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STANDPUNKT/001: Vegan - zukunftsstarke Wege gehen (tierrechte)


tierrechte 2.07 - Nr. 40, Juni 2007
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Vegan - zukunftsstarke Wege gehen

Von Marion Selig


Menschen, die sich für die Rechte der Tiere engagieren, sind sehr häufig Vegetarier. Das wird inzwischen gesellschaftlich zum großen Teil akzeptiert. Immer mehr Tierrechtler und Tierschützer entscheiden sich gleichwohl dafür, vegan zu leben - also ganz ohne Produkte vom Tier. Vielen Mitbürgern erscheint das derzeit allerdings noch suspekt. So denken manche dabei an realitätsferne, lustfeindliche Chaoten, die auf so viel verzichten müssen oder an blasse Moralapostel, die unter Mangelernährung leiden. Aber auch ganz praktische Alltagsfragen treten auf, z. B. wie backe ich denn einen Kuchen ohne Ei oder woher bekomme ich lederfreie Schuhe? Doch wer sich ernsthaft mit der veganen Welt beschäftigt, entdeckt, dass sie facettenreich ist, neue Perspektiven eröffnet und viel kreativen Lebensraum bietet. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe von 'tierrechte' möchte an die vegane Lebensweise heranführen. Wir wollen einen Einstieg geben, Vorurteile abbauen und auch neugierig auf diesen Lebensstil machen. Vielleicht bekommen ja auch Sie Lust, das ein oder andere mal auszuprobieren, zu genießen und in Ihr Leben zu integrieren. Und schließlich wünschen wir uns, dass immer mehr Menschen die vegane Lebensweise für sich als idealen 'Lifestyle' entdecken.


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Menschen, die vegan leben, verwenden keine Produkte vom Tier, also weder Fleisch, Milch oder Milchprodukte noch Eier, Honig, Leder, Wolle, Seide und natürlich auch keinen Pelz. Ebenfalls enthalten ihre Kosmetik-, Körperpflege- und Haushaltsmittel nichts vom Tier, wie z. B. tierliche Fette. Die vordringlichen Gründe dafür sind, dass Veganer durch die eigene Existenz so wenig wie möglich anderes Leben auf dieser Erde schädigen möchten. Veganer gestehen Tieren ein Lebensrecht zu und wollen nicht mitverantwortlich an ihrer Ausbeutung, quälerischen Haltung und am Tod im Schlachthof sein. Denn nicht nur die Produktion von Fleisch ist mit 'Nutztier'-Haltung und dem Töten von Tieren verbunden. Die meisten 'Milchkühe' und 'Legehennen' leben nicht weniger tierquälerisch als die Tiere zur Fleischerzeugung und werden am Ende immer geschlachtet. In manchen Haltungsformen, wie z. B. der Freilandhaltung von Hennen, geht es den Tieren besser, jedoch steht auch hier die Leistung der Tiere im Mittelpunkt und ihre Schlachtung am Ende.


Globale Bedeutung

Darüber hinaus entlastet die vegane Lebensweise auch die Umwelt. Die Erzeugung von Produkten vom Tier ist sehr energieintensiv und verbraucht mehr Wasser als die Produktion pflanzlicher Nahrung. Außerdem landet fast die Hälfte der Weltgetreideernte im Tierfutter. In Südamerika wird der Regenwald auch deshalb gerodet, um Futter für die 'Nutztiere' anzubauen. Durch die Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern gehen rund 90 Prozent der pflanzlichen Energie verloren. Stünde das Getreide, das an Tiere verfüttert wird, den Menschen direkt zur Verfügung, könnte das Welthungerproblem zumindest zum Teil gelöst werden.


Klimaschutz

Über den Klimawandel berichten die Medien derzeit fast täglich. Die vegane Lebensweise leistet auch hier einen Beitrag. Denn für die persönliche Klimabilanz sind nicht nur die Bereiche Verkehr, Heizung und Strom verantwortlich, sondern auch der Ernährungsstil. Nach Berechnungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt erweisen sich Vegetarier als praktizierende Klimaschützer. Sie verursachen mit ihrer Ernährung nur zwischen 0,65 und 0,98 Tonnen CO2 pro Jahr. Ein typischer Fleischesser kommt hingegen auf 1,82 Tonnen. Veganer tragen noch mehr zum Klimaschutz bei, darüber liegen aber vermutlich noch keine Zahlen vor.


Gesundheitliche Hintergründe

Die nicht selten geäußerten Befürchtungen, Veganer riskieren ihre Gesundheit und laufen Gefahr, sich mangelhaft zu ernähren, sind durch etliche Studien widerlegt worden.* Die Ergebnisse zeigen, dass vegan lebende Menschen tendenziell gesünder sind als 'Allesesser'. Insbesondere leiden sie seltener an Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und einigen Krebsarten. Auch die Untersuchungen veganer Frauen in der Schwangerschaft sowie veganer Babys und Kinder kommen zu dem Ergebnis, dass ein wohldurchdachter und abwechslungsreicher Speiseplan jeglichen Nährstoffbedarf deckt. Dagegen gibt es handfeste Hinweise, dass die gegenwärtig übliche Ernährungsweise in Deutschland hohe Gesundheitsrisiken birgt und erhebliche Kosten verursacht.


Vegane Alternativen

Für Menschen, die sich dafür entscheiden, vegan zu leben oder die vegane Produkte einfach ausprobieren wollen, gibt es inzwischen glücklicherweise zunehmend Möglichkeiten. Außer Reformhäusern und Bioläden bieten auch immer mehr Supermärkte vegane Artikel wie verschiedene Brotaufstriche, Soja-Milch und -Pudding oder vegane 'Steaks' und 'Schnitzel' auf der Basis von pflanzlichem Eiweiß an. Und insbesondere über das Internet sind weitere Produkte wie lederfreie Schuhe leicht zu beziehen.


Mehr Lebensfreude

Der vegane Lebensstil hat viele Vorteile. Die Ernährung ist bei sinnvoller und abwechslungsreicher Zusammenstellung vollwertig und gesund. Die vegane Lebensweise ist ökologisch und global gesehen die bessere und gerechtere Lebensweise, die anderes Leben respektiert und dadurch ein besseres Gewissen und mehr Lebensfreude verspricht. Außerdem ist sie interessant und das Ausprobieren neuer Rezepte macht Spaß. Versuchen Sie es doch einfach mal ...

* Siehe das Buch 'vegane Ernährung', in dem zahlreiche wissenschaftliche Studien ausgewertet wurden. Es kann bei "Menschen für Tierechte" bestellt werden.


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Quelle:
tierrechte - Nr. 40/Juni 2007, S. 4-5
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2007