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SCHADSTOFFE/128: Gülle-Fluten (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1062, vom 30. April 2015 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

1.700 Kubikmeter Gülle fluten Neye-Talsperre im Bergischen Land (NRW)


In der Nacht vom 17. auf 18. März waren aus einem 6.000 Kubikmeter-Güllebehälter auf einem Bauernhof im Einzugsgebiet der Wipperfürter Neyetalsperre schätzungsweise 1.700 Kubikmeter unkontrolliert ausgelaufen und in den Neyebach gelangt. Über den Bach war die Gülleflut ungebremst in die Neyetalsperre abgeflossen. Die Talsperre, die der Energie und Wasser Remscheid (EWR GmbH) gehört, wird seit 2004 zum Glück nicht mehr für die Trinkwasserversorgung genutzt. Die Neyetalsperre, die seit 2013 mit Teilen ihres Einzugsgebietes unter Naturschutz steht, wird im Aufrag der EWR GmbH vom Wupperverband betrieben. Die werbliche Nutzung von Luftaufnahmen der waldumstandenen und buchtenreichen Talsperre durch eine Großbrauerei hatten die Neyetalsperre auf die TV-Bildschirme und bundesweit in die Printmedien gebracht. Die Talsperre war 1909 in Betrieb gegangen und hatte bis 2004 der Trinkwasserversorgung von Remscheid gedient. Derzeit ist die Talsperre als Ersatz für Notfälle eingeplant und wird ansonsten für den Hochwasserschutz und die Niedrigwasseraufhöhung bewirtschaftet. Die Neyetalsperre ist mit der BeverTalsperre, der Schevelinger Talsperre und dem Mühlenteich Wasserfuhr über Stollen verbunden und bildet mit ihnen gemeinsam den "Bever-Block". Mit der Eschbachtalsperre ist sie über eine 15 km lange Rohrleitung verbunden. Nach der Güllehavarie waren vom Wupperverband auch die Überleitungsstollen zu den benachbarten Talsperren geschlossen worden.

Gülle-Havarie: "Sabotage" oder "multiples Behördenversagen"?

Schon im November 2014 war es im gleichen landwirtschaftlichen Betrieb zu einer Gülleverunreinigung gekommen. Die Ursache für den damaligen Störfall konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden. Für den im März 2015 havarierten Güllebehälter hatte die Bauaufsicht Sicherheitsmängel moniert gehabt. Der betreffende Landwirt betreibt mehrere große Güllebehälter. Die importierte Gülle verkauft er als Wirtschaftsdünger an andere Bauern. Wie es im März zum Auslaufen des Güllebehälters gekommen ist, konnte sich der Landwirt nur mit "Sabotage" erklären: "Unbekannte" hätten eine Schlauchleitung geöffnet. Markus Wolf, Leiter des Remscheider Forstamtes, begegnete diesen Behauptungen mit Misstrauen. Lt. der lokalen Presse habe der Förster schwere Vorwürfe gegenüber dem Landwirt erhoben. "Der Mann betreibt einen florierenden Handel mit Gülle aus Holland und vom Niederrhein." Das hätte ihm nie genehmigt werden dürfen, weshalb Wolf von einem "multiplen Behördenversagen" sprach.

Der Gülleunfall an der Neyetalsperre befeuerte erneut die Debatte um den "Gülletourismus": "Ist es wirklich sinnvoll, im Bergischen Gülle aus den Niederlanden zu verklappen", so die zweifelnde Frage eines Users im Internetforum von top agrar. Frustriert über die Folgen des Gülletourismus hatte sich auch die die EWR GmbH geäußert. Das Unternehmen hatte am 20.03.15 den NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) mit der Bitte angeschrieben, seitens des Landes auf eine Bündelung und Intensivierung der behördlichen Maßnahmen hinzuwirken. Es sei zu hoffen, dass die Ursache dieser Umweltkatastrophe detailliert aufgeklärt wird und Entscheidungen gefällt werden, welche ein solches Desaster in Zukunft verhindern sollten. Insbesondere der Gülletourismus und der Güllehandel in NRW hätten sich nach Einschätzung der EWR GmbH und des Wupperverbandes in den letzten Jahren zu einem sehr ernst zu nehmenden Problem entwickelt und seien als eine Ursache für die Güllehavarie am Neyebach anzusehen.

Neyebach tot - Fischsterben in Talsperre - Gülleblase abgesaugt

Als Folge der Gülleschwemme war der Neyebach über vier Kilometer Fließlänge von der Havariestelle bis zur Mündung in die Talsperre biologisch völlig ruiniert. In der Neyetalsperre hatte die Gülleflut mit ihren extrem hohen Ammoniumgehalten zu einem Fisch- und Amphibiensterben geführt. Um zu verhindern, dass die Gülle aus der Talsperre auch noch in die Brever und die Wupper gelange, hatte der Wupperverband umgehend den Abfluss aus der Talsperre abgeblockt. Bei den sofort aufgenommenen limnologischen Untersuchungen in der Talsperre hatte sich gezeigt, dass sich die Gülle im Talsperrenwasser in etwa 18 bis 15 Meter Tiefe am Grund der Staumauer eingeschichtet hatte. Die dort lagernde "Gülleblase" mit einem geschätzten Volumen von 50.000 Kubikmetern wurde gezielt abgesaugt und über eine provisorische Leitung und das vorhandene Stollensystem über mehrere Wochen hinweg dosiert der Kläranlage Hückeswagen des Wupperverbandes zugeleitet. Dort ist das Gülle-Wasser-Gemisch dann in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln in Chargen von 1.500 bis 3.000 Kubikmetern am Tag biologisch gereinigt worden.

Mitte April 2015 konnte auf diese Weise die am höchsten belasteten Anteile der "Gülleblase" entsorgt werden. Wie jetzt noch mit dem schwächer belasteten Anteil des Gülle-Wasser-Gemisches in der Talsperre umgegangen werden soll, war im April 2015 Gegenstand von Gesprächen zwischen VertreterInnen der Bezirksregierung Köln, der Unteren Wasserbehörde des Oberbergischen Kreises, des Landesumweltamtes LANUV, der EWR und des Wupperverbands. Der Wupperverband und die EWR GmbH streben an, die Behandlung in der Hückeswagener Kläranlage fortzusetzen, möglichst in Kombination mit anderen Maßnahmen, über die in den nächsten Wochen noch entschieden wird. "Daher wird der Verband vorsorglich einen Verlängerungsantrag für die Mitbehandlung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage stellen", hatte die Sprecherin des Wupperverbandes, Susanne Fischer, am 24.04.15 mitgeteilt. [Zusammenstellung der vorstehenden Notizen auf der Basis der Berichterstattung in den online-Ausgaben der Kölnischen Rundschau, des Remscheider General-Anzeigers, von www.oberberg-aktuell.de sowie der Pressemitt. der EWR GmbH und des Wupperverbandes.]

Gülle in der Neyetalsperre: "Gut für den nächsten Toscana-Urlaub der Gewässerökologen"

Im Internetforum der Landwirtschaftszeitschrift top agrar hatten die User nur wenig Verständnis für die Sorgen um die Gewässergüte der Neyetalsperre. Ein User gab folgenden Kommentar zum Besten: "Mir hat ein Senior aus der Nachbarschaft erzählt, das früher vor dem Einsetzen von Jungfischen in den Teich oder Bach ein Fass Gülle eingelassen wurde, damit genügend Futter vorhanden war. Gleiches habe ich von der Teichwirtschaft der Klöster im Mittelalter gelesen. Ich weiß sogar noch, dass ein Fischwirt früher nach toten Kälbern nachgefragt hat, die er in seine Fischteiche als Futtervorrat hinein geworfen hat. So gesehen müsste der Fischertrag in der Talsperre profitieren." Ein anderer Troll hielt die ganze Aufregung ebenfalls für übertrieben - um dann zu argumentieren: "Aber gut die Wasserökologen sehen nun ihr Geschäft gekommen. Der nächste Toscana-Urlaub will ja bezahlt werden."

Virtueller Nitratanstieg im Remscheider Trinkwasser

Bemerkenswert ist der »Phantomschmerz", der sich im Gefolge derartiger Unfälle immer wieder einstellt: Hobbychemiker wollten nach dem Gülle-Unfall im Einzugsgebiet der Neyetalsperre einen signifikanten Nitratanstieg im Remscheider Trinkwasser festgestellt haben - obwohl die gülleverseuchte Talsperre schon seit 2004 nicht mehr für die Trinkwasserversorgung genutzt wird. Das Trinkwasser für Remscheid kommt aus der Großen Dhünn-Talsperre (s. RUNDBR. 1024/1) und ist von der Güllehavarie völlig unbeeinflusst.

Häufung von großen Gülle-Havarien

Wir haben den Eindruck, dass in letzter Zeit eine bemerkenswerte Häufung von großen Unfällen im Zusammenhang mit Gülle und Biogasflüssigsubstraten zu registrieren war. Nachstehend eine Auswahl von Havarien, bei denen jeweils mehr als 1.000 Kubikmeter (eine Million Liter) Gülle ausgelaufen waren. Weitere Störfälle auf Biogasanlagen und auf Gülletankanlagen werden auf [1] http://www.biogasanlagen-versus-anwohner.de/index.php/unfallstatistik-bgas.html sowie auf [2] http://www.proplanta.de/Maps/G%FClle-Havarie-karten.html dokumentiert. Und einen dreiseitigen Kurzbericht unter dem Titel "Biogasanlagen bergen hohes Gefahrenpotenzial" können unsere AbonnentInnen kostenlos via nik@akwasser.de anfordern. Den Bericht über inkontinente und explodierende Biogasanlagen hat eine unserer Praktikantinnen 2012 zusammengestellt.

2.000 Kubikmeter Gülle-Sorbet

Bereits am 25.01.14 waren rund 2.000 Kubikmeter aus einem leckgeschlagenen Behälter einer Biogasanlage bei Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein ausgelaufen. Als Ursache war ein abgerissenes Ventil benannt worden. Mit einem Traktor, der mit seiner Ladeschaufel einen großen, mit Sand gefüllten Kunststoffsack gegen das Leck drückte, war es den Einsatzkräften schließlich gelungen, das Leck zu schließen und den Güllefluss zu stoppen. In dem Behälter waren etwa 4.000 Kubikmeter Gülle gelagert worden, um die Gülle anschließend zu Biogasstrom zu konvertieren. Der Schaden hielt sich im Rahmen, weil die Sicherung der Anlage den Vorschriften entsprochen hatte: Da die gesamte Anlage mit einem kleinen Wall umgeben war, konnten 99 Prozent der ausgelaufenen Gülle in dem dafür vorgesehenen, 1,5 Hektar großen Auffangareal aufgefangen werden. Nur ein kleiner Teil sei durch eine alte Drainage in einen Bach geflossen. Diese Drainage sei aber rasch verschlossen worden. Wegen der frostigen Temperaturen hatte sich auch die Geruchsentwicklung in Grenzen gehalten. Die Gülle auf der Auffangfläche war lt. SCHAUMBURGER NACHRICHTEN vom 26.01.2014 in kurzer Zeit zu Sorbet überfroren.

3.000 Kubikmeter Gülle über Notentleerung freigesetzt

3.000 Kubikmeter Gärreste waren am 20.07.14 aus einem Tank einer Biogasanlage in Wolfshagen (Prignitz) herausgequollen. Die schwarze, übel riechende Pampe trat aus, weil in einem Nachgärbehälter lt. MÄRKISCHER ALLGEMEINEN vom 21.07.14 der Verschluss einer Notentleerung gebrochen war. Auch in diesem Fall konnte der Schaden in Grenzen gehalten werden, weil das Areal der Biogasanlage vorschriftsgemäß durch einen Erdwall umgeben war. Mit zehn bis zwölf Kubikmetern gelangte nur eine verhältnismäßig geringe Menge des Biogas-Substrates über die Regenkanalisation in einen Entwässerungsgraben, der in der Nähe in die Stepenitz mündet. Die Feuerwehren konnten das Abfließen in die Stepenitz durch drei Sandbarrieren verhindern.

Biogasanlage verschleimt Bach mit "Abwasserpilz"

Gleich mit drei schweren Fällen von Gewässerverschmutzung war der Betreiber einer Biogasanlage bei Brokenlande in Schleswig-Holstein unangenehm aufgefallen. Weil ein Ventil gebrochen war, hatten sich im Januar 2015 mehrere Tausend Kubikmeter Gärreste in den angrenzenden Bach ergossen. Der Bach war erst mal hinüber. Bereits Anfang 2012 hatte sich die Kieler Staatsanwaltschaft mit unerlaubter und unsachgemäßer Ablagerung von Silage auf dem Betriebsgelände befassen müssen. In Folge der versickernden Silagesäfte war ein größerer Grundwasserschaden verursacht worden. Von der Havarie im Januar 2014 hatte sich der Bach ganz gut erholt. Die Besserung hielt aber nur bis zum Juni 2014 an. Dann entwickelte sich ein schleimig-zotteliger "Abwasserpilz" im Gewässerbett. Der "Abwasserpilz" hatte sich auf Grund der Einleitung von organisch hochbelastetem Abwasser aus der Biogasanlage entwickelt. Auf vier Kilometer Gewässerlänge hatte der "Abwasserpilz" - eigentlich ein fädig wachsendes Bakterium - sämtliches Leben im Bach erstickt. Das Resümee der Unteren Wasserbehörde lt. den LÜBECKER NACHRICHTEN vom 19.08.14: "Der Gewässerschaden ist erheblich, den kann man nicht in Geld beziffern. So einen schlimmen Fall hatten wir lange nicht."

10.000 Kubikmeter - oder doch nur 10.000 Liter Gülle?

Um den 20. April 2015 sollen nach einigen Presseberichten "mehrere 10.000 Kubikmeter Gülle" die Vorsperre Riedelmühle in Ostthüringen verseucht haben. Selbst der Landwirtschaft nahestehende Nachrichtendienste schrieben von "bis zu 10.000 Kubikmetern Gülle" Laut anderen Medien sollen es demgegenüber »nur« "mehrere 10.000 Liter Gülle" gewesen sein - was der Wahrheit deutlich näher kommen dürfte. Die Gülle war über die Weida in die Vorsperre gelangt und hatte sich am Grund der Vorsperre abgesetzt. Die Folge der Gülleeinleitung war ein totales Fischsterben in der Weida. Verursacher der "Umweltkatastrophe" war Polizeiangaben zufolge eine Schweinemastanlage im benachbarten Sachsen, so der MDR. Die Vorsperre fasst 1,2 Mio. Kubikmeter Wasser und ist der Talsperre Zeulenroda vorgeschaltet. Die ehemals für die Trinkwasserversorgung genutzte Talsperre Zeulenroda dient seit 2012 nur noch dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung und dem Tourismus. In der Vorsperre und vermutlich auch in der Talsperre muss auf Grund des hohen Nährstoffgehaltes der Gülle mit einem erhöhten Algenwachstum gerechnet werden.

Gülle-Leck mit Big-Bags gestopft

Am 26.03.14 hatte eine Bohrfirma den 3.000 Kubikmeter fassenden Gülletank einer Biogasanlage bei Redwitz in Oberfranken so gekonnt angebohrt, dass sich über 2.000 Kubikmeter der Brühe auf die nahgelegene Bundesstraße und die angrenzenden Wiesen ergossen hatten. Die Bundesstraße musste 10 Stunden gesperrt werden. Feuerwehr und THW pumpten die Brühe ab, um sie in den Regenrückhaltebecken der nächst gelegenen Kläranlagen zwischen zu speichern. Mit Hilfe eines 100-Tonnen-Autokrans war es den Einsatzkräften gelungen, mit einigen übereinander gestapelten Big-Bags - mit jeweils einem Kubikmeter Sand - im Tankinneren das Leck notdürftig zu schließen (nach einem Bericht auf www.np-coburg.de.)

Blamabel: AwSV seit einem Jahr überfällig

Mit der Verordnung über Anlagen wassergefährdende Stoffe (AwSV) hätten auch die Lagertanks für Jauche, Gülle und Silagesäfte ("JGS-Anlagen") erstmals bundeseinheitlich reglementiert werden sollen (siehe RUNDBR. 1055/2, 1049/3-4). Im Entwurf der AwSV war auf Drängen der Bundesländer berücksichtigt worden, das Sicherheitsniveau für JGS-Anlagen sehr moderat anzuheben - um das Risiko der zuvor aufgelisteten Störfälle zu reduzieren. Nachdem der Bundesrat die Verordnung am 23. Mai 2014 verabschiedet hatte, hätte sie sofort anschließend von der Bundesregierung in Kraft gesetzt werden können. Weil sich Bundeslandwirtschaftsminister CHRISTIAN SCHMIDT (CSU) aber quergelegt hat, harrt heute - nach fast einem Jahr - die AwSV immer noch ihrer In-Kraft-Setzung - eine bemerkenswerte Blamage für die politische Gestaltungskraft der GroKo. Aber es kommt noch schlimmer: Inzwischen ist die AwSV für CHRISTIAN SCHMIDT zu einem Faustpfand im Kmpf um die Düngeverordnung (s. 1056) avanciert. Der Bundeslandwirtschaftsminister will beim Nachschärfen des laschen Entwurfs zur Düngeverordnung nur Zugeständnisse machen, wenn man ihm bei der AwSV entgegenkommt - soll heißen: Die sanften Verschärfungen bei den JGS-Anlagen sollen in der AwSV wieder gestrichen werden. Motto: Wenn wir Zugeständnisse bei den Sperrzeiten - und damit bei der Speicherkapazität und der Größe der Güllelagertanks - machen, dann müsst Ihr uns in der AwSV bei den Sicherheitsstandards der Güllebehälter entgegen kommen.

Dabei würde gerade umgekehrt ein Schuh daraus: Je größer die Gülletanks werden, desto schärfer müssten die Sicherheitsanforderungen an die Tankanlagen werden - also beispielsweise Doppelwandigkeit, Leckageerkennung und periodische Überprüfung. Der Kampf gegen die AwSV ist für das Bundeslandwirtschaftsministerium und den Deutschen Bauernverband (DBV) inzwischen zum Selbstzweck geworden. Insider sprechen von einer Phantomdiskussion. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium geführte Debatte weise schon "gewisse irreale Züge" auf. Es gehe bereits seit Langem nicht mehr darum, wirkliche Probleme abzuschwächen, sondern um gefühlte Probleme. Was bei sonstigen Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen seit langem üblicher Standard ist, soll mit der AwSV für JGS-Anlagen nur dann verpflichtend werden, wenn die Kapazität des Güllebehälters die Grenze von 25.000 Litern oder gar von 500.000 Litern überschreitet. Mit zahlreichen weiteren Weichmachern und großzügigen Übergangsfristen ist man den wehklagenden DBV-Funktionären bereits entgegengekommen.

Gleichwohl scheinen einige Umweltpolitiker bereit zu sein, dem irrleuchtenden CHRISTIAN SCHMIDT noch weiter entgegenzukommen, um endlich bei der längst überfälligen Neufassung der Düngeverordnung voranzukommen. Offenbar müssen noch sehr viel mehr große und kleine Güllebehältnisse leckschlagen sowie Bäche und Talsperren mit Gülle verseucht werden, damit Bewegung in die Blockadehaltung des Bundeslandwirtschaftsministerium und des Bauernverbandes kommt. Und längst wäre Zeit gewesen, dass die Bundesumweltministerin endlich mal auf den Tisch hauen würde. Aber Dr. Barbara Hendricks (SPD) zeigt ein mehrwürdiges Zurückweichen gegenüber ihrem poltrigen CSU-Kollegen im Landwirtschaftsministerium. Richtig wäre es, eindeutig zu erklären: "Es reicht! Wir machen jetzt das, was die Länder schon vor Jahresfrist gesagt haben: Angesichts einer Vielzahl von Störfällen kommen auch die JGSAnlagen an einem Mindeststandard von Anlagensicherheit nicht mehr vorbei!"


[1] http://www.biogasanlagen-versus-anwohner.de/index.php/unfallstatistik-bgas.html

[2] http://www.proplanta.de/Maps/G%FClle-Havarie-karten.html

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1062
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2015

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