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STANDPUNKT/265: Bundesnetzagentur verbreitet Horrorzahlen (Naturfreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 29. Mai 2012

Bundesnetzagentur verbreitet Horrorzahlen

NaturFreunde Deutschlands fordern weniger Populismus in der Energiewende



Berlin, 29. Mai 2012 - Anlässlich des heutigen Besuches der Bundesnetzagentur durch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Umweltminister Peter Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:

Wenn der neue Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann Horrorzahlen verbreitet, dass es bei der Energiewende um einen gewaltigen Ausbau der Stromnetze gehe, aber von den im Jahr 2009 geplanten 1.800 Kilometern Hochspannungstrassen erst 214 Kilometer gebaut worden seien, redet er nur den großen Verbundunternehmen das Wort, die bisher eine echte Energiewende blockiert haben. Homann, der schon als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ein Bremser der Energiewende war, vertritt die Interessen der traditionellen Stromversorgung, die weder intelligent, noch effizient und schon gar nicht dezentral organisiert ist.


Aus zwei Gründen sind die Aussagen von Herrn Homann kritisch zu sehen

• Erstens sind die 380-KV-Leitungen nur in dem behaupteten Umfang notwendig, wenn es um eine Fortsetzung der traditionellen Verbundwirtschaft geht. Eine Effizienzstrategie, ohne die die Klimaschutzziele gar nicht erreicht werden können, braucht dagegen vor allem eine regionale Vernetzung.

• Zweitens könnte auch das Netzsystem in kurzer Zeit sehr viel effizienter werden, wenn es zur Umstellung auf Gleichstromtrassen kommt, denen die Zukunft gehört.


Energieversorgung der Zukunft muss auf einer Ökonomie des Vermeidens aufbauen

Die Energiewende erfordert zwar tatsächlich einen Umbau der Infrastruktur, nicht aber den Austausch der alten Großkraftwerke durch neue Großstrukturen wie etwa die gewaltigen Offshore-Windparks. Das erste Ziel der Energiewende ist, eine sichere Stromversorgung mit möglichst wenig Energieeinsatz zu gewährleisten. Eine solche Energieversorgung der Zukunft muss auf einer Ökonomie des Vermeidens aufbauen. Das ist der Kern aller Energiewendeszenarien seit 1981, als das erste Szenario vom Darmstädter Öko-Institut vorgelegt wurde.


Modernisierung der abgeschriebenen Stromnetze war schon lange überfällig

Auch die Behauptung der Ewiggestrigen, vor allem aber der FDP, die Energiewende sei mit enormen Kosten für die Verbraucher verbunden, verschweigt, dass die Modernisierung der Stromnetze schon lange überfällig war und auch deshalb bisher unterblieben ist, weil die Netzbetreiber hohe Gewinne mit der abgeschriebenen Infrastruktur machen. Eine saubere Argumentation sieht anders aus.

Die Energiewende ist eine gewaltige Herausforderung. Sie braucht Akteure wie Herr Homann nicht, unter dem die Bundesnetzagentur einen konservativen Schwenk zur Interessenvertretung der großen Verbundwirtschaft gemacht hat und die populistisch tricksen.

Vielleicht ist Herr Altmaier in der Lage, die Blockaden zu durchbrechen. Die Chance hat er allerdings nur, wenn er sich gegen Herrn Rösler, die FDP und auch die Bremser in den eigenen Reihen durchsetzen kann.

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Quelle:
Presseinformation vom 29.05.2012
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2012