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BILDUNG/035: Spielerisch entdecken, wie Gewässer sauber bleiben (idw)


Forschungsverbund Berlin e.V. - 12.05.2014

Spielerisch entdecken, wie Gewässer sauber bleiben



Wie gelangen Nährstoffe in unsere Flüsse und Seen? Und was lässt sich tun, um die davon beeinträchtigte Wasserqualität zu verbessern? Diese und viele weitere Fragen untersuchen Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin im Rahmen des MONERIS-Projekts. Entwickelt wurde dabei auch ein interaktives Onlinespiel, das jetzt auf der IFAT in München Premiere feierte. Mit "Moneris Mayor" können Groß und Klein auf spielerische Weise lernen, wie sich Landwirtschaft und Städtebau auf die Gewässerqualität auswirken und welche Interessenkonflikte es zwischen Wirtschaft und Umweltschutz zu berücksichtigen gilt.

Gewässer sind Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Zugleich haben sie eine große Bedeutung für den Menschen: Sie dienen unter anderem zur Trinkwasserversorgung, als Wirtschaftswege, als Badegewässer, aber auch zum Abtransport von Abwässern aus Städten. Diese Funktionen, auch Ökosystemleistungen genannt, können nur sichergestellt werden, wenn sich die Gewässer in einem guten ökologischen Zustand befinden. Um diesen herzustellen bzw. zu erhalten, wurde im Jahr 2000 die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aufgelegt. Sie fordert die Erreichung eines guten ökologischen Zustands für Seen, Flüsse und das Grundwasser bis zum Jahr 2027. Derzeit wird die Qualität der Mehrzahl der europäischen Gewässer jedoch als moderat oder sogar schlecht eingestuft.

Ein Grund: Durch Ballungsräume und intensive Landwirtschaft gelangen häufig hohe Einträge von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor in die Gewässer. Diese wirken sich unter anderem auf die Trübung und den Sauerstoffgehalt des Wassers sowie auf das Wachstum von Algen aus. Dies kann lebensfeindliche Bedingungen für die aquatische Tierwelt - im schlimmsten Fall bis hin zum Fischsterben - zur Folge haben. Durch Cyanobakterien (früher Blaualgen genannt) können zudem toxische Verbindungen entstehen, die die Nutzung als Badegewässer oder zur Trinkwassergewinnung vorübergehend einschränken.

Mit Hilfe des am IGB entwickelten Modells MONERIS können die Einträge von Nährstoffen für ganze Flussysteme auf regionaler Ebene bestimmt und deren Verbleib im Flusssystem analysiert werden. MONERIS ermöglicht damit, Managementoptionen für die betroffenen Gebiete zu prüfen und zu bewerten. Heutzutage wird MONERIS bereits weltweit in 15 Ländern und an über 450 Flusssystemen angewandt, mit dem Ziel, die Gewässerqualität zu verbessern.

Sauberes Wasser und glückliche Bürger - das ist die Mission im Spiel "Moneris Mayor"

Mit Hilfe des interaktiven Onlinespiels "Moneris Mayor" können Kinder, Schüler, Anwender und andere Interessierte spielerisch entdecken, wie sich z. B. Stadtplanung und Landnutzung auf die Qualität von Gewässern auswirken. Als Bürgermeister von Moneris City müssen sie Aufgaben meistern und Kompromisse zwischen der Wasserqualität des angrenzenden Flusses, dem Geld in der Stadtkasse und der Beliebtheit bei den Wählern finden. Zur Unterstützung liefert ein dreiköpfiger Rat Meinungen und Einschätzungen aus Wirtschaft, Bevölkerung und Wissenschaft.

"Das Spiel verdeutlicht so auf einfache Weise, welche Interessenkonflikte in einem integrierten Gewässermanagement zu berücksichtigen sind", erklärt Dr. Markus Venohr, Leiter der Arbeitsgruppe Stoffeinträge und Umsetzungen am IGB. Nicht immer könne dabei das ökologisch oder wissenschaftlich Wünschenswerte erreicht werden. "Dabei zeigt das Spiel allgemeinverständlich, wie sich unser Handeln auf die Wasserqualität auswirkt und hilft, einen verantwortungsvollen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser zu entwickeln", so Venohr weiter. Wer im Spiel die Wasserqualität des Flusses verbessert und seine Wahlversprechen erfüllt, hat beste Chancen auf eine zweite Amtszeit.

Das Spiel steht kostenlos unter
http://monerismayor.igb-berlin.de zur
Verfügung.


Kontakt

Dr. Markus Venohr
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Arbeitsgruppe Nährstoffbilanzen in Flusssystemen
Justus-von-Liebig-Str. 7, D-12489 Berlin
Tel.: +49 (0)30 6392 4074
m.venohr@igb-berlin.de

Moneris Mayor ist ein Onlinespiel des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e.V. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

MONERIS ist ein am IGB entwickeltes wissenschaftliches Modell, um die Nährstoffeinträge und deren Effekte auf die Wasserqualität von Fließgewässern zu beschreiben. Konkret geht es darum, aus welchen Quellen und über welche Pfade welche Mengen an Nährstoffen in ein Gewässer gelangen, denn ein Überschuss an Nährstoffen kann die Gewässerqualität erheblich beeinträchtigen. MONERIS wurde inzwischen mehrfach in Deutschland, für die gesamte Donau und flächendeckend für Europa (EU-27) angewendet. Dies geschah häufig im Rahmen von Forschungsprojekten und führte zu Kooperationen mit vielen Flussgebietsgemeinschaften (Weser, Elbe, Oder, Donau, etc.) und einer Zusammenarbeit mit Vertretern aus über 15 Ländern. Auch in Brasilien, China, Kanada und der Mongolei erfolgten bzw. erfolgen Modellanwendungen.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist ein international führendes und bundesweit das größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Das IGB erarbeitet die wissenschaftlichen Grundlagen für die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Gewässer, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit in Fragen des Gewässermanagements. Es gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin, die von der Bundesrepublik Deutschland und der Gemeinschaft der Länder finanziert werden.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://monerismayor.igb-berlin.de - Onlinespiel Moneris Mayor
http://www.moneris.igb-berlin.de - Infos zum Spiel
http://www.igb-berlin.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news586431
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution245

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsverbund Berlin e.V., Karl-Heinz Karisch, 12.05.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2014