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ERSTAUFLAGE/724: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2728 (SB)


Michelle Stern

Die Gravo-Architekten

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2728



Luna befindet sich nach dem Einsatz des Irritators, der die Transmitterzüge unterbrochen hat, die den Mond ins Helitas-System hatten bringen sollen, zwischen vier Neutronensternen, die den Mond zu zerreißen drohen. Die Anziehungskraft eines jeden der Neutronensterne beträgt das Milliardenfache von Terra und der Mond wird unaufhaltsam in das Desasterfeld, wie die Region massiver Gravoturbulenzen zwischen den Neutronensternen genannt wird, hineingezogen. Um das Unheil abzuwenden, sind alle Kräfte gefragt und eine Zusammenarbeit aller Parteien ist notwendig. Bei einem Treffen, an dem Onryonen und der lunare Widerstand teilnehmen, wird beraten, wie man gemeinsam aus dieser verfahrenen Situation herauskommt. Von den Tolocesten, deren Aufgabe die Betreuung des Synapsenpriorats ist, das die Transmitterzüge bewirkt, kommen keine guten Nachrichten. Ihrer Meinung nach ist das Verlassen des Neutronenstern-Systems unmöglich. Die gravitativen Verhältnisse verhindern, daß ein Transmitterzug eingeleitet werden kann. Zusätzlich ist das Priorat durch das vom Widerstand initiierte Gravofeld massiv beschädigt worden. Und es wird Tage dauern, bis die Synapsen repariert sein werden.

Nachdem bei dem Treffen der Onryonen und des lunaren Widerstands die gegenseitigen Bezichtigungen beider Parteien durch das schlichtende Auftreten des Kanzlers Hannacoy abgemildert werden konnte, taucht der Toloceste Mit dem Gammablick auf, obwohl noch nie ein Toloceste das Priorat verlassen hat.

Das System der Neutronensterne muß künstlichen Ursprungs sein, denn Neutronensterne entstehen aus Supernovae. Daß aus vier entsprechenden Riesensternen gleichzeitig vier Supernovae entstehen und dann auch noch in Form eines Quadrats, ist auf natürlichem Weg unmöglich. Denn eigentlich müßte das Gebilde in sich zusammenstürzen. Es bedarf gigantischer Energiemengen, die vier Neutronensterne voneinander fernzuhalten und auf exakte Bahnen um den gemeinsamen Schwerpunkt zu zwingen. Da stellt sich die Frage nach den Erbauern und ob man von ihnen Hilfe bekommen könnte.

Doch wie kann man die Erbauer, die wahre Gravo-Architekten sein müssen, nun kontaktieren? Eine Sonde wird ausgeschickt, die außerhalb des Repulsorwalls Daten sammeln soll. Sie kann jedoch nur für einen Mikrosekundenbruchteil Daten zum Mond übermitteln, bevor sie von den Gravokräften zerfetzt wird. Bei ihrer Ausschleusung durch den Repulsorwall des Mondes kommt es, obwohl mächtige Säulen aus tt-Progenitoren die Panzertroplon-Kuppel Luna Citys abstützen, zu einem Gravoeinbruch, der zehn Wohntürme zum Einsturz bringt, von denen einer noch nicht evakuiert worden war. Über hundert Menschen sterben, weil sie sich geweigert hatten, in die sublunaren Bereiche Lunas evakuiert zu werden. Den Technikern gelingt es, den Repulsorwall zu stabilisieren, so daß es zu keinem weiteren Gravo-Einbruch kommt. Onryonen und Lunarer helfen gemeinsam, die Verschütteten zu bergen.

Die wenigen Daten, die die Sonde vor ihrer Zerstörung senden konnte, lassen die Vermutung zu, daß die Neutronensternkonstellation von innen heraus gesteuert wird - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man bedenkt, welche zerstörerischen Kräfte in solch einem Stern herrschen.

Der Toloceste Mit dem Gammablitz und Fionn Kemeny, der als einziger die Sprache des Tolocesten versteht, kommen zu dem Schluß, daß die Züge des Mondes von einer Drittmacht beeinflußt worden sind, die das Chaos auf dem Mond erst ausgelöst hat und daß der Einsatz des Irritators von Seiten des lunaren Widerstands nicht daran schuld ist. Diese Macht muß in einer winzigen Zentrale, kleiner als ein Daumennagel, auf dem vierten Neutronenstern sitzen. Doch zu dieser Zentrale kann man keinen Kontakt aufnehmen, denn sämtliche Hyperfunksignale werden von heftigen Interferenzen überlagert. Man kann auch nicht einfach hinfliegen, wie Shanda Sarmotte vorschlägt, es sei denn, das Raumschiff wäre kleiner als ein Virus, nicht größer als 10 Nanometer. Ein so winziges Raumschiff zu bauen, würde zwar die Möglichkeiten der onryonischen tt-Progenitoren übersteigen, deren prototechnische Stammzellen technische Gebilde gewissermaßen gebären können, aber in Zusammenarbeit mit Toufecs Nanogentenschwarm Pazuzu wäre es vielleicht möglich.

Inzwischen hat NATHAN errechnet, daß die monströsen Gravitationsverhältnisse zwischen den Neutronensternen die Raumzeit verzerren und davon auszugehen ist, daß die Zeit auf dem Mond von derjenigen in der Milchstraße abweicht. Um wieviel weiß man allerdings nicht. Bestenfalls ist in der Milchstraße schon einige Zeit vergangen und Onryonen oder auch Terraner haben sich bereits auf die Suche nach dem verlorenen Mond gemacht und bringen bald Hilfe.

Das winzige Raumschiff, das Gravotaucher genannt wird und eigentlich eher eine Sonde darstellt, ist nur wenige Pikometer groß, weswegen es innerhalb des Desasterfelds agieren kann. Diese Sonde soll den Steuerimpulsen nachgehen, die vom vierten Neutronenstern ausgehen.

Shanda Sarmotte bleibt als Telepathin mit der Sonde, die mit Hilfe Pazuzus mit einer Mentalkopie Toufecs ausgestattet wird, in Kontakt und steuert sie. Und sollte sie auf Intelligenzen stoßen, wird sie auch mit ihnen kommunizieren können.

Die Herstellung einer Kopie von Toufecs Bewußtsein kann nur mit Hilfe NATHANs geschehen, der mit einem auf Toufecs Kopf liegenden hauchdünnen Netz aus Nanogenten und tt-Progenitoren sein Bewußtsein abspeichert. Doch Toufec ist gar nicht wohl dabei, zu wissen, daß NATHAN nun eine Kopie seines Bewußtseins besitzt, auf das die Onryonen zugreifen können. Pazuzu integriert dieses Netz schließlich in seinem Nanogentenschwarm. Einige Nanogenten wechseln nun zu der Sonde und machen sich auf die Reise zum vierten Neutronenstern. Sie werden nicht wieder zurückkehren können. Und so wird ein Teil Toufecs auf dem Neutronenstern zurückbleiben. Shandas Geist verbindet sich über tt-Progenitoren mit NATHAN, der die Impulse und Eindrücke, die Shanda bei einem möglichen Kontakt mit den Gravo-Architekten empfängt, interpretiert und in verständliche Bilder umsetzt.

Als die Sonde den Neutronenstern tatsächlich erreicht und ihre Wahrnehmungsorgane ausgeformt hat, schwebt sie über Formationen aus Eisenatomen hinweg den Steuerimpulsen nach, die man geortet hatte. Sie findet Säulen, die bis zu einem Millimeter in die Höhe reichen und im Vergleich zu ihr gigantische Ausmaße haben. Es sind Schächte, die in die Tiefe führen. Die Sonde folgt ihnen und stößt auf würfelförmige Strukturen, die sich ständig umeinander drehen und von wurmartigen Kreaturen bewohnt sind.

Shanda will zu ihnen gelangen. Doch je schneller sie auf sie zusteuert, desto rascher entfernt sie sich von ihnen. Erst als sie stoppt, nähert sich eines der Wesen, durchstößt mühelos die Mentalstruktur der Sonde und bricht wie eine Naturgewalt über Shandas Denken herein. Shanda überwindet ihre anfängliche Panik und versucht, das Wesen anzusprechen. Erst dann merkt sie, daß das, was sich wie ein Angriff angefühlt hat, ebenfalls eine Kontaktaufnahme ist. Sie wird telepathisch abgetastet und begreift, daß sie es mit einer Art Wächter zu tun hat. Von dem Wesen namens Kustos, das sich als Sachverwalter seiner Gebieter versteht, erfährt sie, daß man sich in der Southside der Milchstraße, in den alten Sternenlanden, befindet. Alles außerhalb sei das Imperium der Empörer, aus dem Luna seiner Ansicht nach komme, was man als Angriff betrachte. Kustos verlangt, daß der Mond sofort wieder verschwindet.

Daß der Mond bald zerstört sein wird, ist dem Wesen egal, das von sich selbst behauptet, nicht zu leben, und das alles Lebende für ein irrwitziges Konzept hält, das logisches Agieren unmöglich macht. Daß Milliarden Lebewesen auf dem Mond der Tod droht, ist für ihn irrelevant, weswegen es jegliche Hilfe verweigert.

*

Einige Mitglieder des lunaren Widerstands halten nichts von einer Zusammenarbeit mit den onryonischen Besatzern. Raphal Shilo, dessen Mutter im Mondgefängnis an einer eigentlich behandelbaren Krebserkrankung starb, ohne noch einmal die Gelegenheit bekommen zu haben, mit ihrer Schwester auf Terra zu sprechen, wofür die Onryonen eine Strukturlücke in den Repulsorwall hätten schalten müssen, schmiedet seine eigenen Pläne und sucht den allgemein für verrückt gehaltenen, von ihm aber als Genie angesehenen Mathieu Cort auf, einen Koko-Interpreter der seinen Kontracomputer die aktuelle Situation durchrechnen läßt. Ein Kontracomputer ist in der Lage, quer zu denken und Hypothesen zu erwägen, die einem Menschen möglicherweise gar nicht einfallen würden. Er geht dabei stets von gegenteiligen Annahmen herkömmlicher Rechner und von unwahrscheinlichen Ereignissen aus und kommt dabei oft auf erstaunliche Ergebnisse, die besonders in unübersichtlichen und kritischen Situationen eine hohe Trefferquote haben.

Raphal Shilo und sein Freund glauben einer von dem Kontracomputer errechneten Variante, daß die Onryonen den Mond entweder absichtlich in das Neutronenstern-Geviert gesteuert haben und ihn eigentlich auch ganz leicht wieder daraus entfernen können oder daß die ganze Umgebung sowieso nur simuliert ist. Jedenfalls sind sie davon überzeugt, daß die Onryonen es nur auf Toufecs Pazuzu abgesehen haben, um ihn in ihre Technik zu integrieren, was nun durch die angebliche Katastrophe unabwendbar zu sein scheint. Shilo will das verhindern und bringt Pri Sipiera dazu, zum Schutz von Toufec und Pazuzu einen Käfigtransmitter am Abstrahlungsort des Miniraumschiffs zu installieren, womit die beiden schnell in Sicherheit gebracht werden können, wenn etwas schief geht. Was Shilo ihr nicht erzählt, ist, daß er gar nicht abwarten will, bis die Onryonen sich Pazuzus bemächtigen. Er will Toufec und den Nanogentenschwarm, wenn keiner damit rechnet, entführen.

Während auf dem Mond alle gebannt den Aufzeichnungen der Sonde folgen, leitet Raphal Shilo die Entführung Toufecs ein. Er aktiviert den Käfigtransmitter, den er zuvor heimlich manipuliert hat, und erfaßt Toufec mit einem Traktorstrahl, der ihn in den Transmitter ziehen soll. Doch der Onryone Khelay, dem Shilo schon zuvor verdächtig vorgekommen war, hat Gegenmaßnamen ergriffen und ebenfalls einen Transmitter installiert, in dem er nun Shanda Sarmotte, Fionn Kemeny, Pri Sipiera und Toufec mit seinem Traktorstrahl erfaßt. Chaos bricht aus und als Shilo und Khelay auf den jeweils anderen Transmitter schießen, kommt es zu einer Explosion, bei der ein Metallsplitter sich in Shandas Brust bohrt und ihr Herz verletzt. Sofort kümmern sich Mediker um sie, doch der Kontakt zur der Sonde im Neutronenstern ist zunächst abgebrochen.

Zwei Stunden nach der Operation will Shanda erneut versuchen, Kontakt zu Kustos aufzunehmen, denn der Mond hat sich weiter auf den Neutronenstern zubewegt und wird immer schneller. Als ihre Gedanken erneut in die Sonde vordringen, kommt ihr das fremde Wesen behutsamer entgegen. Es war zusammen mit ihren Gedanken auch zum Mond zurückgekehrt und hat die ganze Zeit an ihrem Entsetzen, ihrer Wut und ihrem Schmerz teilgenommen. Es hat ihre Todesangst miterlitten und plötzlich Interesse am Lebendigen entwickelt. Auch hat es in der Zwischenzeit Shandas gesamtes Wissen ausgewertet und erfahren, daß das Imperium der Empörer nicht mehr existiert und Shanda deshalb nicht zu ihm gehören kann. Es ist bereit, ihrer Bitte nachzukommen und Luna mit einer befristeten Gravomodifikation zu helfen, das Neutronenstern-Geviert zu verlassen.

Shilos Entführungsversuch hat somit letztlich Lunas Rettung bewirkt. Luna wird aus dem Desasterfeld hinausgeschoben. Man weiß allerdings nicht, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist. Die Schätzungen reichen von wenigen Wochen bis zu zehn Jahren.

Nach der Rettung Lunas bekommen die Widerständler freies Geleit. Die Zusammenarbeit mit den Onryonen ist beendet. Jeder geht wieder seiner Wege.

Als Pri Sipiera später NATHANs positronische Tochter YLA zur Rede stellt, warum NATHAN nicht verhindert hat, daß tödliche Waffen in einen höchst sensiblen Bereich eingeschmuggelt werden konnten, erwidert die nur, daß Raphal Shilo und sein Freund Mathieu Cort gar nicht so Unrecht mit ihrer Vermutung hatten, daß der Mond mit Absicht zwischen die Neutronensterne manövriert worden ist. Nur waren es nicht die Onryonen, die dahinter steckten, sondern eine Drittmacht, über deren Identität sich YLA ausschweigt. Auf jeden Fall wurde ein Weg gefunden, den Repulsorwall zu beschädigen. Tatsächlich hat der Repulsorwall durch die massiven gravitativen Einwirkungen seine Eigenschaften geändert. Er ist jetzt von beiden Seiten aus undurchdringlich, was zumindest vorerst so schnell nicht wieder repariert werden kann. Und so ist der Mond auch für die Onryonen zum Gefängnis geworden. Weder Raumschiffe noch Funksprüche können ihn mehr verlassen. Die Lunarer haben dadurch Zeit gewonnen, die genutzt werden muß.

Auch Pazuzu hat sich durch diese ganze Aktion verändert. Gedankenfunken, die ihn schon seit geraumer Zeit beschäftigten, haben sich zu einem Bewußtseinskeim verdichtet. Pazuzu denkt und fühlt. Er hat zu leben begonnen.

3. Dezember 2013