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GLOSSE/012: Putin lässt Zar Iwan den Schrecklichen posthum zum Innenminister ernennen (Werner Geismar)


Jetzt wissen die Russen, wo's lang geht

Putin lässt Zar Iwan den Schrecklichen posthum zum Innenminister ernennen

von Werner Geismar, Juli 2013



Die Verurteilung eines Toten posthum als Steuerhinterzieher war erst der Anfang. Seiner Ankündigung, die Filetstücke der russischen Geschichte für die Gegenwart zu reaktivieren, lässt der russische Staatspräsident nun weitere Taten folgen. Mit sofortiger Wirkung ließ er Zar Iwan den Schrecklichen posthum zum Innenminister ernennen. "Sein segensreiches Wirken soll Russland von nun an auf seinem Weg in die Willkür begleiten", sagte Putin anlässlich einer Feierstunde im Kreml. Altbundeskanzler Gerhard Schröder beeilte sich, Zar Iwan den Schrecklichen einen lupenreinen Demokraten zu nennen. Aus gewöhnlich gut instruierten Kreisen, die vom Kreml bezahlt werden, heißt es, dass Putin demnächst vorschlagen wird, den verstorbenen Generalsekretär Stalin posthum als Justizminister ins Kabinett zu berufen. In einer ersten Stellungnahme ließ Ministerpräsident Medejew verlauten: "Es ist an der Zeit, dass wieder die hervorragendsten Vertreter des Verfolgungswahns Arbeitslager und Todeszellen vor dem Leerstand bewahren!"


Die Meinungsfreiheit schließt das unbequeme Recht auf Kritik, Witz, Satire, das Spiel mit Symbolen und Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ein.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2013