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FORSCHUNG/448: Neues Graduiertenkolleg "Wasser-Menschen-Landwirtschaft" (idw)


Universität Hohenheim - 17.03.2014

Anton & Petra Ehrmann-Stiftung: Universität Hohenheim erhält 3 Mio.-Euro Spende für Wasserforschung

Graduiertenkolleg "Wasser-Menschen-Landwirtschaft" eröffnet mit Festakt / wissenschaftliche Arbeit beginnt im Sommersemester 2014



Die Zeit der einfachen Antworten ist vorbei - und gerade das Thema Wasser hat besonders viele Facetten. Viele Probleme entstehen in diesem Themenfeld durch Nutzungskonflikte, z. B. landwirtschaftliche Nutzung (z.B. Bewässerung) gegenüber urbaner Nutzung (Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen), Wasser für Energie - Energie für Wasser, oder Biosphärenschutz und Landwirtschaft. Konflikte um Wasser betreffen immer mehrere gesellschaftliche Gruppen und benötigen vielfältige Ansätze zur Lösung. Das neue Anton & Petra Ehrmann-Stiftung Graduiertenkolleg "Wasser-Menschen-Landwirtschaft" sucht deshalb nach integrativen Lösungsstrategien und bildet vielversprechende Nachwuchswissenschaftler zu international vernetzten Multiplikatoren aus. Die Anton & Petra Ehrmann-Stiftung fördert das Graduiertenkolleg mit insgesamt 3 Millionen Euro über zwölf Jahre. Eröffnet wurde das Graduiertenkolleg am heutigen Montag mit einem feierlichen Festakt anlässlich der Weltwasserwoche vom 16.-22. März.

Informationen zum Graduiertenkolleg unter
https://water4use.de


"Die Welt im Strudel" und "die Welt getragen vom Element Wasser": diese Assoziationen weckt eine künstlerische Installation, die Anton Ehrmann, Vorstand der Anton & Petra Ehrmann-Stiftung, am heutigen Montag in Bewegung setzte. Sie markierte den Start einer Forschungseinrichtung, in der insgesamt 25 bis 30 Nachwuchswissenschaftler verteilt über 12 Jahre Fragen aus der weltweiten Wasserproblematik bearbeiten werden. "Ohne Wasser ist kein Leben möglich", begründete Anton Ehrmann das außergewöhnliche Engagement der Stiftung für die Universität Hohenheim am Rande der Feierlichkeiten. "Ein Mensch kann notfalls vier Wochen ohne Nahrung überleben - aber nicht ohne Wasser." Auch als Unternehmer aus der Lebensmittelbranche habe Wasser eine besondere Bedeutung für ihn. Und persönliche Beobachtungen auf vielen weltweiten Reisen hätten ihn in seiner Auffassung bestärkt. "Wasser ist kostbar. Und die Konflikte um Wasser werden zunehmen. Deshalb ist es fundamental in diese Richtung zu forschen", so seine Einschätzung. Dass die Wahl der Stiftung auf die Universität Hohenheim gefallen sei, liege an dem speziellen Konzept des Graduiertenkollegs. "Seitens der Stiftung haben wir uns einige wissenschaftliche Einrichtungen angesehen. Dass ich heute hier stehe, ist das Verdienst des Rektors Prof. Dr. Dabbert. Denn das Konzept, das er uns von der Universität Hohenheim vorlegte, hat uns sofort imponiert. Mein Dank gilt aber auch unserem Kuratoriumsmitglied, Herrn Schill, der viel Zeit und Engagement in das Projekt investiert hat."

Wasserproblematik wird sich künftig noch verschärfen

Weltweit lebt 1/3 der Menschheit in Regionen mit Wassermangel. Unter anderem werden folgende Entwicklungen den Wassermangel verschärfen, betont Festrednerin Julie van der Bliek vom International Water Management Institute der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR).

  • Bevölkerungswachstum: Bis 2050 wird die Bevölkerung voraussichtlich auf 9 Milliarden Menschen anwachsen.
  • Urbanisierung: Derzeit lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, bis 2050 könnten es 2/3 sein. Nach Schätzungen wird der Wasserbedarf der Städte bis 2025 um rund 150 % steigen, gleichzeitig dehnen sich die Städte auf Ackerland aus.
  • Landwirtschaft: Die notwendige Produktionssteigerung erhöht den Wasserbedarf. Die UN rechnet mit einem Mehrbedarf von 20 % Mehrverbrauch bis 2050.
  • Veränderte Ernährungsgewohnheiten: Mit dem weltweit steigenden Fleisch- und Milchkonsum steigt der Bedarf an Futtermitteln. Schätzungen gehen von einem zusätzlichen Getreidebedarf von 100% bis 2050 aus.
  • Wachsender Energiebedarf: Wasserkraft und Biokraftstoffe sind zusätzliche Konkurrenten um Wasser und Land.
  • Klimawandel: Mit dem Klimawandel ändern sich die Regionen, Orte und Zeiträume, in denen Niederschlag fällt - was v.a. in Afrika zu Ernterückgängen führen dürfte. Hinzu kommen Extremwetterereignisse mit Überflutungen und Bodenverlusten.

Die Organisation CGIAR definiert sich als strategische Partnerschaft mit 64 Mitgliedern, darunter Industrieländer, Entwicklungsländer und internationale Organisationen, für die heute mehr als 8.000 Wissenschaftler in über 100 Staaten aktiv sind.

Neues Graduiertenkolleg: Fünf Schwerpunkte und eine besondere Kompetenz

Das neue Anton & Petra Ehrmann-Stiftung Graduiertenkolleg "Wasser-Menschen-Landwirtschaft" trägt solchen Gedanken Rechnung. Forschungsschwerpunkte sind
- Wasser als Ressource
- Wasser und Klima
- Wasser für Produktivität
- Wasser und Gesundheit
- Wasser als gesellschaftliche Herausforderung

"Viele Menschen denken beim Thema Wasser nur an Trinkwasser. Tatsächlich ist die Problematik viel komplexer. Hier setzen wir an, in dem wir zum Beispiel die landwirtschaftliche Perspektive mit einbringen", begründet Prof. Dr. Folkard Asch, wissenschaftlicher Leiter des Graduiertenkollegs. Die aktuellen Forschungsgebiete liegen in Deutschland, Afrika, Asien und Südamerika. Zum Start sollen fünf Stipendiaten verschiedene Forschungsfragen im Rahmen von Doktorarbeiten bearbeiten. Einmal angelaufen werden im Laufe der Zeit 20 bis 25 Doktoranden aus aller Welt das Thema Wasser bearbeiten. "In 12 Jahren möchte ich gut ausgebildete Wissenschaftler sehen, die international vernetzt sind und gleichzeitig als Multiplikatoren das gesellschaftliche Bewusstsein für die Komplexität des Themas Wasser geschärft haben", formuliert Prof. Dr. Asch seinen Anspruch.

Neues Graduiertenkolleg knüpft an vielseitige Forschungstradition an

Für die Universität Hohenheim sind nicht nur der außerordentlich hohe Betrag der Spende, sondern auch das langjährige Engagement ein besonderes Glück, erklärt der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert. "12 Jahre Förderung erlaubt uns die Themen wirklich tiefgehend zu bearbeiten und auch solchen Fragen nachzugehen, die erst im Laufe der Forschung virulent werden." Besonders vielversprechend sei der Ansatz, gleichzeitig den jungen, besonders talentierten Nachwuchs zu fördern: "So verknüpfen wir Forschung und Lehre in idealer Weise. Ergebnis ist eine vielköpfige Generation ambitionierter Menschen, die bereit ist eine der wichtigsten Herausforderungen des Globus anzupacken." Dabei knüpfe das neue Anton & Petra Ehrmann-Stiftung Graduiertenkolleg an eine vielseitige Forschungstradition der Universität Hohenheim an. Neben Bioökonomie zählt die Wasserforschung zu einem der Schwerpunkte der Universität. So engagierten sich viele Fachrichtungen von Pflanzenzucht, Pflanzenbau, Tierzucht und Agrartechnik über Meteorologie und Klimaforschung bis zu den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften mit Konzepten, wie sich die Ressource Wasser effizient und konfliktfrei nutzen lässt.

Danksagung des Rektors
"Als Rektor der Universität Hohenheim bin ich deshalb sehr froh und stolz, dass wir das Anton & Petra Ehrmann-Stiftung Graduiertenkolleg hier etablieren dürfen, ist es doch ein weiterer herausragender Kristallisationspunkt unserer Expertise auf dem Gebiet der Wasserforschung und ergänzt das Angebot für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs in besonders guter Weise", erklärte der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert, in seiner Dankesrede. Für die Universität sei dies eine herausragende Förderung und verdiene eine besondere Würdigung und einen aufrichtigen Dank! "Nicht nur bei Ihnen als Stifter, lieber Herr Anton Ehrmann, bedanke ich mich im Namen der gesamten Universität, sondern auch bei Ihnen als weiterem Stiftungsvorstand, lieber Herr Roland Ehrmann. Gerade auch für die gute und reibungslose, unbürokratische Zusammenarbeit sind wir Ihnen sehr dankbar. Auch bei dem Kuratorium der Stiftung möchte ich mich sehr herzlich bedanken."

Hintergrund: Universität Hohenheim und Wasser
Weitere Informationen zur Kompetenz finden Sie auf der Homepage des neuen Anton & Petra Ehrmann-Stiftung Graduiertenkollegs "Wasser-Menschen-Landwirtschaft" sowie auf unserer Expertenliste Wasser:
www.water4use.uni-hohenheim.de
www.uni-hohenheim.de/1597.html?typo3state=projects&lsfid=2736
www.uni-hohenheim.de/experten-wasser

Hintergrund: Anton & Petra Ehrmann-Stiftung
Die Anton & Petra Ehrmann-Stiftung ist eine gemeinnützige anerkannte Stiftung mit Sitz in Böblingen. Besonders gefördert werden Ideen, die nachhaltig und zukunftsorientiert sind. "Ziel ist die Förderung der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft", heißt es in der Selbstdarstellung der Stiftung. Dabei liegt einer der Stiftungsschwerpunkte im Bereich der Naturwissenschaften. "Zur Zufriedenheit im Leben gehört auch geben", sagt der Stifter Anton Ehrmann über seine Motivation zur Gründung der Stiftung 2006.

Hintergrund: Globale Wasserreserve, Weltwasserwoche und Weltwassertag
Die Erdoberfläche ist zu 72 Prozent mit Wasser bedeckt. Davon sind 97 Prozent Meerwasser, 2,7 Prozent Süßwasser und 0,3 Prozent Salzwasser. Der größte Teil des Süßwassers wiederum ist in Gletschern, Eis oder als Bodenwasser gebunden. Deshalb haben wir Menschen nur Zugriff auf etwa 0,3 Prozent der gesamten Süßwasservorräte auf Erden, etwa in Flüssen, Seen und Talsperren. Das entspricht etwa 213 Kubikkilometern Wasser.
Auch der Mensch besteht bei seiner Geburt aus ungefähr 97% Wasser. Der Wasseranteil eines Erwachsenen beträgt nur noch 70%, da mit zunehmendem Alter der Körper verhärtet. Der Mensch trinkt pro Jahr ungefähr das Fünffache seines eigenen Körpergewichts an Wasser. Bis zu seinem Tod trinkt er etwa 25.000 bis 30.000 Liter Wasser. Angesichts weltweiter Konflikte um die Ressource Wasser hat die UN die Jahre 2005-2015 als UN Dekade "Water for Life" ausgerufen. Die Weltwasserwoche vom 16.-22. März 2014 und der jährliche Weltwassertag am 22. März wollen die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung von Wasser im Bewusstsein der Menschen verankern.


Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news577762
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution234

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Hohenheim, Florian Klebs, 17.03.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2014