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GENTECHNIK/256: Diarrhöe-Wirkstoff in Reis kein Segen für Afrika (SB)


Geschmacklos

Reis mit menschlichen Proteinen ist keine Hilfe für Afrika


In der Filmbranche wird es Sequel genannt, wenn es einen zweiten oder weiteren Teil zu einem Film gibt. Für die Propaganda seitens der Gentechnik-Lobbyisten müßte noch ein geeigneter Begriff gefunden werden, denn auch sie versuchen, an frühere "Filme" anzuknüpfen.

Zum Beispiel mit der Behauptung, daß der von dem kalifornischen Unternehmen Ventria Bioscience in Kansas angebaute Reis, der einen Wirkstoff gegen Diarrhöe enthält, ein Segen für Afrika sei. Das Unternehmen behauptet nämlich, es werde den gewünschten Wirkstoff extrahieren und an afrikanische Kinder verteilen (näheres siehe auch unter GENTECHNIK/255).

Mit einem ähnlich klingenden Märchen war vor einigen Jahren eine schweizerisch-deutsche Arbeitsgruppe an die Öffentlichkeit gegangen und hatte behauptet, mit ihrem "goldenen Reis" das Problem des Erblindens vieler Menschen, vor allem von Kindern, in den Entwicklungsländern beheben zu können. Der goldene Reis enthalte Betakarotin, eine Vorläufersubstanz des Vitamins A.

Das ganze hatte sich als eine ziemlich üble Täuschung herausgestellt, die sich allerdings bis heute gehalten hat. Die Menschen hätten täglich mehrere Kilogramm dieses Reises in sich hineinstopfen müssen, um ihren Bedarf an Vitamin A abzudecken. Eine Mahlzeit mit Gemüse hätten diesen Zweck viel besser erfüllt.

Die beste Methode, den Vitamin-A-Mangel in den Entwicklungsländer zu bekämpfen, besteht darin, den Menschen überhaupt etwas zu essen zu geben. Denn Vitamin-A-Mangel geht hauptsächlich darauf zurück, daß die Menschen nichts zu essen haben. Das Problem des Erblindens aufgrund der Mangelernährung würde hinfällig, wenn die Menschen nicht hungerten.

Ähnlich verhält es sich mit dem Ventria-Reis, der ein Wirkstoff gegen Diarrhöe enthält. Diese Durchfallerkrankung wäre am geeignetsten dadurch zu bekämpfen, indem man dafür sorgt, daß die Infrastruktur in den von der Durchfallerkrankung betroffenen Ländern verbessert wird, so daß die Einwohner sowohl über sauberes Trinkwasser als auch über eine vernünftige Abwasserentsorgung verfügen.

Demgegenüber würde der Ventria-Reis nichts an den Voraussetzungen für die regelmäßigen Diarrhöe-Epidemien in Afrika ändern.

21. März 2007