Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → REPORT

INTERVIEW/016: Stark in der Not - Gespräch mit María Cristina Muñoz Pérez (SB)


"Die nachhaltige Entwicklung ist immer schon Bestandteil der kubanischen Revolution gewesen."

Interview mit Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez am 29. Mai 2012 in Berlin

Referentin zeigt Fotos mit der Aufschrift 'Libertad' (Freiheit) und der Fahne Kubas - Foto: © 2012 by Schattenblick

Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez von der Umweltagentur (AMA) hält die Freiheit Kubas hoch
Foto: © 2012 by Schattenblick

Am 29. Mai 2012 fand im Saal der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) in Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema "Umwelt und Nachhaltigkeit in Cuba - Erfahrungen, Perspektiven und Rio+20" statt, die vom "Netzwerk Cuba e.V." in Zusammenarbeit mit "NatWiss - Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V.", "KriWi - Unterstützung internationaler Kommunikation kritischer WissenschaftlerInnen und IngenieurInnen e.V." und "INES - International Network of Engineers and Scientists for Global Responsibility" organisiert worden war.

Die kubanische Wissenschaftlerin Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez von der Umweltagentur (AMA) des kubanischen Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Umwelt (CITMA) referierte über die Erfahrungen, Ergebnisse und Perspektiven der Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik ihres Landes [1]. Vorab hatte sie sich bereit erklärt, dem Schattenblick einige Fragen zu beantworten.

Schattenblick: Sie sind heute nach Berlin gekommen, um im Vorfeld des Rio+20-Gipfels ein Referat zum Thema "Umwelt- und Nachhaltigkeit in Kuba" zu halten. In Europa spricht man oft über Umweltkatastrophen, als seien sie eine Bedrohung, die erst in späterer Zeit stattfinden könnte. Ich würde gern zunächst einmal von Ihnen wissen, wie sich die Lage auf Kuba darstellt: Sind diese Probleme dort heute bereits konkret und aktuell? Bestehen sie vielleicht sogar schon seit längerer Zeit, ohne daß das hier in Europa zur Kenntnis genommen worden wäre?

Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez: Ja, Kuba ist heute schon betroffen vom Klimawandel, wir spüren die Auswirkungen auf die Umwelt. Die Zahl der Zyklone, also der starken Stürme, hat sich erhöht, wovon die Küstenzonen besonders betroffen sind. Es gibt dort erhebliche Schäden. An den Küsten ist schon Land verlorengegangen, das das Wasser mit sich fortgerissen hat. Die wirtschaftlichen Schäden sind sehr hoch. Sie zu beheben, ist eine sehr kostspielige Angelegenheit. Die Reparaturen und Wiederaufbauarbeiten verschlingen große Summen.

Kuba hat schon vor dem ersten Rio-Gipfel 1992 Programme ins Leben gerufen, um für unsere Bevölkerung zu sorgen und einen schonenden Umgang mit der Umwelt zu entwickeln. Das heißt, daß wir eigentlich schon vor Rio Nachhaltigkeitspolitik betrieben haben, aber nach Rio hat Kuba seine Bemühungen noch intensiviert und die Umweltschutzmaßnahmen verstärkt. Das Problembewußtsein ist noch weiter angestiegen, und es wurden ganz konkrete Maßnahmen ergriffen. Wir haben auch ein Programm aufgestellt, um der Frage nachzugehen, welche Perspektiven für das Jahr 2050 und welche für das Jahr 2100 bestehen.

Kuba ist ein Inselstaat. Das bedeutet, daß wir von der Erhöhung des Meeresspiegels unmittelbar betroffen sind. Von elf Millionen Einwohnern leben dreieinhalb Millionen an der Küste! Auch die Hauptstadt Havanna liegt, wie eigentlich alle großen Städte, direkt an der Küste. Kuba hat ein Vorwarnsystem für die Stürme entwickelt sowie Maßnahmen ergriffen, die dafür sorgen sollen, daß gar nicht erst große Schäden entstehen.

SB: Kuba plant, auf dem bevorstehenden Rio+20-Gipfel - so war es der Einladung zu der heutigen Veranstaltung zu entnehmen - seine Erfahrungen und Ergebnisse vorzustellen. Ist diese Thematik auch der Gegenstand Ihrer Vortragsreise und können Sie, ohne daß wir Ihrem heutigen Vortrag allzusehr vorgreifen, schon einmal kurz andeuten, worum es dabei geht?

MP: Es geht um etwas sehr Grundsätzliches. Nach unserem Verständnis stellt die Revolution den Menschen in den Mittelpunkt. Sie möchte für die Menschen da sein. Das heißt, daß auf Kuba seit 1959 entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Es wird eine Politik gemacht, die dank der Vorausschau eines Mannes wie Fidel Castro, der über viel Weitsicht verfügt und sich viele Gedanken macht, dem Wohle des Menschen dient. Als eine der ersten Maßnahmen wurde im Jahr 1960 eine Alphabetisierungskampagne ins Leben gerufen, denn ohne eine kulturelle kann es auch keine allgemeine Entwicklung geben.

Unserer Auffassung nach gibt es drei Pfeiler für eine nachhaltige Entwicklung, ohne die sie gar nicht möglich ist und auf denen das Ganze steht, nämlich soziale Gleichheit, der Schutz der Umwelt und die wirtschaftliche Entwicklung bzw. das Wirtschaftswachstum. Lange vor dem Rio-Gipfel, im Jahr 1976, hat Kuba eine Verfassungsänderung durchgeführt und einen Artikel zum Umweltschutz in die Verfassung aufgenommen. Seit dem Rio-Gipfel von 1992 gibt es in Kuba eine verstärkte Politik in Richtung nachhaltiger Entwicklung. 1994 wurde ein neues Ministerium für "Wissenschaft, Technologie und Umwelt" dafür gegründet, abgekürzt heißt es CITMA. Das ist das Ministerium, bei dem ich arbeite.

Es wurden bestimmte Entwicklungsetappen festgelegt. Momentan befinden wir uns in der dritten Etappe für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft. Zunächst wurde die erste Etappe in Angriff genommen und ausgewertet, dann die zweite und jetzt ist die dritte am Laufen für die Jahre 2012 bis 2015. Seit 1997 gibt es eine Umwelterziehung, bei der versucht wird, den Menschen den Umweltgedanken nahezubringen. Seit 2005 besteht ein wissenschaftliches Programm, in dem es darum geht, die erforderlichen Anpassungsleistungen an die klimatischen Veränderungen zu erbringen oder einen sinnvollen Umgang mit ihnen zu finden. Dieses Programm ist angelegt bis zum Jahr 2100. Im Moment wird die gesamte Umweltpolitik gründlich überprüft und an die neuen Richtlinien angepaßt, die nach dem 6. Parteikongreß, der im letzten Jahr stattfand, erlassen wurden. Damit soll eine noch effektivere Arbeit in Richtung nachhaltige Entwicklung ermöglicht werden.

Man könnte also sagen, daß es sich bei der Entwicklung Kubas von 1961 bis 2012 um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Dazu möchte ich nur kurz anmerken, obwohl man eigentlich sehr viel dazu sagen könnte, daß Kuba für diese Politik internationale Anerkennung erhalten hat.

Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez in Großaufnahme - Foto: © 2012 by Schattenblick

Prof. Dr. María Cristina Muñoz Pérez während des Interviews
Foto: © 2012 by Schattenblick

SB: Vielleicht kann ich hier einmal einhaken, um auf die Europäische Union zu sprechen zu kommen. Ich habe gelesen, daß die EU versucht, ihre Beziehungen zu Kuba zu verbessern. [2] Wie würden Sie das Verhältnis zwischen den europäischen Staaten und Kuba einschätzen, auch gerade jetzt im Zusammenhang mit der bevorstehenden Rio-Konferenz?

MP: Ich bin am 19. Mai hier in Deutschland angekommen. Bis dahin gab es nichts Greifbares in dieser Richtung. Es sind keine neuen Verträge oder dergleichen vereinbart worden. Es wurde verlautbart, daß man die Beziehungen verbessern wolle, aber es ist nichts passiert. Die Politik der EU ist immer noch sehr rigide und auf Abstand zu Kuba bedacht. Besser läuft jedoch die Zusammenarbeit mit der Solidaritätsbewegung, da sind die Dinge in Bewegung geraten.

SB: Bezieht sich das nur auf die Kuba-Solidaritätsbewegung oder auch auf Umweltgruppierungen und NGOs?

MP: Die Solidarität ist breit gestreut, auch der Umweltschutz ist ein Teil davon. So gibt es beispielsweise eine Zusammenarbeit im Bereich der Agrarwirtschaft oder -technik, also im Bereich Ernährung und Nahrungsmittel. Kuba ist an einer intensivierten Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Welt interessiert. Im Februar oder März gab es in Kuba eine große Konferenz mit Fidel Castro, ein "Treffen mit Intellektuellen" [3], bei dem sich Wissenschaftler und 'helle Köpfe' aus aller Welt trafen. Dort gab es den Aufruf: "Bringt alles Wissen der Menschen zusammen für die Verbesserung der Situation oder für die Rettung der Welt", denn die Probleme betreffen alle Menschen. Alle sind daran beteiligt, und deswegen müssen wir uns ungeachtet aller Unterschiede, die es auf der Welt gibt, zusammentun und eine Einheit in der Diversität schaffen.

Ich möchte kurz auf die internationale Anerkennung eingehen. Im "Living Planet Report" des World Wide Fund For Nature (WWF) von 2006 heißt es beispielsweise: Kuba ist das einzige Land mit einem nachhaltigen ökologischen Fußabdruck. 2007/2008 erklärte das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) Kuba zu einem hochentwickelten Land [4]. Das zeigt doch, daß Kuba sich nachhaltig entwickelt hat und die entsprechenden Kriterien erfüllt. Kuba hat seit 2010 einen Großteil der Milleniumsziele erreicht. Das betrifft zum Beispiel eine umfassende Bildung für das ganze Volk. Und es gibt eine Süd-Süd-Zusammenarbeit mit dem Programm "Ich kann es" zur Unterstützung der Alphabetisierung in Venezuela und anderen lateinamerikanischen Ländern, insgesamt in über 21 Staaten. Mit dem Programm "Universität für alle" kann man praktisch über das Fernsehen an Lesungen oder Vorträgen von Professoren und Dozenten teilnehmen. Das ist eine Art Schulfernsehen, man könnte es aber auch Universitätsfernsehen nennen. Man kann auf diese Weise über das Fernsehen eine universitäre Ausbildung machen.

Kuba hat ein Gesundheitssystem, zu dem die gesamte Bevölkerung Zugang hat. Es ist kostenlos und wird jederzeit gewährleistet. Es gibt Projekte der internationalen Zusammenarbeit, von denen viele außerhalb Kubas durchgeführt werden. An der Gleichberechtigung der Geschlechter wird ebenfalls gearbeitet. Die Position der Frauen ist relativ stark. Sie sind auch in erheblichem Maße an der wissenschaftlichen Entwicklung beteiligt. Im Jahr 2010 machten die Frauen 60,2% der arbeitenden Bevölkerung aus und 66% der Höherqualifizierten. 43,3% der Parlamentssitze sind von Frauen besetzt.

SB: Ich möchte gern noch einmal auf den Begriff "Nachhaltigkeit" zu sprechen kommen. Dieser Begriff ist eigentlich, sagen wir einmal, ambivalent und wird möglicherweise wie auch der Umweltschutz insgesamt von internationalen Staaten nur vorgeschützt, um ganz anderen Zielen nachzugehen und beispielsweise Fragen der weltweiten Herrschaftssicherung zu verfolgen. Meine Frage ist nun: Wenn Kuba auf dem bevorstehenden Gipfel die Ergebnisse seiner Nachhaltigkeitspolitik vorlegt, an denen, wie vermutet werden kann, die westlichen Staaten kaum Interesse zeigen, was würde dies Ihrer Meinung nach über den Gipfel insgesamt und den Begriff "Nachhaltigkeit", so wie er von den führenden Staaten verwendet wird, aussagen?

MP: Es hat bereits eine Menge Gipfel gegeben, an denen sehr viele Staaten teilgenommen haben. Ich möchte nur kurz erwähnen, daß es jedes Jahr im Herbst eine UN-Vollversammlung gibt, in der Kuba jedes Mal den Antrag auf Verurteilung der Wirtschaftsblockade der USA gegen Kuba einbringt. Ein Großteil der Länder stimmt diesem Antrag zu, aber es ändert sich nichts an der Blockade. Jetzt kommt dieser Gipfel. Es wird so sein, daß wir weiterhin große Umweltfehler begehen, die schlimme Auswirkungen für die Menschen haben. Es hat ja auch schon frühere Gipfel gegeben, und es ist immer so weitergemacht worden wie zuvor. Die Fehler werden also erkannt, aber nicht abgestellt. Fidel Castro hat bei diesem Treffen mit den Intellektuellen folgenden Satz gesagt: "Wir haben eine große Fähigkeit erlangt, uns selbst zu zerstören. Aber wir haben auch eine große Unfähigkeit erlangt, uns zu regieren." Es gibt sehr wenige Menschen, die Nachhaltigkeit wirklich verstehen, also den Problemen auf den Grund gehen und sie von Grund auf verstehen wollen. Es gibt bezogen auf die Nachhaltigkeit sehr unterschiedliche Sichtweisen.

SB: Mich würde interessieren, wie Ihre Auffassung von Nachhaltigkeit ist, als Wissenschaftlerin wie auch persönlich.

MP: Ich teile die Auffassung Kubas über Nachhaltigkeit, auch als kubanische Wissenschaftlerin. Es ist notwendig, eine Wirtschaftsordnung zu schaffen, die mit den Ressourcen rational und vernünftig umgeht. Es geht um eine vernünftige Nutzung und eine Art zu wirtschaften, in der ein unvernünftiger Umgang wie der gegenwärtige, bei dem die Natur zerstört wird und mehr Rohstoffe als nötig verbraucht werden, keinen Platz mehr hat. Das muß aufhören, nur so kann man auch eine Gleichheit auf der Welt erreichen. Die Menschen haben ein Recht auf Gleichheit und ein Recht auf die Erde. Das Menschenrecht auf die Nutzung der Erde kann nur durch Gleichheit erreicht werden. Die größten Umweltverschmutzer sind allerdings nicht diejenigen, die am meisten von der Umweltverschmutzung betroffen sind. Seit 2008 verbrauchen wir zwei Erden, das heißt, wir bräuchten zwei Erden, um so weiterleben zu können wie bisher.

Meine persönliche Meinung dazu ist: Warum macht ihr Europäer, ihr entwickelten Länder, ihr Wissenschaftler euch keine Sorgen um die Erde? Ist es so, daß ihr schon eine zweite entdeckt habt? Seid ihr dabei, ein Raumschiff vorzubereiten, mit dem dann die wenigen Reichen, die es sich leisten können, abhauen und die Erde hier der Zerstörung überlassen?

SB: Ich möchte gern noch auf die Geschichte Kubas zu sprechen kommen. Sie haben Fidel Castro schon erwähnt. Ich würde Sie als Kubanerin, die die Geschichte selbst miterlebt hat zu einem Zeitpunkt, als der Begriff der Nachhaltigkeit noch keine Rolle gespielt hat, gern etwas fragen. Dieser Begriff ist erst nach dem ersten Rio-Gipfel so richtig populär geworden. In der Zeit davor standen in Kuba die soziale Frage, die Bekämpfung der Armut, die Revolution im Vordergrund. Im Zuge dessen wurden selbstverständlich auch die Probleme der Bodenbewirtschaftung und ähnliche Fragen in Angriff genommen, die erst später mit dem Etikett Umwelt bzw. Nachhaltigkeit versehen wurden. Gibt es in der historischen Entwicklung Kubas einen Wandel in der Gewichtung der sozialen Frage im Verhältnis zur Umweltfrage, ist das in Ihrem Verständnis überhaupt ein Gegensatz?

MP: Die nachhaltige Entwicklung ist immer schon Bestandteil der kubanischen Revolution gewesen, ohne daß das so genannt wurde. Schon im Jahr 1960 hat Fidel gesagt: Kuba hat keine Rohstoffe, unser Rohstoff sind die Menschen. Wir müssen die Menschen entwickeln, und die Entwicklung der Menschen wird uns voranbringen. Dieser Gedanke der menschlichen Entwicklung mit Hilfe der internationalen Solidarität - die ersten Wissenschaftler wurden im Ausland ausgebildet - war von Anfang an da.

Die kubanische Spitzenwissenschaftlerin im Porträt - Foto: © 2012 by Schattenblick

Kubas Wissenschaft ganz im Dienst des revolutionären Projekts
Foto: © 2012 by Schattenblick

SB: Eine letzte Frage vielleicht noch zum Abschluß: Vor kurzem ist der Papst auf Kuba gewesen und hat sowohl mit Präsident Raúl als auch mit Fidel Castro gesprochen. Man war sich darüber einig, daß sich Marxisten und Christen gemeinsam für die Menschen einsetzen müßten. Meine Frage zielt nun auf den aktuellen politischen Kurs der kubanischen Regierung ab: Könnte dies als ein Zugehen auf den Westen, auf die kapitalistische Welt verstanden werden oder wird die rote Fahne, um es einmal so zu formulieren, auch offensiv hochgehalten?

MP: Der Sozialismus ähnelt sehr dem Konzept der Menschlichkeit und Solidarität, das es in der Religion gibt. Es ist ein Versuch zu erreichen, daß der Mensch auf der Erde glücklich wird. Deshalb ist, wie ich vorhin schon gesagt habe, die Einheit in der Unterschiedlichkeit so wichtig. Das wäre gut für alle Menschen. Es hat eine Entwicklung gegeben in Kuba, bei der man sich dem Positiven aus der Religion angenähert hat. Wenn man gemeinsame Ziele hat, gibt es da auch kein Problem. Es ist dann einfach so, daß die einen an Chango, den afrikanischen Gott, glauben, und die anderen an den Christengott. Jeder hat seinen eigenen Glauben, und alle können zusammen im Sozialismus leben. Alle können das Gute schaffen.

Der Papst wurde sowohl von den Gläubigen als auch von den Nicht-Gläubigen mit sehr großem Respekt empfangen, und er hat sich sehr wohl gefühlt in Kuba. Als der Papst wieder zurück war im Vatikan, hat er einen Brief an das kubanische Volk geschrieben, den er über den Führer der kubanischen Revolution an das Volk richtete. Und er hat gesagt: Ich bete um Frieden für Kuba. Das war für das ganze kubanische Volk ein sehr schönes Ereignis.

SB: Der Papst hat sich auch gegen das US-Embargo ausgesprochen. Das ist doch sehr ungewöhnlich, oder?

MP: Es war ungewöhnlich. Man hatte vor dem Besuch nicht damit rechnen können, daß er das sagen würde. Aber er war sicherlich so beeindruckt von dem kubanischen Volk wie alle, die nach Kuba kommen und Berührung mit dem kubanischen Volk haben. Zwei Dinge möchte ich gern zum Schluß noch sagen: Das erste und für uns wichtigste ist, daß die Blockade aufgehoben wird. Bitte helft uns, daß es zur Abschaffung der Blockade kommt, und helft uns, die fünf kubanischen Gefangenen, die ungerechterweise in den USA inhaftiert sind [5], zu befreien.

SB: Frau Prof. Pérez, wir bedanken uns herzlich für dieses Gespräch.

Fußnoten:

[1] Siehe im Schattenblick in INFOPOOL → UMWELT → REPORT:
BERICHT/015: Stark in der Not - Inselsozialismus kreativ - Kubas Ergebnisse (SB)
www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umrb0015.html

[2] Eigene Kuba-Politik wird EU zur Last. Mehrheit der 27 Mitgliedsstaaten will Neuanfang mit Havanna. Größte Hürde ist EU-Positionspapier aus dem Jahr 1996. amerika21.de, 17.05.2012
http://amerika21.de/nachrichten/2012/05/52165/eu-kuba-politik

[3] Diese Versammlung Intellektueller für den Frieden und den Schutz der Umwelt fand im Februar 2012 am Rande der Internationalen Buchmesse in der kubanischen Hauptstadt Havanna statt.

[4] Der "Human Development Index" des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) bewertet grob gesagt die Lebensqualität anhand von Daten zur Lebenswartung, zum Bildungs- und Alphabetisierungsstand sowie zum Einkommen.

[5] Gemeint sind die "Cuban Five", die 1998 wegen angeblicher Spionage in den USA zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, weil sie versucht hatten, auf dem Boden der USA Terroranschläge gegen Kuba zu verhindern, indem sie exilkubanische Gruppen in Florida unterwandert und deren Anschlagsplanungen nach Kuba gemeldet hatten.

10. Juni 2012