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KLIMA/261: Al Gore, ein Missionar, der Wahrheiten verkünden will (SB)


"Eine unbequeme Wahrheit"

Ein Film, der das Streben nach Bequemlichkeit nicht in Frage stellt


"Eine unbequeme Wahrheit" - welch passender Titel für ein ökoideologisches Machwerk, mit dem ein Oberschichtabkömmling, der einmal an der Seite des militärisch mächtigsten Mannes der Welt stand, derzeit um den Globus tingelt und in messianischer Manier mit gestreckten Zeigestab die Menschen belehren möchte, was sie im Angesicht der allgemeinen Erderwärmung zu tun und zu lassen haben. Oh, gewiß, der Klimawandel findet statt, und es muß etwas getan werden, ist ja klar. Hier soll keineswegs jenen Schlaumeiern das Wort geredet werden, die sämtliche Warnungen vor den klimatischen Veränderungen in den Wind schlagen. Aber was getan werden müßte, soll doch, bitte schön, nicht der ehemalige Vizepräsident der USA, Al Gore, dem Rest der Welt vorschreiben.

Der Oscar für seine Dokumentation "An Unconvenient Truth" sei ihm gegönnt, passender hätte es nicht kommen können. Amerika feiert sich mal wieder selbst. Ein Teil des Establishments applaudiert dem anderen. In diesen abgehobenen Sphären kommen selbstverständlich ambitionierte Produkte wie zum Beispiel die im Internet weit verbreitete Dokumentation "Loose Change", in der zahlreiche Widersprüche zu den 9/11-Anschlägen aufgezeigt und ziemlich unbequeme Fragen gestellt werden, gar nicht erst vor.

Al Gores Dokumentation hingegen zeichnet sich nicht durch Fragen aus, sondern durch vermeintliche Wahrheiten. Gore versucht den Eindruck zu erwecken, als kenne er die Lösung für all die apokalyptischen Trends, wie den Anstieg des Meeresspiegel, die Wüstenbildung, der Trinkwassermangel, die Überschwemmungen.

Eine "Wahrheit" - wenn man schon mit dieser aus der Religion entlehnten und von der Aufklärung zum vermeintlichen Gegenentwurf der Wissenschaft erhobenen Glaubenskategorie handeln möchte - läßt er unberührt. Sie ist ihm nicht einmal unbequem, denn sie existiert für ihn gar nicht: Daß ein notgetrieben expansiv orientiertes Wirtschaftssystem wie das des Kapitalismus, der sich inzwischen nahezu weltweit durchgesetzt hat, als extrem klimafeindlich einzuschätzen ist und ausgerechnet jene Kräfte verstärkt, von denen man annimmt, daß sie die Erwärmung der Erde vorantreiben. Um möglichen Einwänden vorzugreifen: Der Staatskapitalismus sowjetischer Prägung wäre keine Alternative. Das beweisen die Industrieruinen, die landauf, landab hinterlassen wurden.

Ja, aber was dann? Man muß sich fragen, ob diese Frage vielleicht unzulässig ist, denn sie hebt auf Vergangenes ab und erwartet von dort eine Lösung für die Probleme des Menschen. Was aber wäre, wenn es in der Vergangenheit keine Antwort auf den Klimawandel gibt? Wenn alle Konzepte, die sich Menschen jemals ausgedacht haben, nicht in der Lage wären, das Problem zu lösen? Müßte dann nicht etwas geschaffen werden, was es bisher noch nicht gab?

Mit einem reformierten, grün getünchten Kapitalismus, wie ihn Al Gore anstrebt, dürfte der Mensch da enden, wo andere Spezies, deren Fußstapfen sich sehr viel länger in den lehmigen Boden des Planeten gedrückt haben, bereits vor 65 Millionen Jahren angekommen sind.

28. Februar 2007