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STELLUNGNAHME/164: Kieler Bürgerbeteiligung gerät zur Farce (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Gemeinsame PM von AGF/NABU und BUND, 03. April 2014

Bürgerbeteiligung gerät zur Farce: Kiel verpasst Chance auf modernes Waldkonzept



Innerhalb weniger Minuten beschloss der Innen- und Umweltausschuss am 01. April ein neues Waldkonzept. Damit dürfen weiterhin ökologisch wertvollen Flächen mit hohem Freizeitwert für die Bürger intensiv abgeholzt werden. Die Ergebnisse vorheriger Gespräche und Vereinbarungen mit den Naturschutzverbänden wurden ignoriert. BUND und AGF/NABU fühlen sich verschaukelt und fragen sich, ob Zusammenarbeit mit der Stadt Kiel in Zukunft möglich ist.

"Die Stadt hat immer wieder behauptet, die Öffentlichkeit und die Naturschutzverbände an der Ausarbeitung des Waldkonzeptes zu beteiligen. Entgegen früherer Absprachen hat die Verwaltung nun in einer Nacht- und Nebelaktion eine völlig andere Vorlage ausgearbeitet und durch den Umweltausschuss gepeitscht", empört sich Tobias Langguth, Diplom-Biologe und Referent für Naturschutz beim BUND-Landesverband Schleswig-Holstein.

"Dass die Stadt argumentiert, man habe sich eben nicht einigen können, setzt dem Ganzen die Krone auf. Im Gegenteil: Unter Leitung des renommierten Waldexperten Dr. Lutz Fähser wurden in einer erst Anfang des Jahres gegründeten gemeinsamen Arbeitsgruppe zuletzt große Fortschritte erzielt. Es gab deutliche Annäherungen und die klare Abmachung, dass nun ein gemeinsamer Rahmen für eine Beschlussvorlage ausgearbeitet wird. Abgestimmte Protokolle halten dies fest." ergänzt Dr. Gerrit Peters von der Arbeitsgruppe Fledermausschutz (AGF).

Diese Vereinbarung wurde jedoch unvermittelt, ohne die Naturschutzverbände zu informieren oder Gründe zu nennen, aufgekündigt. Das Konzept der Verwaltung weicht erheblich von den gemeinsam erarbeiteten Zielsetzungen ab, insbesondere der weitestgehenden Einstellung der forstlichen Bewirtschaftung, zugunsten der Erholungs-, Umwelt- und Schutzfunktionen des Kieler Waldes. Den Naturschutzverbänden zufolge wäre dies kostenneutral möglich. "Wenn Bürgermeister Todeskino dieses Vorgehen wirklich für einen 'gelungenen Dialog' hält, dann haben wir große Zweifel, ob die Stadt Kiel Bürgerbeteiligung und die Einbeziehung von Interessengruppen wirklich ernst meint und überhaupt versteht. Hier wurde mühsam aufgebautes Vertrauen verspielt. Die Naturschutzverbände haben der Verwaltung mit viel Fachwissen zugearbeitet, um ein zukunftsweisendes Waldkonzept für Kiel zu entwickeln: Wir haben die offene Hand gereicht, sie wurde uns brüsk weggeschlagen", stellt Langguth ernüchtert fest.

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Quelle:
Presseinformation, 03.04.2014
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lorentzendamm Nr. 16, 24103 Kiel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2014