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KLIMA/324: Dürre in der "Reisschüssel" Thailands (SB)


Ernteverluste im weltgrößten Reisexportland

Typische April-Dürre in diesem Jahr in Thailand besonders ausgeprägt


Ausgerechnet in der "Reisschüssel" Thailands, dem weltweit größten Exportland von Reis, herrscht zur Zeit eine schwere Dürre. Als wenn die Preise für dieses Grundnahrungsmittel nicht schon hoch genug wären, kommt jetzt eine ernsthafte Beeinträchtigung der thailändischen Ernte hinzu. Nach Angaben des dortigen Katastrophenschutzministeriums sind von der Dürre 55 von 76 Provinzen, vor allem im Norden, Nordosten und in zentralen Landesteilen, betroffen. Auf einer Fläche von 24.000 Hektar wird es zu signifikanten Ernteausfällen kommen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP (21.4.2008) sagte Vichien Phantodee vom Thailändischen Bauernverband, daß die Reisbauern versucht hätten, wegen der hohen Preise und dem Bedarf des Weltmarkts mehr Reis anzupflanzen als zuvor. Andere haben versucht, eine dritte Ernte einzuschieben. Aber die Dürre hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, insbesondere auf Feldern außerhalb der bewässerten Gebiete.

Zwar sind in Thailand Trockenperioden zwischen März und Mai nicht ungewöhnlich, der April war schon immer der heißeste Monat, in dem es selten regnet. Aber allein aus der Tatsache, daß sich das thailändische Katastrophenschutzministerium zu Wort meldet und von einer Beeinträchtigung der Reisernte spricht, kann als Hinweis darauf gewertet werden, daß der Wassermangel in der Landwirtschaft in diesem Jahr besonders ausgeprägt ist und daß dies nicht so einfach zu kompensieren sein wird.

Ernteeinbrüche sind das letzte, was die Weltbevölkerung zur Zeit gebrauchen kann. Überall steigen die Preise für Lebensmittel. Die thailändische Reissorte Pathumthani wurde am 9. April bereits für 956 Dollar pro Tonne exportiert; sie lag damit 50 Prozent über dem Vormonat. Und dieser Wert war ebenfalls schon extrem hoch.

Nur ein geringer Teil des Reises, der weltweit produziert wird, landet auf dem Weltmarkt. In der Regel dient das produzierte Getreide lediglich der Versorgung der eigenen Bevölkerung. Unter den Ländern, die Reis ausführen, liegt Thailand mit einem Anteil von 31 Prozent des Weltmarkts an der Spitze. Im Unterschied zu anderen asiatischen Staaten, hat es bislang keine Exportbeschränkungen verhängt. Allerdings vermochte oder wollte das Königreich einer kürzlich geäußerten dringenden Bitte der philippinischen Regierung um Reis nicht nachkommen. Abgesehen von Thailand hatte auch China dem Kaufersuchen der philippinischen Regierung eine Absage erteilt.

Die Philippinen, deren Bevölkerungszahl rasant steigt und inzwischen bei über 90 Millionen angekommen ist, müssen rund 15 Prozent ihres Gesamtkonsums von zwölf Millionen Tonnen Reis jährlich auf dem Weltmarkt erwerben. Damit ist das südostasiatische Land der global größte Reisimporteur.

Da Thailand ein klimatisch und geographisch begünstigtes Land ist, vermochte es seine Reisproduktion permanent kräftig weiterzuentwickeln. Nun kommt der Klimawandel hinzu, und mit ihm gehen womöglich fundamentale Veränderungen einher. Das betrifft beispielsweise die jährlichen Monsunniederschläge, die nach Einschätzung von Klimaforschern ausbleiben könnten. Normalerweise bringen südwestliche Winde sechs Monate im Jahr Regen.

Nicht minder folgenschwer als ein Ausbleiben der Niederschläge würde sich der Verlust an Schmelzwasser aus dem weit entfernten chinesischen Hochgebirge auswirken. Von dort aus fließt der Mekong über tausende Kilometer von Nord nach Süd und durchläuft den Nordzipfel Thailands, dann Laos, erneut Thailand, nochmals Laos und schließlich Kambodscha und Vietnam. Der mächtigste Strom dieser Region ist für den Reisanbau nicht nur Thailands unerläßlich.

Ausgehend von statistischen Daten der letzten Jahrzehnte prognostizieren Klimaforscher einen nahezu kompletten Verlust der Hochgebirgsgletscher in Asien. Das wird die Bewässerungswirtschaft Thailands stark beeinträchtigen. Die aktuelle Dürre stellt keinen Beweis für den Klimawandel dar, da der April traditionell regenarm und heiß ist. Doch im Unterschied zu den zurückliegenden Jahren, in denen der Reismangel des einen Landes durch den Export eines anderen ausgeglichen werden konnte, ist die Weltbevölkerung inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem jede Dürre überregional empfindlich zu spüren ist. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen spricht mittlerweile von weltweit 100 Millionen Menschen zusätzlich, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, aber diese voraussichtlich nicht erhalten werden. Ein Ausfall der Reisernte in Thailand trägt zu der globalen Mangellage bei.

23. April 2008