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STANDPUNKT/014: Die Atomenergie spaltet unsere Gesellschaft (NaturFreunde)


Pressemitteilung des Bundesvorstandes der NaturFreunde Deutschlands vom 30. August 2010:

Die Atomenergie spaltet unsere Gesellschaft

Schwarz-gelbe Trickserei bei den Energieszenarien schadet unserem Land


Berlin, 30. August 2010 - Die am Wochenende übergebenen Energieszenarien als Basis für das angekündigte nationale Energiekonzept der Bundesregierung gehen alle von dem einen Ziel aus: Die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke (AKWs) sollen verlängert werden. Diese Studien sollten also nur klären, wie viel Geld eine Verlängerung abgeschriebener AKWs bringt und nicht etwa, wie unser Land möglichst schnell den Umstieg in eine Effizienzrevolution und die erneuerbaren Energien schafft. Dabei rechneten die Studien die Atomwirtschaft schön und die Alternativen schlecht, erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller und stellt fest: Selten sei so verlogen argumentiert worden. Die NaturFreunde Deutschlands fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und rufen zur zahlreichen Teilnahme an der großen Anti-Atom-Demonstration am 18. September 2010 in Berlin auf.

Die Bundesregierung hat beim atomfreundlichen Energiewirtschaftlichen Institut zu Köln (EWI) Studien bestellt, die alle von dem einen Ziel ausgehen: Die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke (AKWs) sollen verlängert werden. Offen war nur, ob um vier, zwölf, 20 oder gar 28 Jahre. Der Auftrag lautete also nicht, wie unser Land möglichst schnell den Umstieg in eine Effizienzrevolution und die erneuerbaren Energien schafft, sondern welche Summen eine Verlängerung abgeschriebener AKWs einbringt. Die Annahmen, die dafür sowohl in den Untersuchungen als auch im dazu gespiegelten Referenzszenario gemacht wurden, begünstigen nur die Atomwirtschaft und rechnen Alternativen schlecht. Das EWI, das vornehmlich für die großen Energiekonzerne arbeitet, ist genau dafür bekannt.

Es ist ein Teil des Deals mit den ideologischen Anhängern der Atomwirtschaft, dass renommierte Institute wie DLR, Fraunhofer oder DIW nicht in die Erarbeitung der energiepolitischen Szenarien einbezogen wurden. Diese Institute kommen in ihren Untersuchungen nämlich zu dem Ergebnis, dass sich in nur wenigen Jahren die Relationen zugunsten der erneuerbaren Energien verschieben werden. Die erneuerbaren Energien sind dann nicht nur preisgünstiger, sondern schaffen auch sehr viel mehr Arbeitsplätze als die Atomindustrie.

Dafür haben die EWI-Studien die Aufgabe, fragwürdige energiepolitische Ziele zu legitimieren, die schon vorher feststanden: nämlich die geplante Verlängerung der AKW-Laufzeiten um zehn bis zwölf Jahre. Dass bei noch längeren Laufzeiten den Bundesrat beteiligt werden muss, weiß auch die Bundesregierung: Die Bundesländer müssen dann gefragt werden, weil die Zwischenlager für den deutschen Atommüll nicht ausreichen. Somit wäre eine Einbeziehung des Bundesrates zwingend.

Selten zuvor ist so getrickst, selten zuvor so verlogen argumentiert worden. Es geht allein um Profite für Konzerne und um Einnahmen für den Staat. Mit einer verantwortungsvollen und zukunftsgerichteten Energiepolitik hat das nichts zu tun. Bundeskanzlerin Angela Merkel schadet unserem Land.

Doch der gesellschaftliche Kampf um den Atomausstieg wird weiter gehen: Die NaturFreunde Deutschlands fordern nach wie vor den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und rufen gemeinsam mit vielen Organisationen zur zahlreichen Teilnahme an der großen Anti-Atom-Demonstration am 18. September 2010 in Berlin auf: Schluss jetzt mit der Atomkraft, damit das Pokerspiel um unsere Sicherheit endlich beendet wird!

Mehr Informationen zur Anti-Atom-Demo: www.anti-atom-demo.de


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Quelle:
Presseinformation vom 30.08.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
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Warschauer Str. 58a, 10243 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. September 2010