Schattenblick →INFOPOOL →UNTERHALTUNG → REISEN

TOURTIP/913: Fastenwandern im Harz (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 6, November/Dezember 2008

Bewegt entschlackt
Fastenwandern im Harz

Von Claudia Heinrich


Einmal im Jahr eine Fastenkur machen - für viele ist dies ein beliebtes Ritual zum Winterausklang. Besonders gut gelingt der innere "Frühjahrsputz", wenn der Körper dabei in Bewegung bleibt. Wer es aktiv angehen will, bewegt sich zum Fastenwandern über Stock und Stein, durch die Fels- und Tallandschaften im östlichen Harz.


*


"Früher legte man sich in den ersten Fastentagen zur Ruhe", erzählt Gabi Nendel. "Das ist grundfalsch: Die Muskulatur bildet sich zurück. Wer sich zu sehr schont, kommt am Ende kaum mehr in die Gänge." Aber stundenlange Wanderungen - geht das denn? Ist man nicht völlig entkräftet mit leerem Magen? Die Kursleiterin für Fastenwanderung an der Jugendherberge Thale lacht. Diese Frage stellt ihr schließlich jeder, der das Fastenkonzept nach Christoph Michl noch nicht am eigenen Leib erfahren hat. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Hungergefühl und Schwäche verlieren sich rasch. "Das verblüfft alle immer wieder!" Die Energie, die der Körper normalerweise für die Verdauung einsetzt, kann er jetzt für Wanderungen nutzen. Und das Schwitzen beim Laufen unterstützt den Entschlackungsprozess. Außerdem befassen sich Wanderer nicht nur mit Ernährungsfragen, sondern lenken den Fokus auf die faszinierende Naturlandschaft um sie herum. Mit ihrer Gruppe wandert Gabi Nendel - je nach Teilnehmerzahl unterstützt durch ein bis zwei weitere Leiter - von der Jugendherberge Thale ausgehend durch das idyllische Bodetal und hoch hinauf in umliegende bewaldete Felsenwelt, zum Beispiel auf den Gipfel der Roßtrappe und den Hexentanzplatz, eine 451 Meter hohe Felsenklippe, die die alten Germanen einst zur Walpurgisnacht als Kultstätte nutzten. Ein verzauberter Ort, voller Märchen und Mythen, den Fastenwanderer von heute mit wachen Sinnen durchschreiten. "Der freiwillige Verzicht macht den Kopf klar", weiß Gabi Nendel aus eigener langjähriger Fastenerfahrung. Die Gruppe ist täglich von 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit unterwegs. "Dabei geht es nicht um Hochleistungssport", erzählt die Kursleiterin, "sondern um gemeinschaftliches Laufen mit Blick für die Schönheiten am Wegesrand - im Rucksack nur Getränke als Proviant." Zwei bis drei Liter Tee brauchen Fastenwanderer täglich. Und ein wenig Kondition, vor allem am Aufstieg. "Auch eine Erfahrung: Man baut von Tag zu Tag mehr Energie auf, wird immer schneller und behender. Unterwegs gibt es zur Stärkung noch frisch gepresste Säfte - und zurück in der Jugendherberge eine Gemüsebrühe. Am vorletzten Tag wird das Fasten traditionell mit einem Apfel gebrochen. Ein Genuss, auf den sich die Teilnehmer gefreut und vorbereitet haben: Geist, Seele und Körper fühlen sich rein und stark. Auf der letzten Tour suchen sie einen schönen Platz, um das Ritual gebührend zu zelebrieren. Gemeinsam hat man einen Neustart hingelegt. Jetzt kann der Frühling kommen!

JH Thale, Tel. 03947 2881


*


Quelle:
extratour Nr. 6, November/Dezember 2008, S. 9
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2008