Schattenblick →WERBUNG UND KONSUM →PRODUKTINFORMATION → RUND UMS AUTO

MESSE/061: Internationale Automobilausstellung (IAA) - Schattenblick berichtet, Teil 1 (I. und G. Feldbauer)


Schattenblick berichtet von der 65. Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main

Die 65. IAA soll laut VDA-Präsident Wissmann "einen Wendepunkt" markieren
- Im Zentrum E-Mobilität
- Heraufziehende Absatzkrise wirft ihre Schatten

Von Irene und Gerhard Feldbauer, 12. September 2013



Die 65. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) hat am Donnerstag nach zwei vorausgegangenen Pressetagen bis zum 22. September ihre Pforten geöffnet. Auf der weltweit wichtigsten Automobilmesse sind 2013 auf einer Fläche von rund 230.000 m² 1098 Aussteller aus 35 Ländern vertreten, die mit 159 Weltpremieren aufwarten. Mit 43 Prozent ist der Anteil ausländischer Aussteller höher als 2011 (32 Prozent), von denen wiederum mehr als ein Viertel aus Asien kommen. Enorm angewachsen sind Unternehmen aus der Volksrepublik China, die von 13 vor zwei Jahren auf über 120 angewachsen sind. Zugenommen hat auch die Zahl der Zulieferer, deren Zahl von 305 vor zwei Jahren auf 375 angewachsen ist. Auch hier viele aus asiatischen Ländern, vor allem aus China. Damit wird auch ein schärfer werdender Wettbewerb erwartet. Denn der Anteil der Zulieferer an einem Auto beträgt etwa 75 Prozent.


Erste IAA 1897 mit acht Motorfahrzeugen

Die diesjährige 65. IAA blickt auf eine 115jährige Geschichte zurück. 1897 fand in Berlin die erste Schau mit gerade acht Motorwagen statt. Elf Jahre vorher hatten die Gründungsväter der heutigen Daimler AG, Carl Benz und Gottlieb Daimler, unabhängig voneinander ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor - Benz seinen dreirädrigen Patent-Motorwagen, Daimler seine vierrädrige Motorkutsche hergestellt. Nach einer Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges wurde 1921 die 14. IAA mit 67 Teilnehmern eröffnet, die 90 Pkw und 49 Lkw ausstellten. Seit 1951 ist Frankfurt/Main Austragungsort der heute weltweit größten Schau der Automobilhersteller. Ab 1991 findet die Messe alle zwei Jahre in der Mainmetropole nur noch für Pkw statt. Dazwischen ebenfalls im Zweijahresrhythmus die Nutzfahrzeugmesse in Hannover. 2011 zählte die IAA 928.000 Besucher. Dieses Jahr hoffen die Veranstalter die Millionenmarke zu knacken.


Stabilitätsanker in schwelender Krise

Unter dem Motto "Die automobilste Show der Welt" soll die diesjährige IAA, wie der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, vor der Presse erklärte, "einen Wendepunkt" markieren. Trotz der schwierigen Pkw-Konjunktur in Westeuropa solle sie einen Stabilitätsanker bilden.

© 2013 VDA, Verband der Automobilindustrie e. V.

VDA-Präsident Matthias Wissmann auf der Auftaktpressekonferenz am 09.09.2013
© 2013 VDA, Verband der Automobilindustrie e. V.

Wie das von statten gehen soll, bleibt eher offen. Denn die Furcht vor der schwelenden Krise in Europa ließ wenig Aufbruchsstimmung erkennen. Nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft Ernst & Young von Ende August nahmen die Verkäufe von VW, Daimler und Co. weltweit zwar um sechs Prozent zu, stagnierten aber in Westeuropa. Der deutsche Neuwagenmarkt ist gerade wieder ins Minus gerutscht. Nach einem leichten Plus im Juli lagen die Neuzulassungen im August mit 214.100 Einheiten fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das soll allerdings darauf zurückzuführen sein, dass es einen Arbeitstag weniger gab.


Bundeskanzlerin für Wachstum mit Autos aller Klassen

Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die weltgrößte Automobilschau eröffnete, konzentrierte sich in ihrer Rede auf das Thema der E-Mobilität. "Wir sind alle überzeugt, dass die Elektromobilität eine immer größere Rolle spielen wird", sagte sie. Es bleibe bei dem Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Wenn Merkel zusagte, sich bei der EU für "vernünftige Vorgaben" bei der CO2-Regulierung einzusetzen, warf sie Brüssel de facto unvernünftige Vorgaben vor. "Die Bundesregierung tritt ein für eine vernünftige Balance zwischen ehrgeizigen Zielen einerseits und unternehmerischer Freiheit anderseits", so die Kanzlerin weiter. Es könne nicht sein, dass alle Hersteller nur noch sparsame Kleinwagen bauen: "Zu Wachstum und Innovation gehören Autos aller Klassen", was die Produzenten von hohen PS-Marken sicher gern hören werden.

Auf dem Messestand von Volkswagen ließ sich Merkel vom Vorstandsvorsitzenden, Prof. Martin Winterkorn, über das E-Mobilitäts-Angebot des Wolfsburger Konzerns informieren. Winterkorn präsentierte der Bundeskanzlerin den e-Golf, eine rein batteriebetriebene Version des Bestsellers. Der VW-Chef versicherte, E-Mobile sollten genauso sichere Fahrzeuge wie unsere Modelle mit herkömmlichem Verbrennungsmotor werden.


VW-Chef Winterkorn ist skeptisch

Kein Geringerer als Martin Winterkorn, seit 2007 VW-Chef, meldete Skepsis an, wenn er auf der Pressekonferenz eingestand, dass seit seinem Amtsantritt bis heute der Neuwagenmarkt in Westeuropa um drei Millionen Autos geschrumpft ist. Düstere Prognose für die Beschäftigten, wenn Winterkorn zehn Autofabriken zu viel sieht. Da lässt Opel grüßen. Wenn Unternehmen, so auch VW noch gut dastehen, ist das vor allem auf den Export nach Übersee und China und die Herstellung dort zurückzuführen. In Westeuropa ging es 2013 in den ersten acht Monaten (Deutschland ausgenommen) für VW dagegen abwärts und es ist kein Ende absehbar. Aber auch die deutschen Käufer halten sich merklich zurück.

© Volkswagen AG

Bundeskanzlerin Merkel zu Gast bei Volkswagen auf der IAA
Dr. Martin Winterkorn, Vorstandvorsitzender der Volkswagen AG, präsentierte Bundeskanzlerin Angela Merkel den e-Golf
© Volkswagen AG


BMW-Chef Reithofer: "kein Licht am Ende des Tunnels."

Ähnlich zurückhaltend äußerten sich die Chefs der Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes. Frühestens in der zweiten Hälfte 2014 erwartet BMW-Chef Norbert Reithofer eine Erholung. "In diesem Jahr sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels." Womöglich könne die Krise die Branche aber auch noch drei oder sogar fünf Jahre beschäftigen.

Neben Opel steckt auch Ford weiter in den roten Zahlen und kalkuliert für 2013 in Europa nochmals 1,8 Mrd. Euro Verluste ein, will aber, laut Ford-Europachef Stephen Odell 2015 in die Gewinnzone zurückkehren. Als bekannt wurde, dass Ford-Chef Alan Mulally die Nachfolge des scheidenden Microsoft-Spitzenmanagers Steve Ballmer antreten könnte, witzelten Journalisten, hoffentlich werde er dort nicht auch rote Zahlen einführen.


Kampf um die Weltspitze im Absatz

Dennoch wird 2013 auf dem Weltautomobilmarkt mit 71 Millionen verkaufter Fahrzeuge gerechnet und für 2020 wahrscheinlich 90 Millionen kalkuliert. Hier findet weiter der Kampf der Giganten - General Motors, Volkswagen und Toyota - um die Weltspitze statt. Im zweiten Quartal fiel der Japaner mit 2,232 Millionen verkauften Fahrzeugen hinter den deutschen Konzern, der 2,283 absetzte, auf Platz zwei zurück. GM, der Mutterkonzern von Opel, bleibt mit 2,492 Millionen Fahrzeugen weiter größter Autobauer der Welt. Allerdings erreichte der Amerikaner beim Umsatz nur 48,5 Mrd. Euro und wurde hier vom europäischen Marktführer mit 52,1 Mrd. Euro bereits überholt. VW verfolgt unverändert sein Ziel, bis 2018 weltgrößter Autobauer zu werden. Obendrein will er auch den ersten Platz in der E-Mobilität einnehmen. Die Wettbewerbsstärke der deutschen Konzerne verdeutlicht hier ein Zehnjahresvergleich. Ihr Umsatz stieg in diesem Zeitraum um 71 Prozent, während alle anderen Hersteller nur auf 24 Prozent kamen. Mit 146 Prozent erreichten sie Spitzengewinne.


Am Tropf von Peking

Zugenommen hat die Abhängigkeit der Branche vom Markt in der Volksrepublik China. Die deutschen Hersteller verkaufen inzwischen dorthin fast so viele Fahrzeuge wie in die gesamte EU. Daimler, der bisher hinterher hinkt, will jetzt aufholen und seinen Jahresumsatz ins Reich der Mitte bis 2015 um 100.000 auf insgesamt 300.000 Autos steigern. Der kontraproduktive Effekt, China selbst verdoppelt seine Produktion auf 200.000 Fahrzeuge.


159 Weltpremieren

Aus der Fülle der 159 Weltpremieren eine sehr gedrängte Auswahl (in alphabetischer Reihenfolge).

BMW 4er Coupé. Mit ideal ausbalancierten Proportionen, einem tiefen Fahrzeugschwerpunkt und kraftvollen Motoren soll das 4er Coupé neue Maßstäbe für Ästhetik und Fahrdynamik in seinem Segment setzen. Ferner bietet der Bayer gleich fünf Weltpremieren in E-Mobilität: BMW C evolution, BMW Concept X5 eDrive, BMW i3, BMW i8 und BMW X5.

Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse "Jean Bugatti". Das gewisse Etwas für Auto-Narren, die es sich leisten können, ist eine Fortsetzung der Legenden-Reihe "Les Légendes de Bugatti" und Präsentation des zweiten Fahrzeugs dieser exklusiven Edition, die auf drei Exemplare limitiert werden soll.

CITROËN C-Elysée WTCC, eine von drei Weltpremieren, die der Franzose zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft 2014 erstmals ins Rennen schicken will.

Dacia Duster, die Renault Tochter präsentiert die neue Generation des SUV-Modells Duster. Diese überzeugt mit attraktiver Optik, exzellentem Platzangebot und moderner Antriebstechnologie.

© Daimler

Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars im Concept S-Class Coupé.
© Daimler

Ferrari 458 Speciale. Das Sondermodell des Italieners wartet mit außergewöhnlichen technologischen Innovationen auf, die einzigartige Fortschritte bei Antriebsstrang, Aerodynamik und Fahrdynamik ermöglichen und für beispiellose Fahrleistungen stehen.

Ford Vignale, die Weltpremiere der "Vignale"-Strategie - einer neuen Premium-Produktlinie - wird exemplarisch am neuen Ford Mondeo (Limousine und Turnier) vorgestellt.

General Motors Cadillac CTS positioniert sich neu im Zentrum der gehobenen oberen Mittelklasse mit ausgezeichneten Fahrleistungen, gesteigertem Luxus und ausgefeilter Technologie.

Honda Civic. Ein Fünftürer, der durch eine einzigartige Optik und einen praktischen Innenraum geprägt wird. Er gilt als einer der dynamischsten und effizientesten Kompaktwagen.

Land Rover Discovery 4 mit aufgefrischtem Design und erstmals mit einem 3.0 V6 S/C Motor, der 380 PS leistet.

Opel Insignia Country Tourer. Das neue Flagschiff der GM-Tochter ist eine von fünf Weltpremieren mit komplett neuer Infotainment-Generation inklusive Touchpad-Bedienung, extra-effizienten neuen Motoren wie dem 99-Gramm-Diesel mit 140 PS und attraktiverem Styling.

PEUGEOT 3008 mit neuer, eleganter Frontpartie und ausdrucksstarken Scheinwerfern mit technologischer Prägung. Eine hochwertige Ausstattung wie eine optionale Rückfahrkamera werten den 3008 zusätzlich auf.

Peugeot 5008 ist eine weitere Weltpremiere des Franzosen. Die komplett überarbeitete Frontpartie verkörpert das neue Design der Löwenmarke. Scheinwerfer mit technologischer Prägung sorgen für eine futuristische und dynamische Optik.

RCZ R mit einem 270 PS (199 kW) starken Motor stößt Peugeot mit diesem Modell in neue Leistungs- und Verbrauchsbereiche vor und verkörpert das Know-how der Marke in Sachen Design und Fahrerlebnis.

Porsche, nunmehr zur VW-Family gehörend, präsentiert zum 40jährigen Jubiläum des 911 Turbo mit der neuen Generation des 911 Turbo und Turbo S die technologische und fahrdynamische Spitze der Elfer-Baureihe.

Renault sechstes Concept stellt eine neue entwickelte Designstrategie dar, die den Menschen in den Mittelpunkt rücken und sich dabei an seinem Lebenszyklus orientieren will. Für jeden Lebensabschnitt bietet Renault maßgeschneiderte Fahrzeugkonzepte an.

SEAT Leon ST, das Modell der spanischen VW-Tochter ist dynamisch - elegant - vielseitig: Der neue Leon ST bietet perfekte Proportionen und präzise Linien auf 4,54 Metern Länge, ein Gepäckraumvolumen von 587 bis 1470 Liter.

© Daimler

Mercedes Benz auf der IAA
Die technologische Kompetenz der Marke unterstreicht auch die sparsamste S-Klasse aller Zeiten, der S 500 PLUG-IN HYBRID. Das dritte Hybrid-Modell neben dem S 400 HYBRID und dem S 300 BlueTEC HYBRID erzielt einen NEFZ-Verbrauch von nur 3,0 Liter pro 100 Kilometer und erreicht einen CO2-Ausstoß von 69 Gramm pro Kilometer.
© Daimler

ŠKODA Rapid Spaceback. Jüngster Kompakter der VW-Tochter in Tschechien mit erstem ŠKODA Kurzheckmodell, dynamischem Design, viel Platz und Funktionalität.

VW Golf R, neuer TSI katapultiert das Fahrzeug mit DSG in 4,9 Sekunden auf 100 km/h. Die Leistung des Golf R steigt auf 300 PS - Verbrauch sinkt mit DSG auf 6,9 Liter.


Kein Stand ohne Elektroautos

Dem Slogan der Messe "Die automobilste Show der Welt" zu sein, soll vor allem das Thema Elektromobilität entsprechen. Kein Stand in den elf Messehallen ist ohne Elektroautos und alternative Antriebe. Zu sehen sind die derzeit unterschiedlichsten Antriebsarten: klassische Antriebe, Hybridlösungen, Fahrzeuge mit Brennstoffzelle bis zu serienreifen Elektroautos.

Mercedes-Benz stellt neben dem S 500 Plug-in-Hybrid auch die neue B-Klasse Electric Drive vor. Daimler-Entwicklungschef Professor Dr. Thomas Weber informierte, dass das Unternehmen neun lokal emissionsfreie Fahrzeuge im Programm hat, die eine Batterie an Bord haben oder einen Brennstoffzellenantrieb. BMW zeigt den neuen i3 als Weltpremiere. Bei dem Kleinwagen mit Carbon-Karosserie handelt es sich um das erste rein elektrisch angetriebene Serienmodell. Den Mini-BMW treibt ausschließlich ein 125 kW starker E-Motor an. Er soll damit eine Reichweite von bis zu 160 Kilometern schaffen. VW führt erstmals einen rein elektrisch getriebenen Golf vor. Der eigentliche Magnet ist jedoch der e-up, der mit nur 11,7 kWh pro 100 Kilometer neue Maßstäbe in Sachen Sparsamkeit setzen soll. Bei Peugeot sind BlueHDi-Modelle, die Diesel-Hybridmodelle HYbrid4, eine Technikstudie 208 HYbrid FE und das Konzept 2008 HYbrid Air zu sehen.

Um das ganze Thema Batteriezelle, Batteriesysteme als Kern der Elektromobilität weiterzuentwickeln schlägt VDA-Präsident Wissmann vor, an den Universitäten und Hochschulen mehr elektrochemische Lehrstühle einzurichten.

*

Quelle:
© 2013 by Irene und Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2013