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SCHLUCKAUF/0038: Dope-Jobbing bald Standard - Nachtisch & Satire (SB)


Dope-Jobbing bald Standard


Ob in der Werbung, im Management, im Mediengeschäft oder in vielen anderen Branchen, die schnell und kreativ arbeiten, gedopt wird überall. Auf dem internationalen Markt mithalten zu können und dabei "clean" zu bleiben, ist inzwischen fast so unmöglich wie im Sport. Denn die Konkurrenz schläft nicht - sie schluckt, snifft oder spritzt. Und wen kümmert es, daß Leute, die dopen, schneller "ausgebrannt" sind? Nachschub ist reichlich vorhanden.

Wie auch im Sport ist in der Wirtschaft der pharmakologische Wettlauf um die effektivsten (und unauffälligsten) Substanzen längst im Gange und "Dope-Jobber" wird in der Arbeitswelt allmählich zum stehenden Begriff. Zehn Jahre in einem Streßjob arbeiten, dabei Leistungen erbringen wie andere in zwanzig Jahren und Geld kassieren wie für dreißig Jahre - so sieht die Arbeitsvorstellung vieler junger Dope-Jobber aus. Daß sich ihre durchschnittliche Lebenserwartung dadurch um 20 oder 30 Jahre verkürzt, ist ihnen angesichts der Alternative, die letzten 20 oder 30 Jahre in Altersarmut und sozialer Ausgrenzung zu verbringen, offenbar gleichgültig.

An diesen Kundenkreis wendet sich auch der US-amerikanische Hersteller des Pushup-Medikaments "Turbodrin". Es verspricht selbst bei Langzeitanwendung gesteigerte Kreativität, Leistungsfähigkeit und Gedächtnisleistung um nahezu 50%. Einzige bekannte Nebenwirkung: der natürliche Alterungsprozeß beschleunigt sich ebenfalls um etwa das Doppelte. Wer also mit 30 eine zehnjährige Turbodrin-Phase einschiebt, sitzt mit 40 vielleicht im Firmenvorstand, hat aber schon die Physis eines 50-Jährigen. Im Grunde eine persönliche Entscheidung. Doch gibt die Tatsache zu denken, daß inzwischen die Autoindustrie laut darüber nachdenkt, in ihren Fertigungshallen ausschließlich Turbodrin-Arbeiter einzustellen. Natürlich zum Normaltarif.

20. März 2009