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TOURTIP/830: Die Märchenstaße (Extratour/DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - Extratour Nr. 6, November/Dezember 2006

Die Märchenstaße
Wo Frau Holle ihre Kissen schüttelt

Von Claudia Heinrich


In welchem Schloss schlummerte einst Domröschen? Wo traf Rotkäppchen den bösen Wolf, wo schüttelt Frau Holle ihre Betten auf? Entlang der Deutschen Märchenstraße, die sich von Hanau aus nordwärts über Berg und Tal, durch wilde Wälder, verwunschene Burgen und hessisches Fachwerkidyll windet, wandelt man auf den Spuren von Grimms Märchenwelt.


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Es war einmal ... ein Brüderpaar aus dem Hessenland mit einem Faible für die alten Geschichten, die Großmütter ihren Enkeln an kalten Winterabenden vorm Kamin erzählten: Jakob und Wilhelm Grimm brachten zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehr als 200 bislang nur mündlich überlieferte Märchen zu Papier und als Sammlung "Kinder- und Hausmärchen" zu Weltruhm. Ihre Geburtsstadt Hanau ist Ausgangspunkt für eine der beliebtesten Ferienrouten Deutschlands: Die Märchenstraße schlängelt sich 600 Kilometer weit von Hanau über Kassel bis nach Bremen. Mehr als 60 Städte und Landkreise präsentieren die Welt von Rapunzel & Co. Eine gute Einstimmung bietet das Brüder-Grimm-Haus in Steinau an der Straße, wo die beiden ab 1791 ihre Jugend verbrachten.


Zu Besuch in Rotkäppchens Heimat

Im Kurhessischen Bergland ist man mitten im Märchenland, speziell wenn Frau Holles Schneezauber sagenhafte Schlittenfahrten durch den Winterwald ermöglicht. Während im Sommer ein Besuch der Märchenparks in der Region lohnt, laden zur Winterzeit romantische Weihnachtsmärkte zu einem Bummel ein. Der Märchenweihnachtsmarkt in Kassel etwa hat schon Tradition. In Holzhausen bei Homberg/Efze stellen rund 30 Puppenbühnen Märchenszenen nach. Und der Markt in Schwalmstadt präsentiert regionales Brauchtum und Spezialitäten. Hier ging einst Rotkäppchen auf Pilzsuche - die roten Kappen gehören noch heute zur Schwälmer Mädchentracht.


Vom Jurastudium zum Märchensammeln

Die idyllischen Ortschaften nördlich von Hanau mit ihren Fachwerkhäusern, den mittelalterlichen Kirchen, Burgen, Hexentürmen und Stadtmauern haben viel vom Flair vergangener Zeiten bewahrt. So auch die Uni-Stadt Marburg mit ihrem imposanten Landgrafenschloss. Als Jurastudenten kamen die Grimm- Brüder hierher, als Germanisten und Märchensammler verließen sie die Stadt. Der Marburger Märchenillustrator Otto Ubbelohde machte seine Heimat übrigens zum "Tatort": Er fand den Rapunzelturm in Amönau, ließ Hänsel und Gretel in seinen Zeichnungen über den Christenberg irren und Frau Holle in Mellnau die Kissen ausschütteln. So wirklich nachweisbar ist heute aber nicht mehr, welche Orte wirklich als Vorlage für die grimmschen Märchen dienten: Der "Frau-Holle-Teich" zumindest, ein beliebtes Wanderziel auf dem Hohen Meißner bei Hessisch Lichtenau, trug seinen Namen schon lange vor Grimms Zeiten. Die romantische Trendelburg im Nordzipfel Hessens verfügt ebenfalls über einen Rapunzelturm, und wo könnten sich Hänsel und Grete wohl gründlicher verirrt haben als im wilden Reinhardswald mit seinem teils über 800 Jahre alten Baumbestand? Mitten in diesem ungezähmten Urwald, hoch oben auf einem Hügel, thront Dornröschens Schloss: die Sababurg. Im Torbau der Trutzburg aus dem 14. Jahrhundert verfassten die Grimms die Dornröschen-Mär. Der Burg zu Füßen grasen seit 1571 Wildpferde, Auerochsen und Wisente im ältesten Tierpark Europas. In Kassel, wo die Brüder als Bibliothekare arbeiteten, erinnert das Grimm-Museum im Palais Bellevue an ihr Lebenswerk. Stadtführungen stellen nicht nur die Grimms in den Mittelpunkt, sondern auch die Märchenfrau, die sie am meisten inspirierte: In der "Knallhütte", einer historischen Brauerei in Baunatal, wurde 1755 Dorothea Viehmann geboren, die den Grimms mehr als 40 heimische Sagen erzählte. Es war einmal ... und ist immer noch: Auf der Deutschen Märchenstraße werden Märchen wahr.

Übrigens: Kinder, die von Märchen nicht genug bekommen können, kommen in der Jugendherberge Eschwege auf ihre Kosten. Die Jugendherberge nimmt Kinder im Rahmen eines Programms mit auf eine Entdeckungsreise "Im Märchenland der Brüder Grimm". Schüler können in der Jugendherberge eine Klassenfahrt ins Reich der Frau Holle antreten.

www.deutsche-maerchenstrasse.com

JH Bad Karlshafen, Tel. 05672 338
JH Kassel, Tel. 0561 776455
JH Eschwege, Tel. 05651 60099
JH Lauterbach, Tel. 06641 2181
JH Göttingen, Tel. 0551 57622
JH Linsengericht, Tel. 06051 72029
JH Hann. Münden, Tel. 05541 8853
JH Marburg, Tel. 06421 23461
JH Helmarshausen, Tel. 05672 1027


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Quelle:
Extratour Nr. 6, November/Dezember 2006, S. 24 + 25
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.

veröffentlicht im Schattenblick am 1. Dezember 2006