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TOURTIP/912: Tradition und Moderne im Land der aufgehenden Sonne (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 6, November/Dezember 2008

Japan entdecken
Tradition und Moderne im Land der aufgehenden Sonne

Von Silja Mannitz


Reich verzierte Tempel stehen neben futuristischen Hochhausfassaden. Dynamische Metropolen wechseln sich ab mit landschaftlicher Stille. Tief verwurzelte Traditionen treffen auf technikbegeisterte Menschen. "Diese Gegensätze sind einfach faszinierend; der Inbegriff des traditionellen Japans", schildert Christof Schnelle seine Erinnerung an Japan. Der 31-Jährige besuchte im Frühjahr 2007 gemeinsam mit einem Studienfreund den asiatischen Staat. Auf der Reise lernte er ein spannendes Land kennen, in dem Geschichte und Gegenwart zu einer unverwechselbar exotisch-dynamischen Einheit verschmolzen sind.


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Elf Tage in Japan - und jeder Tag erzählt seine eigene Geschichte: Zunächst war die Reise der beiden Bochumer ein Gang durch die Historie, denn unter der Oberfläche modernen Lebensstils lebt das reiche kulturelle Erbe fort. Tempel, Schreine und Pagoden machen das alte Japan auf Schritt und Tritt lebendig. "Die kunstvollen Bauten haben mich sehr beeindruckt", erinnert sich Christof Schnelle. Einer seiner Favoriten war der Meiji-Schrein in Tokyo: "Die Grabstätte des Kaisers Meiji und seiner Gemahlin liegt in einem wunderschönen Garten mit alten Bäumen. Japaner nutzen die Anlage sehr gerne für Hochzeiten. Wir hatten Glück und konnten einen Blick auf ein Paar erhaschen, das gerade von einem Shinto-Priester getraut worden war." Komplett in die Welt des alten Japans tauchten die Studenten in Kyoto ein. "Die Hafenstadt ist der Inbegriff des traditionellen Japans", erzählt Christof Schnelle. "Es gibt am Stadtrand eine Art Tempelring, an dem die heiligen Stätten wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind." In Japan gleicht kein Tempel dem anderen, alle haben ihren eigenen Charakter und sind von individuell gestalteten Parks umgeben - Kleinode, die von der Liebe der Japaner zum Detail erzählen -, so wird man immer wieder Neues entdecken. Auf dem Besichtigungsplan der Studenten standen unter anderem der Ryoanji-Tempel, dessen legendärer Steingarten als Inbegriff des Zen-Buddhismus gilt, und der Kiyomizu-Tempel. "Er hat sogar seinen eigenen kleinen Wasserfall", berichtet Christof Schnelle, "wer vom Wasser trinkt, soll mit Gesundheit, einem langen Leben und Erfolg gesegnet werden. Wir kosteten natürlich davon."


Zurück in die Zukunft

Dem Sightseeing am Tag folgte am Abend die Erkundung des Nachtlebens - und die Entdeckung eines ganz anderen Japans. "Wir waren im Tokyoter Stadtteil Shibuya unterwegs, einem quirligen Viertel mit Cafés, Bars und Clubs", erinnert sich Schnelle. "Dort kann man allerlei Kuriositäten entdecken, etwa die Patschinkos - riesige Spielhallen, die sehr laut, grell und überfüllt sind." Für Christof Schnelle ein bisschen viel Rummel. Er zog die Karaoke-Bars vor: "Ich singe in meiner Freizeit in einer Band und habe es mir daher nicht nehmen lassen, ein Robbie-Williams-Lied zum Besten zu geben."


Naturschönheiten in Hülle und Fülle

Einen Kontrast zum quirligen Stadtleben bildet die Natur. Ob die zarten Kirschblüten im Frühling oder die intensive Laubfärbung im Herbst - Japan begeistert zu jeder Jahreszeit. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Fuji-Hakone-Izu Nationalpark mit seiner Gebirgs- und Seenlandschaft. Auch Christof Schnelle war begeistert: "Der Blick auf den Fujisan mit seinem schneebedeckten Gipfel war einer von vielen Höhepunkten der Reise." Mit seinen 3.776 Metern ist er der höchste Berg Japans und zugleich eine Art Nationalheiligtum. Es ist der Traum eines jeden Japaners, von seinem Gipfel aus einmal im Leben den Sonnenaufgang zu erleben.

Ein Naturerlebnis ist auch der Besuch der Insel Miyajima, oft "Insel der Götter" genannt. Hier wachsen große japanische Fichten, die Kirschblüte ist besonders intensiv und es wechseln hunderte Ahornbäume im Herbst gleichzeitig die Farbe. Hauptattraktion der Insel ist der Itsukushima-Schrein. Sein zinnoberrotes Tor wurde ins Meer gebaut und scheint quasi im Wasser zu schweben - eine harmonische Kombination aus menschlicher Kunstfertigkeit und Natur.


Stille Momente in einem dynamischen Land

Zu den stillen Momenten der Reise gehörte neben den Abstechern in die Natur auch der eintägige Ausflug nach Hiroshima. Vor Ort ging es zur Atombombenkuppel, die Ruine des ehemaligen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer ist als Mahnmal im Zustand unmittelbar nach dem Atombombenabwurf konserviert worden. Ihr gegenüber liegt der Friedenspark mit dem Friedensmuseum, das Erinnerungsstücke und Erfahrungsberichte aufbewahrt. "In dieser heute so modernen Stadt auf die Spuren der einstigen Zerstörung zu stoßen, hat mich sehr bewegt", beschreibt Christof Schnelle seine Eindrücke.


Japanisch essen und leben

Ob Hiroshima, Tokyo oder Kyoto - überall nutzte Christof Schnelle die Chance, die japanische Küche in all ihren Facetten kennenzulernen. "Das Essen ist fantastisch", schwärmt Schnelle. "Die Gerichte sind frisch und lecker zubereitet." Auf seinem Speiseplan standen Sushi, aber auch kalte Nudeln mit würzigem Dip und Tonkatsu - paniertes Schweineschnitzel, das in mundgerechte Stücke geschnitten und mit Weißkohlstreifen sowie einer scharfen Senfsoße serviert wird. Am Nachhaltigsten in Erinnerung geblieben sind Christof Schnelle bei seinem Urlaub aber die Menschen mit ihrer stets freundlichen, höflichen Art. "Ich habe die Japaner als unglaublich zuvorkommend und hilfsbereit kennengelernt", so der 31-Jährige. Die Japan-Reise hat ihm fantastische Eindrücke und Erfahrungen vermittelt, getreu dem japanischen Sprichwort: Hebt man den Blick, so sieht man keine Grenzen.


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5 Gründe für einen Japanurlaub

Die Kultur - Das reiche kulturelle Erbe wird von den Japanern besonders gepflegt. Jahrhundertealte Tempel und Schreine sind überall im Land zu entdecken - und jeder ist auf seine Art einzigartig.

Die Architektur - Neben den klassischen historischen Bauten hat sich die moderne Architektur Raum geschaffen. Funktional gestaltete Gebäude stehen für die neue Architektur in Japan, die durchaus auch schrille Züge hat.

Die Menschen - Die Freundlichkeit und Höflichkeit der Menschen ist überall spürbar und der Service in allen Bereichen exzellent.

Die Küche - Die japanische Küche ist gesund und vielfältig zugleich. Eine besonders wichtige Rolle nimmt der Fisch ein. Er wird so frisch und köstlich serviert wie in kaum einem anderen Land - zubereitet nach Rezepten, die sich in jahrhundertealter Tradition herausgebildet haben.

Die Preise - Japan ist günstiger, als man denkt. Auch Reisende mit etwas schmalerem Geldbeutel können hier einen bezahlbaren und zugleich erlebnisreichen Urlaub verleben. So sind überall in den Städten günstige Cafés, Izakayas (gemütliche japanische Kneipen) und Nudelshops zu finden.

Jugendherbergen in Japan unter www.jyh.or.jp


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Quelle:
extratour Nr. 6, November/Dezember 2008, S. 18-20
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2008