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INITIATIVE/134: Wird Berlin zur "Blue Community"? (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 198 - Juni/Juli 2017
Die Berliner Umweltzeitung

Wird Berlin zur "Blue Community"?

Wasserversorgung als Menschenrecht und öffentliches Gut

von Elisabeth Voß


Am 29. März sprach die kanadische Wasser-Aktivistin Maude Barlow im Berliner Abgeordnetenhaus zum Thema "Jeder Tropfen zählt - Stadt für Stadt, Kommune für Kommune". Die Veranstaltung mit Vertreter*innen der drei Regierungsparteien war auf Initiative von Dorothea Härlin vom Berliner Wassertisch zustande gekommen.

Maude Barlow erhielt für ihr Engagement für das Menschenrecht auf Wasser und für einen gerechten Welthandel im Jahr 2005 den Alternativen Nobelpreis. Sie empfiehlt der Hauptstadt, sich zur "Blue Community" zu erklären. Dies bedeute vor allem, sich zu drei Zielen zu bekennen: zum Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung, zu Wasser als öffentlichem Gut und zum Trinken von Leitungswasser statt Flaschenwasser. Und natürlich geht es darum, die Ziele auch zu erreichen.

"Unser Planet erlebt eine globale Wasserkrise" betonte Maude Barlow. In den nächsten 15 Jahren werde der Wasserbedarf um 55 Prozent steigen, jedoch reichten die Ressourcen lediglich aus, um 60 Prozent dieses Bedarfs zu decken. Es gebe keinen Ort auf der Welt, der nicht davon betroffen sei. Auch europäische Länder einschließlich Deutschlands seien von Wassermangel und Dürre bedroht. Sie legte dar, dass Wassermangel schon heute eine der Fluchtursachen sei und dass weltweit täglich 1.000 Kinder an schmutzigem Wasser sterben, das seien mehr Todesfälle als durch Gewalt und Kriege.

Maude Barlow erinnerte daran, dass die Vereinten Nationen im Jahr 2010 den Zugang zu Wasser zum Menschenrecht erklärt hatten. Um dies zu gewährleisten, müsse Wasser ein öffentliches Gut sein, denn private Unternehmen seien aufgrund ihrer vorrangigen Gewinnorientierung nicht in der Lage, die Wasserversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Darum werde in einer "Blue Community" auch kein Flaschenwasser von Konzernen, sondern Wasser aus der Leitung getrunken. Eine der vielen anwesenden Initiativen, der gemeinnützige Verein "a tip: tap" ("ein Tipp: Leistungswasser!"), engagiert sich in Berlin schon seit einigen Jahren dafür.

Jens Feddern, Leiter der Wasserversorgung bei den Berliner Wasserbetrieben, betonte, wie froh er sei, dass sein Unternehmen wieder in öffentlicher Hand sei, wo es hingehöre. Leitungswasser sei in Deutschland das am besten überwachte Lebensmittel und seine Verwendung diene auch dem Klimaschutz. Wenn alle Berliner*innen ihre zwei Liter Trinkwasser täglich aus dem Wasserhahn entnehmen würden statt aus Flaschen, könnten pro Jahr 100.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

Die Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD), Silke Gebel (Grüne) und Marion Platta (Linke) sicherten zu, sich für Berlin als "Blue Community" einzusetzen und demnächst zu einer Folgeveranstaltung einzuladen, auf der konkrete Schritte in diese Richtung verabredet werden sollen. Dorothea Härlin betonte: "Berlin hat durch die Rekommunalisierung weltweit ein Zeichen gesetzt, jetzt kann es als Blue Community noch einen Schritt weiter gehen."

Mehr Infos: bluecommunityberlin.de

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Quelle:
DER RABE RALF
27. Jahrgang, Nr. 198 - Juni-Juli 2017, Seite 6
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2017

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