerzeugung mit einem energetischen Nutzungsgrad von 35 Prozent in der Spitze. Die wirkliche Brücke in die Zukunft sind aber die "drei E": erneuerbare Energien, Einsparen und Effizienztechnologien. Allein der Einsatz von Effizienztechnologien weist ein Einsparpotenzial von rund 50 Prozent des heutigen Energieverbrauchs auf. Würde das Potenzial verwirklicht, hätte erneuerbarer Strom schon heute einen Anteil von mehr als 30 Prozent.

• Versorgungssicherheit: Tatsächlich geht es in der energiepolitischen Debatte gar nicht um Versorgungssicherheit, bestehen doch erhebliche Überkapazitäten. Deutscher Strom wird sogar exportiert. Die Lobbyisten der fossilen Energieträger suchen eine Versorgungssicherheit vor allem für ihre abgeschriebenen Kraftwerke, die echte Goldesel sind. Dazu kommt: Angesichts der zunehmenden Knappheit der natürlichen Ressourcen kann Versorgungssicherheit nur Beschleunigung des Umstiegs heißen.

• Klimaverträglichkeit: Spätestens seit den Untersuchungen der Klima-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages steht fest, dass die notwendigen Einsparziele nur durch den Umbau der Energieversorgung auf Kraft-Wärme-Kopplung, Dezentralität und Effizienz möglich werden. Diese Ziele aber werden von der Atomenergie blockiert.

• Preisgünstigkeit: Auch hier zeigen die Untersuchungen, dass die Effizienztechniken schon heute und die erneuerbaren Energien in wenigen Jahren preisgünstiger sein werden als die traditionellen Energieangebote. Geht man bei den Kraftwerken von einer Regellaufzeit von 40 Jahren aus, wird sofort klar, wer besser abschneidet.

Tatsächlich ist der Umbau schnell möglich. Vor wenigen Jahren noch gingen selbst optimistische Ausbaustudien für die erneuerbaren Energien von Zielen aus, die heute schon deutlich überschritten sind.

In der energiepolitischen Debatte geht es nur um den Willen zur Umsetzung. Die Möglichkeiten sind längst da. Es ist aber unsere selbst ernannte politische und wirtschaftliche Elite, die diese Umsetzung verhindert. Auch das sind Fakten: traurige, aber wahre.


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Quelle:
Presseinformation vom 25.08.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2010