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VEGETARIERBUND/332: Vegetarisch fit durch den Winter (natürlich vegetarisch)


natürlich vegetarisch, Januar/Februar/März 2007
Das Magazin vom Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. (VEBU)

Minderung der Infekt- und Grippeanfälligkeit durch natürliche Stärkung unseres Immunsystems:
Vegetarisch fit durch den Winter!

Ein Beitrag von Dr. Jörg Schulze


In den Jahreszeiten mit nasskalter Witterung treten häufig Erkältungskrankheiten in Form von Husten, Schnupfen, Halsschmerzen sowie Entzündungen von Luftröhre und Bronchien auf. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um einen relativ harmlosen grippalen Infekt. Eine echte Virusgrippe (influenza) tritt plötzlich und sehr heftig mit hohem Fieber auf, während sich ein grippaler Infekt allmählich in den Körper "einschleicht".

Erwachsene erkranken in der Regel drei- bis viermal im Jahr, Kinder meist noch häufiger. Ca. 30 % aller ausgefallenen Arbeitstage werden durch Erkältungskrankheiten verursacht. Einer Vielzahl versäumter Schultage liegen Erkältungskrankheiten zugrunde. Viren und Bakterien haben allerdings nur dann eine Chance, sich in unserem Körper festzusetzen und auszubreiten, wenn unser körpereigenes Immunsystem geschwächt ist.

Besonders aggressive Grippeerkrankungen sind zu erwarten, wenn durch Mutation und Kreuzung des Vogelgrippen-Virus mit menschlichen Grippe-Viren ein neuartiges Killer-Virus entsteht. Experten befürchten eine weltweite Grippe-Epidemie, eine so genannte Pandemie.


Einige Faktoren, die unser Immunsystem schwächen ...

Unterkühlung des Körpers. Nasse und kalte Füße z.B. lösen einen Reiz aus, durch den reflektorisch die Schleimhautdurchblutung des Respirations- und Urogenitaltraktes gedrosselt wird. Diese Durchblutungsstörung führt zu Sauerstoffmangel und Abnahme des Antikörpergehaltes im Bereich der Schleimhäute. Den Viren und Bakterien sind dann Tür und Tor geöffnet.
 
Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit zu trockener und sauerstoffarmer Luft (führt zu Irritationen der Schleimhäute im Bereich der oberen Atemwege)
 
Schädigung des Immunsystems durch Dauerstress
 
Schädigung der Darmflora und der Darmschleimhaut durch Gebrauch von Antibiotika
 
Zahnherde und Amalgamfüllungen
 
Schädigung des Lymphsystems durch langzeitige Fehlernährung. 80% des menschlichen Lymph- und Abwehrsystems liegen entlang des Darmes in Form kleinster Lymphknoten. Werden diese durch Fehlernährung überfordert, kann es zu Reaktionen an den übrigen Lymphknoten in Form von Lymphknoten- und Mandelschwellungen kommen.

Wie können wir mit speziellen Nahrungsmitteln unser Immunsystem stärken?

Grundlegende Bedeutung für den Aufbau und die Stärkung des Immunsystems hat die Obst- und Gemüserohkost. Die gesunden Darmbakterien gewinnen ihre Nahrungsstoffe aus Zellulose, welche in der Rohkost ausreichend vorhanden ist. Eine spezielle immunstärkende Wirkung haben darüber hinaus verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe (SPS). Insbesondere sind das die Carotinoide, Saponine, Polyphenole, Suffide und Phytinsäure.

In der Tabelle 1 (unten) finden Sie eine Auswahl von Nahrungsmitteln, in denen die genannten Substanzen besonders stark enthalten sind. Diese Stoffe wirken aber nicht nur immunstärkend, sondern besitzen noch viele weitere gesundheitsfördernde Wirkungen, von denen einige in der Tabelle aufgeführt sind. Natürliche Antibiotika sind in unterschiedlicher Stärke in folgenden Gewürzen bzw. Küchenkräutern enthalten: Anis, Muskat, Nelken, Zimt, Senf, Ingwer, Lavendel, Thymian, Liebstöckel, Kapuziner- und Brunnenkresse.


Die wichtigsten pflanzlichen Immunstimulantien

Heilpflanzen, die die Leistung des Immunsystems messbar verbessern, bezeichnet man als Immunstimulantien oder Immunmodulatoren. Die in Tabelle 2 angeführten Pflanzen werden zum Teil schon seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Stärkung des Immunsystems angewendet. Mit der Einnahme von Immunmodulatoren sollte man rechtzeitig vor der infektbeladenen Jahreszeit beginnen. Selbst wenn man sie erst zu Beginn einer Erkältungskrankheit einnimmt, verkürzen sie die Krankheitsdauer und mildern die Symptome. Einige abwehrsteigernde Naturheilmittel sind z. B. Echinacin Madaus, Esberitox N, Echiherb. Sonnenhutpräparate müssen, sollen sie volle Wirksamkeit entwickeln, richtig eingenommen werden.

Hier einige Empfehlungen:

vorbeugende Einnahme in Zeiten mit erhöhtem Infektrisiko: 3 x 20 Tropfen, aber nicht länger als 6 Wochen
Stoßtherapie bei ersten Infektzeichen: nachmittags 40 - 60 Tropfen, dann im stündlichem Abstand 10 - 20 Tropfen, anschließend noch einige Tage 3 x 20 Tropfen.
Keine Einnahme bei Fieber, da in diesem Fall die Abwehr bereits auf Hochtouren läuft!


Lindernde Teedrogen bei Erkältung und Grippe

Traditionell werden zahlreiche Pflanzen gegen Erkältungskrankheiten und Grippe verwendet.

Pflanzliche Wirkstoffe können bei der Vorbeugung oder Behandlung der grippalen Erkrankungen sehr verschiedenartig wirksam werden, z. B. schweißtreibend, immunmodulierend, entzündungshemmend, schleimlösend, antitussiv (Hustenreiz lindernd). Nachfolgend einige bewährte Teemischungen:

Schwitztee:
Lindenblüten - 20 g
Holunderblüten - 20 g
Mädesüßblüten - 10 g

Fiebertee/Grippeteemischung:
Lindenblüten,
Mädesüßblüten,
Weißdornblätter
mit Blüten, je - 20 g
Fieberkleeblätter - 10 g
Weidenrinde - 15 g
Engelwurzwurzel - 15 g

Husten- und Bronchialtee:
Thymian - 20 g
Spitzwegerichkraut - 25 g
Süßholzwurzel - 10 g
Bitterer Fenchel - 10 g
Anisfrüchte - 15 g

Teemischung gegen Schnupfen & Nasennebenhöhlenentzündung:
Eisenkraut - 25 g
Schlüsselblumenblüten - 25 g
Holunderblüten - 25 g
Thymiankraut - 20 g
Enzianwurzel - 5 g


Zur Problematik der Antibiotika

Antibiotika sind, wie es der Name sagt, gegen das Leben gerichtet. Sie töten nicht nur die unerwünschten Bakterien bzw. hemmen deren Fortpflanzung, sondern schädigen in erheblichem Maße auch unsere Darmflora, die für uns lebensnotwendigen Bakterien, wie z. B. die Bifidobakterien und Enterokokken. Eine gestörte Darmflora schwächt jedoch das darmassoziierte Immunsystem. Folgende Nebenwirkungen können Antibiotika erzeugen: Pilzerkrankungen (Mykosen), Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Allergien, irreversible Gehör- und Gleichgewichtsschäden, Sehstörungen, Entzündungen von Nerven und Arterienwände, Schäden in den Bereichen der Nieren, der Leber und des Knochenmarkes, eingeschränkte Aufnahme von Nährstoffen, Mineralien, Spurenelemente und Vitaminen (bedingt durch Fäulnis- und Gärungsvorgänge im Darm).

Bei unkomplizierten Infekten sind Antibiotika ohnehin nicht indiziert, denn ca. 70% der Erkältungen werden von Viren verursacht, gegen die Antibiotika bekanntlich nicht helfen. Antibiotika üben einen Selektionsdruck auf Bakterien aus, d. h. die Bakterien werden resistent gegenüber dem gegebenen Mittel, so dass zu immer neuen und stärkeren Mitteln gegriffen werden muss. Damit nähern wir uns der befürchteten Superinfektion, gegen die es keine Mittel mehr gibt. Die Verordnung von Antibiotika sollte deshalb nur echten, eng definierten Notfällen vorbehalten sein und zwar dann, wenn die Infektion unerträgliche Schmerzen verursacht oder wenn irreversible Schäden drohen bzw. bei lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten (z.B. Meningitis [Hirnhautentzündung], Endocarditis lenta [Herzinnenhautentzündung]).

Sollte der Einsatz von Antibiotika unvermeidlich sein, dann muss im Anschluss an die Behandlung die geschädigte Darmflora wieder saniert werden. Bewährt haben sich dabei Milchsäureprodukte wie Joghurt (Anmerk. der Redaktion: gibt es auch vegan), Buttermilch, Sauerkraut) und biologische Präparate (Mutaflor, Symbioflor sowie verschiedene homöopathische Mittel).


Wie die Dänen die größte Grippe-Epidemie aller Zeiten meisterten

Dr. Mikkel Hindhede, Leiter des Staatsinstitutes für Ernährungsforschung in Kopenhagen, begegnete der drohenden Hungersnot zu Beginn des 1. Weltkrieges mit der Empfehlung, dass die landwirtschaftliche Anbaufläche vor allem für die Erzeugung menschlicher Nahrungsmittel genutzt werden sollte und weniger für Viehfutter. Daraufhin wurden 80% des Mastviehes ans Ausland verkauft. Jetzt konnte der Getreide- und Gemüseanbau intensiviert werden. Fleisch wurde nur selten und in geringen Mengen angeboten. Außerdem wurden entwertete Nahrungsmittel wie Weißmehl- und Weißzuckerprodukte rigoros eingeschränkt.

Die von Dr. Hindhede verordnete Kriegsernährung war zwar knapp, aber reich an bioaktiven Schutzstoffen, was zu einer Mobilisierung der natürlichen Abwehrkräfte der dänischen Bevölkerung führte. Das Ergebnis war, dass die Dänen als einziges Volk in Europa die große Epidemie mit der "Spanischen Grippe" gegen Ende des Krieges im Jahre 1918 mit relativ wenig Erkrankungs- und Sterbefällen überstanden hatten. Die Grippewelle hinterließ damals in Europa über 30 Mill. Tote.


Zusammenfassend die 12 wichtigsten Maßnahmen zur Senkung der Infektanfälligkeit

1. Basenreiche vegetarische Ernährung (Vermeidung oder Einschränkung von Milchprodukten) bei regelmäßiger Einbeziehung von immunstärkenden Nahrungsmitteln (siehe vorn), wie z. B. Knoblauch, Bärlauch, Zwiebel und Meerrettich.

2. Reichlich trinken (1½ - 2 l), z. B. Mineralwasser, Heilkräutertee (siehe vorn), Frucht- und Gemüsesäfte.

3. Ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen über die Nahrung und evtl. über Nahrungsergänzungmittel (vor allem Vit. A, C und E, sowie Zink, Selen und Enzyme). Ein Mangel an diesen Substanzen beeinträchtigt erheblich die Immunabwehr.

4. Zahnsanierung durch ganzheitlich/biologisch arbeitenden Zahnarzt.

5. Darmreinigung und Darmsanierung (Symbioselenkung) mit Symbioflor, Omniflora oder Mutaflor.

6. Durchführung von Atemübungen mit dem Ziel, die Ausatmung zu verlängern. Das kann z. B. summend, sprechend, singend oder pfeifend erfolgen. Die verlängerte Ausatmung bewirkt eine enorme Reinigung des Blutes durch die gründliche Ausscheidung des Kohlendioxydes und beseitigt auf diese Weise sehr schnell eine Übersäuerung unseres Körpers. Entsprechende Übungen sollten alter 2 - 3 Std. erfolgen.

7. Abklopfen des Brustbeines während der tönenden Ausatmung zur Aktivierung der Thymusdrüse. Thymusdrüse und Milz haben Bedeutung bei der Bildung von Abwehrzellen. Die Milz kann man mit Tee aus Wegwartenwurzeln (Kaltauszug) stärken.

8. Realisierung von abhärtenden Maßnahmen, wie z. B. Sauna- und Schwitzbad (aber nicht bei schon vorhandenen Infektzeichen), Wechselduschen, Bürstenmassagen, Kneippsche Wasseranwendungen sowie Bewegung und volkssportliche Betätigung an frischer Luft (führt zur Zunahme von Immunzellen).

9. Einsatz von Heilpflanzen und Substanzen, die das Immunsystem stärken (vgl. auch vorn), wie z. B. Echinacea, Ginseng- und Taigawurzel, Blütenpollen, Propolis.

10. Noch einem Erkältungsinfekt unbedingt die Zahnbürste wechseln, um eine Neuinfektion zu vermeiden.

11. Vermeidung von Unterkühlungen. Kalte Luft, eisgekühlte Getränke, kalte Füße und allgemeine Unterkühlung bewirken eine Mangeldurchblutung der Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen, was den Schutz gegenüber Erkältungsviren enorm einschränkt.
Auch an kühlen Sommerabenden ist warme Kleidung zu empfehlen.

12. Beachtung ausreichender Luftfeuchtigkeit in zentralbeheizten oder klimatisierten Räumen (häufig lüften, reichlich trinken, Anbringen von Wasserverdunstungsschalen).
Ausgetrocknete Schleimhäute bieten keinen Schutz mehr gegenüber Krankheitserregern.


Um schadlos durch die Jahreszeiten mit nasskalter Witterung zu kommen, sollten wir mit den hier empfohlenen Maßnahmen zur natürlichen Stärkung unseres Immunsystems rechtzeitig beginnen und nicht warten, bis sich erste Infektzeichen eingestellt haben.


*


Tab. 1: Immunstärkende Pflanzenstoffe und Nahrungsmittel
(Liste Sekundärer Pflanzenstoffe (SPS))

Carotinoide
Nahrungsmittel: Obst und Gemüse mit intensiver Gelb-, Orange- und Grünfärbung: Möhren, Brokkoli, Grünkohl, Spinat, Tomaten, Aprikosen, Nektarinen
zusätzliche Wirkungen: Schutz vor freien Radikalen

Saponine
Nahrungsmittel: Hülsenfrüchte (Sojabohne, Kirchererbse), Spinat, Vollkornprodukte (vor allem aus Weizen und Gerste), Knoblauch, Zwiebeln
zusätzliche Wirkungen: Cholesterinsenkend

Polyphenole (Flavonoide, Isoflavonoide, Phenolsäuren)
Nahrungsmittel: Vorkommen besonders in den Randschichten von Getreide, Obst, Gemüse und Nüssen sowie der inneren weißen Haut von Zitrusfrüchten;Leinsamen, Beerenobst, Sojabohne, Karotten, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln
zusätzliche Wirkungen: Schutz vor freien Radikalen, entzündungshemmend, blutzuckerspiegelsenkend

Sulfide
Nahrungsmittel:Knoblauch, Zwiebel, Bärlauch, Grünkohl, Brokkoli, Rettich, Radieschen, Meerrettich (nur kleine Mengen verwenden)
zusätzliche Wirkungen: Schutz vor freien Radikalen, hemmen Wachstum patholog. Mikroorganismen, cholesterinsenkend, blutdruckregulierend

Phytinsäure
Nahrungsmittel:Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Sonnenblumenkerne, Sesam, Walnüsse
zusätzliche Wirkungen: Schutz vor freien Radikalen, cholesterin- und blutzuckerspiegelsenkend


Tab. 2: Wirkung einiger pflanzlicher Immunstimulantien
(Liste der Heilpflanzen)

Echinacea (Sonnenhut)
Wirkung auf das Immunsystem: Vermehrung der Fresszellen

Arnika (Bergwohlverleih)
Wirkung auf das Immunsystem: Vermehrung der Fresszellen

Baptisia (Wilder Indigo)
Wirkung auf das Immunsystem: Vermehrung der Fresszellen, Verbesserung des Zusammenspiels der Zellen des Immunsystems


*


Quelle:
natürlich vegetarisch, Magazin vom Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.
58. Jahrgang - Quartal 1/2007, S. 5-7
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2007