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BERICHT/077: Jugendherbergen international - Gemeinschaft ohne Grenzen (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 2, März/April 2009

Jugendherbergen international

Gemeinschaft ohne Grenzen


Von Altena aus in die Welt: Die Idee der Jugendherbergen ist "made in Germany" und hat ihren Siegeszug rund um den Globus angetreten. 4.000 Häuser in 65 Ländern bilden heute ein weltumspannendes Netz an Begegnungsstätten. Das Reisen in Jugendherbergen verbindet dabei in besonderer Weise - die offene und freundliche Atmosphäre macht es einfach, Gleichgesinnte zu treffen und mit ihnen gemeinsam das Gastland zu entdecken.


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Reisen in Jugendherbergen ausländischer Partnerverbände ergänzten schon Mitte der sechziger Jahre die Freizeitangebote des Deutschen Jugendherbergswerkes. Heute präsentiert der DJH Reiseservice den Mitgliedern ein breit gefächertes internationales Reisespektrum quer über alle Kontinente. Viele dieser Auslandsreisen führen in Jugendherbergen, denn das authentische Erleben von Land und Kultur steht bei den DJH-Gästen ganz oben auf der Wunschliste. Stets zieht sich die Gemeinschaftsidee wie ein roter Faden durch die Angebote. In dieser Jubiläumsausgabe stellt extratour einige ausgewählte Reisen in Jugendherbergen vor.


Mit der Familie ins Salzburger Land

Entspannte Ferien vom Alltag inmitten eindrucksvoller Alpenlandschaft - das ist das Erfolgsrezept der österreichischen Jugendherbergen. So zog es Maike Koßmann mit Sohn Guido, Schwiegertochter Christiane sowie den Enkelkindern Till (1), Julius (3) und Emma (9) im Sommer 2008 ins Salzburger Land zu einer Familienfreizeit im Jugendgästehaus Mondsee. "Mit seinen Bergen und Seen ist das Salzkammergut eine sehr liebliche Urlaubsregion und ideal für einen abwechslungsreichen Familienurlaub", findet Maike Koßmann. "Mein Sohn lebt mit seiner Frau und den Kindern in Bonn, ich dagegen in Saarbrücken. In Mondsee konnten wir alle unter einem Dach zusammenkommen, hatten ausreichend Platz und konnten die Gastfreundschaft des Hauses genießen."

Mit ihrer gemütlichen und ungezwungenen Atmosphäre machte es die sympathische Jugendherberge den Gästen aus Deutschland leicht, sich wohl zu fühlen. Vor Ort erwarteten die Familie fertig bezogene Betten, ein Speisesaal, der auch als Aufenthaltsraum dient, leckere Mahlzeiten und weitere nette Gäste. Während die anderen ein Familienzimmer bezogen, ging es für Maike Koßmann und ihre Enkelin in ein Zweibettzimmer. "Mir war es wichtig, dass Emma sich auch mal zurückziehen kann, da ihre beiden Brüder noch recht klein sind", erklärt Maike Koßmann. Tagsüber aber kamen alle zusammen. "Wir haben im Rahmen der Freizeit mit den anderen Teilnehmern eine Erlebniswanderung unternommen und gemeinsam gebastelt. Außerdem blieb genügend Zeit für eigene Aktivitäten. Wir waren auf der Sommerrodelbahn, haben Schiffsfahrten unternommen und das nahe gelegene Freibad besucht. Das war herrlich, zumal wir sehr schönes Wetter hatten", erinnert sich die engagierte Großmutter. "Besonders gut hat mir das Zusammensein mit den anderen Familien gefallen. Wir haben uns über die Kinder und Ausflugsziele ausgetauscht, und ich habe mich als Oma dabei stets wohl gefühlt." Eine Woche verbrachte die Familie im Jugendgästehaus Mondsee und fuhr im Anschluss direkt noch eine Woche in die Jugendherberge St. Gilgen, um sich mit weiteren Familienmitgliedern zu treffen - der perfekte Abschluss für ein intensives Miteinander dreier Generationen.


Mit dem Bus durch Frankreich

Gleich eine ganze Reihe interessanter Orte lernen junge Leute bei Bustouren durch Frankreich kennen. Mit einem komfortablen Minibus geht es in kleinen Gruppen dabei auf ausgewählten Strecken quer durch Frankreich - Übernachtung in Jugendherbergen inklusive. Unterwegs machen die Teilnehmer an verschiedenen Punkten Station und lernen Land und Leute kennen. "Ich kannte diese Art des Reisens schon aus Australien und habe gemerkt, dass sie genau das Richtige für mich ist", erzählt Kathrin Lange. "Dank einer netten Reiseleiterin und des engen Miteinanders in der Gruppe hatte dieser Frankreichurlaub eine sehr persönliche Note." Die Berlinerin nahm im Mai 2008 an einer zweiwöchigen "Wine & Surf Tour" teil, die zu ausgewählten Orten an der südfranzösischen Atlantikküste führte. "Nach eigener Anreise ging es mit der Leiterin sowie zwei Französinnen und zwei Australiern von La Rochelle nach Biarritz, ins spanische San Sebastian, nach Bordeaux, Saint-Émilion und wieder zurück nach La Rochelle", so Kathrin Lange. "Dabei haben wir immer wieder besondere Ziele angesteuert. Zum Beispiel standen wir auf Pyla, der höchsten Sanddüne Europas mit weitem Blick auf den Wald und das Meer. Und in Saint-Émilion gab es eine Weinprobe am Kamin - das war einfach klasse." Die Gruppe unterhielt sich auf Englisch und Französisch miteinander und hatte auch abends noch Spaß, wenn sie in der Jugendherberge zusammen saßen oder in den Ort gingen.

"In den Jugendherbergen herrschte eine internationale Atmosphäre, weil dort viele junge Leute von überall her zusammenkamen", erinnert sich die 24-Jährige. Die Übernachtung in Jugendherbergen sprach auch Michael Kindl an, der im Juli/August 2008 an einer Bustour teilnahm. "Die Häuser waren gut ausgestattet und das Frühstück lecker. Mir hat es gefallen, flexibel unterwegs zu sein und dennoch feste Übernachtungspunkte zu haben", sagt der 35-Jährige. Er entschied sich gemeinsam mit einem Freund für die Route von Paris über Cherbourg, Quiberon, La Rochelle und Biarritz wieder zurück nach Paris. "Ich bin Französischlehrer und wollte mich gerne mal wieder mit Muttersprachlern unterhalten", so Michael Kindl. "Ähnliche Touren habe ich zuvor schon in Südafrika, Neuseeland und Schottland unternommen. Diese Art des Reisens hat einfach einen individuellen Charakter und Charme. Und man kommt bequem zu interessanten Punkten, die ohne Fahrzeug teils nur schwer zu erreichen wären." Dabei werden nach Möglichkeit auch die Wünsche der Mitfahrer berücksichtigt. So ging es für Michael Kindls Gruppe nicht nur zu klassischen Zielen wie dem Mont Saint Michel mit dem berühmten Benediktinerkloster, sondern zwischendurch auch mal an den Strand oder zum Einkaufen in einen typisch französischen Supermarkt. "Für junge Leute oder Junggebliebene wie mich sind diese Bustouren eine klasse Alternative zu jeglichem Pauschalurlaub", so Michael Kindls Fazit.


Von den Rockies zum Pazifik

Ähnlich wie in Frankreich haben DJH-Mitglieder auch in Kanada die Möglichkeit, das Land mit dem Kleinbus kennenzulernen. Der DJH-Partner Mosquito Reisen bietet eine dreiwöchige Reise an, die von den Rocky Mountains bis zum Pazifik führt. Unterwegs offenbart das zweitgrößte Land der Erde seinen ganzen Reiz. Und der nimmt auch Peter Steiger, Geschäftsführer von Mosquito Reisen, immer wieder aufs Neue gefangen: "Die ungeheure Weite Kanadas und seine Natur sind beeindruckend. Berge, Seen und Bäche prägen das Bild. Und trifft man auch auf wenige Menschen, so doch auf eine umso reichere Tiervielfalt."

Um die Schönheiten des Landes ausgiebig zu erkunden, stehen ausgiebige Wanderungen durch die Nationalparks im Mittelpunkt der Reise. Die Teilnehmer sind in der zerklüfteten Landschaft des Jasper Nationalparks unterwegs oder unternehmen eine Regenwald-Wanderung im Pacific Rinm Nationalpark - und beobachten bei ihren Touren mit etwas Glück Bären, Seeadler, Wale und Elche. Übernachtet wird unterwegs zumeist in Jugendherbergen. "Besonders schön ist es, abends gemeinsam zu kochen - am besten frisch gefangenen Lachs", berichtet Peter Steiger. "Die Jugendherberge in Vancouver, in der wir übernachten, verfügt über eine große Küche, in der wir uns unser Abendessen zubereiten. Auf diese Weise erleben die Teilnehmer auch bei dieser Reise Gemeinschaft ohne Grenzen - eben typisch Urlaub mit dem DJH.


Wasserspaß in Friesland

Aktiver Urlaubsspaß steht auch bei "Segeln - Surfen - Kanu - Rafting" im niederländischen Friesland auf dem Programm. Das einwöchige Angebot richtet sich speziell an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 20 Jahren, die ohne die Eltern in den Urlaub fahren möchten. Sie finden rund um das Stayokay Hostel "Oer't Hout" in Grou gute Bedingungen für Wassersport vor, denn direkt nebenan beginnt mit dem Pikmeer eines der schönsten Segelreviere in Friesland. "Erfahrung müssen die Teilnehmer nicht mitbringen", verrät Herbergsleiter Klaas Leystra. "Sie werden die ganze Woche über von professionellen Segellehrern begleitet und behutsam an die einzelnen Sportarten herangeführt." Ein dreitägiges Schnupper-Segeln zeigt den Nachwuchs-Skippern, was bei Manövern auf dem Wasser zu beachten ist. Zusätzlich stehen ein Tag Windsurfen, eine Kajaktour und eine Tagestour mit Raftingbooten auf dem Programm.

"Die jungen Leute erleben eine abwechslungsreiche Woche miteinander - auf dem Wasser, aber auch an Land", so Klaas Leystra. Untergebracht sind die rund 20 Teilnehmer in Vier- und Sechsbettzimmern mit Dusche und WC. Sie haben während des Aufenthalts viel Gelegenheit, sich näher kennenzulernen, zum Beispiel beim gemeinsamen Sonnenbad oder dem Entspannen auf der direkt am Wasser gelegenen Terrasse des Hauses. "In der hauseigenen Disco und bei Aktivitäten wie Tischtennis, Billard und Dart knüpfen sie rasch Kontakte zu anderen Jugendlichen, die bei uns zu Gast sind", weiß Klaas Leystra. In direkter Nähe zum Stayokay Hostel liegen die Geschäfte des Ortes. Auch die Disco wird an einem Abend besucht. "Hier gilt die Devise, dass alle gemeinsam hingehen und auch wieder zurückkommen", so Klaas Leystra. "Eltern können ihre Kinder also ganz unbesorgt fahren lassen."


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Quelle:
extratour Nr. 2, März/April 2009, S. 44-47
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2009