Schattenblick →INFOPOOL →UNTERHALTUNG → KOCHEN

ANEKDOTENKÜCHE - TEIG/004: Käsefondue - Schweiz (SB)


ANEKDOTENKÜCHE - SCHWEIZ

Käsefondue


Gipfeleinsamkeit

Als er stehenblieb und das Knirschen seiner Stiefel im harschigen Schnee verstummte, umfing ihn vollkommene Stille. Bläulich schimmerten in der Ferne die Gipfel der benachbarten Bergriesen und tief unter ihm ragten die dunklen Wipfel der Hochwaldtannen auf. Kein Lüftchen regte sich. Selbst die Wolkenberge am Himmel schienen auf der Stelle zu verharren, ganz als hätte die Zeit in diesem Augenblick zu existieren aufgehört. Hier oben erschienen ihm die Ränke und Kümmernisse der Menschen im dem Tal so belanglos wie das Spiel der Schatten, das die Wolken auf den schneebedeckten Hängen trieben.

Wie von einer dumpfen, drückenden Last befreit atmete er die kühle, klare Frostluft ein und eine Frage drängte sich ihm auf, die ihm unten im Tal völlig absurd erschienen wäre: Weshalb zurückkehren in den Lärm, die Wärme und den Dunst menschlicher Betriebsamkeit? Warum die Last, die ihm hier oben von den Schultern genommen war, bereitwillig wieder auf sich laden? Wenigstens für eine Nacht und einen weiteren Tag war er mit Proviant versorgt, und sein Schneeanzug war auch warm genug. Also beschloß er zu bleiben.


*


Die Nacht war längst hereingebrochen. Er wußte nicht genau, wann es begonnen hatte, aber es fühlte sich an, als ob eine eiskalte Hand tastend in sein Inneres griff. Zunächst gelang es ihm, gegen das Gefühl anzukämpfen, aber bald mußte er einsehen, daß es viel stärker war als er. Immer heftiger befiel ihn eine unbestimmte Furcht und verwandelte die Landschaft, die er im Licht der Sonne noch als großartig empfunden hatte, in eine feindselige, erbarmungslose und tödlich gleichgültige weiße Hölle.

Nach einer weiteren Stunde inneren Ringens hielt er es nicht mehr aus. Im fahlen Schein des Mondes wagte er den Abstieg, von einer schier unstillbaren Sehnsucht getrieben, irgendwo in der Ferne ein Haus zu erblicken. Ein Haus, hinter dessen Fenstern ein warmer Lichtschein die Gegenwart von Menschen verriet, Menschen, nach deren Nähe es ihn jetzt mehr dürstete als nach einem dampfenden Glas Grog, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben.


*


KÄSEFONDUE
(für 2-3 Personen)

200 g Gruyère-Käse (ersatzweise Gouda)
200 g Emmentaler
200 ml trockenen Weißwein
2 TL Maisstärke
1 Knoblauchzehe
ca. 400 g Grau- oder Weißbrot

Das Brot in mundgerechte Würfel schneiden. Den Käse grob raspeln.

Die Knoblauchzehe schälen und durchschneiden. Einen Topf damit gründlich ausreiben und den Wein in den Topf geben. Den Wein langsam erhitzen und die Käseraspeln nach und nach unter ständigem Rühren einstreuen, bis der Käse ganz geschmolzen ist.

Die Maisstärke mit 2 EL Wasser verrühren und zum Käse in den Topf geben, umrühren und einmal richtig aufkochen lassen. Mit einem Schneebesen so lange rühren, bis die Masse schön glatt und cremig ist.

Ein Stövchen auf den Tisch stellen und den Topf mit der Käsesauce daraufsetzen. Die Brotwürfel in Schälchen dazu servieren. Die Brotwürfel werden mit der Gabel aufgespießt und durch die Käsemasse gezogen.

Ideal für ein gemütliches Beisammensein ohne viel Aufwand. Die Schattenblick-Redaktion wünscht gutes Gelingen und guten Appetit!


Erstveröffentlichung am 26. September 1998

16. Januar 2008