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NUTZUNG/215: Pyrenäenquell oder Leitungsheimer? Deutsche trinken mehr Wasser (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 4/09
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Pyrenäenquell oder Leitungsheimer?
Die Deutschen trinken immer mehr Wasser

Von Beate Schuricht


Welches darf es heute sein? Stilles aus dem Schwarzwald, Sprudelndes aus der Rhön, Heilsames aus Bad Kissingen oder Leitungsheimer aus Hamburg? Vielleicht eher das beliebte Italienische oder die Pyrenäenquelle aus Frankreich? Welches schmeckt und welches ist gesund? Muss man sich Gedanken über Schadstoffe machen? Und wie sieht es mit Verpackung und Transportweg aus?

Sicher ist zunächst: Die Deutschen haben mehr Durst. Empfehlungen von Ärzten und Heilpraktikern zeigen offensichtlich Wirkung, denn der Konsum von Mineralwasser ist deutlich gestiegen: Trank man 1970 in Deutschland noch durchschnittlich 12,5 Liter Mineralwasser pro Kopf, waren es 2008 mehr als 130 Liter. Grund genug darüber nachzudenken, woher dieses Getränk kommt, ob Wasser gleich Wasser ist und welche Qualität unser Trinkwasser aus der Leitung eigentlich hat.

Gesundheit

Zwei bis drei Liter Wasser täglich empfehlen Fachleute, um den Organismus gesund zu halten. Je nach Gehalt an Mineralien soll es bestimmten Leiden oder Mangelerscheinungen entgegenwirken oder vorbeugen. So benötigen Sportler besonders viel Magnesium, Osteoporose-Patienten brauchen Calcium. Babynahrung sollte mit natriumarmem Wasser zubereitet werden und so wenig Nitrat wie möglich enthalten.

Kann man Leitungswasser über den Weg trauen? Die Antwort lautet: Ja. Trinkwasser unterliegt strengen regelmäßigen Kontrollen durch unabhängige Labors. Hiobsbotschaften über hohe Pestizid- und Nitratgehalte aus dem Hahn sind Vergangenheit. Dies belegt der Trinkwasserbericht 2005 bis 2007.

Geschmack

Darüber lässt sich sicher streiten. Dennoch kann man davon ausgehen, dass ein hoher Calciumanteil Wasser eine leicht bittere Note verleihen kann, Carbonat hingegen schmeckt säuerlich. Viel oder wenig Natriumchlorid (Kochsalz) macht sich bemerkbar, ebenso schmeckt Magnesium nicht neutral. Auch Kohlensäure verleiht dem Wasser Geschmack. Machen Sie statt einer Wein- mal eine Wasserprobe! Auch für Kinder kann das ein Erlebnis sein.

Verpackung

Herstellung und Transport von Verpackung kosten Energie. Der Großteil der Mineralwässer wird heutzutage in PET-Flaschen abgefüllt. Als Einwegbehälter können sie nach einer Studie der Stiftung Warentest Acetaldehyd abgeben, was den Geschmack, aber nicht die Gesundheit beeinträchtigt. Mehrweg-PET und Glas tun das nicht. Sie sind zudem ökologisch deutlich vorteilhafter, weil sie mehrfach genutzt werden und so knappe Ressourcen sparen. Die Behältnisse müssen jedoch gespült und gefahren werden. Leitungswasser dagegen wird bestimmungsgemäß "nackt und direkt" ins Haus geliefert.

Ökologische Gedanken

Wussten Sie, dass man bezogen auf den Energieaufwand für den Genuss von täglich zwei Litern Trinkwasser im Jahr zwei Kilometer Auto fahren könnte? Weitaus mehr sind es, wenn man Mineralwasser wählt: Hiermit kommt man 2.000 Kilometer weit. Die schweizerische Studie "Ökobilanz Trinkwasser - Mineralwasser" belegt, dass ungekühltes, stilles Mineralwasser die Umwelt 90 bis 1000 Mal mehr belastet als Trinkwasser.

Fazit

Was also trinkt man am besten? Sicher das, was schmeckt und gesund ist. Zunächst probiert man das Kühle aus der Leitung. Wer dazu die Kohlensäure liebt, kann es mit dem Heimsprudler probieren. Mundet es trotzdem nicht, findet sich sicher ein Wässerchen aus der Region, das lecker ist. Wer sich dabei bewusst für Mehrwegsysteme entscheidet, kann mit gutem Gewissen genießen.


Tipp: Leitungswasser, das vier Stunden oder länger in der Leitung stand, erst ablaufen lassen, bis es kühl ist. Es können sich Keime bilden - besonders bei älteren Leitungen - Stoffe aus den Armaturen lösen.


Wasser ist nicht gleich Wasser

Trinkwasser aus der Wasserleitung ist zum Trinken, zur Zubereitung von Speisen und Getränken oder für die Körperpflege geeignet. Es soll "rein und genusstauglich" und frei von Krankheitserregern sein. Für chemische Stoffe gibt es strenge Grenzwerte.
Natürliches Mineralwasser kommt aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen. Es fällt zusammen mit Tafelwasser unter die Mineralwasserverordnung und ist so das einzige Lebensmittel, das amtlich zugelassen wird.
Quellwasser ist gleichen Ursprungs wie natürliches Mineralwasser. Es darf weniger behandelt werden als Mineralwasser, beispielsweise ist Zusatz oder Entfernung von Kohlensäure nicht vorgesehen.
Tafelwasser besteht aus verschiedenen Wässern und kann Trinkwasser, Mineralwasser, Meerwasser, Salz (Natriumchlorid) und andere Zusatzstoffe enthalten.
Heilwasser wird in der medizinischen Therapie eingesetzt und sollte nicht zum umfangreichen Durstlöschen dienen. Man verwendet es für Trinkkuren oder Bäder.

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 4/09, S. 34-35
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2010