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TOURTIP/949: Unterwegs in Taiwan (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 6, November/Dezember 2009

Unterwegs in Taiwan
Formosa - die Wundervolle

Von Silja Mannitz


Wie ein gigantischer Bambus ragt das 508 Meter hohe Bauwerk "Taipei 101" in den Himmel über der Hauptstadt Taiwans. Die frei liegende Aussichtsplattform im 91. Stock zeigt die Metropole im Miniaturformat: eine bunte Welt aus Tempeln, Märkten und Bürogebäuden. Wer diese Bilder genießt, gewinnt einen ersten Eindruck von einer faszinierenden Insel, die schon die Portugiesen einst "Formosa - die Wundervolle" nannten.


Der Wolkenkratzer ist nicht nur das zweithöchste Gebäude der Welt und das Wahrzeichen Taipei - es zeigt auch, wie eng Modernität und jahrhundertealte Traditionen in Taiwan verknüpft sind. Das Bauwerk aus Stahl und Glas ist zwar absolut zeitgemäß, erinnert in seinem Stil allerdings an die typische Architektur taiwanesischer Tempel. Es wurde nach strengen Sicherheitskriterien errichtet und verfügt über blitzschnelle Aufzüge - mit 60 Stundenkilometern geht es in die Höhe. Zugleich hat aber an seiner Konstruktion eigens ein Fengshui-Meister mitgewirkt. Schließlich soll die Lebenskraft, das Chi, ungehindert fließen. Und die Stahlträger in den unteren Etagen haben die Form eines Glück bringenden Drachenskeletts. "Der Ausblick von dem Gebäude ist einfach fantastisch und besonders schön, wenn gerade die Sonne hinter den Bergen versinkt", sagt Nicole Schulte vom DJH-Partner FOX-TOURS. "Ich empfehle Urlaubern außerdem, in der Metropole weiter auf Entdeckungstour zu gehen. Taiwan ist generell eines der sichersten asiatischen Länder, und die Menschen sind sehr hilfsbereit."


Vergangenheit trifft Gegenwart

Wo sich vor 300 Jahren Reisfelder hinzogen, reihen sich heute Bürogebäude und Warenhäuser aneinander. Zugleich ist die Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar: Die mehr als 160 Jahre alte "Villa der Lin An-Tai" ist ein Musterbeispiel traditioneller chinesischer Architektur und heute zu besichtigen. Und im Nationalen Palastmuseum sind Kunstschätze aus mehreren Jahrtausenden zu sehen. "Wunderschön sind auch das im Renaissancestil gehaltene Präsidentenpalais und die Chiang-Kai-shek-Gedächtnisstätte, deren Rumpf fast ein wenig an eine ägyptische Pyramide erinnert", erzählt Nicole Schulte. Ganz besonders deutlich spürt man den Geist früherer Zeit im Tataocheng-Viertel, einem der ältesten Stadtteile Taipeis und einst florierender Umschlagplatz für Waren aller Art: Luxuriöse Häuser in der Kueite-Straße, der "Straße der westlichen Häuser", erzählen davon, wie einst die reichen Teehändler lebten. In der Tihua-Straße ist dagegen noch heute das chinesische Gewerbe zu Hause. Hier kauft man Bambusartikel, Laternen und Weihrauchstäbchen, kostet Delikatessen und lässt sich von der Einkaufslust der Einwohner anstecken. Mitten im bunten Treiben des Tataocheng-Viertels bilden der Fachukung-Tempel und der Chen-Te-hsing-Schrein Ruhepunkte.


Natürlich Taiwan

Taipei allein bietet sicher mehr, als sich in einem einzigen Urlaub entdecken lässt. Und doch wäre jeder Taiwanaufenthalt unvollständig, ohne die Naturschönheiten zu erleben. Das subtropische Klima der westpazifischen Insel hat üppige grüne Regenwälder hervorgebracht. Das Land prägen Berge ebenso wie Küsten - steil im Osten, vulkanisch im Norden, flach im Westen und sandig im Süden. Ein beliebtes Ziel in Taiwan ist die Taroko-Schlucht. Auf einer Länge von 19 Kilometern hat sich ein Fluss durch Marmor- und Granitberge gearbeitet und die Schlucht geschaffen, die mit ihren Wasserfällen, Hängebrücken und Ausblicken ein besonderes Erlebnis ist. Verliebte Paare zieht es an den smaragdgrün schimmernden Sonne-Mond-See in der Nähe von Taipei. Das größte Binnengewässer Taiwans erhielt seinen Namen aufgrund seiner Form, die im Norden dem chinesischen Schriftzeichen für Sonne und im Süden dem Zeichen für Mond ähnelt. "In der Abenddämmerung entstehen hier geradezu mystische Nebelwelten", beschreibt Nicole Schulte die Stimmung. "Ringsherum liegen Bergwälder mit Bambushainen und Gebäuden wie dem Wen-Wu-Tempel."


Genuss in Reinkultur

Urlauber stillen in Taiwan längst nicht nur ihren Kulturhunger oder die Sehnsucht nach ursprünglichen Landschaften. Sie kommen auch in den Genuss guter Küche. Neben regionalen taiwanesischen Spezialitäten ist hier insbesondere chinesisches Essen in reichhaltiger Auswahl erhältlich. Die asiatischen Nachbarn kamen in mehreren Einwanderungswellen und über viele Jahrhunderte hinweg in großer Zahl nach Taiwan und stellen heute den größten Anteil der Bevölkerung. Sie brachten dabei ihr reiches Erbe mit, zu dem auch die Esskultur zählt. Ob pikant und scharf im Szechuan-Stil, süß à la Shanghai oder kantonesisch mit Farbigkeit und geringer Schärfe - das Essen in Taiwan ist selbst in eher einfacheren Restaurants richtig lecker. Den hohen Stellenwert guten Essens merkt man übrigens schon an der Begrüßungsweise: Dort heißt es nicht etwa "Wie geht es Ihnen?", sondern "Haben Sie schon gegessen?". So gastfreundlich begrüßt, hat man gleich noch einmal so viel Lust, Taiwan und seine Speisen zu entdecken.


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Fünf Gründe, den nächsten Urlaub in Taiwan zu verbringen

Das Kulturgut: Ein taiwanesisches Sprichwort besagt: "Alle drei Schritte kommt man an einem Schrein vorbei und alle fünf Schritte an einem Tempel." Diese sind kunstvoll verziert mit Holzschnitzereien, Bildhauerarbeiten, Tonskulpturen, Gemälden und Kalligraphie. Besonders groß ist der Reichtum an Tempelanlagen in der historischen Stadt Tainan im Süden der Insel. Nicht weit von Tainan entfernt liegt mit dem Fokuangshan-Kloster ein großes buddhistisches Zentrum.

Die Nationalparks: Viele Nationalparks gewähren Einblicke in die Flora und Fauna des Landes. Ein besonders schöner ist der Nationalpark Kenting an der Südspitze der Halbinsel Hengchun. An dem von Korallenriffen umgebenen Meeresufer herrscht tropische Atmosphäre: Palmen und weißer Strand ziehen Badegäste an. Taucher erkunden die Riffe. Abseits der Strände ermöglicht ein Labyrinth von Wegen kleine Wanderungen.

Die Einkaufsmöglichkeiten: In Taiwan kann man gut einkaufen und dabei noch echte Schnäppchen machen. In den großen Metropolen wie Taipei und der Hafenstadt Kaohsiung gibt es diverse Kaufhäuser. Günstiger ist es meist in den Boutiquen und auf den bunten Nachtmärkten. Hier sind Souvenirs und traditionelle Handwerkserzeugnisse, Porzellan und Schmuck erhältlich.

Die Bräuche: Zwar ist Taiwan kosmopolitisch geprägt, die Menschen hegen und pflegen aber ihre Bräuche. So werden bei vielen Festen Drachen- und Löwentänze gezeigt. Während der Drachentanz einst erfunden wurde, um Epidemien aufzuhalten, dient der Löwentanz der Bitte um Regen.

Das Essen: Die Gerichte sind auch in preiswerten Restaurants und Garküchen schmackhaft. Eine günstige Spezialität ist Luobatang, eine Art Rettichsuppe, zu der man Reis und Schweinefleisch isst. Ebenfalls empfehlenswert ist Bazang, in Blättern gedämpfter Klebreis, der mit Schweinefleisch und Pilzen gefüllt wird. Daneben wird eine Vielzahl regionaler Snacks angeboten - vom Fleisch-Dampfbrötchen aus Tainan bis hin zur Fischbällchensuppe aus Danshui.


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Quelle:
extratour Nr. 6, November/Dezember 2009, S. 24-26
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
DJH-Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2009