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KIRCHE/0010: Lieb und teuer (Ingolf Bossenz)


Lieb und teuer

Von Ingolf Bossenz, 28. Juli 2010


Das schwerste Geschütz fuhren die Grünen auf. Deren kirchenpolitischer Sprecher Josef Winkler hatte allen Ernstes einen »Generalangriff« auf die Kirchen ausgemacht, was wohl selbst Unionspolitiker zum Schmunzeln gebracht haben dürfte. Es ging um die in einigen Bundesländern zaghaft geäußerte Idee, die üppigen Zuschüsse für die christlichen Großkirchen wegen der Dauerkrise ein klein wenig zu kürzen. Im Auge hatten die Unbotmäßigen dabei lediglich die sogenannten Staatsleistungen, mit denen kirchliche Ansprüche bedient werden, die mittlerweile 200 und mehr Jahre zurückliegen. Mit nicht einmal einer halben Milliarde Euro jährlich nehmen sich diese Dotationen angesichts über 14 Milliarden sonstiger staatlicher Subventionen ausgesprochen mickrig aus.

Wie dem auch sei: In Deutschland darf bei Armen, Kindern, Rentnern, Kranken etc. gekürzt und gespart werden, dass es nur so quietscht. Wer die Pfründen der Kirchen antastet, entzieht den »stabilisierenden Kräften in der Gesellschaft« die finanzielle Grundlage, wie der CSU-Politiker Norbert Geis warnte. Dass man die entsprechenden Verträge »auch ändern« könne, wie die Linksfraktion in Brandenburg meint, ist ein frommer Wunsch. Denn die Staatskirchenverträge enthalten zwar viel Gutes für die Kirchen, aber weder eine Kündigungsklausel noch eine Befristung.


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Quelle:
Ingolf Bossenz, Juli 2010
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 28.7.2010
http://www.neues-deutschland.de/artikel/176212.lieb-und-teuer.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2010