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TIPS/029: Currypulver - Wer hat's erfunden? (SB)


Currypulver - Wer hat's erfunden?


"Woher stammt Curry?" ist die beliebte Frage eines Küchenchefs an den jungen, noch unbedarften Koch-Lehrling, um sich an dessen Unwissen zu ergötzen, wenn dieser, nach einigem Zögern unsicher "von der Currypflanze?!" erwidert. Das stimmt natürlich nicht, wenngleich er in gewisser Weise auch recht hat: Es gibt sowohl eine Currypflanze (Currykraut), als auch einen Currybaum.

Erstere kommt aus dem Mittelmeerraum und ist auch als "Italienische Immortelle" bekannt. Currykraut wird zwar zum Würzen von Reis, Saucen und Fleischgerichten verwendet, hat aber nur insofern etwas mit dem Currypulver zu tun, als daß ihr Geruch - daher wohl auch der Name - ein wenig an die indische Gewürzmischung erinnert. Anders die Blätter des in Asien beheimateten Currybaumes: Sie können zwar Bestandteil von Curry sein, sind aber nicht zwingend dafür erforderlich.

Sprachlich läßt sich ebenfalls eine gemeinsame Herkunftsgeschichte erkennen: Die deutsche Bezeichnung 'Curryblatt' kommt von englisch 'Curry leaf'. Während die Deutschen schlicht 'Curry' sagen und damit meist besagtes Pulver, manchmal aber auch ein damit abgeschmecktes ganzes Gericht meinen, heißt es im Englischen vollständig 'Curry powder'. Der Begriff kommt vom tamilischen 'Kari', welches wahrscheinlich von den Briten deshalb umgewandelt wurde, weil es ähnlich wie das englische Wort 'Curry' gesprochen wird. Es bedeutet eigentlich einfach nur 'Sauce'. Offenbar hat man es früher mit den Aggregatzuständen noch nicht so genau genommen, denn es ist ein Pulver, das es bestenfalls noch als Paste gibt, keinesfalls aber in flüssiger Form als Tunke.

Dieses Pulver ist so vielseitig wie die indische Küche überhaupt - und damit schwer zu definieren. Von zehn bis zu knapp 40 unterschiedliche Gewürze kann ein Tütchen dieses Pulvers enthalten, je nach Preislage. Bei billigen Gewürzmischungen wird bisweilen auch Salz oder das Mehl von Hülsenfrüchten zugesetzt. Als Grundgewürze gelten Kardamom, Pfeffer, Zimt, Ingwer, Muskat und Macis, Nelkenpfeffer, schwarzer Pfeffer, Piment, Bockshornklee, Kreuzkümmel, Koriander und Nelken (wobei die Zusatzbezeichnung 'hot' ('scharf') Madras-Curry aufgrund der Beigabe von Chili oder Cayennepfeffer meist einen rötlicheren Farbton aufweist). Eines darf dabei auf keinen Fall fehlen: Gelbwurz (Kurkuma), welches dem Pulver neben dem typischen Aroma vor allem die dunkelgelbe Farbe verleiht.

Wie bei allen Gewürzen aus fernen Ländern hat auch Curry seine Wurzeln in der Eroberungsgeschichte. Als Erfinder gelten britische Kolonialherren - was aber nur bedingt richtig ist. Zwar würde kaum ein Inder in seiner Heimat bei der Zubereitung einer Speise Currypulver verwenden, da er die einzelnen Gewürze lieber selbst komponiert und meistens frisch in die Speise reibt, doch waren es die Inder, die diese Gewürzmischung im Auftrag der britischen Kolonialherren zusammenstellten. Den Briten schmeckten die indischen Gerichte nämlich so gut, daß sie dieses Geschmackserlebnis mit nach Hause nehmen wollten. Da ihnen aber das Zubereiten von Speisen mit so vielen verschiedenen Gewürzen zu schwierig war, hatten sie ihre "Untergebenen" angewiesen, der Einfachheit halber eine Art 'All-in-One-Powder' zu kreieren.

Die Beliebtheit dieser pikanten Würz-Komposition hält bis heute an: Sie schmeckt zu Reis- und Nudelgerichten, Geflügel, Fisch, Lamm, Schweine- und Hackfleisch, gedünstetem Gemüse, Suppen und Aufläufen und fehlt in keiner Küche.

16. April 2010