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SCHLUCKAUF/0119: Patientenorganverfügung - Nachtisch & Satire (SB)


Patientenorganverfügung



aus: Kolumne des Deutschen Fachblatts für Humanverwertungswirte, Ausgabe Januar 2013

Oh verdammt! Endlich haben wir den Durchschnittsbürger so weit, dass er per Patientenverfügung die kostensparende eigene Entsorgung abnickt, sobald er nicht mehr funktionstüchtig ist. Und da stellen wir fest: Das Einstellen lebensverlängernder Maßnahmen bei Sterbewilligen ist ein klassisches Eigentor - wir brauchen doch ihre Organe!

Um die in aller Ruhe, Organ für Organ, entnehmen zu können, muß der Träger noch eine ganze Weile am Leben bleiben. Na gut, nicht offiziell am Leben. Aber sein Herz muß schlagen und atmen muss er auch. Was also tun, wenn der Patient ausdrücklich keine lebensverlängernden Maßnahmen wünscht? Pro forma alle Geräte abstellen, um sie prompt wieder anzustellen, damit das wertvolle Organmaterial keinen Schaden nimmt? Ganz nach dem Motto "An-Aus- An"? Möglich, doch als juristischer Winkelzug ziemlich unelegant.

Da ist es besser, die Bürger legen in ihrer Patientenverfügung fest, dass das Organspenden vor dem Wunsch nach einem schnellen Tod Vorrang hat. "Mit warmen Händen geben!" lautet somit auch das Motto der neuen Kombi-Verfügung. Ist gerade kein passender Organempfänger in der Nähe, kann der Zustand der warmen Spenderhände ohne weiteres einige Wochen ausgedehnt werden.

Und die schnelle Beendigung unabwendbaren Leidens? Da sind wir beim nächsten Problem, nämlich den immensen Kosten, die ein solcher Quasi-Toter verursacht, wollte man ihn bis zur definitiven Abschaltung aller Geräte mit hochwirksamen Schmerzmitteln, oft Morphinen, rund um die Uhr versorgen. Denn offiziell ist er ja tot, weil zur Transplantation freigegeben. Wozu also Tote schmerzfrei halten, zumal die starken Medikamente für das Transplantationsmaterial nachteilig sind?

Es hilft nichts, ein weiterer Zusatz muß in die Patientenorganverfügung: Bei NICHT erfolgter Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen (aus transplantationstechnischen Gründen) bitte das Transplantationsmaterial nicht mit Analgetika verunreinigen. Verdammt, ja, damit können wir beruhigt leben!

14. Januar 2013