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TOURTIP/832: Reiterfreizeiten in Schöningen (Extratour/DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - Extratour Nr. 6, November/Dezember 2006

Reiterfreizeiten in Schöningen
Urlaubsspaß hoch zu Ross

Von Maike Kaijo


Reiten ist super. Darin sind sich die Teilnehmer der Familienreiterfreizeit in der Jugendherberge Schöningen einig. Viele von ihnen schnuppern das erste Mal Stallluft und lernen dabei nicht nur Techniken wie Schritt, Trab und Galopp, sondern auch den richtigen Umgang mit den Vierbeinern.


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"Ich will später Profireiterin werden, so viel steht fest!", strahlt Elisa Breuer. Die Siebenjährige absolviert soeben ihre erste Reitstunde auf dem Pony Blümchen - und ist begeistert. Zwar purzelt sie zu Beginn von Blümchens Rücken in den weichen Sand der Reithalle - Schrecksekunde für Mama Martina Breuer inklusive - aber das passiert schließlich den meisten Anfängern einmal. Elisa klettert unverdrossen zum zweiten Mal in den Sattel und trabt weiter durch die Halle. "Ssssscchhhritttt!", tönt da das Kommando von Reitlehrer Bernd Supinski, und alle Pferde und Ponys verlangsamen ihr Tempo: Die erste Unterrichtsstunde ist beendet. Die Schulpferde Blümchen, Sunny, Daisy, Teddy, Ariel, Leo, Momo und Moppel bekommen von ihren Reitern ein dickes Lob und werden in der Box geputzt. "Das Putzen des Pferdes gehört zum Reiten unbedingt dazu und ist ein wichtiger Teil unserer Ausbildung", erzählt Bernd Supinski. "Die Reitanfänger müssen die Hufe auskratzen sowie den Schweif und die Mähne des Tieres gründlich bürsten - das ist nichts für Faulpelze." Kein Problem für Elisa und ihre "Kollegen": Der sieben Jahre alte Eike und die gleichaltrige Louisa, die elfjährige Nicola sowie Martina Breuer und Louisas Mutter Silke Kramer striegeln mit Feuereifer. Schon nach kurzer Zeit glänzen die Felle der Tiere um die Wette.


Wie die Mutter, so die Tochter

"Ich habe im letzten Herbst mit dem Reiten angefangen und möchte meine Kenntnisse hier vertiefen", erzählt die 44-jährige Silke Kramer. "Außerdem genieße ich es, dass Louisa und ich ein gemeinsames Hobby haben. Das ist doch viel schöner, als sie immer nur zu den Sportstunden hin- und herzufahren." Auch Tochter Louisa ist keine Anfängerin mehr, im letzten Familienurlaub auf Föhr hat sie schon ein paar Reitstunden genommen. "Allerdings kamen dadurch gemeinsame Unternehmungen etwas zu kurz", lacht ihre Mutter. "Da ist es besser, wenn wir beiden alleine uns hier eine Woche nur aufs Reiten konzentrieren. In den nächsten Ferien haben wir dann wieder mehr Zeit für Ehemann und Bruder!" Nach dem Putzen ist es Zeit, die liebevoll gepackten Lunchpakete von Herbergsvater Torsten Manthe zu inspizieren. Die angehenden Reiter verbringen den ganzen Tag in der rund zehn Autominuten von der Jugendherberge entfernt liegenden Reitschule Schloss Schliestedt. "Wenn wir keinen Unterricht haben oder die Pferde pflegen, gucken wir den anderen Reitern zu", berichtet der siebenjährige Eike. "Ich finde es toll, zu sehen, was die alles können."

Die Kunst des Reitens in Theorie und Praxis

Denn Könner, die gibt es hier zuhauf, die Reitschüler von Schloss Schliestedt nehmen regelmäßig an wichtigen Turnieren teil. Inhaber und Reitlehrer Bernd Supinski ist selbst ein erfahrener Dressurreiter. Zusammen mit seiner Frau Susanne betreibt er die Reitschule, in der die Schüler alle wichtigen Reitabzeichen (siehe unten) erwerben können. Neben dem praktischen Unterricht spielt dabei die Theorie eine wichtige Rolle. Der richtige Umgang mit dem Pferd, das korrekte Verhalten auf der Reitbahn und während eines Ausritts oder die pflegliche Behandlung von Sattel und Zaumzeug sind wichtige Inhalte der theoretischen Schulung. "Uns ist es wichtig, zu zeigen, dass Reiten nicht nur Spaß macht, sondern auch ein großes Verantwortungsgefühl erfordert", sagt Reitlehrer Bernd Supinski. "Pferde sind keine Sportgeräte, sondern äußerst sensible Wesen, die mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl behandelt werden wollen." Das Unterrichtskonzept überzeugt auch Eikes Mutter Antje Schneider. Zwar nimmt die 45-Jährige nicht selbst am Reitunterricht teil - "bei diesen großen Tieren ist mir doch ein wenig mulmig" -, aber sie genießt die familiäre Atmosphäre der Freizeit und den intensiven Kontakt mit Sohn Eike. "Das ist eine wirklich nette Gemeinschaft hier", findet sie, "wenn wir gegen fünf in die Jugendherberge zurückkehren, sitzen wir noch gemütlich zusammen und lassen die Tagesereignisse Revue passieren." Dort treffen sie dann auch Monika und Klaus Krippl, die Eltern der 11-jährigen Nicola. Die beiden lassen ihre "Große", die schon seit mehr als zwei Jahren reitet, beruhigt mit den übrigen Teilnehmern zur Reitschule fahren. "So ist Nicola glücklich und wir beiden haben Zeit, mal wieder zu zweit etwas zu unternehmen", erzählt Monika Krippl. "Wir machen Ausflüge in die Umgebung, besichtigen die Sehenswürdigkeiten und abends freuen wir uns über die begeisterten Schilderungen von Nicola." "Das ist ja gerade das Schöne an den Familienreiterfreizeiten", bestätigt Torsten Manthe, Jugendherbergsleiter in Schöningen. "Alle Familienmitglieder kommen auf ihre Kosten - die Pferdenarren fahren zum Reiten, und die anderen genießen die schöne Umgebung des Harzes. Das Konzept ist übrigens auch für Alleinerziehende ideal, die etwas mit ihrem Kind gemeinsam unternehmen, gleichzeitig aber auch ein bisschen Zeit für sich selbst haben möchten."


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Das DJH hat neben diesem Programm noch andere Reisen für Pferdefans im Angebot, zum Beispiel ein Reitwochenende nur für Männer in der Jugendherberge Bispingen und Reiterferien für Familien und Alleinerziehende in der Jugendherberge Frauenstein oder für Kinder und Jugendliche in der Jugendherberge Platzhof Kandern. Die Jugendherberge Barth verfügt sogar über einen eigenen Reiterhof.

Infos zu Angeboten gibt es im aktuellen DJH-Reisekatalog Winter, unter www.djh-reisen.de oder bei der DJH-Reisehotline unter 05231 7401-10. Viele weitere Reiterfreizeiten, wie z. B. in den Jugendherbergen Bad Urach, Erpfingen und Kandern werden ab Ende Dezember im Sommerkatalog 2007 veröffentlicht.


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Die wichtigsten Reitabzeichen für Anfänger

Im Pferdesport gibt es mehr als 50 verschiedene Abzeichen, die von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. verliehen werden. Folgende Abzeichen sind für Anfänger interessant:

Basispass Pferdekunde

Im theoretischen Teil der Prüfung geht es um das Pferdeverhalten, den artgemäßen Umgang mit dem Pferd und um die Pferdegesundheit. Inhalte des praktischen Teils sind etwa das Annähern an ein Pferd, die Pferdepflege oder das Führen und Anbinden eines Pferdes.

Kleines Hufeisen Reiten

Der theoretische Prüfungsteil behandelt unter anderem folgende Punkte: Pferde müssen richtig versorgt werden, Pferde und Menschen müssen miteinander lernen und sich gegenseitig respektieren, Leistungen dürfen nicht erzwungen werden. Im praktischen Teil müssen die Reiter ihr Pferd putzen und striegeln, zeigen, dass sie richtig aufsatteln, auf- und absitzen können, sowie um Tonnen, Kegel oder Ständer herumreiten.

Großes Hufeisen Reiten

Die Theorie entspricht der beim "Kleinen Hufeisen". Im praktischen Teil müssen die Prüflinge kleine Dressuren zeigen und leichte Hindernisse überspringen.


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Quelle:
Extratour Nr. 6, November/Dezember 2006, S. 4 - 6
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.

veröffentlicht im Schattenblick am 5. Dezember 2006